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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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[Beginn Spaltensatz]
Die polnische Presse
zur Danziger Frage
"Grana" Ur. 11 vom 16. März. [Spaltenumbruch]

Es fand daher in unserer Stadt eine
imposante Versammlung statt, die mit der
entsprechenden Resolution, die Rückgabe
Danzigs fordernd, schloß. Nach der Ver¬
sammlung begab sich daS Volk dicht gedrängt
vor das Schloß, der Sitz der Alliierten-
Mission, um dort für die Sache Danzigs zu
demonstrieren. Am anderen Tage, am Montag
abend, wiederholte sich der Aufzug. Eine
vieltausendköpfige Menge versammelte sich auf
dem Alten Markt, um sich mit Standarten
und Fahnen unter Absingen von Liedern
nach dem Platz vor dem Schlosse zu begeben,
wo nach entsprechenden Ansprachen des Ab¬
geordneten Nowicki und des PfarrersLudwiczak
sich nicht endenwollende Hochrufe erhoben.
Darauf begab sich der Zug zum Mickiwicz-
denkmal, wo wieder Ansprachen und Hochrufe
erschollen, dann zog er durch die Alleen und
die Neue Straße zum Alten Markt, von wo
sich die Teilnehmer dieser Prächtigen und im¬
posanten Kundgebung nach Hause zerstreuten.
Überflüssig ist es hinzuzufügen, daß alles in
der musterhaftesten Ordnung verlief. Es
war auch keine deutsche Polizei da, die mit
ihrem hochmütigen und provozierenden Aus-
treten die Bevölkerung hätte Provozieren
können. Die Deutschen, die zufällig in die
Woge deS dicht gedrängt vorwärtsschreitenden
Volkes gerieten, unterhielten sich ruhig und
von keinem belästigt auf Deutsch. Es war
weder unsere Polizei da, noch die Volkswchr,
mit einem Wort niemand, der ex okticio die
Ordnung aufrecht erhielt. Die Bevölkerung
selbst sah auf Ordnung und bewahrte sie so
musterhaft, wie es sich für ein folgsames
und ruhiges Volk gehört.

Jetzt weiß wenigstens die Alliiertenmission
vollständig, welches der Standpunkt des Pol¬
nischen Volkes in der Sache Danzigs ist.
Auch die Vertreter der deutschen Regierung
daven ihn erfahren, die gerade zu der Zeit,
als der Zug vor das Schloß kam, mit ^der
Misston über die Demarkationslinie und mit
dieser Frage zusammenhängende Angelegen¬
heiten konferierten. Jeder, der Augen hatte,
konnte die Polnischen Forderungen mit großen

[Ende Spaltensatz]

Wir geben nachstehend einige Polnische
Presseäußerungen zur Danziger Frage. Zu¬
nächst eine Auslassung aus der Zeit vor den
Verhandlungen in Spaa, die in ihrer Mischung
aus Geschichtsklitterung, Anmaßung und rüh¬
renden Unschuldsbeteuerungen ein schönes
Bild polnischer Sinnesart gibt.

Unter dem Zeichen Danzig. Mr ver¬
gangene Sonntag und die folgenden Tage
standen in ganz Polen unter dem Zeichen
Danzig.

Es gingen nämlich beunruhigende Ge¬
rüchte, daß für Polen die Wiederkehr Dan zigs,
das geraubt ist durch Preußen gegen alles
göttliche und menschliche Recht, zweifelhaft sei.

Es genügte das, um in ganz Polen die
allergrößte Sorge hervorzurufen um unsere
schöne Burg am Meer, die dasteht wie der
Schlüssel zu unserm Lande. Es genügt das,
um auch die Trägsten in Bewegung zu
bringen und das Gewissen des ganzen Volkes
zu elektrisieren.

Um den Gefühlen und Wünschen des
Volkes Ausdruck zu geben, erging im ganzen
Lande die Parole, den 9. März einer großen
Kundgebung zu weihen, die in einer deut¬
lichen und keinen Zweifel lassenden Weise der
Welt zeigen sollte, was alles das Polnische
Volk in der Sache Danzig von der Friedens¬
konferenz erhofft und was es kategorisch fordert.

Es fanden also an diesem Tage überall
große Versammlungen und Kundgebungs¬
aufzüge statt. Die Zeitungen weihten der
Sache Danzig eigene Nummern. Die
städtischen Räte und Korporationen aller Art
veröffentlichten entsprechende Aufrufe und
Resolutionen.

Und unser Landesteil ließ sich nicht durch
andere überholen. Posen, das in seinen
Mauern die große interalliierte Mission be¬
herbergt, benutzte umso eifriger dieMöglichkeit,
die Alliierten mit den Gefühlen und Wünschen
des Volkes bekannt zu machen.


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[Beginn Spaltensatz]
Die polnische Presse
zur Danziger Frage
„Grana" Ur. 11 vom 16. März. [Spaltenumbruch]

Es fand daher in unserer Stadt eine
imposante Versammlung statt, die mit der
entsprechenden Resolution, die Rückgabe
Danzigs fordernd, schloß. Nach der Ver¬
sammlung begab sich daS Volk dicht gedrängt
vor das Schloß, der Sitz der Alliierten-
Mission, um dort für die Sache Danzigs zu
demonstrieren. Am anderen Tage, am Montag
abend, wiederholte sich der Aufzug. Eine
vieltausendköpfige Menge versammelte sich auf
dem Alten Markt, um sich mit Standarten
und Fahnen unter Absingen von Liedern
nach dem Platz vor dem Schlosse zu begeben,
wo nach entsprechenden Ansprachen des Ab¬
geordneten Nowicki und des PfarrersLudwiczak
sich nicht endenwollende Hochrufe erhoben.
Darauf begab sich der Zug zum Mickiwicz-
denkmal, wo wieder Ansprachen und Hochrufe
erschollen, dann zog er durch die Alleen und
die Neue Straße zum Alten Markt, von wo
sich die Teilnehmer dieser Prächtigen und im¬
posanten Kundgebung nach Hause zerstreuten.
Überflüssig ist es hinzuzufügen, daß alles in
der musterhaftesten Ordnung verlief. Es
war auch keine deutsche Polizei da, die mit
ihrem hochmütigen und provozierenden Aus-
treten die Bevölkerung hätte Provozieren
können. Die Deutschen, die zufällig in die
Woge deS dicht gedrängt vorwärtsschreitenden
Volkes gerieten, unterhielten sich ruhig und
von keinem belästigt auf Deutsch. Es war
weder unsere Polizei da, noch die Volkswchr,
mit einem Wort niemand, der ex okticio die
Ordnung aufrecht erhielt. Die Bevölkerung
selbst sah auf Ordnung und bewahrte sie so
musterhaft, wie es sich für ein folgsames
und ruhiges Volk gehört.

Jetzt weiß wenigstens die Alliiertenmission
vollständig, welches der Standpunkt des Pol¬
nischen Volkes in der Sache Danzigs ist.
Auch die Vertreter der deutschen Regierung
daven ihn erfahren, die gerade zu der Zeit,
als der Zug vor das Schloß kam, mit ^der
Misston über die Demarkationslinie und mit
dieser Frage zusammenhängende Angelegen¬
heiten konferierten. Jeder, der Augen hatte,
konnte die Polnischen Forderungen mit großen

[Ende Spaltensatz]

Wir geben nachstehend einige Polnische
Presseäußerungen zur Danziger Frage. Zu¬
nächst eine Auslassung aus der Zeit vor den
Verhandlungen in Spaa, die in ihrer Mischung
aus Geschichtsklitterung, Anmaßung und rüh¬
renden Unschuldsbeteuerungen ein schönes
Bild polnischer Sinnesart gibt.

Unter dem Zeichen Danzig. Mr ver¬
gangene Sonntag und die folgenden Tage
standen in ganz Polen unter dem Zeichen
Danzig.

Es gingen nämlich beunruhigende Ge¬
rüchte, daß für Polen die Wiederkehr Dan zigs,
das geraubt ist durch Preußen gegen alles
göttliche und menschliche Recht, zweifelhaft sei.

Es genügte das, um in ganz Polen die
allergrößte Sorge hervorzurufen um unsere
schöne Burg am Meer, die dasteht wie der
Schlüssel zu unserm Lande. Es genügt das,
um auch die Trägsten in Bewegung zu
bringen und das Gewissen des ganzen Volkes
zu elektrisieren.

Um den Gefühlen und Wünschen des
Volkes Ausdruck zu geben, erging im ganzen
Lande die Parole, den 9. März einer großen
Kundgebung zu weihen, die in einer deut¬
lichen und keinen Zweifel lassenden Weise der
Welt zeigen sollte, was alles das Polnische
Volk in der Sache Danzig von der Friedens¬
konferenz erhofft und was es kategorisch fordert.

Es fanden also an diesem Tage überall
große Versammlungen und Kundgebungs¬
aufzüge statt. Die Zeitungen weihten der
Sache Danzig eigene Nummern. Die
städtischen Räte und Korporationen aller Art
veröffentlichten entsprechende Aufrufe und
Resolutionen.

Und unser Landesteil ließ sich nicht durch
andere überholen. Posen, das in seinen
Mauern die große interalliierte Mission be¬
herbergt, benutzte umso eifriger dieMöglichkeit,
die Alliierten mit den Gefühlen und Wünschen
des Volkes bekannt zu machen.


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[0442] Prefsestimmen Prefsestimmen Die polnische Presse zur Danziger Frage „Grana" Ur. 11 vom 16. März. Es fand daher in unserer Stadt eine imposante Versammlung statt, die mit der entsprechenden Resolution, die Rückgabe Danzigs fordernd, schloß. Nach der Ver¬ sammlung begab sich daS Volk dicht gedrängt vor das Schloß, der Sitz der Alliierten- Mission, um dort für die Sache Danzigs zu demonstrieren. Am anderen Tage, am Montag abend, wiederholte sich der Aufzug. Eine vieltausendköpfige Menge versammelte sich auf dem Alten Markt, um sich mit Standarten und Fahnen unter Absingen von Liedern nach dem Platz vor dem Schlosse zu begeben, wo nach entsprechenden Ansprachen des Ab¬ geordneten Nowicki und des PfarrersLudwiczak sich nicht endenwollende Hochrufe erhoben. Darauf begab sich der Zug zum Mickiwicz- denkmal, wo wieder Ansprachen und Hochrufe erschollen, dann zog er durch die Alleen und die Neue Straße zum Alten Markt, von wo sich die Teilnehmer dieser Prächtigen und im¬ posanten Kundgebung nach Hause zerstreuten. Überflüssig ist es hinzuzufügen, daß alles in der musterhaftesten Ordnung verlief. Es war auch keine deutsche Polizei da, die mit ihrem hochmütigen und provozierenden Aus- treten die Bevölkerung hätte Provozieren können. Die Deutschen, die zufällig in die Woge deS dicht gedrängt vorwärtsschreitenden Volkes gerieten, unterhielten sich ruhig und von keinem belästigt auf Deutsch. Es war weder unsere Polizei da, noch die Volkswchr, mit einem Wort niemand, der ex okticio die Ordnung aufrecht erhielt. Die Bevölkerung selbst sah auf Ordnung und bewahrte sie so musterhaft, wie es sich für ein folgsames und ruhiges Volk gehört. Jetzt weiß wenigstens die Alliiertenmission vollständig, welches der Standpunkt des Pol¬ nischen Volkes in der Sache Danzigs ist. Auch die Vertreter der deutschen Regierung daven ihn erfahren, die gerade zu der Zeit, als der Zug vor das Schloß kam, mit ^der Misston über die Demarkationslinie und mit dieser Frage zusammenhängende Angelegen¬ heiten konferierten. Jeder, der Augen hatte, konnte die Polnischen Forderungen mit großen Wir geben nachstehend einige Polnische Presseäußerungen zur Danziger Frage. Zu¬ nächst eine Auslassung aus der Zeit vor den Verhandlungen in Spaa, die in ihrer Mischung aus Geschichtsklitterung, Anmaßung und rüh¬ renden Unschuldsbeteuerungen ein schönes Bild polnischer Sinnesart gibt. Unter dem Zeichen Danzig. Mr ver¬ gangene Sonntag und die folgenden Tage standen in ganz Polen unter dem Zeichen Danzig. Es gingen nämlich beunruhigende Ge¬ rüchte, daß für Polen die Wiederkehr Dan zigs, das geraubt ist durch Preußen gegen alles göttliche und menschliche Recht, zweifelhaft sei. Es genügte das, um in ganz Polen die allergrößte Sorge hervorzurufen um unsere schöne Burg am Meer, die dasteht wie der Schlüssel zu unserm Lande. Es genügt das, um auch die Trägsten in Bewegung zu bringen und das Gewissen des ganzen Volkes zu elektrisieren. Um den Gefühlen und Wünschen des Volkes Ausdruck zu geben, erging im ganzen Lande die Parole, den 9. März einer großen Kundgebung zu weihen, die in einer deut¬ lichen und keinen Zweifel lassenden Weise der Welt zeigen sollte, was alles das Polnische Volk in der Sache Danzig von der Friedens¬ konferenz erhofft und was es kategorisch fordert. Es fanden also an diesem Tage überall große Versammlungen und Kundgebungs¬ aufzüge statt. Die Zeitungen weihten der Sache Danzig eigene Nummern. Die städtischen Räte und Korporationen aller Art veröffentlichten entsprechende Aufrufe und Resolutionen. Und unser Landesteil ließ sich nicht durch andere überholen. Posen, das in seinen Mauern die große interalliierte Mission be¬ herbergt, benutzte umso eifriger dieMöglichkeit, die Alliierten mit den Gefühlen und Wünschen des Volkes bekannt zu machen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/442>, abgerufen am 29.04.2024.