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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Kleine Nachrichten

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Weichen zu setzen, wie es das auf einer
tausend oder mehr Kilometer langen Land¬
grenze tun wird. Für diesen Zweck aber
wird das Stück Danziger Bucht, das dem
neuen Polen als Geburtstagsgeschenk über¬
reicht wird, nicht genügen. Der polnische
Ausdehnungsdrang wird weiterstreben und
danach trachten, auch die Küste Ostpreußens,
das ohnehin vom Körper Deutschlands
rettungslos abgetrennt und von Polen weit
umklammert wird, sich anzueignen. Die
Rolle, die dem jungen Polen von der
Entente zugedacht ist, und die seine jetzigen
Machthaber, verblendet durch den gauklerischen
Trug eines neupolnischen Imperialismus,
übernommen haben, ist die eines Hetzhundes,
der dem von Westen her gestellten und fest¬
gehaltenen Deutschland beständig im Nacken
sitzen und dem der neue Tschechenstaat zu
demselben Zwecke helfend zur Seite treten soll.

2. polnische Presse

Die in Pelplin (Westpreußen) erscheinende
polnische Zeitung "Piclgrzym" -- Ur. 5t
vom 5. Mui -- bringt nachstehenden offenen
Brief an den Oberpräsidenten von West¬
preußen Herrn von Jcigow. Dieser nicht
nur als polnisches Kulturdokument aufzu¬
fassende Brief lautet:

"Herr Jagow, stelle Dir vor, daß, sobald
in Paris unsere Zugehörigkeit zu Polen
bekanntgegeben wird, unsere Behörden an
Dir eine kleine Wiedervergeltungsprobe
versuchen werden, daß sie vor Deinem Hause
einen Haufen wilder Soldaten mitKarabinern,
Minenwerfern und Maschinengewehren auf¬
stellen werden. Stelle Dir nun vor, Herr
Jagow, daß solche Soldatenhorden bei Dir
eine Hausrevision veranstalten, nicht eine,
sondern mehrere, alle paar Tage, daß sie

[Spaltenumbruch]

Dir dabei drohen werden, den Revolver um
Kopf und Brust anlegen werden, Dir ins
Gesicht speien werden, Dich schlagen, mit
Fäusten bearbeiten, mit einem Wort, sich an
Dir weiden werden, ohne der vollständigen
Plünderung des Hauses usw. zu erwähnen.
Schließlich werden sie Dich mitnehmen und
Dich in irgendein Knechen oder in ein ver¬
laustes Gefangenlager stecken, wo sie Dir
Wasser mit Wrucken, oder Kartoffeln mit
Wasser und den ganzen Tag lang eine
Schnitte trockenen Brotes verabreichen werden.
Dort werden sie Dich ohne Untersuchung
ganze Wochen lang halten, und Du wirst
nur Schimpfworte hören. Von Zeit zu Zeit
werden sie, um Deine Nerven daran zu
gewöhnen, Dir an den Ohren herumsch!eßen,
vielleicht werden sie Dich auch ein bißchen
anschießen, und auf Deine Klagen werden
Dir die Behörden antworten: Sei zufrieden,
daß Du noch lebst. Natürlich wirst Du toll
werden über eine solche Behandlung, dann
werden sie Dir eine Jacke mit langen Ärmeln
anziehen und werden Dich nach Wejherow"
bringen. Öffentlich werden sie sagen: Dieser
Herr ist verrückt geworden. . . . Wenn Du
das lesen möchtest und verstehen, dann würdest
Du es Dir gewiß überlegen und andere
Anschauungen gewinnen. Und wisse, Herr
Jagow, daß dies erst ein Teil dieser "kleineren
Übel" ist, mit welchen Du uns in Deiner
.Weitherzigkeit' beschenktest . . ."

Die polnische Zeitung enthüllt damit
zweierlei: Die sonst ständig abgeleugnete
menschenunwürdige Behandlung deutscher
Internierter in den berüchtigten Polnischen
Sammellagern und die feste Absicht, die
deutschen Beamten in den etwa abgetretenen
Gebietsteilen entgegen allen öffentliche"
Beteuerungen bis auf das Blut zu peinigen.

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Kleine Nachrichten



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Kundgebung an den deutschen Osten.

Berlin, 8. Mai. Die Neichsregierung und
die preußische Staatsregierung erlassen fol¬
gende Kundgebung an den deutschen Osten:

Die Reichsregierung hat nach der Be¬
kanntgabe der Friedensbedingungen zum

[Spaltenumbruch]

deutschen Volke gesprochen. Der Bevölkerung
der östlichen Provinzen Preußens noch ein
besonderes Wort!

Die Abtrennung Oberschlesiens vom
Reich, die Angliedenmg von drei über¬
wiegend deutschen Gebieten in Mittel- und

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Kleine Nachrichten

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Weichen zu setzen, wie es das auf einer
tausend oder mehr Kilometer langen Land¬
grenze tun wird. Für diesen Zweck aber
wird das Stück Danziger Bucht, das dem
neuen Polen als Geburtstagsgeschenk über¬
reicht wird, nicht genügen. Der polnische
Ausdehnungsdrang wird weiterstreben und
danach trachten, auch die Küste Ostpreußens,
das ohnehin vom Körper Deutschlands
rettungslos abgetrennt und von Polen weit
umklammert wird, sich anzueignen. Die
Rolle, die dem jungen Polen von der
Entente zugedacht ist, und die seine jetzigen
Machthaber, verblendet durch den gauklerischen
Trug eines neupolnischen Imperialismus,
übernommen haben, ist die eines Hetzhundes,
der dem von Westen her gestellten und fest¬
gehaltenen Deutschland beständig im Nacken
sitzen und dem der neue Tschechenstaat zu
demselben Zwecke helfend zur Seite treten soll.

2. polnische Presse

Die in Pelplin (Westpreußen) erscheinende
polnische Zeitung „Piclgrzym" — Ur. 5t
vom 5. Mui — bringt nachstehenden offenen
Brief an den Oberpräsidenten von West¬
preußen Herrn von Jcigow. Dieser nicht
nur als polnisches Kulturdokument aufzu¬
fassende Brief lautet:

„Herr Jagow, stelle Dir vor, daß, sobald
in Paris unsere Zugehörigkeit zu Polen
bekanntgegeben wird, unsere Behörden an
Dir eine kleine Wiedervergeltungsprobe
versuchen werden, daß sie vor Deinem Hause
einen Haufen wilder Soldaten mitKarabinern,
Minenwerfern und Maschinengewehren auf¬
stellen werden. Stelle Dir nun vor, Herr
Jagow, daß solche Soldatenhorden bei Dir
eine Hausrevision veranstalten, nicht eine,
sondern mehrere, alle paar Tage, daß sie

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Dir dabei drohen werden, den Revolver um
Kopf und Brust anlegen werden, Dir ins
Gesicht speien werden, Dich schlagen, mit
Fäusten bearbeiten, mit einem Wort, sich an
Dir weiden werden, ohne der vollständigen
Plünderung des Hauses usw. zu erwähnen.
Schließlich werden sie Dich mitnehmen und
Dich in irgendein Knechen oder in ein ver¬
laustes Gefangenlager stecken, wo sie Dir
Wasser mit Wrucken, oder Kartoffeln mit
Wasser und den ganzen Tag lang eine
Schnitte trockenen Brotes verabreichen werden.
Dort werden sie Dich ohne Untersuchung
ganze Wochen lang halten, und Du wirst
nur Schimpfworte hören. Von Zeit zu Zeit
werden sie, um Deine Nerven daran zu
gewöhnen, Dir an den Ohren herumsch!eßen,
vielleicht werden sie Dich auch ein bißchen
anschießen, und auf Deine Klagen werden
Dir die Behörden antworten: Sei zufrieden,
daß Du noch lebst. Natürlich wirst Du toll
werden über eine solche Behandlung, dann
werden sie Dir eine Jacke mit langen Ärmeln
anziehen und werden Dich nach Wejherow«
bringen. Öffentlich werden sie sagen: Dieser
Herr ist verrückt geworden. . . . Wenn Du
das lesen möchtest und verstehen, dann würdest
Du es Dir gewiß überlegen und andere
Anschauungen gewinnen. Und wisse, Herr
Jagow, daß dies erst ein Teil dieser „kleineren
Übel" ist, mit welchen Du uns in Deiner
.Weitherzigkeit' beschenktest . . ."

Die polnische Zeitung enthüllt damit
zweierlei: Die sonst ständig abgeleugnete
menschenunwürdige Behandlung deutscher
Internierter in den berüchtigten Polnischen
Sammellagern und die feste Absicht, die
deutschen Beamten in den etwa abgetretenen
Gebietsteilen entgegen allen öffentliche»
Beteuerungen bis auf das Blut zu peinigen.

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Kleine Nachrichten



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Kundgebung an den deutschen Osten.

Berlin, 8. Mai. Die Neichsregierung und
die preußische Staatsregierung erlassen fol¬
gende Kundgebung an den deutschen Osten:

Die Reichsregierung hat nach der Be¬
kanntgabe der Friedensbedingungen zum

[Spaltenumbruch]

deutschen Volke gesprochen. Der Bevölkerung
der östlichen Provinzen Preußens noch ein
besonderes Wort!

Die Abtrennung Oberschlesiens vom
Reich, die Angliedenmg von drei über¬
wiegend deutschen Gebieten in Mittel- und

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[0508] Kleine Nachrichten Weichen zu setzen, wie es das auf einer tausend oder mehr Kilometer langen Land¬ grenze tun wird. Für diesen Zweck aber wird das Stück Danziger Bucht, das dem neuen Polen als Geburtstagsgeschenk über¬ reicht wird, nicht genügen. Der polnische Ausdehnungsdrang wird weiterstreben und danach trachten, auch die Küste Ostpreußens, das ohnehin vom Körper Deutschlands rettungslos abgetrennt und von Polen weit umklammert wird, sich anzueignen. Die Rolle, die dem jungen Polen von der Entente zugedacht ist, und die seine jetzigen Machthaber, verblendet durch den gauklerischen Trug eines neupolnischen Imperialismus, übernommen haben, ist die eines Hetzhundes, der dem von Westen her gestellten und fest¬ gehaltenen Deutschland beständig im Nacken sitzen und dem der neue Tschechenstaat zu demselben Zwecke helfend zur Seite treten soll. 2. polnische Presse Die in Pelplin (Westpreußen) erscheinende polnische Zeitung „Piclgrzym" — Ur. 5t vom 5. Mui — bringt nachstehenden offenen Brief an den Oberpräsidenten von West¬ preußen Herrn von Jcigow. Dieser nicht nur als polnisches Kulturdokument aufzu¬ fassende Brief lautet: „Herr Jagow, stelle Dir vor, daß, sobald in Paris unsere Zugehörigkeit zu Polen bekanntgegeben wird, unsere Behörden an Dir eine kleine Wiedervergeltungsprobe versuchen werden, daß sie vor Deinem Hause einen Haufen wilder Soldaten mitKarabinern, Minenwerfern und Maschinengewehren auf¬ stellen werden. Stelle Dir nun vor, Herr Jagow, daß solche Soldatenhorden bei Dir eine Hausrevision veranstalten, nicht eine, sondern mehrere, alle paar Tage, daß sie Dir dabei drohen werden, den Revolver um Kopf und Brust anlegen werden, Dir ins Gesicht speien werden, Dich schlagen, mit Fäusten bearbeiten, mit einem Wort, sich an Dir weiden werden, ohne der vollständigen Plünderung des Hauses usw. zu erwähnen. Schließlich werden sie Dich mitnehmen und Dich in irgendein Knechen oder in ein ver¬ laustes Gefangenlager stecken, wo sie Dir Wasser mit Wrucken, oder Kartoffeln mit Wasser und den ganzen Tag lang eine Schnitte trockenen Brotes verabreichen werden. Dort werden sie Dich ohne Untersuchung ganze Wochen lang halten, und Du wirst nur Schimpfworte hören. Von Zeit zu Zeit werden sie, um Deine Nerven daran zu gewöhnen, Dir an den Ohren herumsch!eßen, vielleicht werden sie Dich auch ein bißchen anschießen, und auf Deine Klagen werden Dir die Behörden antworten: Sei zufrieden, daß Du noch lebst. Natürlich wirst Du toll werden über eine solche Behandlung, dann werden sie Dir eine Jacke mit langen Ärmeln anziehen und werden Dich nach Wejherow« bringen. Öffentlich werden sie sagen: Dieser Herr ist verrückt geworden. . . . Wenn Du das lesen möchtest und verstehen, dann würdest Du es Dir gewiß überlegen und andere Anschauungen gewinnen. Und wisse, Herr Jagow, daß dies erst ein Teil dieser „kleineren Übel" ist, mit welchen Du uns in Deiner .Weitherzigkeit' beschenktest . . ." Die polnische Zeitung enthüllt damit zweierlei: Die sonst ständig abgeleugnete menschenunwürdige Behandlung deutscher Internierter in den berüchtigten Polnischen Sammellagern und die feste Absicht, die deutschen Beamten in den etwa abgetretenen Gebietsteilen entgegen allen öffentliche» Beteuerungen bis auf das Blut zu peinigen. Kleine Nachrichten Kundgebung an den deutschen Osten. Berlin, 8. Mai. Die Neichsregierung und die preußische Staatsregierung erlassen fol¬ gende Kundgebung an den deutschen Osten: Die Reichsregierung hat nach der Be¬ kanntgabe der Friedensbedingungen zum deutschen Volke gesprochen. Der Bevölkerung der östlichen Provinzen Preußens noch ein besonderes Wort! Die Abtrennung Oberschlesiens vom Reich, die Angliedenmg von drei über¬ wiegend deutschen Gebieten in Mittel- und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/508>, abgerufen am 29.04.2024.