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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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XI. Hauptstück.
§. 309.

Da die drey Dimensionen des Ortes, jede für sich
betrachtet, linear sind, so können wir uns, in An-
sehung der Vorwörter, vor, nach, auf, unter,
über, an, zwischen
etc. begnügen, die zwey erstern
zu nehmen, und sie in so ferne betrachten, als sie
überhaupt die erste Anlage zu der Theorie der Ord-
nung, nach jeden Arten von Dimensionen angeben.
Das vor und nach seyn zeiget an sich schon eine Art
der Ordnung an, und diese werden wir nun auf eine
bloß symbolische Art in zwo Classen theilen können,
weil sich in diesem Ausdrucke das vor und nach, so-
wohl als ein Vorwort als auch als ein Zuwort an-
sehen läßt. Denn als ein Vorwort bezieht es sich
auf die Dimension selbst, ohne Rücksicht auf die
Theile der Sache, welche nach derselben betrachtet
werden. Hingegen als ein Zuwort bezieht es sich
auf die Sache, oder ihre Theile, so fern in diesen
ein Grund ist, warum eines dem andern vor oder
nach ist.

§. 310.

Um diesen Unterschied zu erläutern, wollen wir die
Dimensionen des Ortes und der Zeit zum Beyspiele
nehmen, und zwar in Ansehung des Ortes nur eine,
weil sich das vor und nach an sich betrachtet nur auf
eine bezieht. Man stelle sich demnach eine Anzahl
von Dingen der Zeit oder dem Raume nach in einer
Reihe vor. Nimmt man sie nur, so wie es kömmt,
das will sagen, ohne Auswahl, oder ohne nähere
Gründe, das eine vor dem andern zu setzen; so ist,
an sich betrachtet, dennoch eines vor dem andern,
und zwar schlechthin, weil die Theile der Zeit und so
auch die Theile des Raumes (§. 79. und 83. Axiom. 1.)
außer einander und daher nothwendig vor und nach

einander
XI. Hauptſtuͤck.
§. 309.

Da die drey Dimenſionen des Ortes, jede fuͤr ſich
betrachtet, linear ſind, ſo koͤnnen wir uns, in An-
ſehung der Vorwoͤrter, vor, nach, auf, unter,
uͤber, an, zwiſchen
ꝛc. begnuͤgen, die zwey erſtern
zu nehmen, und ſie in ſo ferne betrachten, als ſie
uͤberhaupt die erſte Anlage zu der Theorie der Ord-
nung, nach jeden Arten von Dimenſionen angeben.
Das vor und nach ſeyn zeiget an ſich ſchon eine Art
der Ordnung an, und dieſe werden wir nun auf eine
bloß ſymboliſche Art in zwo Claſſen theilen koͤnnen,
weil ſich in dieſem Ausdrucke das vor und nach, ſo-
wohl als ein Vorwort als auch als ein Zuwort an-
ſehen laͤßt. Denn als ein Vorwort bezieht es ſich
auf die Dimenſion ſelbſt, ohne Ruͤckſicht auf die
Theile der Sache, welche nach derſelben betrachtet
werden. Hingegen als ein Zuwort bezieht es ſich
auf die Sache, oder ihre Theile, ſo fern in dieſen
ein Grund iſt, warum eines dem andern vor oder
nach iſt.

§. 310.

Um dieſen Unterſchied zu erlaͤutern, wollen wir die
Dimenſionen des Ortes und der Zeit zum Beyſpiele
nehmen, und zwar in Anſehung des Ortes nur eine,
weil ſich das vor und nach an ſich betrachtet nur auf
eine bezieht. Man ſtelle ſich demnach eine Anzahl
von Dingen der Zeit oder dem Raume nach in einer
Reihe vor. Nimmt man ſie nur, ſo wie es koͤmmt,
das will ſagen, ohne Auswahl, oder ohne naͤhere
Gruͤnde, das eine vor dem andern zu ſetzen; ſo iſt,
an ſich betrachtet, dennoch eines vor dem andern,
und zwar ſchlechthin, weil die Theile der Zeit und ſo
auch die Theile des Raumes (§. 79. und 83. Axiom. 1.)
außer einander und daher nothwendig vor und nach

einander
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[300/0336] XI. Hauptſtuͤck. §. 309. Da die drey Dimenſionen des Ortes, jede fuͤr ſich betrachtet, linear ſind, ſo koͤnnen wir uns, in An- ſehung der Vorwoͤrter, vor, nach, auf, unter, uͤber, an, zwiſchen ꝛc. begnuͤgen, die zwey erſtern zu nehmen, und ſie in ſo ferne betrachten, als ſie uͤberhaupt die erſte Anlage zu der Theorie der Ord- nung, nach jeden Arten von Dimenſionen angeben. Das vor und nach ſeyn zeiget an ſich ſchon eine Art der Ordnung an, und dieſe werden wir nun auf eine bloß ſymboliſche Art in zwo Claſſen theilen koͤnnen, weil ſich in dieſem Ausdrucke das vor und nach, ſo- wohl als ein Vorwort als auch als ein Zuwort an- ſehen laͤßt. Denn als ein Vorwort bezieht es ſich auf die Dimenſion ſelbſt, ohne Ruͤckſicht auf die Theile der Sache, welche nach derſelben betrachtet werden. Hingegen als ein Zuwort bezieht es ſich auf die Sache, oder ihre Theile, ſo fern in dieſen ein Grund iſt, warum eines dem andern vor oder nach iſt. §. 310. Um dieſen Unterſchied zu erlaͤutern, wollen wir die Dimenſionen des Ortes und der Zeit zum Beyſpiele nehmen, und zwar in Anſehung des Ortes nur eine, weil ſich das vor und nach an ſich betrachtet nur auf eine bezieht. Man ſtelle ſich demnach eine Anzahl von Dingen der Zeit oder dem Raume nach in einer Reihe vor. Nimmt man ſie nur, ſo wie es koͤmmt, das will ſagen, ohne Auswahl, oder ohne naͤhere Gruͤnde, das eine vor dem andern zu ſetzen; ſo iſt, an ſich betrachtet, dennoch eines vor dem andern, und zwar ſchlechthin, weil die Theile der Zeit und ſo auch die Theile des Raumes (§. 79. und 83. Axiom. 1.) außer einander und daher nothwendig vor und nach einander

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/336>, abgerufen am 26.04.2024.