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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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III. Abschn. Der Harn.
§. 11.
Der Weinstein.

Ein lange Zeit aufbehaltener Urin sezzt(a) an aller-
lei Arten von Gefässen, und sogar an die Gläser selbst
eine Rinde an, die anfangs wie ein Flekken aussieht,
beständig immer grösser wird, und endlich zu wirklichen
Steinchen wird. Selbst das Häutchen des Urins hat
man aus dreiekkigen und vierekkigen Steinchen bestehen
gesehen (b). Der Urin von einem Kinde, den man vier
Jahre in einem Kolbenglase aufbehielte, sezzte kristallini-
sche Steinchen an, die sich an das Glas feste anhien-
gen (c).

§. 12.
Der Urin fault.

Unter allen Säften des menschlichen Körpers wird
der Urin (a) in wenig Stunden, bei der Sommerhiz-
ze (b), und noch geschwinder faul, wenn ein Fieber da-
bei ist. Er wirft, indem er fault, eine Menge trüben,
schmuzzigen und schwärzlichen Bodensazz nieder; er
nimmt eine heftige Schärfe, die seifenhaft und laugenar-
tig ist (c) an sich; er giebt einen Gestank, wie von faul-
gewordenen Krebsen, und endlich wie ein faulender Leich-

nam
(a) [Spaltenumbruch] HELMONT. lithias c. 5. n. 9.
BOERH. Praelect. T. III. pag. 327.
Elem. Chem. II. p.
321. Schon nach
der dritten Stunde schwimmen
Körperchen im Urine, und sinken
nach 24. BOERHAAVE de calculo
p.
9. 16. den vierten Tag hängen
sich geschmakklose Kristallen ans
Glas HENKEL. aggreg. pag. 60.
bisweilen bei Kranken WILLIS.
de urin. f.
300. es sagt HELMON-
[Spaltenumbruch] TIUS
das übertriebne Wasser vom
Urine sezze eine Rinde. HERIS-
SANT.
Mem. 1758. p.
428.
(b) BINNINGER. p. 4. 6. an
eigenem Urine.
(c) HENKEL. Kieshist. p. 354.
355.
(a) BOERH. Elem. chem. II.
proc.
100.
(b) Conf. p. 345.
(c) BOERH. ib. p. 322.
H. Phisiol. 7. B. K k
III. Abſchn. Der Harn.
§. 11.
Der Weinſtein.

Ein lange Zeit aufbehaltener Urin ſezzt(a) an aller-
lei Arten von Gefaͤſſen, und ſogar an die Glaͤſer ſelbſt
eine Rinde an, die anfangs wie ein Flekken ausſieht,
beſtaͤndig immer groͤſſer wird, und endlich zu wirklichen
Steinchen wird. Selbſt das Haͤutchen des Urins hat
man aus dreiekkigen und vierekkigen Steinchen beſtehen
geſehen (b). Der Urin von einem Kinde, den man vier
Jahre in einem Kolbenglaſe aufbehielte, ſezzte kriſtallini-
ſche Steinchen an, die ſich an das Glas feſte anhien-
gen (c).

§. 12.
Der Urin fault.

Unter allen Saͤften des menſchlichen Koͤrpers wird
der Urin (a) in wenig Stunden, bei der Sommerhiz-
ze (b), und noch geſchwinder faul, wenn ein Fieber da-
bei iſt. Er wirft, indem er fault, eine Menge truͤben,
ſchmuzzigen und ſchwaͤrzlichen Bodenſazz nieder; er
nimmt eine heftige Schaͤrfe, die ſeifenhaft und laugenar-
tig iſt (c) an ſich; er giebt einen Geſtank, wie von faul-
gewordenen Krebſen, und endlich wie ein faulender Leich-

nam
(a) [Spaltenumbruch] HELMONT. lithias c. 5. n. 9.
BOERH. Prælect. T. III. pag. 327.
Elem. Chem. II. p.
321. Schon nach
der dritten Stunde ſchwimmen
Koͤrperchen im Urine, und ſinken
nach 24. BOERHAAVE de calculo
p.
9. 16. den vierten Tag haͤngen
ſich geſchmakkloſe Kriſtallen ans
Glas HENKEL. aggreg. pag. 60.
bisweilen bei Kranken WILLIS.
de urin. f.
300. es ſagt HELMON-
[Spaltenumbruch] TIUS
das uͤbertriebne Waſſer vom
Urine ſezze eine Rinde. HERIS-
SANT.
Mém. 1758. p.
428.
(b) BINNINGER. p. 4. 6. an
eigenem Urine.
(c) HENKEL. Kieshiſt. p. 354.
355.
(a) BOERH. Elem. chem. II.
proc.
100.
(b) Conf. p. 345.
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H. Phiſiol. 7. B. K k
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[513/0549] III. Abſchn. Der Harn. §. 11. Der Weinſtein. Ein lange Zeit aufbehaltener Urin ſezzt (a) an aller- lei Arten von Gefaͤſſen, und ſogar an die Glaͤſer ſelbſt eine Rinde an, die anfangs wie ein Flekken ausſieht, beſtaͤndig immer groͤſſer wird, und endlich zu wirklichen Steinchen wird. Selbſt das Haͤutchen des Urins hat man aus dreiekkigen und vierekkigen Steinchen beſtehen geſehen (b). Der Urin von einem Kinde, den man vier Jahre in einem Kolbenglaſe aufbehielte, ſezzte kriſtallini- ſche Steinchen an, die ſich an das Glas feſte anhien- gen (c). §. 12. Der Urin fault. Unter allen Saͤften des menſchlichen Koͤrpers wird der Urin (a) in wenig Stunden, bei der Sommerhiz- ze (b), und noch geſchwinder faul, wenn ein Fieber da- bei iſt. Er wirft, indem er fault, eine Menge truͤben, ſchmuzzigen und ſchwaͤrzlichen Bodenſazz nieder; er nimmt eine heftige Schaͤrfe, die ſeifenhaft und laugenar- tig iſt (c) an ſich; er giebt einen Geſtank, wie von faul- gewordenen Krebſen, und endlich wie ein faulender Leich- nam (a) HELMONT. lithias c. 5. n. 9. BOERH. Prælect. T. III. pag. 327. Elem. Chem. II. p. 321. Schon nach der dritten Stunde ſchwimmen Koͤrperchen im Urine, und ſinken nach 24. BOERHAAVE de calculo p. 9. 16. den vierten Tag haͤngen ſich geſchmakkloſe Kriſtallen ans Glas HENKEL. aggreg. pag. 60. bisweilen bei Kranken WILLIS. de urin. f. 300. es ſagt HELMON- TIUS das uͤbertriebne Waſſer vom Urine ſezze eine Rinde. HERIS- SANT. Mém. 1758. p. 428. (b) BINNINGER. p. 4. 6. an eigenem Urine. (c) HENKEL. Kieshiſt. p. 354. 355. (a) BOERH. Elem. chem. II. proc. 100. (b) Conf. p. 345. (c) BOERH. ib. p. 322. H. Phiſiol. 7. B. K k

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/549>, abgerufen am 26.04.2024.