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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr.

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Rriegskarten

andere Gründe dafür vorhanden, daß die deutsche Karthographie, die sonst
anerkanntermaßen die besten Leistungen der Welt aufzuweisen hat -- man denke
nur an die unübertrefflichen Handatlanten von Stieler-Perthes, Andree-Velhagen
und Klafing, Debes-Wagner und Debes -- hier zum Teil nicht das leistete,
was man erwarten durfte. Der Hauptgrund ist. daß bei Beginn des Krieges
alle Karten der Kriegsschauplatze, bis herab zu ziemlich kleinen Maßstäben, dem
Geländeverbot unterworfen wurden. Es mußte verhütet werden, daß unseren
Feinden kriegsbrauchbare Karten in die Hände gespielt wurden. Ein harter
Schlag sicherlich für die Verleger, die wohl seit Jahren alle Vorbereitungen
für mögliche Fälle getroffen haben werden: sie mußten nun nicht nur die
mühsame Arbeit vieler Monate, vielleicht Jahre, beiseite stellen, sondern --
mit zum Teil wenig geschulten Personal -- in aller Eile von vorhandenen
Platten und durch mechanische Vergrößerungen Karten Herrichten, die sie nicht
mit Verlegerstolz hinausgehen ließen, Augenblicksprodukte, die dem fordernden
Publikum zunächst genügen mußten und wohl auch meist genügten; denn es
bestellte ja auch die Schundblätter vieler Zeitungen massenhaft! Inzwischen
ist ja nun zwar Geländedarstellung wieder gestattet worden, und mehrere Ver¬
leger haben denn auch noch Geländekarten herausgebracht, aber die vorhandenen
Vorräte anderer genügen zum Teil immer noch der stark verminderten Nach¬
frage, und man kann den Verlegern allzugroße neue Opfer nicht zumuten.
Sie kennen ihr Publikum. --

So erscheint es nicht leicht, den vorhandenen Verhältnissen Rechnung zu
tragen: der Kartenmarkt steht unter ungünstigen Zeichen; sein Höhepunkt ist
vorüber; die Käufer haben sich meist mit dem notwendigen versehen und --
viele sind nicht anspruchsvoll genug, um jetzt noch nach Besserem zu begehren.
Das soll uns aber nicht abhalten, unserer Aufgabe getreulich nachzukommen.

Ich werde die Karten zu sichten haben einmal nach den Maßstäben -- ich
scheide Übersichtskarten, Generalkarten und topographische Karten, das heißt
Karten Keinen, mittleren und größeren Maßstabs -- und dann unter den: Gesichts¬
punkt der Geländedarstellung. Geländelose Karten werde ich nicht unerwähnt lassen,
denn es sind treffliche, in verschiedener Hinsicht wertvolle Blätter darunter, sie sind
zum Teil erheblich billiger als andere und bieten manchem, wie gesagt, genug,
zumal, wenn er bereits kleinere Geländekarten desselben Gebietes besitzt.

I. Westlicher Kriegsschauplatz

a) Übersichtskarten (gewöhnlich im Maßstab 1:100000 und kleiner). Bei
weitem die beste und schönste -- ein Muster an Klarheit und Übersichtlichkeit --
ist die auf Grund der betreffenden Blätter des Andreeschen Handatlas von
Velhagen und Klasing herausgegebene Karte 1:1000000, die einzeln meines
Wissens für 80 Pf-, zusammen mit vier Sonderkarten der augenblicklichen
Kampfplätze (je 1:500000) und der Nebenkarte: Antwerpen (1:300000) für
1.25 M. zu haben ist. Außerordentlich erhöht wird der Wert dieses Karten-


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andere Gründe dafür vorhanden, daß die deutsche Karthographie, die sonst
anerkanntermaßen die besten Leistungen der Welt aufzuweisen hat — man denke
nur an die unübertrefflichen Handatlanten von Stieler-Perthes, Andree-Velhagen
und Klafing, Debes-Wagner und Debes — hier zum Teil nicht das leistete,
was man erwarten durfte. Der Hauptgrund ist. daß bei Beginn des Krieges
alle Karten der Kriegsschauplatze, bis herab zu ziemlich kleinen Maßstäben, dem
Geländeverbot unterworfen wurden. Es mußte verhütet werden, daß unseren
Feinden kriegsbrauchbare Karten in die Hände gespielt wurden. Ein harter
Schlag sicherlich für die Verleger, die wohl seit Jahren alle Vorbereitungen
für mögliche Fälle getroffen haben werden: sie mußten nun nicht nur die
mühsame Arbeit vieler Monate, vielleicht Jahre, beiseite stellen, sondern —
mit zum Teil wenig geschulten Personal — in aller Eile von vorhandenen
Platten und durch mechanische Vergrößerungen Karten Herrichten, die sie nicht
mit Verlegerstolz hinausgehen ließen, Augenblicksprodukte, die dem fordernden
Publikum zunächst genügen mußten und wohl auch meist genügten; denn es
bestellte ja auch die Schundblätter vieler Zeitungen massenhaft! Inzwischen
ist ja nun zwar Geländedarstellung wieder gestattet worden, und mehrere Ver¬
leger haben denn auch noch Geländekarten herausgebracht, aber die vorhandenen
Vorräte anderer genügen zum Teil immer noch der stark verminderten Nach¬
frage, und man kann den Verlegern allzugroße neue Opfer nicht zumuten.
Sie kennen ihr Publikum. —

So erscheint es nicht leicht, den vorhandenen Verhältnissen Rechnung zu
tragen: der Kartenmarkt steht unter ungünstigen Zeichen; sein Höhepunkt ist
vorüber; die Käufer haben sich meist mit dem notwendigen versehen und —
viele sind nicht anspruchsvoll genug, um jetzt noch nach Besserem zu begehren.
Das soll uns aber nicht abhalten, unserer Aufgabe getreulich nachzukommen.

Ich werde die Karten zu sichten haben einmal nach den Maßstäben — ich
scheide Übersichtskarten, Generalkarten und topographische Karten, das heißt
Karten Keinen, mittleren und größeren Maßstabs — und dann unter den: Gesichts¬
punkt der Geländedarstellung. Geländelose Karten werde ich nicht unerwähnt lassen,
denn es sind treffliche, in verschiedener Hinsicht wertvolle Blätter darunter, sie sind
zum Teil erheblich billiger als andere und bieten manchem, wie gesagt, genug,
zumal, wenn er bereits kleinere Geländekarten desselben Gebietes besitzt.

I. Westlicher Kriegsschauplatz

a) Übersichtskarten (gewöhnlich im Maßstab 1:100000 und kleiner). Bei
weitem die beste und schönste — ein Muster an Klarheit und Übersichtlichkeit —
ist die auf Grund der betreffenden Blätter des Andreeschen Handatlas von
Velhagen und Klasing herausgegebene Karte 1:1000000, die einzeln meines
Wissens für 80 Pf-, zusammen mit vier Sonderkarten der augenblicklichen
Kampfplätze (je 1:500000) und der Nebenkarte: Antwerpen (1:300000) für
1.25 M. zu haben ist. Außerordentlich erhöht wird der Wert dieses Karten-


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[0423] Rriegskarten andere Gründe dafür vorhanden, daß die deutsche Karthographie, die sonst anerkanntermaßen die besten Leistungen der Welt aufzuweisen hat — man denke nur an die unübertrefflichen Handatlanten von Stieler-Perthes, Andree-Velhagen und Klafing, Debes-Wagner und Debes — hier zum Teil nicht das leistete, was man erwarten durfte. Der Hauptgrund ist. daß bei Beginn des Krieges alle Karten der Kriegsschauplatze, bis herab zu ziemlich kleinen Maßstäben, dem Geländeverbot unterworfen wurden. Es mußte verhütet werden, daß unseren Feinden kriegsbrauchbare Karten in die Hände gespielt wurden. Ein harter Schlag sicherlich für die Verleger, die wohl seit Jahren alle Vorbereitungen für mögliche Fälle getroffen haben werden: sie mußten nun nicht nur die mühsame Arbeit vieler Monate, vielleicht Jahre, beiseite stellen, sondern — mit zum Teil wenig geschulten Personal — in aller Eile von vorhandenen Platten und durch mechanische Vergrößerungen Karten Herrichten, die sie nicht mit Verlegerstolz hinausgehen ließen, Augenblicksprodukte, die dem fordernden Publikum zunächst genügen mußten und wohl auch meist genügten; denn es bestellte ja auch die Schundblätter vieler Zeitungen massenhaft! Inzwischen ist ja nun zwar Geländedarstellung wieder gestattet worden, und mehrere Ver¬ leger haben denn auch noch Geländekarten herausgebracht, aber die vorhandenen Vorräte anderer genügen zum Teil immer noch der stark verminderten Nach¬ frage, und man kann den Verlegern allzugroße neue Opfer nicht zumuten. Sie kennen ihr Publikum. — So erscheint es nicht leicht, den vorhandenen Verhältnissen Rechnung zu tragen: der Kartenmarkt steht unter ungünstigen Zeichen; sein Höhepunkt ist vorüber; die Käufer haben sich meist mit dem notwendigen versehen und — viele sind nicht anspruchsvoll genug, um jetzt noch nach Besserem zu begehren. Das soll uns aber nicht abhalten, unserer Aufgabe getreulich nachzukommen. Ich werde die Karten zu sichten haben einmal nach den Maßstäben — ich scheide Übersichtskarten, Generalkarten und topographische Karten, das heißt Karten Keinen, mittleren und größeren Maßstabs — und dann unter den: Gesichts¬ punkt der Geländedarstellung. Geländelose Karten werde ich nicht unerwähnt lassen, denn es sind treffliche, in verschiedener Hinsicht wertvolle Blätter darunter, sie sind zum Teil erheblich billiger als andere und bieten manchem, wie gesagt, genug, zumal, wenn er bereits kleinere Geländekarten desselben Gebietes besitzt. I. Westlicher Kriegsschauplatz a) Übersichtskarten (gewöhnlich im Maßstab 1:100000 und kleiner). Bei weitem die beste und schönste — ein Muster an Klarheit und Übersichtlichkeit — ist die auf Grund der betreffenden Blätter des Andreeschen Handatlas von Velhagen und Klasing herausgegebene Karte 1:1000000, die einzeln meines Wissens für 80 Pf-, zusammen mit vier Sonderkarten der augenblicklichen Kampfplätze (je 1:500000) und der Nebenkarte: Antwerpen (1:300000) für 1.25 M. zu haben ist. Außerordentlich erhöht wird der Wert dieses Karten-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323097/423>, abgerufen am 29.04.2024.