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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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Die Stimme. IX. Buch.
Stimmen, welche ich niemals gehöret habe, schlecht, und
gar nicht der ordentlichen Stimme eines lebendigen Men-
schen, oder Thieres ähnlich genug. Es wird nämlich der
Luftröhrenkopf im lebeneigen Menschen von den Muskel-
kräften, die die Seele regieret, in solche Schwingungen
gesezzt, daß er viel geschwinder und hurtiger zittern mus,
so bald er von der Luft getroffen wird.

Daher ist im Schnupfen die Stimme schlecht, oder
gar nicht vorhanden, wenn die mit Schleim überzogene
Knorpeln Schwierigketten zu zittern finden (u).

Daher haben diejenigen Thiere das stärkste, und lau-
teste Gebrüll, wenn ihre Luftröhre um und um knorpelich
sind, oder die Knorpel daran wenigstens wie Dachziegel
über einander liegen, und in der Luftröhre sehr wenig
häutiges, oder viel knorpeliches vorkommt; oder wenn
überhaupt, statt der Knorpel, Knochen da sind (x), wie
am Löwen (y), Elephanten (z), Krokodilen (a), und
Pfauen (b). Hingegen ist die Stimme schwach, wenn
die| Luftröhrenringe weich sind, wie am Kasuar (c), und
Jgel (d). Daher ist die Stimme stark, und zugleich
unangenehm in den Wasservögeln, weil in ihnen die
elastischen Häute im zweeten Luftröhreukopfe nachklin-
gen (e).

§. 3.
Es zittern die Bänder der Luftröhrenspalte.

Wir haben gesagt, daß der Luftröhrenkopf bebe, wenn
man eine Stimme hervorbringt, indessen zittern doch be-

son-
(u) [Spaltenumbruch] Ebenders. S. 29.
(x) barthol Hist. 100. Cent.
IV. la bovlaye voyage.

S. 303.
(y) STVKEL EY. S. 97.
(z) RECK. Salzb. Emigr. T. I.
S. 182. vesling. ep. 5.
(a) Am Japanischen Krokodil.
[Spaltenumbruch] birch. T. III. S. 489. grew
Cosmolog.
S. 25.
(b) An der Dole, grew.
Hempfling. Ebenders. ebendas.
(c) BIRCH. angef. Ort.
(d) GREW Cosmol.
(e) HERISSANT angef. Ort.

Die Stimme. IX. Buch.
Stimmen, welche ich niemals gehoͤret habe, ſchlecht, und
gar nicht der ordentlichen Stimme eines lebendigen Men-
ſchen, oder Thieres aͤhnlich genug. Es wird naͤmlich der
Luftroͤhrenkopf im lebeneigen Menſchen von den Muskel-
kraͤften, die die Seele regieret, in ſolche Schwingungen
geſezzt, daß er viel geſchwinder und hurtiger zittern mus,
ſo bald er von der Luft getroffen wird.

Daher iſt im Schnupfen die Stimme ſchlecht, oder
gar nicht vorhanden, wenn die mit Schleim uͤberzogene
Knorpeln Schwierigketten zu zittern finden (u).

Daher haben diejenigen Thiere das ſtaͤrkſte, und lau-
teſte Gebruͤll, wenn ihre Luftroͤhre um und um knorpelich
ſind, oder die Knorpel daran wenigſtens wie Dachziegel
uͤber einander liegen, und in der Luftroͤhre ſehr wenig
haͤutiges, oder viel knorpeliches vorkommt; oder wenn
uͤberhaupt, ſtatt der Knorpel, Knochen da ſind (x), wie
am Loͤwen (y), Elephanten (z), Krokodilen (a), und
Pfauen (b). Hingegen iſt die Stimme ſchwach, wenn
die| Luftroͤhrenringe weich ſind, wie am Kaſuar (c), und
Jgel (d). Daher iſt die Stimme ſtark, und zugleich
unangenehm in den Waſſervoͤgeln, weil in ihnen die
elaſtiſchen Haͤute im zweeten Luftroͤhreukopfe nachklin-
gen (e).

§. 3.
Es zittern die Baͤnder der Luftroͤhrenſpalte.

Wir haben geſagt, daß der Luftroͤhrenkopf bebe, wenn
man eine Stimme hervorbringt, indeſſen zittern doch be-

ſon-
(u) [Spaltenumbruch] Ebenderſ. S. 29.
(x) barthol Hiſt. 100. Cent.
IV. la bovlaye voyage.

S. 303.
(y) STVKEL EY. S. 97.
(z) RECK. Salzb. Emigr. T. I.
S. 182. veſling. ep. 5.
(a) Am Japaniſchen Krokodil.
[Spaltenumbruch] birch. T. III. S. 489. grew
Cosmolog.
S. 25.
(b) An der Dole, grew.
Hempfling. Ebenderſ. ebendaſ.
(c) BIRCH. angef. Ort.
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[678[680]/0686] Die Stimme. IX. Buch. Stimmen, welche ich niemals gehoͤret habe, ſchlecht, und gar nicht der ordentlichen Stimme eines lebendigen Men- ſchen, oder Thieres aͤhnlich genug. Es wird naͤmlich der Luftroͤhrenkopf im lebeneigen Menſchen von den Muskel- kraͤften, die die Seele regieret, in ſolche Schwingungen geſezzt, daß er viel geſchwinder und hurtiger zittern mus, ſo bald er von der Luft getroffen wird. Daher iſt im Schnupfen die Stimme ſchlecht, oder gar nicht vorhanden, wenn die mit Schleim uͤberzogene Knorpeln Schwierigketten zu zittern finden (u). Daher haben diejenigen Thiere das ſtaͤrkſte, und lau- teſte Gebruͤll, wenn ihre Luftroͤhre um und um knorpelich ſind, oder die Knorpel daran wenigſtens wie Dachziegel uͤber einander liegen, und in der Luftroͤhre ſehr wenig haͤutiges, oder viel knorpeliches vorkommt; oder wenn uͤberhaupt, ſtatt der Knorpel, Knochen da ſind (x), wie am Loͤwen (y), Elephanten (z), Krokodilen (a), und Pfauen (b). Hingegen iſt die Stimme ſchwach, wenn die| Luftroͤhrenringe weich ſind, wie am Kaſuar (c), und Jgel (d). Daher iſt die Stimme ſtark, und zugleich unangenehm in den Waſſervoͤgeln, weil in ihnen die elaſtiſchen Haͤute im zweeten Luftroͤhreukopfe nachklin- gen (e). §. 3. Es zittern die Baͤnder der Luftroͤhrenſpalte. Wir haben geſagt, daß der Luftroͤhrenkopf bebe, wenn man eine Stimme hervorbringt, indeſſen zittern doch be- ſon- (u) Ebenderſ. S. 29. (x) barthol Hiſt. 100. Cent. IV. la bovlaye voyage. S. 303. (y) STVKEL EY. S. 97. (z) RECK. Salzb. Emigr. T. I. S. 182. veſling. ep. 5. (a) Am Japaniſchen Krokodil. birch. T. III. S. 489. grew Cosmolog. S. 25. (b) An der Dole, grew. Hempfling. Ebenderſ. ebendaſ. (c) BIRCH. angef. Ort. (d) GREW Cosmol. (e) HERISSANT angef. Ort.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 678[680]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/686>, abgerufen am 27.04.2024.