Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Blutlauf in den Blutadern.
zurükgetreten, kurz darauf aber wieder in die Blutader
hineingedrungen sey, und daß nicht nur die unteren
Blutadern davon aufgeschwollen sind, wobei zugleich ei-
ne nach den Fingern zu sich erstrekkende Kälte empfun-
den worden, sondern daß auch gar keine Milch weiter,
nachdem man die Wunde funfzehn Minuten darnach
wieder geöfnet, mit dem Blute zum Vorschein gekom-
men (x). Diese Versuche scheinen nur so viel zu bewei-
sen, daß die Klappen bei gewissen Gelegenheiten, wenn
zugleich eine starke Gewalt mit dazu kommt, ihre Blut-
adern nicht genau genung verschliessen.

§. 6.
Sie widerstehen dem Gewichte oder der
Schwere des Blutes.

Bisher haben wir das Geschäfte der Klappen über-
haupt erkläret. Jhr eigentliches Amt aber bestehet da-
rinnen, daß sie der Schwere des Blutes Widerstand
thun. Jch habe mehrmalen gezeigt, daß in belebten
Thieren, die keine Klappen bekommen haben, die Bewe-
gung des in denen Blutadern befindlichen Blutes aller-
dings ihre Richtung von der Kraft dieser Schwere erhal-
te (y). Solchergestalt gehet das Blut der Holader, und
der Schenkelgefässe an dem Menschen, wenn er sizzet,
oder noch besser, wenn er aufgerichtet stehet, nicht mit
seiner völligen Gewalt nach dem Herzen zurük, daß es
nicht in etwas gegen die Füsse zurüktreten solte, wenn
diese körperliche Stellung etwas lange währt, oder das
Blut häufiger vorhanden, der Körper einigermassen
schwach, oder dem zurükkehrenden Blute eine Hindernis

ist
(x) [Spaltenumbruch] pisoni ult. antiquit. S. 64.
Disquis. S. 417. 418. Es muth-
masset Manget Theatr. S. 955.
daß in die Blutader keine Röhre
gestekkt gewesen.
(y) [Spaltenumbruch] Second Memoire S. 388.
389. Exp. 205. 207. 209. 213.
219. 223.
B b 4

Der Blutlauf in den Blutadern.
zuruͤkgetreten, kurz darauf aber wieder in die Blutader
hineingedrungen ſey, und daß nicht nur die unteren
Blutadern davon aufgeſchwollen ſind, wobei zugleich ei-
ne nach den Fingern zu ſich erſtrekkende Kaͤlte empfun-
den worden, ſondern daß auch gar keine Milch weiter,
nachdem man die Wunde funfzehn Minuten darnach
wieder geoͤfnet, mit dem Blute zum Vorſchein gekom-
men (x). Dieſe Verſuche ſcheinen nur ſo viel zu bewei-
ſen, daß die Klappen bei gewiſſen Gelegenheiten, wenn
zugleich eine ſtarke Gewalt mit dazu kommt, ihre Blut-
adern nicht genau genung verſchlieſſen.

§. 6.
Sie widerſtehen dem Gewichte oder der
Schwere des Blutes.

Bisher haben wir das Geſchaͤfte der Klappen uͤber-
haupt erklaͤret. Jhr eigentliches Amt aber beſtehet da-
rinnen, daß ſie der Schwere des Blutes Widerſtand
thun. Jch habe mehrmalen gezeigt, daß in belebten
Thieren, die keine Klappen bekommen haben, die Bewe-
gung des in denen Blutadern befindlichen Blutes aller-
dings ihre Richtung von der Kraft dieſer Schwere erhal-
te (y). Solchergeſtalt gehet das Blut der Holader, und
der Schenkelgefaͤſſe an dem Menſchen, wenn er ſizzet,
oder noch beſſer, wenn er aufgerichtet ſtehet, nicht mit
ſeiner voͤlligen Gewalt nach dem Herzen zuruͤk, daß es
nicht in etwas gegen die Fuͤſſe zuruͤktreten ſolte, wenn
dieſe koͤrperliche Stellung etwas lange waͤhrt, oder das
Blut haͤufiger vorhanden, der Koͤrper einigermaſſen
ſchwach, oder dem zuruͤkkehrenden Blute eine Hindernis

iſt
(x) [Spaltenumbruch] pisoni ult. antiquit. S. 64.
Disquis. S. 417. 418. Es muth-
maſſet Manget Theatr. S. 955.
daß in die Blutader keine Roͤhre
geſtekkt geweſen.
(y) [Spaltenumbruch] Second Memoire S. 388.
389. Exp. 205. 207. 209. 213.
219. 223.
B b 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0447" n="391"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Blutlauf in den Blutadern.</hi></fw><lb/>
zuru&#x0364;kgetreten, kurz darauf aber wieder in die Blutader<lb/>
hineingedrungen &#x017F;ey, und daß nicht nur die unteren<lb/>
Blutadern davon aufge&#x017F;chwollen &#x017F;ind, wobei zugleich ei-<lb/>
ne nach den Fingern zu &#x017F;ich er&#x017F;trekkende Ka&#x0364;lte empfun-<lb/>
den worden, &#x017F;ondern daß auch gar keine Milch weiter,<lb/>
nachdem man die Wunde funfzehn Minuten darnach<lb/>
wieder geo&#x0364;fnet, mit dem Blute zum Vor&#x017F;chein gekom-<lb/>
men <note place="foot" n="(x)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">pisoni</hi> ult. antiquit.</hi> S. 64.<lb/><hi rendition="#aq">Disquis.</hi> S. 417. 418. Es muth-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;et <hi rendition="#fr">Manget</hi> <hi rendition="#aq">Theatr.</hi> S. 955.<lb/>
daß in die Blutader keine Ro&#x0364;hre<lb/>
ge&#x017F;tekkt gewe&#x017F;en.</note>. Die&#x017F;e Ver&#x017F;uche &#x017F;cheinen nur &#x017F;o viel zu bewei-<lb/>
&#x017F;en, daß die Klappen bei gewi&#x017F;&#x017F;en Gelegenheiten, wenn<lb/>
zugleich eine &#x017F;tarke Gewalt mit dazu kommt, ihre Blut-<lb/>
adern nicht genau genung ver&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 6.<lb/>
Sie wider&#x017F;tehen dem Gewichte oder der<lb/>
Schwere des Blutes.</head><lb/>
            <p>Bisher haben wir das Ge&#x017F;cha&#x0364;fte der Klappen u&#x0364;ber-<lb/>
haupt erkla&#x0364;ret. Jhr eigentliches Amt aber be&#x017F;tehet da-<lb/>
rinnen, daß &#x017F;ie der Schwere des Blutes Wider&#x017F;tand<lb/>
thun. Jch habe mehrmalen gezeigt, daß in belebten<lb/>
Thieren, die keine Klappen bekommen haben, die Bewe-<lb/>
gung des in denen Blutadern befindlichen Blutes aller-<lb/>
dings ihre Richtung von der Kraft die&#x017F;er Schwere erhal-<lb/>
te <note place="foot" n="(y)"><cb/><hi rendition="#aq">Second Memoire</hi> S. 388.<lb/>
389. <hi rendition="#aq">Exp.</hi> 205. 207. 209. 213.<lb/>
219. 223.</note>. Solcherge&#x017F;talt gehet das Blut der Holader, und<lb/>
der Schenkelgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e an dem Men&#x017F;chen, wenn er &#x017F;izzet,<lb/>
oder noch be&#x017F;&#x017F;er, wenn er aufgerichtet &#x017F;tehet, nicht mit<lb/>
&#x017F;einer vo&#x0364;lligen Gewalt nach dem Herzen zuru&#x0364;k, daß es<lb/>
nicht in etwas gegen die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zuru&#x0364;ktreten &#x017F;olte, wenn<lb/>
die&#x017F;e ko&#x0364;rperliche Stellung etwas lange wa&#x0364;hrt, oder das<lb/>
Blut ha&#x0364;ufiger vorhanden, der Ko&#x0364;rper einigerma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;chwach, oder dem zuru&#x0364;kkehrenden Blute eine Hindernis<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b 4</fw><fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[391/0447] Der Blutlauf in den Blutadern. zuruͤkgetreten, kurz darauf aber wieder in die Blutader hineingedrungen ſey, und daß nicht nur die unteren Blutadern davon aufgeſchwollen ſind, wobei zugleich ei- ne nach den Fingern zu ſich erſtrekkende Kaͤlte empfun- den worden, ſondern daß auch gar keine Milch weiter, nachdem man die Wunde funfzehn Minuten darnach wieder geoͤfnet, mit dem Blute zum Vorſchein gekom- men (x). Dieſe Verſuche ſcheinen nur ſo viel zu bewei- ſen, daß die Klappen bei gewiſſen Gelegenheiten, wenn zugleich eine ſtarke Gewalt mit dazu kommt, ihre Blut- adern nicht genau genung verſchlieſſen. §. 6. Sie widerſtehen dem Gewichte oder der Schwere des Blutes. Bisher haben wir das Geſchaͤfte der Klappen uͤber- haupt erklaͤret. Jhr eigentliches Amt aber beſtehet da- rinnen, daß ſie der Schwere des Blutes Widerſtand thun. Jch habe mehrmalen gezeigt, daß in belebten Thieren, die keine Klappen bekommen haben, die Bewe- gung des in denen Blutadern befindlichen Blutes aller- dings ihre Richtung von der Kraft dieſer Schwere erhal- te (y). Solchergeſtalt gehet das Blut der Holader, und der Schenkelgefaͤſſe an dem Menſchen, wenn er ſizzet, oder noch beſſer, wenn er aufgerichtet ſtehet, nicht mit ſeiner voͤlligen Gewalt nach dem Herzen zuruͤk, daß es nicht in etwas gegen die Fuͤſſe zuruͤktreten ſolte, wenn dieſe koͤrperliche Stellung etwas lange waͤhrt, oder das Blut haͤufiger vorhanden, der Koͤrper einigermaſſen ſchwach, oder dem zuruͤkkehrenden Blute eine Hindernis iſt (x) pisoni ult. antiquit. S. 64. Disquis. S. 417. 418. Es muth- maſſet Manget Theatr. S. 955. daß in die Blutader keine Roͤhre geſtekkt geweſen. (y) Second Memoire S. 388. 389. Exp. 205. 207. 209. 213. 219. 223. B b 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/447
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/447>, abgerufen am 28.04.2024.