Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Theil I. bis Justinian.
§. 84.

So viel ist gewiß, der erste August be-
kam, oder eigentlich behielt noch vom Trium-
virate her, ein ganz uneingeschränktes Mili-
tair-Commando über seine 44 Legionen Ve-
teranen, er bekam oder behielt es selbst in
Rom, wo er seine Garde hatte, und der gan-
ze Senat legte den militairischen Eyd ab.
Jeder Senator hatte von jeher Dienste neh-
men müssen, und nun war im ganzen Staate
nur ein imperator, nur ein General, der
nicht von einem andern abhing. Bey Au-
gusts
Tode konnte kein Senator gedient ha-
ben, als unter ihm, und warum hätte man
den Dienst verlassen sollen, da man dasselbe,
als Urlaub, eben so leicht haben konnte?
Man erneuerte den Eyd jedem neuen Augu-
ste; man erneuerte ihn so oft derselbe August
alle 5 oder alle 10 Jahre sein Commando aus
der Ursache niederlegte, weil ehemahls fast
keine Gewalt länger als ein Jahr gedauert
hatte.

Der erste August bekam, oder eigentlich
behielt noch vom Triumvirate her, das ober-
ste Gouvernement über alle Provinzen, und
daß er die Hälfte davon dem Senate oder
dem Volke überließ, war eine Großmuth,
die ihn nicht viel kosten konnte. Seine Casse

(fis-
Theil I. bis Juſtinian.
§. 84.

So viel iſt gewiß, der erſte Auguſt be-
kam, oder eigentlich behielt noch vom Trium-
virate her, ein ganz uneingeſchraͤnktes Mili-
tair-Commando uͤber ſeine 44 Legionen Ve-
teranen, er bekam oder behielt es ſelbſt in
Rom, wo er ſeine Garde hatte, und der gan-
ze Senat legte den militairiſchen Eyd ab.
Jeder Senator hatte von jeher Dienſte neh-
men muͤſſen, und nun war im ganzen Staate
nur ein imperator, nur ein General, der
nicht von einem andern abhing. Bey Au-
guſts
Tode konnte kein Senator gedient ha-
ben, als unter ihm, und warum haͤtte man
den Dienſt verlaſſen ſollen, da man daſſelbe,
als Urlaub, eben ſo leicht haben konnte?
Man erneuerte den Eyd jedem neuen Augu-
ſte; man erneuerte ihn ſo oft derſelbe Auguſt
alle 5 oder alle 10 Jahre ſein Commando aus
der Urſache niederlegte, weil ehemahls faſt
keine Gewalt laͤnger als ein Jahr gedauert
hatte.

Der erſte Auguſt bekam, oder eigentlich
behielt noch vom Triumvirate her, das ober-
ſte Gouvernement uͤber alle Provinzen, und
daß er die Haͤlfte davon dem Senate oder
dem Volke uͤberließ, war eine Großmuth,
die ihn nicht viel koſten konnte. Seine Caſſe

(fis-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0102" n="90"/>
            <fw place="top" type="header">Theil <hi rendition="#aq">I.</hi> bis Ju&#x017F;tinian.</fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 84.</head><lb/>
              <p>So viel i&#x017F;t gewiß, der er&#x017F;te Augu&#x017F;t be-<lb/>
kam, oder eigentlich behielt noch vom Trium-<lb/>
virate her, ein ganz uneinge&#x017F;chra&#x0364;nktes Mili-<lb/>
tair-Commando u&#x0364;ber &#x017F;eine 44 Legionen Ve-<lb/>
teranen, er bekam oder behielt es &#x017F;elb&#x017F;t in<lb/>
Rom, wo er &#x017F;eine Garde hatte, und der gan-<lb/>
ze Senat legte den militairi&#x017F;chen Eyd ab.<lb/>
Jeder Senator hatte von jeher Dien&#x017F;te neh-<lb/>
men mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und nun war im ganzen Staate<lb/>
nur <hi rendition="#fr">ein</hi> <hi rendition="#aq">imperator,</hi> nur ein General, der<lb/>
nicht von einem andern abhing. Bey <hi rendition="#fr">Au-<lb/>
gu&#x017F;ts</hi> Tode konnte kein Senator gedient ha-<lb/>
ben, als unter ihm, und warum ha&#x0364;tte man<lb/>
den Dien&#x017F;t verla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen, da man da&#x017F;&#x017F;elbe,<lb/>
als Urlaub, eben &#x017F;o leicht haben konnte?<lb/>
Man erneuerte den Eyd jedem neuen Augu-<lb/>
&#x017F;te; man erneuerte ihn &#x017F;o oft der&#x017F;elbe Augu&#x017F;t<lb/>
alle 5 oder alle 10 Jahre &#x017F;ein Commando aus<lb/>
der Ur&#x017F;ache niederlegte, weil ehemahls fa&#x017F;t<lb/>
keine Gewalt la&#x0364;nger als ein Jahr gedauert<lb/>
hatte.</p><lb/>
              <p>Der er&#x017F;te Augu&#x017F;t bekam, oder eigentlich<lb/>
behielt noch vom Triumvirate her, das ober-<lb/>
&#x017F;te Gouvernement u&#x0364;ber alle Provinzen, und<lb/>
daß er die Ha&#x0364;lfte davon dem Senate oder<lb/>
dem Volke u&#x0364;berließ, war eine Großmuth,<lb/>
die ihn nicht viel ko&#x017F;ten konnte. Seine Ca&#x017F;&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">(<hi rendition="#aq">fis-</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0102] Theil I. bis Juſtinian. §. 84. So viel iſt gewiß, der erſte Auguſt be- kam, oder eigentlich behielt noch vom Trium- virate her, ein ganz uneingeſchraͤnktes Mili- tair-Commando uͤber ſeine 44 Legionen Ve- teranen, er bekam oder behielt es ſelbſt in Rom, wo er ſeine Garde hatte, und der gan- ze Senat legte den militairiſchen Eyd ab. Jeder Senator hatte von jeher Dienſte neh- men muͤſſen, und nun war im ganzen Staate nur ein imperator, nur ein General, der nicht von einem andern abhing. Bey Au- guſts Tode konnte kein Senator gedient ha- ben, als unter ihm, und warum haͤtte man den Dienſt verlaſſen ſollen, da man daſſelbe, als Urlaub, eben ſo leicht haben konnte? Man erneuerte den Eyd jedem neuen Augu- ſte; man erneuerte ihn ſo oft derſelbe Auguſt alle 5 oder alle 10 Jahre ſein Commando aus der Urſache niederlegte, weil ehemahls faſt keine Gewalt laͤnger als ein Jahr gedauert hatte. Der erſte Auguſt bekam, oder eigentlich behielt noch vom Triumvirate her, das ober- ſte Gouvernement uͤber alle Provinzen, und daß er die Haͤlfte davon dem Senate oder dem Volke uͤberließ, war eine Großmuth, die ihn nicht viel koſten konnte. Seine Caſſe (fis-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/102
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/102>, abgerufen am 26.04.2024.