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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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II. Abschn. Die Theile in der Brust.

Jn den kaltblütigen Thieren, als im Frosche, der
Schildkröte, der Natter, laufen die Lungenblutadern ins
Herzohr (h), oder in die Holader (i).

§. 23.
Sie ist kleiner, als ihre Nebenschlagader.

Da sonst in dem ganzen Sisteme der Aorte, so wol
der Stamm, als die Aeste der Schlagadern, überall um
etwas kleiner, als ihre Nebenblutadern sind, so findet hier
in der Lunge das Gegentheil statt, welches das einzige
Beispiel ist, da die Oefnungen, oder Durchschnitte der
Blutadern kleiner, als ihre begleitende Schlagadern sind.
Man hat diese Beobachtung lange gehabt, aber nur erst
vor kurzem auf die Phisiologie angewandt. Sie scheint
unter den Amsterdammern ihren Ursprung genommen zu
haben (l). Von ihnen hat Welsch, der jüngere, die-
sen Versuch (m) hergenommen, und Jakob Drake (n)
durch Kupfer ausgedrükkt. Seit dieser Zeit haben diese
Sache J. Benignus Winslow (o), und J. Cl.
Adrian Helvetius
(p), welcher sich dieses berühmten
Mannes Versuche bedienet, zu haben scheint, mit mehr
Genauigkeit und Zierlichkeit gelehrt, und gezeigt, daß
nicht nur die Schlagaderstämme breiter, als die Blut-
aderstämme, sondern daß auch dieses an den beiderseiti-
gen Aesten so sei. Selbst der Gegner des Helvetins,
Peter Anton Michelott
(q), hat den Schlagadern der
Lunge dieses Vorrecht zugestanden. J. Dominicus
(k)

San-
(h) [Spaltenumbruch] MALPIGH. posth. S. 9.
(i) SWAMMERD. S. 833.
charas de la vipere. S. 41. An
der Schildkröte caldesi S. 63.
(l) BLASIVS anat. anim. S.
99. am Schaafe.
(m) Tab. anat. 46.
(n) [Spaltenumbruch] Tab. 13. L. II. Vergl. mit
T. 12.
(o) Angef. Ort. n. 113.
(p) Mem. de l'Acad. des scienc.
1718. S. 225., wo man es, als eine
ganz neue Sache vorträgt.
(q) Epist. ad FONTEN. S. 30.
(k) L. III.
R 4
II. Abſchn. Die Theile in der Bruſt.

Jn den kaltbluͤtigen Thieren, als im Froſche, der
Schildkroͤte, der Natter, laufen die Lungenblutadern ins
Herzohr (h), oder in die Holader (i).

§. 23.
Sie iſt kleiner, als ihre Nebenſchlagader.

Da ſonſt in dem ganzen Siſteme der Aorte, ſo wol
der Stamm, als die Aeſte der Schlagadern, uͤberall um
etwas kleiner, als ihre Nebenblutadern ſind, ſo findet hier
in der Lunge das Gegentheil ſtatt, welches das einzige
Beiſpiel iſt, da die Oefnungen, oder Durchſchnitte der
Blutadern kleiner, als ihre begleitende Schlagadern ſind.
Man hat dieſe Beobachtung lange gehabt, aber nur erſt
vor kurzem auf die Phiſiologie angewandt. Sie ſcheint
unter den Amſterdammern ihren Urſprung genommen zu
haben (l). Von ihnen hat Welſch, der juͤngere, die-
ſen Verſuch (m) hergenommen, und Jakob Drake (n)
durch Kupfer ausgedruͤkkt. Seit dieſer Zeit haben dieſe
Sache J. Benignus Winslow (o), und J. Cl.
Adrian Helvetius
(p), welcher ſich dieſes beruͤhmten
Mannes Verſuche bedienet, zu haben ſcheint, mit mehr
Genauigkeit und Zierlichkeit gelehrt, und gezeigt, daß
nicht nur die Schlagaderſtaͤmme breiter, als die Blut-
aderſtaͤmme, ſondern daß auch dieſes an den beiderſeiti-
gen Aeſten ſo ſei. Selbſt der Gegner des Helvetins,
Peter Anton Michelott
(q), hat den Schlagadern der
Lunge dieſes Vorrecht zugeſtanden. J. Dominicus
(k)

San-
(h) [Spaltenumbruch] MALPIGH. poſth. S. 9.
(i) SWAMMERD. S. 833.
charaſ de la vipere. S. 41. An
der Schildkroͤte caldeſi S. 63.
(l) BLASIVS anat. anim. S.
99. am Schaafe.
(m) Tab. anat. 46.
(n) [Spaltenumbruch] Tab. 13. L. II. Vergl. mit
T. 12.
(o) Angef. Ort. n. 113.
(p) Mem. de l’Acad. des ſcienc.
1718. S. 225., wo man es, als eine
ganz neue Sache vortraͤgt.
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[263/0269] II. Abſchn. Die Theile in der Bruſt. Jn den kaltbluͤtigen Thieren, als im Froſche, der Schildkroͤte, der Natter, laufen die Lungenblutadern ins Herzohr (h), oder in die Holader (i). §. 23. Sie iſt kleiner, als ihre Nebenſchlagader. Da ſonſt in dem ganzen Siſteme der Aorte, ſo wol der Stamm, als die Aeſte der Schlagadern, uͤberall um etwas kleiner, als ihre Nebenblutadern ſind, ſo findet hier in der Lunge das Gegentheil ſtatt, welches das einzige Beiſpiel iſt, da die Oefnungen, oder Durchſchnitte der Blutadern kleiner, als ihre begleitende Schlagadern ſind. Man hat dieſe Beobachtung lange gehabt, aber nur erſt vor kurzem auf die Phiſiologie angewandt. Sie ſcheint unter den Amſterdammern ihren Urſprung genommen zu haben (l). Von ihnen hat Welſch, der juͤngere, die- ſen Verſuch (m) hergenommen, und Jakob Drake (n) durch Kupfer ausgedruͤkkt. Seit dieſer Zeit haben dieſe Sache J. Benignus Winslow (o), und J. Cl. Adrian Helvetius (p), welcher ſich dieſes beruͤhmten Mannes Verſuche bedienet, zu haben ſcheint, mit mehr Genauigkeit und Zierlichkeit gelehrt, und gezeigt, daß nicht nur die Schlagaderſtaͤmme breiter, als die Blut- aderſtaͤmme, ſondern daß auch dieſes an den beiderſeiti- gen Aeſten ſo ſei. Selbſt der Gegner des Helvetins, Peter Anton Michelott (q), hat den Schlagadern der Lunge dieſes Vorrecht zugeſtanden. J. Dominicus San- (k) (h) MALPIGH. poſth. S. 9. (i) SWAMMERD. S. 833. charaſ de la vipere. S. 41. An der Schildkroͤte caldeſi S. 63. (l) BLASIVS anat. anim. S. 99. am Schaafe. (m) Tab. anat. 46. (n) Tab. 13. L. II. Vergl. mit T. 12. (o) Angef. Ort. n. 113. (p) Mem. de l’Acad. des ſcienc. 1718. S. 225., wo man es, als eine ganz neue Sache vortraͤgt. (q) Epiſt. ad FONTEN. S. 30. (k) L. III. R 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/269>, abgerufen am 26.04.2024.