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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen

WJe er aber eine gute Meile fortgeritten war/
und zu einem schönen Meyerhof kam/ da sa-
he er den jüngsten von den 3. Edelleuten/
samt seiner Schwester/ deß Kauffmanns Frau/ da-
selbst/ welche alsobald herauß kamen/ und ihn zu sich
hinein nöthigten. Ey/ wie ein feiner Mann/ sprach
die Dame, der also ohne Haltung seines Versprechens
darvon reiten wil. Venereus wuste nicht/ wie er diese
Worte verstehen solte/ forschete demnach/ wie sie sol-
che meynete? Wisset ihr nicht/ war ihre Antwort/
daß ihr mir gegen ein gutes Recompens versprochen
habt/ eine Kunst mitzutheilen/ Krafft welcher mein
Mann mir hinführo in allem gehorsam seyn soll? Ve-
nereus
gedachte wol/ daß dieses auf ein anders ange-
sehen/ und sprach: Verzeyhet mir/ meine Frau/ daß
ich mich schier selber darüber vergessen hätte/ ihr habt
aber wol gethan/ daß ihr mit einer kleinen Com-
pagnie
hieher kommen seyd/ dann diese Kunst muß
heimlich gehalten werden. Also reichete sie ihm einen
Beutel mit 30. Ducaten/ und führete ihn ins Hauß/
welches ihrer Mutter zugehörete/ daselbst frühstücke-
ten sie mit einander/ nahmen darauf von dem Edel-
mann/ der den Brathen etwa auch riechen mochte/
Abschied/ und verschlossen sich Beyde in ein beson-
ders Zimmer/ woselbst sie die Vergeltung für das
Geld von dem Venereo mit hertzlicher Freude/ aber
keines Weges eine Kunst/ wie sie vorhin gesaget/ em-
pfieng/ und nachdem sie in dieser Lust eine gute Stun-
de verharret/ nahmen sie freundlichen Abschied von
einander/ und Venereus ritte ferner seines Weges
fort. Er kam denselben Abend in ein grosses Dorff/
da er in der Herberge sehr wol/ wiewol auch für
gnugsames Geld/ bewirthet ward/ weil es ihm aber
jetzo an keinem Geld mangelte/ achtete er dessen we-

nig/
Deß Academiſchen

WJe er aber eine gute Meile fortgeritten war/
und zu einem ſchoͤnen Meyerhof kam/ da ſa-
he er den juͤngſten von den 3. Edelleuten/
ſamt ſeiner Schweſter/ deß Kauffmanns Frau/ da-
ſelbſt/ welche alſobald herauß kamen/ und ihn zu ſich
hinein noͤthigten. Ey/ wie ein feiner Mann/ ſprach
die Dame, der alſo ohne Haltung ſeines Verſprechens
darvon reiten wil. Venereus wuſte nicht/ wie er dieſe
Worte verſtehen ſolte/ forſchete demnach/ wie ſie ſol-
che meynete? Wiſſet ihr nicht/ war ihre Antwort/
daß ihr mir gegen ein gutes Recompens verſprochen
habt/ eine Kunſt mitzutheilen/ Krafft welcher mein
Mann mir hinfuͤhro in allem gehorſam ſeyn ſoll? Ve-
nereus
gedachte wol/ daß dieſes auf ein anders ange-
ſehen/ und ſprach: Verzeyhet mir/ meine Frau/ daß
ich mich ſchier ſelber daruͤber vergeſſen haͤtte/ ihr habt
aber wol gethan/ daß ihr mit einer kleinen Com-
pagnie
hieher kommen ſeyd/ dann dieſe Kunſt muß
heimlich gehalten werden. Alſo reichete ſie ihm einen
Beutel mit 30. Ducaten/ und fuͤhrete ihn ins Hauß/
welches ihrer Mutter zugehoͤrete/ daſelbſt fruͤhſtuͤcke-
ten ſie mit einander/ nahmen darauf von dem Edel-
mann/ der den Brathen etwa auch riechen mochte/
Abſchied/ und verſchloſſen ſich Beyde in ein beſon-
ders Zimmer/ woſelbſt ſie die Vergeltung fuͤr das
Geld von dem Venereo mit hertzlicher Freude/ aber
keines Weges eine Kunſt/ wie ſie vorhin geſaget/ em-
pfieng/ und nachdem ſie in dieſer Luſt eine gute Stun-
de verharret/ nahmen ſie freundlichen Abſchied von
einander/ und Venereus ritte ferner ſeines Weges
fort. Er kam denſelben Abend in ein groſſes Dorff/
da er in der Herberge ſehr wol/ wiewol auch fuͤr
gnugſames Geld/ bewirthet ward/ weil es ihm aber
jetzo an keinem Geld mangelte/ achtete er deſſen we-

nig/
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[690/0708] Deß Academiſchen WJe er aber eine gute Meile fortgeritten war/ und zu einem ſchoͤnen Meyerhof kam/ da ſa- he er den juͤngſten von den 3. Edelleuten/ ſamt ſeiner Schweſter/ deß Kauffmanns Frau/ da- ſelbſt/ welche alſobald herauß kamen/ und ihn zu ſich hinein noͤthigten. Ey/ wie ein feiner Mann/ ſprach die Dame, der alſo ohne Haltung ſeines Verſprechens darvon reiten wil. Venereus wuſte nicht/ wie er dieſe Worte verſtehen ſolte/ forſchete demnach/ wie ſie ſol- che meynete? Wiſſet ihr nicht/ war ihre Antwort/ daß ihr mir gegen ein gutes Recompens verſprochen habt/ eine Kunſt mitzutheilen/ Krafft welcher mein Mann mir hinfuͤhro in allem gehorſam ſeyn ſoll? Ve- nereus gedachte wol/ daß dieſes auf ein anders ange- ſehen/ und ſprach: Verzeyhet mir/ meine Frau/ daß ich mich ſchier ſelber daruͤber vergeſſen haͤtte/ ihr habt aber wol gethan/ daß ihr mit einer kleinen Com- pagnie hieher kommen ſeyd/ dann dieſe Kunſt muß heimlich gehalten werden. Alſo reichete ſie ihm einen Beutel mit 30. Ducaten/ und fuͤhrete ihn ins Hauß/ welches ihrer Mutter zugehoͤrete/ daſelbſt fruͤhſtuͤcke- ten ſie mit einander/ nahmen darauf von dem Edel- mann/ der den Brathen etwa auch riechen mochte/ Abſchied/ und verſchloſſen ſich Beyde in ein beſon- ders Zimmer/ woſelbſt ſie die Vergeltung fuͤr das Geld von dem Venereo mit hertzlicher Freude/ aber keines Weges eine Kunſt/ wie ſie vorhin geſaget/ em- pfieng/ und nachdem ſie in dieſer Luſt eine gute Stun- de verharret/ nahmen ſie freundlichen Abſchied von einander/ und Venereus ritte ferner ſeines Weges fort. Er kam denſelben Abend in ein groſſes Dorff/ da er in der Herberge ſehr wol/ wiewol auch fuͤr gnugſames Geld/ bewirthet ward/ weil es ihm aber jetzo an keinem Geld mangelte/ achtete er deſſen we- nig/

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/708>, abgerufen am 26.04.2024.