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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.

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i. UecKlb. am Nüritxsee
LeKnelle Zewissenliakte Vorbereitung tur ale Linjänrigen-, ?rima- u. üeifeprüfurig
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nelloziijlW kHe!i"Iier!
-"- Mark)----
Nönere privAtscnule mit Internat (2. Xe. VI--II).
IZeiäe Anstalten xxviscnen V/asser unä V/ala seur Zesunä ZeleZen.
IZssonäers tur Lenüler, alle spe^. l^oräerunA unä Obnut beäürken.
Qrünälicner tintement in Kleinen Klassen unä Kursen. Vor^llZIiene
VerpkleAUNZ. Nan vert^nZe Prospekt.

Alte und neue deutsche Politik
Dr. Rarl Buchheim von

ir haben den Vorzug genossen, eine Weltwende mit vollem Bewußt¬
sein zu erleben. Denn es ist kein Zweifel, daß für den ganzen
europäischen Kulturkreis in den schwülen letzten Julitagen von 1914,
in jener angstvollen Spannung vor dem Ungewissen, das die
nächsten Wochen bringen sollten, eine Geschichtsepoche zu Grabe
stieg und eine neue heraufkam. Heute fühlt man sich von allem, was jenseits
des Kriegsaugusts liegt, unendlich weit entfernt durch die Fülle des Neuen, das
wir seitdem erlebt haben, durch den unermeßlichen Inhalt dieser gewaltigen zwei
Jahre. Wir Deutschen hatten uns gewöhnt, etwa im März 1890 bei dem
Rücktritt Bismarcks aus seinen Ämtern den letzten Einschnitt unserer Geschichte
zu machen. Was diesseits lag, das war unsere Zeit, das empfanden wir fast
allgemein als unsere politische Gegenwart. Diese Gegenwart machte nun der
Weltkrieg mit einem Schlage zur Vergangenheit, und wir haben demselben Stoff
gegenüber, der eben noch in unseren Zeitungen aktuell war, das Gefühl ge¬
wonnen, aus Zeitgenossen in Historiker verwandelt zu sein. Eine eigenartige
seltene Gunst ist damit denen zuteil geworden, die bemüht sind, aus der Ge¬
schichte für die Politik und aus der Politik für die Geschichte zu lernen. Sonst
reicht oft wohl kaum ein Menschenleben hin, um gegen Zeiten, die man selbst
durchlebt hat, einen gewissen Grad historischer Objektivität zu gewinnen. Uns
macht eine riesengroße Katastrophe des Völkerdaseins die Aufgabe verhältnis¬
mäßig leicht, Ereignisse und Kämpfe, die erst vor wenigen Jahren unsere Leiden,
schaften in Anspruch nahmen, als reine Vergangenheit zu betrachten, wenn wir
nur dem natürlichen Gefühl folgen, daß die Zeit, die seit dem Weltkrieg
angebrochen ist, auch wirklich eine neue sei. Wer heute Gelegenheit hat.
der nehme einmal alte Zeitungen zur Hand! Nur wenige Jahre sollen sie
zurückliegen. Man nehme Blätter aus den Monaten, wo sich bei uns die


Grenzboten III 1916 2ö


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i. UecKlb. am Nüritxsee
LeKnelle Zewissenliakte Vorbereitung tur ale Linjänrigen-, ?rima- u. üeifeprüfurig
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Nönere privAtscnule mit Internat (2. Xe. VI—II).
IZeiäe Anstalten xxviscnen V/asser unä V/ala seur Zesunä ZeleZen.
IZssonäers tur Lenüler, alle spe^. l^oräerunA unä Obnut beäürken.
Qrünälicner tintement in Kleinen Klassen unä Kursen. Vor^llZIiene
VerpkleAUNZ. Nan vert^nZe Prospekt.

Alte und neue deutsche Politik
Dr. Rarl Buchheim von

ir haben den Vorzug genossen, eine Weltwende mit vollem Bewußt¬
sein zu erleben. Denn es ist kein Zweifel, daß für den ganzen
europäischen Kulturkreis in den schwülen letzten Julitagen von 1914,
in jener angstvollen Spannung vor dem Ungewissen, das die
nächsten Wochen bringen sollten, eine Geschichtsepoche zu Grabe
stieg und eine neue heraufkam. Heute fühlt man sich von allem, was jenseits
des Kriegsaugusts liegt, unendlich weit entfernt durch die Fülle des Neuen, das
wir seitdem erlebt haben, durch den unermeßlichen Inhalt dieser gewaltigen zwei
Jahre. Wir Deutschen hatten uns gewöhnt, etwa im März 1890 bei dem
Rücktritt Bismarcks aus seinen Ämtern den letzten Einschnitt unserer Geschichte
zu machen. Was diesseits lag, das war unsere Zeit, das empfanden wir fast
allgemein als unsere politische Gegenwart. Diese Gegenwart machte nun der
Weltkrieg mit einem Schlage zur Vergangenheit, und wir haben demselben Stoff
gegenüber, der eben noch in unseren Zeitungen aktuell war, das Gefühl ge¬
wonnen, aus Zeitgenossen in Historiker verwandelt zu sein. Eine eigenartige
seltene Gunst ist damit denen zuteil geworden, die bemüht sind, aus der Ge¬
schichte für die Politik und aus der Politik für die Geschichte zu lernen. Sonst
reicht oft wohl kaum ein Menschenleben hin, um gegen Zeiten, die man selbst
durchlebt hat, einen gewissen Grad historischer Objektivität zu gewinnen. Uns
macht eine riesengroße Katastrophe des Völkerdaseins die Aufgabe verhältnis¬
mäßig leicht, Ereignisse und Kämpfe, die erst vor wenigen Jahren unsere Leiden,
schaften in Anspruch nahmen, als reine Vergangenheit zu betrachten, wenn wir
nur dem natürlichen Gefühl folgen, daß die Zeit, die seit dem Weltkrieg
angebrochen ist, auch wirklich eine neue sei. Wer heute Gelegenheit hat.
der nehme einmal alte Zeitungen zur Hand! Nur wenige Jahre sollen sie
zurückliegen. Man nehme Blätter aus den Monaten, wo sich bei uns die


Grenzboten III 1916 2ö
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/397>, abgerufen am 06.05.2024.