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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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die Festung Longwy auf. Dieses Städtchen ist
sehr artig gebaut, und hat treffliche große Häuser
und einige schöne öffentliche Gebäude. Die Be-
festigungswerke sind von dem berühmten Vauban.
Longwy ist beträchtlicher als Verdun, ob es
gleich viel kleiner ist.

Bey der ersten Auffoderung weigerte sich der
Kommandant, das Städtchen aufzugeben; als aber
das grobe Feuren hinzukam, da drang die Bürger-
schaft auf die Uebergabe, damit das Oertchen nicht
ganz zerschossen werden mögte: und so kam diese
Festung in die Hände der Preußen. Longwy hätte
sich zu der Zeit ohnehin schwerlich so lange halten
können, bis Entsatz gekommen wäre. Die Ueber-
gabe dieses Platzes, und der Festung Verdun ha-
ben indeß eigentlich viel Unglück über die deutschen
Armeen verhängt: denn wären die Franzosen hier
nur standhafter geblieben, und hätten sie uns mehr
dabey beschäftiget, so wären wir nicht so weit vor-
gedrungen, und hätten wenigstens bessere Anstalten
für unsre Erhaltung getroffen.

Wir hatten unser Lager an einem schönen Ge-
hölze, aber innerhalb 8 Tagen war das ganze Holz
zusammengehauen, und verbrannt. Es hatte ehe-
mals zu einer Abtey gehört.

In die umliegenden Dörfer wurden zwar Sal-
vegarden gelegt: dieses aber hinderte nicht, daß

die Feſtung Longwy auf. Dieſes Staͤdtchen iſt
ſehr artig gebaut, und hat treffliche große Haͤuſer
und einige ſchoͤne oͤffentliche Gebaͤude. Die Be-
feſtigungswerke ſind von dem beruͤhmten Vauban.
Longwy iſt betraͤchtlicher als Verdun, ob es
gleich viel kleiner iſt.

Bey der erſten Auffoderung weigerte ſich der
Kommandant, das Staͤdtchen aufzugeben; als aber
das grobe Feuren hinzukam, da drang die Buͤrger-
ſchaft auf die Uebergabe, damit das Oertchen nicht
ganz zerſchoſſen werden moͤgte: und ſo kam dieſe
Feſtung in die Haͤnde der Preußen. Longwy haͤtte
ſich zu der Zeit ohnehin ſchwerlich ſo lange halten
koͤnnen, bis Entſatz gekommen waͤre. Die Ueber-
gabe dieſes Platzes, und der Feſtung Verdun ha-
ben indeß eigentlich viel Ungluͤck uͤber die deutſchen
Armeen verhaͤngt: denn waͤren die Franzoſen hier
nur ſtandhafter geblieben, und haͤtten ſie uns mehr
dabey beſchaͤftiget, ſo waͤren wir nicht ſo weit vor-
gedrungen, und haͤtten wenigſtens beſſere Anſtalten
fuͤr unſre Erhaltung getroffen.

Wir hatten unſer Lager an einem ſchoͤnen Ge-
hoͤlze, aber innerhalb 8 Tagen war das ganze Holz
zuſammengehauen, und verbrannt. Es hatte ehe-
mals zu einer Abtey gehoͤrt.

In die umliegenden Doͤrfer wurden zwar Sal-
vegarden gelegt: dieſes aber hinderte nicht, daß

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[121/0133] die Feſtung Longwy auf. Dieſes Staͤdtchen iſt ſehr artig gebaut, und hat treffliche große Haͤuſer und einige ſchoͤne oͤffentliche Gebaͤude. Die Be- feſtigungswerke ſind von dem beruͤhmten Vauban. Longwy iſt betraͤchtlicher als Verdun, ob es gleich viel kleiner iſt. Bey der erſten Auffoderung weigerte ſich der Kommandant, das Staͤdtchen aufzugeben; als aber das grobe Feuren hinzukam, da drang die Buͤrger- ſchaft auf die Uebergabe, damit das Oertchen nicht ganz zerſchoſſen werden moͤgte: und ſo kam dieſe Feſtung in die Haͤnde der Preußen. Longwy haͤtte ſich zu der Zeit ohnehin ſchwerlich ſo lange halten koͤnnen, bis Entſatz gekommen waͤre. Die Ueber- gabe dieſes Platzes, und der Feſtung Verdun ha- ben indeß eigentlich viel Ungluͤck uͤber die deutſchen Armeen verhaͤngt: denn waͤren die Franzoſen hier nur ſtandhafter geblieben, und haͤtten ſie uns mehr dabey beſchaͤftiget, ſo waͤren wir nicht ſo weit vor- gedrungen, und haͤtten wenigſtens beſſere Anſtalten fuͤr unſre Erhaltung getroffen. Wir hatten unſer Lager an einem ſchoͤnen Ge- hoͤlze, aber innerhalb 8 Tagen war das ganze Holz zuſammengehauen, und verbrannt. Es hatte ehe- mals zu einer Abtey gehoͤrt. In die umliegenden Doͤrfer wurden zwar Sal- vegarden gelegt: dieſes aber hinderte nicht, daß

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/133>, abgerufen am 26.04.2024.