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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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Das Atemholen. VIII. Buch.
in mindesten die Ribben in die Höhe ziehn, sondern viel-
mehr den Rükkgrad krümmen (s), und es stimmt damit
ein andrer sehr berühmter Zergliedrer (t) überein aus dem
Grunde, weil sie überhaupt an dem unbeweglichen Theile
der Ribben, oder dem Ruhepunkte, so nahe angehängt
wären, daß man von ihnen keine merkliche Bewegung
zu vermuthen habe. Man kann noch hinzufügen, daß
sie fleischiger bei den Ribben, als an den Queerfortsäzzen,
dagegen an den Rükkenwirbeln sehnig sind; eine Sehne
aber, so wie sie keine Empfindlichkeit hat, so wird sie
auch nicht zusammengezogen. Doch da man schwerlich aus
Erfahrungen weis, daß die Rükkenwirbel einige Bewe-
gung hätten, und wir nicht leugnen können, daß sich die
Ribben über den Wirbeln bewegen, da ausserdem einige
lange Aufheber, weit vom Ruhepunkte der Ribben, sich an
die Ribben schliessen, und da die äussern Zwischenmuskeln
der Ribben, nach Einstimmung aller Schriftsteller, die Rib-
ben aufheben, und dennoch auch mehr einwerts (u), als
die Aufheber, und den Mittelpunkte der Bewegung der
Ribben näher liegen, so ist es glaublich, deß diese Mus-
keln die Ribben sowohl halten, daß sie sich nicht von den
Niederziehenden herabziehen lassen, als auch überdem,
wenn sie sich zusammenziehen, die Ribben erheben, ob
diese Bewegung gleich von keinem grossen Umfange ist.

§. 14.
Die Thätigkeit der innern Zwischenmuskeln
der Ribben.
Die Meinung der Gegner darüber.

Man hat wegen der Verrichtung dieser Muskeln von
jeher viel mehr Zweifel gemacht, und da mir die Thätig-

keit
(s) [Spaltenumbruch] SENAC. Mem. de l' Acad.
1724. S. 169.
(t) WINSLOW. Memoir de l' A-
[Spaltenumbruch] cadem.
1738. S. 93.
(u) Vergl. albinvs. T. VIII.
Muscul.

Das Atemholen. VIII. Buch.
in mindeſten die Ribben in die Hoͤhe ziehn, ſondern viel-
mehr den Ruͤkkgrad kruͤmmen (s), und es ſtimmt damit
ein andrer ſehr beruͤhmter Zergliedrer (t) uͤberein aus dem
Grunde, weil ſie uͤberhaupt an dem unbeweglichen Theile
der Ribben, oder dem Ruhepunkte, ſo nahe angehaͤngt
waͤren, daß man von ihnen keine merkliche Bewegung
zu vermuthen habe. Man kann noch hinzufuͤgen, daß
ſie fleiſchiger bei den Ribben, als an den Queerfortſaͤzzen,
dagegen an den Ruͤkkenwirbeln ſehnig ſind; eine Sehne
aber, ſo wie ſie keine Empfindlichkeit hat, ſo wird ſie
auch nicht zuſammengezogen. Doch da man ſchwerlich aus
Erfahrungen weis, daß die Ruͤkkenwirbel einige Bewe-
gung haͤtten, und wir nicht leugnen koͤnnen, daß ſich die
Ribben uͤber den Wirbeln bewegen, da auſſerdem einige
lange Aufheber, weit vom Ruhepunkte der Ribben, ſich an
die Ribben ſchlieſſen, und da die aͤuſſern Zwiſchenmuskeln
der Ribben, nach Einſtimmung aller Schriftſteller, die Rib-
ben aufheben, und dennoch auch mehr einwerts (u), als
die Aufheber, und den Mittelpunkte der Bewegung der
Ribben naͤher liegen, ſo iſt es glaublich, deß dieſe Mus-
keln die Ribben ſowohl halten, daß ſie ſich nicht von den
Niederziehenden herabziehen laſſen, als auch uͤberdem,
wenn ſie ſich zuſammenziehen, die Ribben erheben, ob
dieſe Bewegung gleich von keinem groſſen Umfange iſt.

§. 14.
Die Thaͤtigkeit der innern Zwiſchenmuskeln
der Ribben.
Die Meinung der Gegner daruͤber.

Man hat wegen der Verrichtung dieſer Muskeln von
jeher viel mehr Zweifel gemacht, und da mir die Thaͤtig-

keit
(s) [Spaltenumbruch] SENAC. Mem. de l’ Acad.
1724. S. 169.
(t) WINSLOW. Memoir de l’ A-
[Spaltenumbruch] cadem.
1738. S. 93.
(u) Vergl. albinvſ. T. VIII.
Muſcul.
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[58/0064] Das Atemholen. VIII. Buch. in mindeſten die Ribben in die Hoͤhe ziehn, ſondern viel- mehr den Ruͤkkgrad kruͤmmen (s), und es ſtimmt damit ein andrer ſehr beruͤhmter Zergliedrer (t) uͤberein aus dem Grunde, weil ſie uͤberhaupt an dem unbeweglichen Theile der Ribben, oder dem Ruhepunkte, ſo nahe angehaͤngt waͤren, daß man von ihnen keine merkliche Bewegung zu vermuthen habe. Man kann noch hinzufuͤgen, daß ſie fleiſchiger bei den Ribben, als an den Queerfortſaͤzzen, dagegen an den Ruͤkkenwirbeln ſehnig ſind; eine Sehne aber, ſo wie ſie keine Empfindlichkeit hat, ſo wird ſie auch nicht zuſammengezogen. Doch da man ſchwerlich aus Erfahrungen weis, daß die Ruͤkkenwirbel einige Bewe- gung haͤtten, und wir nicht leugnen koͤnnen, daß ſich die Ribben uͤber den Wirbeln bewegen, da auſſerdem einige lange Aufheber, weit vom Ruhepunkte der Ribben, ſich an die Ribben ſchlieſſen, und da die aͤuſſern Zwiſchenmuskeln der Ribben, nach Einſtimmung aller Schriftſteller, die Rib- ben aufheben, und dennoch auch mehr einwerts (u), als die Aufheber, und den Mittelpunkte der Bewegung der Ribben naͤher liegen, ſo iſt es glaublich, deß dieſe Mus- keln die Ribben ſowohl halten, daß ſie ſich nicht von den Niederziehenden herabziehen laſſen, als auch uͤberdem, wenn ſie ſich zuſammenziehen, die Ribben erheben, ob dieſe Bewegung gleich von keinem groſſen Umfange iſt. §. 14. Die Thaͤtigkeit der innern Zwiſchenmuskeln der Ribben. Die Meinung der Gegner daruͤber. Man hat wegen der Verrichtung dieſer Muskeln von jeher viel mehr Zweifel gemacht, und da mir die Thaͤtig- keit (s) SENAC. Mem. de l’ Acad. 1724. S. 169. (t) WINSLOW. Memoir de l’ A- cadem. 1738. S. 93. (u) Vergl. albinvſ. T. VIII. Muſcul.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/64>, abgerufen am 27.04.2024.