Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite

Kritische Wälder.
kühn, zu sagen, daß man nicht allzuweit zurückgehen
müsse. Er bestimmt endlich, nach artigen Ver-
weisen, diese Epoche mit dem Anfange seiner und
seiner Freunde Zeitalter, und schließt urplötzlich:
"Brauche ich mehr zu sagen, um die Ursachen
"zu erklären, warum die Erfindung und Vorstel-
"lung auf so vielen deutschen Münzen schlecht,
"kindisch, undeutlich, lächerlich sey." Durch-
gängig also sieht er aus einer Münze sehr mitleidig
auf den Geschmack seiner Nation herab, und wie
sein Freund, und Beurtheiler c) uns versichert,
ist dies ein Eifer im patriotischen Tone, ein edler
Enthusiasmus für sein Vaterland. Eine andere
Bibliothek, d) die sich sonst durch ein gründliches
und kaltes Urtheil vor andern so sehr auszeichnet,
hält dem Verfasser eben in seinem artigen Tone
eine förmliche lange Lobrede darüber, "daß er mit
"seinen geschmackvollen Vergleichungen seine Lan-
"desleute eine sehr lächerliche Rolle spielen
"lasse. -- --

Jch kann also nichts, als dem Hr. V. zu
seiner Logik, und Deutschland zum Hrn. Verfasser
Glück wünschen.

8.

1. Münzen können nicht eigentlich auf den
Geschmack eines Volks, einer Zeit zeugen, wenn

das
c) [Spaltenumbruch] Klotz. Bibl. St. I. S. 61.
d) [Spaltenumbruch] N. Bibl. der sch. W.

Kritiſche Waͤlder.
kuͤhn, zu ſagen, daß man nicht allzuweit zuruͤckgehen
muͤſſe. Er beſtimmt endlich, nach artigen Ver-
weiſen, dieſe Epoche mit dem Anfange ſeiner und
ſeiner Freunde Zeitalter, und ſchließt urploͤtzlich:
„Brauche ich mehr zu ſagen, um die Urſachen
„zu erklaͤren, warum die Erfindung und Vorſtel-
„lung auf ſo vielen deutſchen Muͤnzen ſchlecht,
„kindiſch, undeutlich, laͤcherlich ſey.„ Durch-
gaͤngig alſo ſieht er aus einer Muͤnze ſehr mitleidig
auf den Geſchmack ſeiner Nation herab, und wie
ſein Freund, und Beurtheiler c) uns verſichert,
iſt dies ein Eifer im patriotiſchen Tone, ein edler
Enthuſiasmus fuͤr ſein Vaterland. Eine andere
Bibliothek, d) die ſich ſonſt durch ein gruͤndliches
und kaltes Urtheil vor andern ſo ſehr auszeichnet,
haͤlt dem Verfaſſer eben in ſeinem artigen Tone
eine foͤrmliche lange Lobrede daruͤber, „daß er mit
„ſeinen geſchmackvollen Vergleichungen ſeine Lan-
„desleute eine ſehr laͤcherliche Rolle ſpielen
„laſſe. — —

Jch kann alſo nichts, als dem Hr. V. zu
ſeiner Logik, und Deutſchland zum Hrn. Verfaſſer
Gluͤck wuͤnſchen.

8.

1. Muͤnzen koͤnnen nicht eigentlich auf den
Geſchmack eines Volks, einer Zeit zeugen, wenn

das
c) [Spaltenumbruch] Klotz. Bibl. St. I. S. 61.
d) [Spaltenumbruch] N. Bibl. der ſch. W.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0120" n="114"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kriti&#x017F;che Wa&#x0364;lder.</hi></fw><lb/>
ku&#x0364;hn, zu &#x017F;agen, daß man nicht allzuweit zuru&#x0364;ckgehen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Er be&#x017F;timmt endlich, nach artigen Ver-<lb/>
wei&#x017F;en, die&#x017F;e Epoche mit dem Anfange &#x017F;einer und<lb/>
&#x017F;einer Freunde Zeitalter, und &#x017F;chließt urplo&#x0364;tzlich:<lb/>
&#x201E;Brauche ich mehr zu &#x017F;agen, um die Ur&#x017F;achen<lb/>
&#x201E;zu erkla&#x0364;ren, warum die Erfindung und Vor&#x017F;tel-<lb/>
&#x201E;lung auf &#x017F;o vielen deut&#x017F;chen Mu&#x0364;nzen &#x017F;chlecht,<lb/>
&#x201E;kindi&#x017F;ch, undeutlich, la&#x0364;cherlich &#x017F;ey.&#x201E; Durch-<lb/>
ga&#x0364;ngig al&#x017F;o &#x017F;ieht er aus einer Mu&#x0364;nze &#x017F;ehr mitleidig<lb/>
auf den Ge&#x017F;chmack &#x017F;einer Nation herab, und wie<lb/>
&#x017F;ein Freund, und Beurtheiler <note place="foot" n="c)"><cb/>
Klotz. Bibl. St. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 61.</note> uns ver&#x017F;ichert,<lb/>
i&#x017F;t dies ein Eifer im patrioti&#x017F;chen Tone, ein edler<lb/>
Enthu&#x017F;iasmus fu&#x0364;r &#x017F;ein Vaterland. Eine andere<lb/>
Bibliothek, <note place="foot" n="d)"><cb/>
N. Bibl. der &#x017F;ch. W.</note> die &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t durch ein gru&#x0364;ndliches<lb/>
und kaltes Urtheil vor andern &#x017F;o &#x017F;ehr auszeichnet,<lb/>
ha&#x0364;lt dem Verfa&#x017F;&#x017F;er eben in &#x017F;einem artigen Tone<lb/>
eine fo&#x0364;rmliche lange Lobrede daru&#x0364;ber, &#x201E;daß er mit<lb/>
&#x201E;&#x017F;einen ge&#x017F;chmackvollen Vergleichungen &#x017F;eine Lan-<lb/>
&#x201E;desleute eine &#x017F;ehr la&#x0364;cherliche Rolle &#x017F;pielen<lb/>
&#x201E;la&#x017F;&#x017F;e. &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
          <p>Jch kann al&#x017F;o nichts, als dem Hr. V. zu<lb/>
&#x017F;einer Logik, und Deut&#x017F;chland zum Hrn. Verfa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Glu&#x0364;ck wu&#x0364;n&#x017F;chen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>8.</head><lb/>
          <p>1. Mu&#x0364;nzen ko&#x0364;nnen nicht eigentlich auf den<lb/>
Ge&#x017F;chmack eines Volks, einer Zeit zeugen, wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0120] Kritiſche Waͤlder. kuͤhn, zu ſagen, daß man nicht allzuweit zuruͤckgehen muͤſſe. Er beſtimmt endlich, nach artigen Ver- weiſen, dieſe Epoche mit dem Anfange ſeiner und ſeiner Freunde Zeitalter, und ſchließt urploͤtzlich: „Brauche ich mehr zu ſagen, um die Urſachen „zu erklaͤren, warum die Erfindung und Vorſtel- „lung auf ſo vielen deutſchen Muͤnzen ſchlecht, „kindiſch, undeutlich, laͤcherlich ſey.„ Durch- gaͤngig alſo ſieht er aus einer Muͤnze ſehr mitleidig auf den Geſchmack ſeiner Nation herab, und wie ſein Freund, und Beurtheiler c) uns verſichert, iſt dies ein Eifer im patriotiſchen Tone, ein edler Enthuſiasmus fuͤr ſein Vaterland. Eine andere Bibliothek, d) die ſich ſonſt durch ein gruͤndliches und kaltes Urtheil vor andern ſo ſehr auszeichnet, haͤlt dem Verfaſſer eben in ſeinem artigen Tone eine foͤrmliche lange Lobrede daruͤber, „daß er mit „ſeinen geſchmackvollen Vergleichungen ſeine Lan- „desleute eine ſehr laͤcherliche Rolle ſpielen „laſſe. — — Jch kann alſo nichts, als dem Hr. V. zu ſeiner Logik, und Deutſchland zum Hrn. Verfaſſer Gluͤck wuͤnſchen. 8. 1. Muͤnzen koͤnnen nicht eigentlich auf den Geſchmack eines Volks, einer Zeit zeugen, wenn das c) Klotz. Bibl. St. I. S. 61. d) N. Bibl. der ſch. W.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische03_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische03_1769/120
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische03_1769/120>, abgerufen am 26.04.2024.