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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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und dem eingeführten Range der Nazionen.
son propre mouvement etc. Gleichwohl verlangte 1742
der Rußische Resident an der Pforte die Audienz bey dem
neuen Großvezier darum vor allen andern Residenten, den
Römisch-Kaiserlichen ausgenommen, weil seine Principa-
lin den kaiserlichen Titel führte, s. Mosers auswärt.
Staatsv. 1. B. 1. K. §. 10. S. 17. und Ebendess. Bei-
träge zum europ. V. R. in Friedensz. S. 41.
*] Crusius, c. VI. §. 33. p. 61. Stosch, S. 5. 865. 866.
Stiev, S. 69.
§. 11.
g] Auszeichnende Thaten.

Den Vorrang der Nazionen auf ihre Heldenthaten
und andere rühmliche Handlungen zu bauen ist eine sehr
mißliche Sache. Die Geschichtbücher der meisten Völker
haben dergleichen aufzuweisen; und wer soll über den vor-
züglichern Werth derselben urteilen und entscheiden? Ehe-
mals, als man auf den Ausspruch der Päpste noch eini-
ge Rücksicht nahm, konten die Verdienste um die Kirche
und den päpstlichen Stuhl allenfals wohl einigen Vorzug
bewürken.

*] Crusius, c. VI. §. 45. p. 64. Stiev, S. 71.
§. 12.
b.] Lehns- Schutz- Zins- und andere Verbin-
dungen
.

Daß die Verbindung mit andern angesehenen und
mächtigen Nazionen durch Blutfreundschaft oder Bünd-
nisse weiter kein Vorrangsrecht geben könne, wie einige
gleichwohl behaupten a], bedarf, glaube ich, keines weit-
läuftigen Beweises.

Weit scheinbarer aber ist die Meinung, daß ein Volk
welches mit andern in ungleichen Verbindungen steht,

dem-
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und dem eingefuͤhrten Range der Nazionen.
ſon propre mouvement etc. Gleichwohl verlangte 1742
der Rußiſche Reſident an der Pforte die Audienz bey dem
neuen Großvezier darum vor allen andern Reſidenten, den
Roͤmiſch-Kaiſerlichen ausgenommen, weil ſeine Principa-
lin den kaiſerlichen Titel fuͤhrte, ſ. Moſers auswaͤrt.
Staatsv. 1. B. 1. K. §. 10. S. 17. und Ebendeſſ. Bei-
traͤge zum europ. V. R. in Friedensz. S. 41.
*] Cruſius, c. VI. §. 33. p. 61. Stoſch, S. 5. 865. 866.
Stiev, S. 69.
§. 11.
g] Auszeichnende Thaten.

Den Vorrang der Nazionen auf ihre Heldenthaten
und andere ruͤhmliche Handlungen zu bauen iſt eine ſehr
mißliche Sache. Die Geſchichtbuͤcher der meiſten Voͤlker
haben dergleichen aufzuweiſen; und wer ſoll uͤber den vor-
zuͤglichern Werth derſelben urteilen und entſcheiden? Ehe-
mals, als man auf den Ausſpruch der Paͤpſte noch eini-
ge Ruͤckſicht nahm, konten die Verdienſte um die Kirche
und den paͤpſtlichen Stuhl allenfals wohl einigen Vorzug
bewuͤrken.

*] Cruſius, c. VI. §. 45. p. 64. Stiev, S. 71.
§. 12.
b.] Lehns- Schutz- Zins- und andere Verbin-
dungen
.

Daß die Verbindung mit andern angeſehenen und
maͤchtigen Nazionen durch Blutfreundſchaft oder Buͤnd-
niſſe weiter kein Vorrangsrecht geben koͤnne, wie einige
gleichwohl behaupten a], bedarf, glaube ich, keines weit-
laͤuftigen Beweiſes.

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welches mit andern in ungleichen Verbindungen ſteht,

dem-
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[213[215]/0241] und dem eingefuͤhrten Range der Nazionen. e] ſon propre mouvement etc. Gleichwohl verlangte 1742 der Rußiſche Reſident an der Pforte die Audienz bey dem neuen Großvezier darum vor allen andern Reſidenten, den Roͤmiſch-Kaiſerlichen ausgenommen, weil ſeine Principa- lin den kaiſerlichen Titel fuͤhrte, ſ. Moſers auswaͤrt. Staatsv. 1. B. 1. K. §. 10. S. 17. und Ebendeſſ. Bei- traͤge zum europ. V. R. in Friedensz. S. 41. *] Cruſius, c. VI. §. 33. p. 61. Stoſch, S. 5. 865. 866. Stiev, S. 69. §. 11. g] Auszeichnende Thaten. Den Vorrang der Nazionen auf ihre Heldenthaten und andere ruͤhmliche Handlungen zu bauen iſt eine ſehr mißliche Sache. Die Geſchichtbuͤcher der meiſten Voͤlker haben dergleichen aufzuweiſen; und wer ſoll uͤber den vor- zuͤglichern Werth derſelben urteilen und entſcheiden? Ehe- mals, als man auf den Ausſpruch der Paͤpſte noch eini- ge Ruͤckſicht nahm, konten die Verdienſte um die Kirche und den paͤpſtlichen Stuhl allenfals wohl einigen Vorzug bewuͤrken. *] Cruſius, c. VI. §. 45. p. 64. Stiev, S. 71. §. 12. b.] Lehns- Schutz- Zins- und andere Verbin- dungen. Daß die Verbindung mit andern angeſehenen und maͤchtigen Nazionen durch Blutfreundſchaft oder Buͤnd- niſſe weiter kein Vorrangsrecht geben koͤnne, wie einige gleichwohl behaupten a], bedarf, glaube ich, keines weit- laͤuftigen Beweiſes. Weit ſcheinbarer aber iſt die Meinung, daß ein Volk welches mit andern in ungleichen Verbindungen ſteht, dem- O 4

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 213[215]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/241>, abgerufen am 26.04.2024.