Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Bewegung des Herzens.
Fünfter Abschnitt.
Die Ursachen der Bewegung des Herzens.
§. 1.
Die Fleischfasern.

Die nächste Ursache der Bewegung, die wir bisher am
Herzen beschrieben haben, ist allerdings in den Fleisch-
fasern dieses Muskels zu suchen. Besonders giebt aber
die Scheidewand des Herzens, die von dikkerer und här-
terer Substanz ist, als beide Kammern, den eigentlichen
Grund von der Bewegung des ganzen Herzens ab, und
hat oben eine grössere Breite, als gegen die Spizze zu,
indem sich besonders das Fleisch an der rechten Kammer
um desto mehr vermindert, je mehr es sich der Herzspizze
nähert. Da ferner die Fasern des Herzens aller Orten,
bei ihrer einigermassen schiefen Richtung, der Queere nach
fortwandern (z), so kann man sie für schiefliegende Halb-
kreise ansehen, daran die zwo festen Punkte, nämlich der
obere und untere, in der Scheidewand der beiden Herz-
kammern stekken, und der mittlere Bogen die grösseste aus-
wärts gebogene runde Fläche (convexitas) der rechten,
oder linken Kammer ausmacht. Wenn sich also diese
Fasern verkürzen, so ziehen sie die mittlere runde Erhö-
hung ihres Bogens näher an die Herzscheidewand her-
bei, machen anbei, daß dieser Bogen einer geraden Linie
ähnlicher wird, und verengern solchergestalt die Kammer.

Da auch ferner die Spizze des Herzens in der That
schwächer als der Grund desselben ist, die Fleischfasern des
Herzens hingegen in schiefer Richtung von dem Grunde
nach der Spizze hinabsteigen, so folget daraus, daß eben
diese Fasern, indem sie ihr beiderseitiges Ende näher ge-

gen
(z) Jm 4ten Buch 3 Abschnitt, §. 22.
Die Bewegung des Herzens.
Fuͤnfter Abſchnitt.
Die Urſachen der Bewegung des Herzens.
§. 1.
Die Fleiſchfaſern.

Die naͤchſte Urſache der Bewegung, die wir bisher am
Herzen beſchrieben haben, iſt allerdings in den Fleiſch-
faſern dieſes Muskels zu ſuchen. Beſonders giebt aber
die Scheidewand des Herzens, die von dikkerer und haͤr-
terer Subſtanz iſt, als beide Kammern, den eigentlichen
Grund von der Bewegung des ganzen Herzens ab, und
hat oben eine groͤſſere Breite, als gegen die Spizze zu,
indem ſich beſonders das Fleiſch an der rechten Kammer
um deſto mehr vermindert, je mehr es ſich der Herzſpizze
naͤhert. Da ferner die Faſern des Herzens aller Orten,
bei ihrer einigermaſſen ſchiefen Richtung, der Queere nach
fortwandern (z), ſo kann man ſie fuͤr ſchiefliegende Halb-
kreiſe anſehen, daran die zwo feſten Punkte, naͤmlich der
obere und untere, in der Scheidewand der beiden Herz-
kammern ſtekken, und der mittlere Bogen die groͤſſeſte aus-
waͤrts gebogene runde Flaͤche (convexitas) der rechten,
oder linken Kammer ausmacht. Wenn ſich alſo dieſe
Faſern verkuͤrzen, ſo ziehen ſie die mittlere runde Erhoͤ-
hung ihres Bogens naͤher an die Herzſcheidewand her-
bei, machen anbei, daß dieſer Bogen einer geraden Linie
aͤhnlicher wird, und verengern ſolchergeſtalt die Kammer.

Da auch ferner die Spizze des Herzens in der That
ſchwaͤcher als der Grund deſſelben iſt, die Fleiſchfaſern des
Herzens hingegen in ſchiefer Richtung von dem Grunde
nach der Spizze hinabſteigen, ſo folget daraus, daß eben
dieſe Faſern, indem ſie ihr beiderſeitiges Ende naͤher ge-

gen
(z) Jm 4ten Buch 3 Abſchnitt, §. 22.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0935" n="879"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Bewegung des Herzens.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfter Ab&#x017F;chnitt.<lb/>
Die Ur&#x017F;achen der Bewegung des Herzens.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.<lb/>
Die Flei&#x017F;chfa&#x017F;ern.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie na&#x0364;ch&#x017F;te Ur&#x017F;ache der Bewegung, die wir bisher am<lb/>
Herzen be&#x017F;chrieben haben, i&#x017F;t allerdings in den Flei&#x017F;ch-<lb/>
fa&#x017F;ern die&#x017F;es Muskels zu &#x017F;uchen. Be&#x017F;onders giebt aber<lb/>
die Scheidewand des Herzens, die von dikkerer und ha&#x0364;r-<lb/>
terer Sub&#x017F;tanz i&#x017F;t, als beide Kammern, den eigentlichen<lb/>
Grund von der Bewegung des ganzen Herzens ab, und<lb/>
hat oben eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Breite, als gegen die Spizze zu,<lb/>
indem &#x017F;ich be&#x017F;onders das Flei&#x017F;ch an der rechten Kammer<lb/>
um de&#x017F;to mehr vermindert, je mehr es &#x017F;ich der Herz&#x017F;pizze<lb/>
na&#x0364;hert. Da ferner die Fa&#x017F;ern des Herzens aller Orten,<lb/>
bei ihrer einigerma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chiefen Richtung, der Queere nach<lb/>
fortwandern <note place="foot" n="(z)">Jm 4ten Buch 3 Ab&#x017F;chnitt, §. 22.</note>, &#x017F;o kann man &#x017F;ie fu&#x0364;r &#x017F;chiefliegende Halb-<lb/>
krei&#x017F;e an&#x017F;ehen, daran die zwo fe&#x017F;ten Punkte, na&#x0364;mlich der<lb/>
obere und untere, in der Scheidewand der beiden Herz-<lb/>
kammern &#x017F;tekken, und der mittlere Bogen die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te aus-<lb/>
wa&#x0364;rts gebogene runde Fla&#x0364;che (<hi rendition="#aq">convexitas</hi>) der rechten,<lb/>
oder linken Kammer ausmacht. Wenn &#x017F;ich al&#x017F;o die&#x017F;e<lb/>
Fa&#x017F;ern verku&#x0364;rzen, &#x017F;o ziehen &#x017F;ie die mittlere runde Erho&#x0364;-<lb/>
hung ihres Bogens na&#x0364;her an die Herz&#x017F;cheidewand her-<lb/>
bei, machen anbei, daß die&#x017F;er Bogen einer geraden Linie<lb/>
a&#x0364;hnlicher wird, und verengern &#x017F;olcherge&#x017F;talt die Kammer.</p><lb/>
            <p>Da auch ferner die Spizze des Herzens in der That<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;cher als der Grund de&#x017F;&#x017F;elben i&#x017F;t, die Flei&#x017F;chfa&#x017F;ern des<lb/>
Herzens hingegen in &#x017F;chiefer Richtung von dem Grunde<lb/>
nach der Spizze hinab&#x017F;teigen, &#x017F;o folget daraus, daß eben<lb/>
die&#x017F;e Fa&#x017F;ern, indem &#x017F;ie ihr beider&#x017F;eitiges Ende na&#x0364;her ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[879/0935] Die Bewegung des Herzens. Fuͤnfter Abſchnitt. Die Urſachen der Bewegung des Herzens. §. 1. Die Fleiſchfaſern. Die naͤchſte Urſache der Bewegung, die wir bisher am Herzen beſchrieben haben, iſt allerdings in den Fleiſch- faſern dieſes Muskels zu ſuchen. Beſonders giebt aber die Scheidewand des Herzens, die von dikkerer und haͤr- terer Subſtanz iſt, als beide Kammern, den eigentlichen Grund von der Bewegung des ganzen Herzens ab, und hat oben eine groͤſſere Breite, als gegen die Spizze zu, indem ſich beſonders das Fleiſch an der rechten Kammer um deſto mehr vermindert, je mehr es ſich der Herzſpizze naͤhert. Da ferner die Faſern des Herzens aller Orten, bei ihrer einigermaſſen ſchiefen Richtung, der Queere nach fortwandern (z), ſo kann man ſie fuͤr ſchiefliegende Halb- kreiſe anſehen, daran die zwo feſten Punkte, naͤmlich der obere und untere, in der Scheidewand der beiden Herz- kammern ſtekken, und der mittlere Bogen die groͤſſeſte aus- waͤrts gebogene runde Flaͤche (convexitas) der rechten, oder linken Kammer ausmacht. Wenn ſich alſo dieſe Faſern verkuͤrzen, ſo ziehen ſie die mittlere runde Erhoͤ- hung ihres Bogens naͤher an die Herzſcheidewand her- bei, machen anbei, daß dieſer Bogen einer geraden Linie aͤhnlicher wird, und verengern ſolchergeſtalt die Kammer. Da auch ferner die Spizze des Herzens in der That ſchwaͤcher als der Grund deſſelben iſt, die Fleiſchfaſern des Herzens hingegen in ſchiefer Richtung von dem Grunde nach der Spizze hinabſteigen, ſo folget daraus, daß eben dieſe Faſern, indem ſie ihr beiderſeitiges Ende naͤher ge- gen (z) Jm 4ten Buch 3 Abſchnitt, §. 22.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/935
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 879. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/935>, abgerufen am 29.04.2024.