Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Pariser Welt und Halbwelt zur Zeit der Direktorialregierung

pariser Welt und Halbwelt zur Zeit der Direktorial¬
regierung
Stridienrat Dr. Willi Müller von

er Wirre Traum von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, den
die Franzosen in jenen Tagen träumten, da bunt durcheinander die
Köpfe des Königs und der Königin, der Girondisten wie der Mon-
tagnards, Dantons und anderer Schreckensmänner in die Ewigkeit
rollten, ging zu Ende, als an dem denkwürdigen 9, Thermidor des
zweiten Jahres der Republik Rabespierre gestürzt wurde und
vierundzwanzig Stunden später das geschäftige Fallbeil, dem er Hunderte über¬
liefert hatte, endlich auch das Haupt dieses blutdürstigsten aller Tyrannen vom
Rumpfe trennte. Der erste Akt des großen, die Welt völlig umgestaltenden Dramas
war damit ausgespielt, und allmählich stellte sich unter dem Direktorium uach der
Zeit der Unruhe ein Gefühl der Sicherheit ein, das es gestattete, aus der politischen
Revolution eine gesellschaftliche zu Inachen und Frankreich der Last am Dasein, die
es so lange entbehrt hatte, zurückzugeben. Zumal die Frauen waren es, die mit
der gefälligeren Lebensauffassung Athens das Sparta der Sansculotten zu erfüllen
wünschten, und ebensowenig wie jene zeigte sich die Jugend geneigt, dauernd
das Joch einer alle Freudigkeit ertöteudeu Barbarei zu tragen; sie'schmachtete
förmlich nach Genuß und freier Bewegung und wollte die Vergangenheit herauf¬
beschwören, die ihre Kindheit verschönt hatte. Dem Sehnen der im Lenze ihres
Lebens stehenden Mädchen konnte das Bewußtsein demokratischer Tugend allein
auf die Dauer denn doch nicht genügen, und natürliche Verbündete fanden sie an
den gleichalterigen Jünglingen. Man wollte die Schrecken der Revolution aus der
Erinnerung völlig verbannen, und so stürzte sich zumal Paris kopfüber in einen
wahren Taumel des Vergnügens; konnte man im Zweifel sein, ob die Franzosen
zur Zeit der Terreur mehr Helden oder Narren gewesen waren -- jetzt wurden sie
ein Volk von Genießern. Allerdings erscheinen uns die Jahre des Direktoriums
als eine Zeit, in der die Grenze, die Welt und Halbwelt trennt, oft nicht ganz
deutlich zu erkennen war; gebildete Frauen nahmen keinen Anstoß an dein sitten¬
losen Treiben vieler ihrer Geschlechtsgenossinnen; anrüchige Damen verkehrten un¬
angefochten in guten Kreisen, und im Punkte der Moral herrschte eine so aus¬
gesprochene Nonchalance wie kaum zur Zeit des aneisn röZime, unter dein einst
Ludwig der Sechzehnte als Dauphin seine junge Gemahlin ganz ungeniert bei
der Dübarry, der Maitresse seines Großvaters, eingeführt hatte.

Als ein Wesen, das auf jener Grenzlinie zwischen Welt und Halbwelt
"mphibiotisch balanciert, erscheint vor allem Frau Tcresia Tallien, ""lotrs Dame
6u 1">rermiclor", wie die Pariser sie nannten, weil nicht ohne ihren Einfluß
Robespierres .Katastrophe herbeigeführt worden war. Sie öffnete nach der
Schreckenszeit zuerst die Pforten ihrer Villa, der am Cours de la Reine gelegenen
"Chaumiere", wieder der Gastlichkeit und verstand es, die Räume dieses reizenden
Heimes bald zu einem Sammelpunkt der guten Gesellschaft zu machen. Hier saßen
der ausgesprochene Revolutionär, der blaublütige Aristokrat und der reich gewordene
Spekulant an demselben Tische; Barras, der glänzendste der fünf Direktoren, ging
ein und aus und spielte halbwegs den Hausherrn, und in den so bunt gemischten
Kreis kehrte unter dem versöhnenden Einflüsse der schönen Frau allmählich die der
Zeit des Jakobinertums völlig fremde feine Sitte früherer Tage zurück. Auch ein
kleiner, in einer stark abgetragenen Uniform steckender Offizier, mager, mit
"ruppigem Haar und gelber Haut, die an den Knochen zu kleben schien, be¬
suchte diesen Zirkel; man konnte meinen, er käme direkt vom Schlachtfelde und
röche noch nach Pulver, und wenn er über die Straße ging, hörte man Wohl
die Leute sagen: "^Irl comme it est laicl ce petit Lrapaucl!" Das war der
damals inaktive Brigadegeneral der Artillerie Napoleon Bonaparte, der in kurzem


Pariser Welt und Halbwelt zur Zeit der Direktorialregierung

pariser Welt und Halbwelt zur Zeit der Direktorial¬
regierung
Stridienrat Dr. Willi Müller von

er Wirre Traum von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, den
die Franzosen in jenen Tagen träumten, da bunt durcheinander die
Köpfe des Königs und der Königin, der Girondisten wie der Mon-
tagnards, Dantons und anderer Schreckensmänner in die Ewigkeit
rollten, ging zu Ende, als an dem denkwürdigen 9, Thermidor des
zweiten Jahres der Republik Rabespierre gestürzt wurde und
vierundzwanzig Stunden später das geschäftige Fallbeil, dem er Hunderte über¬
liefert hatte, endlich auch das Haupt dieses blutdürstigsten aller Tyrannen vom
Rumpfe trennte. Der erste Akt des großen, die Welt völlig umgestaltenden Dramas
war damit ausgespielt, und allmählich stellte sich unter dem Direktorium uach der
Zeit der Unruhe ein Gefühl der Sicherheit ein, das es gestattete, aus der politischen
Revolution eine gesellschaftliche zu Inachen und Frankreich der Last am Dasein, die
es so lange entbehrt hatte, zurückzugeben. Zumal die Frauen waren es, die mit
der gefälligeren Lebensauffassung Athens das Sparta der Sansculotten zu erfüllen
wünschten, und ebensowenig wie jene zeigte sich die Jugend geneigt, dauernd
das Joch einer alle Freudigkeit ertöteudeu Barbarei zu tragen; sie'schmachtete
förmlich nach Genuß und freier Bewegung und wollte die Vergangenheit herauf¬
beschwören, die ihre Kindheit verschönt hatte. Dem Sehnen der im Lenze ihres
Lebens stehenden Mädchen konnte das Bewußtsein demokratischer Tugend allein
auf die Dauer denn doch nicht genügen, und natürliche Verbündete fanden sie an
den gleichalterigen Jünglingen. Man wollte die Schrecken der Revolution aus der
Erinnerung völlig verbannen, und so stürzte sich zumal Paris kopfüber in einen
wahren Taumel des Vergnügens; konnte man im Zweifel sein, ob die Franzosen
zur Zeit der Terreur mehr Helden oder Narren gewesen waren — jetzt wurden sie
ein Volk von Genießern. Allerdings erscheinen uns die Jahre des Direktoriums
als eine Zeit, in der die Grenze, die Welt und Halbwelt trennt, oft nicht ganz
deutlich zu erkennen war; gebildete Frauen nahmen keinen Anstoß an dein sitten¬
losen Treiben vieler ihrer Geschlechtsgenossinnen; anrüchige Damen verkehrten un¬
angefochten in guten Kreisen, und im Punkte der Moral herrschte eine so aus¬
gesprochene Nonchalance wie kaum zur Zeit des aneisn röZime, unter dein einst
Ludwig der Sechzehnte als Dauphin seine junge Gemahlin ganz ungeniert bei
der Dübarry, der Maitresse seines Großvaters, eingeführt hatte.

Als ein Wesen, das auf jener Grenzlinie zwischen Welt und Halbwelt
«mphibiotisch balanciert, erscheint vor allem Frau Tcresia Tallien, „»lotrs Dame
6u 1">rermiclor", wie die Pariser sie nannten, weil nicht ohne ihren Einfluß
Robespierres .Katastrophe herbeigeführt worden war. Sie öffnete nach der
Schreckenszeit zuerst die Pforten ihrer Villa, der am Cours de la Reine gelegenen
„Chaumiere", wieder der Gastlichkeit und verstand es, die Räume dieses reizenden
Heimes bald zu einem Sammelpunkt der guten Gesellschaft zu machen. Hier saßen
der ausgesprochene Revolutionär, der blaublütige Aristokrat und der reich gewordene
Spekulant an demselben Tische; Barras, der glänzendste der fünf Direktoren, ging
ein und aus und spielte halbwegs den Hausherrn, und in den so bunt gemischten
Kreis kehrte unter dem versöhnenden Einflüsse der schönen Frau allmählich die der
Zeit des Jakobinertums völlig fremde feine Sitte früherer Tage zurück. Auch ein
kleiner, in einer stark abgetragenen Uniform steckender Offizier, mager, mit
»ruppigem Haar und gelber Haut, die an den Knochen zu kleben schien, be¬
suchte diesen Zirkel; man konnte meinen, er käme direkt vom Schlachtfelde und
röche noch nach Pulver, und wenn er über die Straße ging, hörte man Wohl
die Leute sagen: „^Irl comme it est laicl ce petit Lrapaucl!" Das war der
damals inaktive Brigadegeneral der Artillerie Napoleon Bonaparte, der in kurzem


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0213" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/333696"/>
          <fw type="header" place="top"> Pariser Welt und Halbwelt zur Zeit der Direktorialregierung</fw><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> pariser Welt und Halbwelt zur Zeit der Direktorial¬<lb/>
regierung<lb/><note type="byline"> Stridienrat Dr. Willi Müller</note> von</head><lb/>
          <p xml:id="ID_813"> er Wirre Traum von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, den<lb/>
die Franzosen in jenen Tagen träumten, da bunt durcheinander die<lb/>
Köpfe des Königs und der Königin, der Girondisten wie der Mon-<lb/>
tagnards, Dantons und anderer Schreckensmänner in die Ewigkeit<lb/>
rollten, ging zu Ende, als an dem denkwürdigen 9, Thermidor des<lb/>
zweiten Jahres der Republik Rabespierre gestürzt wurde und<lb/>
vierundzwanzig Stunden später das geschäftige Fallbeil, dem er Hunderte über¬<lb/>
liefert hatte, endlich auch das Haupt dieses blutdürstigsten aller Tyrannen vom<lb/>
Rumpfe trennte. Der erste Akt des großen, die Welt völlig umgestaltenden Dramas<lb/>
war damit ausgespielt, und allmählich stellte sich unter dem Direktorium uach der<lb/>
Zeit der Unruhe ein Gefühl der Sicherheit ein, das es gestattete, aus der politischen<lb/>
Revolution eine gesellschaftliche zu Inachen und Frankreich der Last am Dasein, die<lb/>
es so lange entbehrt hatte, zurückzugeben. Zumal die Frauen waren es, die mit<lb/>
der gefälligeren Lebensauffassung Athens das Sparta der Sansculotten zu erfüllen<lb/>
wünschten, und ebensowenig wie jene zeigte sich die Jugend geneigt, dauernd<lb/>
das Joch einer alle Freudigkeit ertöteudeu Barbarei zu tragen; sie'schmachtete<lb/>
förmlich nach Genuß und freier Bewegung und wollte die Vergangenheit herauf¬<lb/>
beschwören, die ihre Kindheit verschönt hatte. Dem Sehnen der im Lenze ihres<lb/>
Lebens stehenden Mädchen konnte das Bewußtsein demokratischer Tugend allein<lb/>
auf die Dauer denn doch nicht genügen, und natürliche Verbündete fanden sie an<lb/>
den gleichalterigen Jünglingen. Man wollte die Schrecken der Revolution aus der<lb/>
Erinnerung völlig verbannen, und so stürzte sich zumal Paris kopfüber in einen<lb/>
wahren Taumel des Vergnügens; konnte man im Zweifel sein, ob die Franzosen<lb/>
zur Zeit der Terreur mehr Helden oder Narren gewesen waren &#x2014; jetzt wurden sie<lb/>
ein Volk von Genießern. Allerdings erscheinen uns die Jahre des Direktoriums<lb/>
als eine Zeit, in der die Grenze, die Welt und Halbwelt trennt, oft nicht ganz<lb/>
deutlich zu erkennen war; gebildete Frauen nahmen keinen Anstoß an dein sitten¬<lb/>
losen Treiben vieler ihrer Geschlechtsgenossinnen; anrüchige Damen verkehrten un¬<lb/>
angefochten in guten Kreisen, und im Punkte der Moral herrschte eine so aus¬<lb/>
gesprochene Nonchalance wie kaum zur Zeit des aneisn röZime, unter dein einst<lb/>
Ludwig der Sechzehnte als Dauphin seine junge Gemahlin ganz ungeniert bei<lb/>
der Dübarry, der Maitresse seines Großvaters, eingeführt hatte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_814" next="#ID_815"> Als ein Wesen, das auf jener Grenzlinie zwischen Welt und Halbwelt<lb/>
«mphibiotisch balanciert, erscheint vor allem Frau Tcresia Tallien, &#x201E;»lotrs Dame<lb/>
6u 1"&gt;rermiclor", wie die Pariser sie nannten, weil nicht ohne ihren Einfluß<lb/>
Robespierres .Katastrophe herbeigeführt worden war. Sie öffnete nach der<lb/>
Schreckenszeit zuerst die Pforten ihrer Villa, der am Cours de la Reine gelegenen<lb/>
&#x201E;Chaumiere", wieder der Gastlichkeit und verstand es, die Räume dieses reizenden<lb/>
Heimes bald zu einem Sammelpunkt der guten Gesellschaft zu machen. Hier saßen<lb/>
der ausgesprochene Revolutionär, der blaublütige Aristokrat und der reich gewordene<lb/>
Spekulant an demselben Tische; Barras, der glänzendste der fünf Direktoren, ging<lb/>
ein und aus und spielte halbwegs den Hausherrn, und in den so bunt gemischten<lb/>
Kreis kehrte unter dem versöhnenden Einflüsse der schönen Frau allmählich die der<lb/>
Zeit des Jakobinertums völlig fremde feine Sitte früherer Tage zurück. Auch ein<lb/>
kleiner, in einer stark abgetragenen Uniform steckender Offizier, mager, mit<lb/>
»ruppigem Haar und gelber Haut, die an den Knochen zu kleben schien, be¬<lb/>
suchte diesen Zirkel; man konnte meinen, er käme direkt vom Schlachtfelde und<lb/>
röche noch nach Pulver, und wenn er über die Straße ging, hörte man Wohl<lb/>
die Leute sagen: &#x201E;^Irl comme it est laicl ce petit Lrapaucl!" Das war der<lb/>
damals inaktive Brigadegeneral der Artillerie Napoleon Bonaparte, der in kurzem</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0213] Pariser Welt und Halbwelt zur Zeit der Direktorialregierung pariser Welt und Halbwelt zur Zeit der Direktorial¬ regierung Stridienrat Dr. Willi Müller von er Wirre Traum von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, den die Franzosen in jenen Tagen träumten, da bunt durcheinander die Köpfe des Königs und der Königin, der Girondisten wie der Mon- tagnards, Dantons und anderer Schreckensmänner in die Ewigkeit rollten, ging zu Ende, als an dem denkwürdigen 9, Thermidor des zweiten Jahres der Republik Rabespierre gestürzt wurde und vierundzwanzig Stunden später das geschäftige Fallbeil, dem er Hunderte über¬ liefert hatte, endlich auch das Haupt dieses blutdürstigsten aller Tyrannen vom Rumpfe trennte. Der erste Akt des großen, die Welt völlig umgestaltenden Dramas war damit ausgespielt, und allmählich stellte sich unter dem Direktorium uach der Zeit der Unruhe ein Gefühl der Sicherheit ein, das es gestattete, aus der politischen Revolution eine gesellschaftliche zu Inachen und Frankreich der Last am Dasein, die es so lange entbehrt hatte, zurückzugeben. Zumal die Frauen waren es, die mit der gefälligeren Lebensauffassung Athens das Sparta der Sansculotten zu erfüllen wünschten, und ebensowenig wie jene zeigte sich die Jugend geneigt, dauernd das Joch einer alle Freudigkeit ertöteudeu Barbarei zu tragen; sie'schmachtete förmlich nach Genuß und freier Bewegung und wollte die Vergangenheit herauf¬ beschwören, die ihre Kindheit verschönt hatte. Dem Sehnen der im Lenze ihres Lebens stehenden Mädchen konnte das Bewußtsein demokratischer Tugend allein auf die Dauer denn doch nicht genügen, und natürliche Verbündete fanden sie an den gleichalterigen Jünglingen. Man wollte die Schrecken der Revolution aus der Erinnerung völlig verbannen, und so stürzte sich zumal Paris kopfüber in einen wahren Taumel des Vergnügens; konnte man im Zweifel sein, ob die Franzosen zur Zeit der Terreur mehr Helden oder Narren gewesen waren — jetzt wurden sie ein Volk von Genießern. Allerdings erscheinen uns die Jahre des Direktoriums als eine Zeit, in der die Grenze, die Welt und Halbwelt trennt, oft nicht ganz deutlich zu erkennen war; gebildete Frauen nahmen keinen Anstoß an dein sitten¬ losen Treiben vieler ihrer Geschlechtsgenossinnen; anrüchige Damen verkehrten un¬ angefochten in guten Kreisen, und im Punkte der Moral herrschte eine so aus¬ gesprochene Nonchalance wie kaum zur Zeit des aneisn röZime, unter dein einst Ludwig der Sechzehnte als Dauphin seine junge Gemahlin ganz ungeniert bei der Dübarry, der Maitresse seines Großvaters, eingeführt hatte. Als ein Wesen, das auf jener Grenzlinie zwischen Welt und Halbwelt «mphibiotisch balanciert, erscheint vor allem Frau Tcresia Tallien, „»lotrs Dame 6u 1">rermiclor", wie die Pariser sie nannten, weil nicht ohne ihren Einfluß Robespierres .Katastrophe herbeigeführt worden war. Sie öffnete nach der Schreckenszeit zuerst die Pforten ihrer Villa, der am Cours de la Reine gelegenen „Chaumiere", wieder der Gastlichkeit und verstand es, die Räume dieses reizenden Heimes bald zu einem Sammelpunkt der guten Gesellschaft zu machen. Hier saßen der ausgesprochene Revolutionär, der blaublütige Aristokrat und der reich gewordene Spekulant an demselben Tische; Barras, der glänzendste der fünf Direktoren, ging ein und aus und spielte halbwegs den Hausherrn, und in den so bunt gemischten Kreis kehrte unter dem versöhnenden Einflüsse der schönen Frau allmählich die der Zeit des Jakobinertums völlig fremde feine Sitte früherer Tage zurück. Auch ein kleiner, in einer stark abgetragenen Uniform steckender Offizier, mager, mit »ruppigem Haar und gelber Haut, die an den Knochen zu kleben schien, be¬ suchte diesen Zirkel; man konnte meinen, er käme direkt vom Schlachtfelde und röche noch nach Pulver, und wenn er über die Straße ging, hörte man Wohl die Leute sagen: „^Irl comme it est laicl ce petit Lrapaucl!" Das war der damals inaktive Brigadegeneral der Artillerie Napoleon Bonaparte, der in kurzem

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/213
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/213>, abgerufen am 05.05.2024.