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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Viertes Buch. Das Herz.

Es scheinen aber, mir zum wenigsten, die verschie-
dene Schichten, woraus das Herz zusammengesezt ist,
darinnen von einander abzugehen, daß die äussersten und
innersten der schiefen Richtung einer geraden Linie nä-
her kommen, welche von dem Grunde des Herzens bis
zur Spizze gezogen ist, die mittleren aber, zwischen den
äussersten und innersten, mehr in die Queere laufen (k).
Ferner verwikkeln sich, an der Scheidewand des Herzens,
die Fasern der rechten und linken Kammer unter einander,
jedoch dergestalt, daß sie beinahe unter sich parallel sind (l),
sich auch unter keinen grossen Winkeln durchschneiden.
Endlich sind die Fasern der warzförmigen Muskeln ganz
gerade, und steigen von der Herzspizze gegen die Blut-
adermündungen wieder aufwärts.

§. 22.
Die Beschreibungen des Borellus, Stenon,
Vieussens, Lancisius und Johann Tabor,
von diesen Fasern.

J. Alphonsus Borellus, welcher der erste ist, der
vor dem Lower, im Jahr 1657 (m), aber nur an Thie-
ren, die fleischige Fasern des Herzens in Ordnung zu
bringen gesuchet, hat in seinen Aufsäzzen, nach seinem
Ableben, sehr viel ähnliches mit demjenigen, was Lo-
wer
gelehret hatte, hinterlassen, nämlich daß von dem
Grunde des Herzens gerade Fasern zur Spizze giengen,
und in die Hölen derer Kammern zurükgebogen wären:
ingleichen auch, daß zwo Schichten von Fasern vorhan-
den wären, welche in Gestalt einer Schnekkenlinie nach
der Spizze herabgiengen, nachdem sie sich zuvor mit an-
dren von ihrer Art durchkreuzet, und theils die Säulen

inwen-
(k) Cowper Tab. 36. f. 4.
(l) Ebenderselbe in allen seinen Figuren.
(m) Am angef Ort.
Viertes Buch. Das Herz.

Es ſcheinen aber, mir zum wenigſten, die verſchie-
dene Schichten, woraus das Herz zuſammengeſezt iſt,
darinnen von einander abzugehen, daß die aͤuſſerſten und
innerſten der ſchiefen Richtung einer geraden Linie naͤ-
her kommen, welche von dem Grunde des Herzens bis
zur Spizze gezogen iſt, die mittleren aber, zwiſchen den
aͤuſſerſten und innerſten, mehr in die Queere laufen (k).
Ferner verwikkeln ſich, an der Scheidewand des Herzens,
die Faſern der rechten und linken Kammer unter einander,
jedoch dergeſtalt, daß ſie beinahe unter ſich parallel ſind (l),
ſich auch unter keinen groſſen Winkeln durchſchneiden.
Endlich ſind die Faſern der warzfoͤrmigen Muskeln ganz
gerade, und ſteigen von der Herzſpizze gegen die Blut-
adermuͤndungen wieder aufwaͤrts.

§. 22.
Die Beſchreibungen des Borellus, Stenon,
Vieuſſens, Lanciſius und Johann Tabor,
von dieſen Faſern.

J. Alphonſus Borellus, welcher der erſte iſt, der
vor dem Lower, im Jahr 1657 (m), aber nur an Thie-
ren, die fleiſchige Faſern des Herzens in Ordnung zu
bringen geſuchet, hat in ſeinen Aufſaͤzzen, nach ſeinem
Ableben, ſehr viel aͤhnliches mit demjenigen, was Lo-
wer
gelehret hatte, hinterlaſſen, naͤmlich daß von dem
Grunde des Herzens gerade Faſern zur Spizze giengen,
und in die Hoͤlen derer Kammern zuruͤkgebogen waͤren:
ingleichen auch, daß zwo Schichten von Faſern vorhan-
den waͤren, welche in Geſtalt einer Schnekkenlinie nach
der Spizze herabgiengen, nachdem ſie ſich zuvor mit an-
dren von ihrer Art durchkreuzet, und theils die Saͤulen

inwen-
(k) Cowper Tab. 36. f. 4.
(l) Ebenderſelbe in allen ſeinen Figuren.
(m) Am angef Ort.
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[670/0726] Viertes Buch. Das Herz. Es ſcheinen aber, mir zum wenigſten, die verſchie- dene Schichten, woraus das Herz zuſammengeſezt iſt, darinnen von einander abzugehen, daß die aͤuſſerſten und innerſten der ſchiefen Richtung einer geraden Linie naͤ- her kommen, welche von dem Grunde des Herzens bis zur Spizze gezogen iſt, die mittleren aber, zwiſchen den aͤuſſerſten und innerſten, mehr in die Queere laufen (k). Ferner verwikkeln ſich, an der Scheidewand des Herzens, die Faſern der rechten und linken Kammer unter einander, jedoch dergeſtalt, daß ſie beinahe unter ſich parallel ſind (l), ſich auch unter keinen groſſen Winkeln durchſchneiden. Endlich ſind die Faſern der warzfoͤrmigen Muskeln ganz gerade, und ſteigen von der Herzſpizze gegen die Blut- adermuͤndungen wieder aufwaͤrts. §. 22. Die Beſchreibungen des Borellus, Stenon, Vieuſſens, Lanciſius und Johann Tabor, von dieſen Faſern. J. Alphonſus Borellus, welcher der erſte iſt, der vor dem Lower, im Jahr 1657 (m), aber nur an Thie- ren, die fleiſchige Faſern des Herzens in Ordnung zu bringen geſuchet, hat in ſeinen Aufſaͤzzen, nach ſeinem Ableben, ſehr viel aͤhnliches mit demjenigen, was Lo- wer gelehret hatte, hinterlaſſen, naͤmlich daß von dem Grunde des Herzens gerade Faſern zur Spizze giengen, und in die Hoͤlen derer Kammern zuruͤkgebogen waͤren: ingleichen auch, daß zwo Schichten von Faſern vorhan- den waͤren, welche in Geſtalt einer Schnekkenlinie nach der Spizze herabgiengen, nachdem ſie ſich zuvor mit an- dren von ihrer Art durchkreuzet, und theils die Saͤulen inwen- (k) Cowper Tab. 36. f. 4. (l) Ebenderſelbe in allen ſeinen Figuren. (m) Am angef Ort.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 670. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/726>, abgerufen am 28.04.2024.