Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abschnitt. Werkzeug.
wie geschwinde, oder mit was vor Gierigkeit Wespen und
Bienen, um Honig zu rauben, Schnekken zum Käse (l),
Fleischfliegen zum faulen Fleische und nach den leichenhaf-
ten Ausdünstungen des kranken Viehes (m), und zu der
stapelia, die sie dem Geruche nach zu urtheilen, für ein
Aas halten, herbeigeflogen kommen. Doch es unterschei-
den auch die Bienen genau die nüzzlichen Kräuter, sie
nehmen sich für die schädliche in acht, so wie für die
Narkotischen (n). Man kennet das Werkzeug nicht, des-
sen sie sich im Geruche bedienen (o). Ein berümter Mann
muthmasset (p), daß dahin der kleine Bart oder Fülspiz-
zen gehören, welche an der Seite ihres Mundes liegen.

Man hat angemerkt, daß man bisweilen eine unge-
sunde Luft aus dem Gestanke erkennen, und meiden
könne.

§. 8.
Nebennuzzen.

Es ist zwar nicht ein Nuzzen des Geruches, aber
dennoch ein Vortheil für die Nase, daß wir diesen Sizz
des Geruches, wenn man Ertrunkene oder halbtodte
Menschen wieder zu sich selbst bringen will, als den
nächsten Weg zu der Kunst des Arztes anwendet (q);
indem man an diese fast blos liegende, zalreiche, weiche,
und dem Gehirne ganz nahe gelegnen Nerven scharfe
Arzneimittel anbringt.

Wir wiederholen hier nicht, daß die Luft durch die
Nase einen freien Durchgang findet, aber wir erinnern
doch dabei, daß sich dieser Weg für die Natur besser
schikket, als der Weg durch den Mund, daß man bei
einem Fehler der Nase mit offnen Munde zwar athme,

aber
(l) [Spaltenumbruch] SCHWAMMERDAM, bibl.
p. 110. LISTER, cochl. p.
152.
(m) ROESEL, insect. T. III.
p.
599.
(n) [Spaltenumbruch] PURCHAS, of the hees
p.
93.
(o) LYONNET, insect. theol.
(p) HARTLEY propos. 51.
(q) L. VIII. p. 251.
K k 5

III. Abſchnitt. Werkzeug.
wie geſchwinde, oder mit was vor Gierigkeit Weſpen und
Bienen, um Honig zu rauben, Schnekken zum Kaͤſe (l),
Fleiſchfliegen zum faulen Fleiſche und nach den leichenhaf-
ten Ausduͤnſtungen des kranken Viehes (m), und zu der
ſtapelia, die ſie dem Geruche nach zu urtheilen, fuͤr ein
Aas halten, herbeigeflogen kommen. Doch es unterſchei-
den auch die Bienen genau die nuͤzzlichen Kraͤuter, ſie
nehmen ſich fuͤr die ſchaͤdliche in acht, ſo wie fuͤr die
Narkotiſchen (n). Man kennet das Werkzeug nicht, deſ-
ſen ſie ſich im Geruche bedienen (o). Ein beruͤmter Mann
muthmaſſet (p), daß dahin der kleine Bart oder Fuͤlſpiz-
zen gehoͤren, welche an der Seite ihres Mundes liegen.

Man hat angemerkt, daß man bisweilen eine unge-
ſunde Luft aus dem Geſtanke erkennen, und meiden
koͤnne.

§. 8.
Nebennuzzen.

Es iſt zwar nicht ein Nuzzen des Geruches, aber
dennoch ein Vortheil fuͤr die Naſe, daß wir dieſen Sizz
des Geruches, wenn man Ertrunkene oder halbtodte
Menſchen wieder zu ſich ſelbſt bringen will, als den
naͤchſten Weg zu der Kunſt des Arztes anwendet (q);
indem man an dieſe faſt blos liegende, zalreiche, weiche,
und dem Gehirne ganz nahe gelegnen Nerven ſcharfe
Arzneimittel anbringt.

Wir wiederholen hier nicht, daß die Luft durch die
Naſe einen freien Durchgang findet, aber wir erinnern
doch dabei, daß ſich dieſer Weg fuͤr die Natur beſſer
ſchikket, als der Weg durch den Mund, daß man bei
einem Fehler der Naſe mit offnen Munde zwar athme,

aber
(l) [Spaltenumbruch] SCHWAMMERDAM, bibl.
p. 110. LISTER, cochl. p.
152.
(m) ROESEL, inſect. T. III.
p.
599.
(n) [Spaltenumbruch] PURCHAS, of the hees
p.
93.
(o) LYONNET, inſect. theol.
(p) HARTLEY propoſ. 51.
(q) L. VIII. p. 251.
K k 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0539" n="521"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Werkzeug.</hi></fw><lb/>
wie ge&#x017F;chwinde, oder mit was vor Gierigkeit We&#x017F;pen und<lb/>
Bienen, um Honig zu rauben, Schnekken zum Ka&#x0364;&#x017F;e <note place="foot" n="(l)"><cb/><hi rendition="#aq">SCHWAMMERDAM, bibl.<lb/>
p. 110. LISTER, cochl. p.</hi> 152.</note>,<lb/>
Flei&#x017F;chfliegen zum faulen Flei&#x017F;che und nach den leichenhaf-<lb/>
ten Ausdu&#x0364;n&#x017F;tungen des kranken Viehes <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ROESEL,</hi> in&#x017F;ect. T. III.<lb/>
p.</hi> 599.</note>, und zu der<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;tapelia,</hi> die &#x017F;ie dem Geruche nach zu urtheilen, fu&#x0364;r ein<lb/>
Aas halten, herbeigeflogen kommen. Doch es unter&#x017F;chei-<lb/>
den auch die Bienen genau die nu&#x0364;zzlichen Kra&#x0364;uter, &#x017F;ie<lb/>
nehmen &#x017F;ich fu&#x0364;r die &#x017F;cha&#x0364;dliche in acht, &#x017F;o wie fu&#x0364;r die<lb/>
Narkoti&#x017F;chen <note place="foot" n="(n)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PURCHAS,</hi> of the hees<lb/>
p.</hi> 93.</note>. Man kennet das Werkzeug nicht, de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich im Geruche bedienen <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">LYONNET, in&#x017F;ect. theol.</hi></note>. Ein beru&#x0364;mter Mann<lb/>
muthma&#x017F;&#x017F;et <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">HARTLEY propo&#x017F;.</hi> 51.</note>, daß dahin der kleine Bart oder Fu&#x0364;l&#x017F;piz-<lb/>
zen geho&#x0364;ren, welche an der Seite ihres Mundes liegen.</p><lb/>
            <p>Man hat angemerkt, daß man bisweilen eine unge-<lb/>
&#x017F;unde Luft aus dem Ge&#x017F;tanke erkennen, und meiden<lb/>
ko&#x0364;nne.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">§. 8.<lb/><hi rendition="#g">Nebennuzzen.</hi></hi> </head><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t zwar nicht ein Nuzzen des Geruches, aber<lb/>
dennoch ein Vortheil fu&#x0364;r die Na&#x017F;e, daß wir die&#x017F;en Sizz<lb/>
des Geruches, wenn man Ertrunkene oder halbtodte<lb/>
Men&#x017F;chen wieder zu &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t bringen will, als den<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;ten Weg zu der Kun&#x017F;t des Arztes anwendet <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">L. VIII. p.</hi> 251.</note>;<lb/>
indem man an die&#x017F;e fa&#x017F;t blos liegende, zalreiche, weiche,<lb/>
und dem Gehirne ganz nahe gelegnen Nerven &#x017F;charfe<lb/>
Arzneimittel anbringt.</p><lb/>
            <p>Wir wiederholen hier nicht, daß die Luft durch die<lb/>
Na&#x017F;e einen freien Durchgang findet, aber wir erinnern<lb/>
doch dabei, daß &#x017F;ich die&#x017F;er Weg fu&#x0364;r die Natur be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;chikket, als der Weg durch den Mund, daß man bei<lb/>
einem Fehler der Na&#x017F;e mit offnen Munde zwar athme,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k 5</fw><fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[521/0539] III. Abſchnitt. Werkzeug. wie geſchwinde, oder mit was vor Gierigkeit Weſpen und Bienen, um Honig zu rauben, Schnekken zum Kaͤſe (l), Fleiſchfliegen zum faulen Fleiſche und nach den leichenhaf- ten Ausduͤnſtungen des kranken Viehes (m), und zu der ſtapelia, die ſie dem Geruche nach zu urtheilen, fuͤr ein Aas halten, herbeigeflogen kommen. Doch es unterſchei- den auch die Bienen genau die nuͤzzlichen Kraͤuter, ſie nehmen ſich fuͤr die ſchaͤdliche in acht, ſo wie fuͤr die Narkotiſchen (n). Man kennet das Werkzeug nicht, deſ- ſen ſie ſich im Geruche bedienen (o). Ein beruͤmter Mann muthmaſſet (p), daß dahin der kleine Bart oder Fuͤlſpiz- zen gehoͤren, welche an der Seite ihres Mundes liegen. Man hat angemerkt, daß man bisweilen eine unge- ſunde Luft aus dem Geſtanke erkennen, und meiden koͤnne. §. 8. Nebennuzzen. Es iſt zwar nicht ein Nuzzen des Geruches, aber dennoch ein Vortheil fuͤr die Naſe, daß wir dieſen Sizz des Geruches, wenn man Ertrunkene oder halbtodte Menſchen wieder zu ſich ſelbſt bringen will, als den naͤchſten Weg zu der Kunſt des Arztes anwendet (q); indem man an dieſe faſt blos liegende, zalreiche, weiche, und dem Gehirne ganz nahe gelegnen Nerven ſcharfe Arzneimittel anbringt. Wir wiederholen hier nicht, daß die Luft durch die Naſe einen freien Durchgang findet, aber wir erinnern doch dabei, daß ſich dieſer Weg fuͤr die Natur beſſer ſchikket, als der Weg durch den Mund, daß man bei einem Fehler der Naſe mit offnen Munde zwar athme, aber (l) SCHWAMMERDAM, bibl. p. 110. LISTER, cochl. p. 152. (m) ROESEL, inſect. T. III. p. 599. (n) PURCHAS, of the hees p. 93. (o) LYONNET, inſect. theol. (p) HARTLEY propoſ. 51. (q) L. VIII. p. 251. K k 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/539
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/539>, abgerufen am 26.04.2024.