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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
höchsten verwunderten/ inmassen dieser Mensch
ohne dem vorher die gantze Mahlzeit über fast stäts
gessen und getruncken/ und nunmehro beym Absch[ie]d
so viel Weins in seinen Leib schütten kunte. Darauf
gieng ein Jeder seines Weges/ aber der Printz machte
eine veste und Hertz-vertrauliche Freundschafft mit
dem wackern Campanelli und der Holdseeligen Il-
mene,
er gab Jedem von diesen Beyden einen Ge-
denck-Ring/ und empfienge von ihnen einen andern
dergleichen/ wobey sie einander versprachen/ dafern
sie das Glück über kurtz oder lang wieder zusammen
bringen solte/ und etwa einer deß andern Beystandes
benöthiget seyn möchte/ daß sie einander auß allen
Kräfften zu Hülffe tretten wolten. Hiermit nahmen
auch diese ihren Abschied/ und giengen mit Patina und
dessen hoch-gelehrten Tochter ihres Weges. Vene-
reus
schlieff diese Nacht/ (es war aber schon ziem-
lich spät hinein/) bey Cerebacchius, und muste er/ wie
ungerne er auch daran wolte/ mit diesem noch eine
Flasche Brandtwein zum Schlaff-Trunck außleeren/
worauf sich ein Jeder nach der Schlaff-Stelle ver-
fügete.

Als der folgende Morgen anbrach/ stunde Con-
dado
frühe auf/ und gab dem Klingenfeld Ordre, et-
liche Pferde kommen zu lassen/ die er kauffen wolte
auf die Räyse. Er selber zwar hatte ein gutes/ wie
auch Troll und Klingenfeld/ für den Cavina aber
kauffte er eines/ weil er denselben/ als seinen Secreta-
rium
allwege bey sich behalten wolte. Cerebacchius
und Venereus stunden endlich auch auf/ und damahl
fragete sie Condado, ob sie Lust hätten/ mit ihnen zu
räysen? Weil sie nun nichts darbey zu versaumen
hatten/ erkläreten sie sich stehenden Fusses zu seinem
Willen/ zumahl Cerebacchius darbey sich einer guten

Küchen
J i

Romans I. Buch.
hoͤchſten verwunderten/ inmaſſen dieſer Menſch
ohne dem vorher die gantze Mahlzeit uͤber faſt ſtaͤts
geſſen und getruncken/ und nunmehro beym Abſch[ie]d
ſo viel Weins in ſeinen Leib ſchuͤtten kunte. Darauf
gieng ein Jeder ſeines Weges/ aber der Printz machte
eine veſte und Hertz-vertrauliche Freundſchafft mit
dem wackern Campanelli und der Holdſeeligen Il-
mene,
er gab Jedem von dieſen Beyden einen Ge-
denck-Ring/ und empfienge von ihnen einen andern
dergleichen/ wobey ſie einander verſprachen/ dafern
ſie das Gluͤck uͤber kurtz oder lang wieder zuſammen
bringen ſolte/ und etwa einer deß andern Beyſtandes
benoͤthiget ſeyn moͤchte/ daß ſie einander auß allen
Kraͤfften zu Huͤlffe tretten wolten. Hiermit nahmen
auch dieſe ihren Abſchied/ und giengen mit Patina und
deſſen hoch-gelehrten Tochter ihres Weges. Vene-
reus
ſchlieff dieſe Nacht/ (es war aber ſchon ziem-
lich ſpaͤt hinein/) bey Cerebacchius, und muſte er/ wie
ungerne er auch daran wolte/ mit dieſem noch eine
Flaſche Brandtwein zum Schlaff-Trunck außleeren/
worauf ſich ein Jeder nach der Schlaff-Stelle ver-
fuͤgete.

Als der folgende Morgen anbrach/ ſtunde Con-
dado
fruͤhe auf/ und gab dem Klingenfeld Ordre, et-
liche Pferde kommen zu laſſen/ die er kauffen wolte
auf die Raͤyſe. Er ſelber zwar hatte ein gutes/ wie
auch Troll und Klingenfeld/ fuͤr den Cavina aber
kauffte er eines/ weil er denſelben/ als ſeinen Secreta-
rium
allwege bey ſich behalten wolte. Cerebacchius
und Venereus ſtunden endlich auch auf/ und damahl
fragete ſie Condado, ob ſie Luſt haͤtten/ mit ihnen zu
raͤyſen? Weil ſie nun nichts darbey zu verſaumen
hatten/ erklaͤreten ſie ſich ſtehenden Fuſſes zu ſeinem
Willen/ zumahl Cerebacchius darbey ſich einer guten

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[497/0511] Romans I. Buch. hoͤchſten verwunderten/ inmaſſen dieſer Menſch ohne dem vorher die gantze Mahlzeit uͤber faſt ſtaͤts geſſen und getruncken/ und nunmehro beym Abſchied ſo viel Weins in ſeinen Leib ſchuͤtten kunte. Darauf gieng ein Jeder ſeines Weges/ aber der Printz machte eine veſte und Hertz-vertrauliche Freundſchafft mit dem wackern Campanelli und der Holdſeeligen Il- mene, er gab Jedem von dieſen Beyden einen Ge- denck-Ring/ und empfienge von ihnen einen andern dergleichen/ wobey ſie einander verſprachen/ dafern ſie das Gluͤck uͤber kurtz oder lang wieder zuſammen bringen ſolte/ und etwa einer deß andern Beyſtandes benoͤthiget ſeyn moͤchte/ daß ſie einander auß allen Kraͤfften zu Huͤlffe tretten wolten. Hiermit nahmen auch dieſe ihren Abſchied/ und giengen mit Patina und deſſen hoch-gelehrten Tochter ihres Weges. Vene- reus ſchlieff dieſe Nacht/ (es war aber ſchon ziem- lich ſpaͤt hinein/) bey Cerebacchius, und muſte er/ wie ungerne er auch daran wolte/ mit dieſem noch eine Flaſche Brandtwein zum Schlaff-Trunck außleeren/ worauf ſich ein Jeder nach der Schlaff-Stelle ver- fuͤgete. Als der folgende Morgen anbrach/ ſtunde Con- dado fruͤhe auf/ und gab dem Klingenfeld Ordre, et- liche Pferde kommen zu laſſen/ die er kauffen wolte auf die Raͤyſe. Er ſelber zwar hatte ein gutes/ wie auch Troll und Klingenfeld/ fuͤr den Cavina aber kauffte er eines/ weil er denſelben/ als ſeinen Secreta- rium allwege bey ſich behalten wolte. Cerebacchius und Venereus ſtunden endlich auch auf/ und damahl fragete ſie Condado, ob ſie Luſt haͤtten/ mit ihnen zu raͤyſen? Weil ſie nun nichts darbey zu verſaumen hatten/ erklaͤreten ſie ſich ſtehenden Fuſſes zu ſeinem Willen/ zumahl Cerebacchius darbey ſich einer guten Kuͤchen J i

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/511>, abgerufen am 27.04.2024.