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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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Weltspiegel

Washington. Man wird kaum fehl gehen, wenn man annimmt, daß die
wirklichen Ergebnisse der Konferenz in Washington bereits gesichert sind. Wenn
man, wieHarding es pomphaft hat ankündigen lassen, Freilichtdiplomatie treiben
will, darf man es nicht auf das Risiko eines Mißerfolges ankommen lassen,
denn ein Mißerfolg bedeutet in solchem Falle Krieg. Der einzig Leidtragende
wird Japan sein, der Zuschauende, wenn auch diesmal nicht befriedigt einnehmende
Dritte England, während Frankreich, das wegen des Mangels einer aktionsfähigen
Flotte bet dieser Konferenz eigentlich überhaupt nichts zu sagen hat, helfen muh,
den nötigen Friedensweihrauch um sie zu verbreiten. Die gänzlich leeren und
mit dem eigentlichen Verhandlungsthema in durchaus kkiner Beziehung stehenden
Erklärungen, die Briand bis jetzt auf das amerikanische Volk ausgeschüttet hat,
lassen deutlich erkennen, das; das auf seine Angst vor Deutschland konzentrierte
Frankreich bei den Vorbereitungen der Konferenz so gut wie ausgeschaltet gewesen
ist und in der Weltpolitik nur noch sehr wenig zu sagen hat.

Während in Paris und Versailles die Früchte des militärischen Waffen¬
ganges unter Dach gebracht wurden, wird in Washington das politische Fazit des
Krieges gezogen. Der große Sieger ist Amerika. Ihm ist es gelungen, das eng¬
lisch-japanische Bündnis zu sprengen, das britische Weltreich in seinein Zusammen¬
halt zu erschüttern, die politische Aktionssphäre des Monroeprogmmms weiter und
bestimmter auf Mittel- und Südamerika auszudehnen, der listig von England
berechneten Verstrickung in europäischen Kleinhader zu entgehen und sich selbst
als maßgebenden Faktor in Rüstungs- und Finanzfragen zu dokumentieren. Es
verschlägt wenig für die Anerkennung dieser großen und, wenn man die ver¬
wickelte Regierungsmaschinerie der Vereinigten Staaten bedenkt, in einer erstaunlich
raschen Zeit erreichten Erfolge, daß sie zum großen Teil auf der abgrundtiefen
Dummheit der europäischen Völker beruhen. Man weist jetzt mit Behagen auf
die fünf oder sechs Millionen Arbeitslose hin, die Amerika nicht beschäftigen kann,
"weil es ihm zu gut geht". Aber damit sieht man nur einen sehr kleinen Teil
des Gesamtproblems. Seibit angenommen, die Amerikaner wären töricht genug,
ihren Arbeitslosen die fürstlichen Gratifikationen für ruhiges Verhalten zu zahlen,
die man ihnen zum Beispiel in Deutschland noch vor Jahresfrist zu zahlen für
gut befand, so würde ihnen, auf die Dauer gesehen, diese Unterstützung noch
immer Nieniger kosten als Deutschland der Marksturz, der ihm freilich die Mög¬
lichkeit gibt, solange die jetzigen Rohstoffmengen reichen, riesige Geschäfte zu
wachen, aber doch auch die Freiwilligkeit dieser Geschäfte völlig ausschließt und
durch den unabweisbaren Zwang zu ihrer Effektuierung bei künstlich auf niedriger
Fläche erhaltener Lebenshaltung fortdauernden Raubbau an seinen physischen wie
geistigen wie moralischen Kräften notwendig macht. Vor allem aber darf man
die alte Grundwahrheit nicht übersehen, daß, sowie jemand reich und unabhängig
dasteht, ihm auch an ihn herantretende Nötigungen zum Vorteil ausschlagen. Es
'se durchaus nicht so, wie hoffnungsvolle Gemüter glauben, daß Amerika eines
Tages "mit durchbrechender Einsicht und wachsenden Wirtschaftsnöten" geballter
Faust auf einen Konferenztisch donnern und die Versailler Siegerstaaten mit
drohender Stimme auffordern wird, jetzt endlich radikal mit dem Unsinn des
Versailler Vertrages aufzuräumen. Sondern Amerika wird ruhig warten, bis
diejenigen, die das Feuer am nächsten brennt, selbst wenn es während dieser Ze-t
selbst ein bißchen schwitzen muß. sich an es wenden und sich seine dann gnädigst
"n eigenen Interesse gewährte Hilfeleistung, durch vorteilhafte KricgZgeschafte vcu-
wöhnt. sehr teuer mit wirtschaftlichen und vor allem politischen Vorteüm bezahlen
lassen. Es wäre töricht, ihm aus dieser Haltung einen Vorwurf machen zu wollen,
"icht minder töricht aber, nicht mit dieser in der Richtung des gesunden Menschen¬
verstandes liegenden Entwicklung zu rechnen.


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Washington. Man wird kaum fehl gehen, wenn man annimmt, daß die
wirklichen Ergebnisse der Konferenz in Washington bereits gesichert sind. Wenn
man, wieHarding es pomphaft hat ankündigen lassen, Freilichtdiplomatie treiben
will, darf man es nicht auf das Risiko eines Mißerfolges ankommen lassen,
denn ein Mißerfolg bedeutet in solchem Falle Krieg. Der einzig Leidtragende
wird Japan sein, der Zuschauende, wenn auch diesmal nicht befriedigt einnehmende
Dritte England, während Frankreich, das wegen des Mangels einer aktionsfähigen
Flotte bet dieser Konferenz eigentlich überhaupt nichts zu sagen hat, helfen muh,
den nötigen Friedensweihrauch um sie zu verbreiten. Die gänzlich leeren und
mit dem eigentlichen Verhandlungsthema in durchaus kkiner Beziehung stehenden
Erklärungen, die Briand bis jetzt auf das amerikanische Volk ausgeschüttet hat,
lassen deutlich erkennen, das; das auf seine Angst vor Deutschland konzentrierte
Frankreich bei den Vorbereitungen der Konferenz so gut wie ausgeschaltet gewesen
ist und in der Weltpolitik nur noch sehr wenig zu sagen hat.

Während in Paris und Versailles die Früchte des militärischen Waffen¬
ganges unter Dach gebracht wurden, wird in Washington das politische Fazit des
Krieges gezogen. Der große Sieger ist Amerika. Ihm ist es gelungen, das eng¬
lisch-japanische Bündnis zu sprengen, das britische Weltreich in seinein Zusammen¬
halt zu erschüttern, die politische Aktionssphäre des Monroeprogmmms weiter und
bestimmter auf Mittel- und Südamerika auszudehnen, der listig von England
berechneten Verstrickung in europäischen Kleinhader zu entgehen und sich selbst
als maßgebenden Faktor in Rüstungs- und Finanzfragen zu dokumentieren. Es
verschlägt wenig für die Anerkennung dieser großen und, wenn man die ver¬
wickelte Regierungsmaschinerie der Vereinigten Staaten bedenkt, in einer erstaunlich
raschen Zeit erreichten Erfolge, daß sie zum großen Teil auf der abgrundtiefen
Dummheit der europäischen Völker beruhen. Man weist jetzt mit Behagen auf
die fünf oder sechs Millionen Arbeitslose hin, die Amerika nicht beschäftigen kann,
„weil es ihm zu gut geht". Aber damit sieht man nur einen sehr kleinen Teil
des Gesamtproblems. Seibit angenommen, die Amerikaner wären töricht genug,
ihren Arbeitslosen die fürstlichen Gratifikationen für ruhiges Verhalten zu zahlen,
die man ihnen zum Beispiel in Deutschland noch vor Jahresfrist zu zahlen für
gut befand, so würde ihnen, auf die Dauer gesehen, diese Unterstützung noch
immer Nieniger kosten als Deutschland der Marksturz, der ihm freilich die Mög¬
lichkeit gibt, solange die jetzigen Rohstoffmengen reichen, riesige Geschäfte zu
wachen, aber doch auch die Freiwilligkeit dieser Geschäfte völlig ausschließt und
durch den unabweisbaren Zwang zu ihrer Effektuierung bei künstlich auf niedriger
Fläche erhaltener Lebenshaltung fortdauernden Raubbau an seinen physischen wie
geistigen wie moralischen Kräften notwendig macht. Vor allem aber darf man
die alte Grundwahrheit nicht übersehen, daß, sowie jemand reich und unabhängig
dasteht, ihm auch an ihn herantretende Nötigungen zum Vorteil ausschlagen. Es
'se durchaus nicht so, wie hoffnungsvolle Gemüter glauben, daß Amerika eines
Tages „mit durchbrechender Einsicht und wachsenden Wirtschaftsnöten" geballter
Faust auf einen Konferenztisch donnern und die Versailler Siegerstaaten mit
drohender Stimme auffordern wird, jetzt endlich radikal mit dem Unsinn des
Versailler Vertrages aufzuräumen. Sondern Amerika wird ruhig warten, bis
diejenigen, die das Feuer am nächsten brennt, selbst wenn es während dieser Ze-t
selbst ein bißchen schwitzen muß. sich an es wenden und sich seine dann gnädigst
"n eigenen Interesse gewährte Hilfeleistung, durch vorteilhafte KricgZgeschafte vcu-
wöhnt. sehr teuer mit wirtschaftlichen und vor allem politischen Vorteüm bezahlen
lassen. Es wäre töricht, ihm aus dieser Haltung einen Vorwurf machen zu wollen,
"icht minder töricht aber, nicht mit dieser in der Richtung des gesunden Menschen¬
verstandes liegenden Entwicklung zu rechnen.


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[0261] lveltspiegel Weltspiegel Washington. Man wird kaum fehl gehen, wenn man annimmt, daß die wirklichen Ergebnisse der Konferenz in Washington bereits gesichert sind. Wenn man, wieHarding es pomphaft hat ankündigen lassen, Freilichtdiplomatie treiben will, darf man es nicht auf das Risiko eines Mißerfolges ankommen lassen, denn ein Mißerfolg bedeutet in solchem Falle Krieg. Der einzig Leidtragende wird Japan sein, der Zuschauende, wenn auch diesmal nicht befriedigt einnehmende Dritte England, während Frankreich, das wegen des Mangels einer aktionsfähigen Flotte bet dieser Konferenz eigentlich überhaupt nichts zu sagen hat, helfen muh, den nötigen Friedensweihrauch um sie zu verbreiten. Die gänzlich leeren und mit dem eigentlichen Verhandlungsthema in durchaus kkiner Beziehung stehenden Erklärungen, die Briand bis jetzt auf das amerikanische Volk ausgeschüttet hat, lassen deutlich erkennen, das; das auf seine Angst vor Deutschland konzentrierte Frankreich bei den Vorbereitungen der Konferenz so gut wie ausgeschaltet gewesen ist und in der Weltpolitik nur noch sehr wenig zu sagen hat. Während in Paris und Versailles die Früchte des militärischen Waffen¬ ganges unter Dach gebracht wurden, wird in Washington das politische Fazit des Krieges gezogen. Der große Sieger ist Amerika. Ihm ist es gelungen, das eng¬ lisch-japanische Bündnis zu sprengen, das britische Weltreich in seinein Zusammen¬ halt zu erschüttern, die politische Aktionssphäre des Monroeprogmmms weiter und bestimmter auf Mittel- und Südamerika auszudehnen, der listig von England berechneten Verstrickung in europäischen Kleinhader zu entgehen und sich selbst als maßgebenden Faktor in Rüstungs- und Finanzfragen zu dokumentieren. Es verschlägt wenig für die Anerkennung dieser großen und, wenn man die ver¬ wickelte Regierungsmaschinerie der Vereinigten Staaten bedenkt, in einer erstaunlich raschen Zeit erreichten Erfolge, daß sie zum großen Teil auf der abgrundtiefen Dummheit der europäischen Völker beruhen. Man weist jetzt mit Behagen auf die fünf oder sechs Millionen Arbeitslose hin, die Amerika nicht beschäftigen kann, „weil es ihm zu gut geht". Aber damit sieht man nur einen sehr kleinen Teil des Gesamtproblems. Seibit angenommen, die Amerikaner wären töricht genug, ihren Arbeitslosen die fürstlichen Gratifikationen für ruhiges Verhalten zu zahlen, die man ihnen zum Beispiel in Deutschland noch vor Jahresfrist zu zahlen für gut befand, so würde ihnen, auf die Dauer gesehen, diese Unterstützung noch immer Nieniger kosten als Deutschland der Marksturz, der ihm freilich die Mög¬ lichkeit gibt, solange die jetzigen Rohstoffmengen reichen, riesige Geschäfte zu wachen, aber doch auch die Freiwilligkeit dieser Geschäfte völlig ausschließt und durch den unabweisbaren Zwang zu ihrer Effektuierung bei künstlich auf niedriger Fläche erhaltener Lebenshaltung fortdauernden Raubbau an seinen physischen wie geistigen wie moralischen Kräften notwendig macht. Vor allem aber darf man die alte Grundwahrheit nicht übersehen, daß, sowie jemand reich und unabhängig dasteht, ihm auch an ihn herantretende Nötigungen zum Vorteil ausschlagen. Es 'se durchaus nicht so, wie hoffnungsvolle Gemüter glauben, daß Amerika eines Tages „mit durchbrechender Einsicht und wachsenden Wirtschaftsnöten" geballter Faust auf einen Konferenztisch donnern und die Versailler Siegerstaaten mit drohender Stimme auffordern wird, jetzt endlich radikal mit dem Unsinn des Versailler Vertrages aufzuräumen. Sondern Amerika wird ruhig warten, bis diejenigen, die das Feuer am nächsten brennt, selbst wenn es während dieser Ze-t selbst ein bißchen schwitzen muß. sich an es wenden und sich seine dann gnädigst "n eigenen Interesse gewährte Hilfeleistung, durch vorteilhafte KricgZgeschafte vcu- wöhnt. sehr teuer mit wirtschaftlichen und vor allem politischen Vorteüm bezahlen lassen. Es wäre töricht, ihm aus dieser Haltung einen Vorwurf machen zu wollen, "icht minder töricht aber, nicht mit dieser in der Richtung des gesunden Menschen¬ verstandes liegenden Entwicklung zu rechnen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/261>, abgerufen am 28.04.2024.