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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Maschinen zur Zertheilung der Arbeitsstücke.
zu bezeichnen. Zur Fertigstellung von 1500 Stück Schienen per Tag
sind nach Braune 6 Richtpressen, 6 Stirnfräsen, 36 Bohrspindeln,
1 Klinkfräse und ausserdem 2 Kaltsägen für Passstücke zu Weichen
und Kreuzungen erforderlich.

Ueber den Brennstoffverbrauch und Abbrand beim Glühen der Blöcke
zur Schienendarstellung ist das Erforderliche schon oben bei Besprechung
der Oefen mitgetheilt worden. Zu dem Brennstoffe für die Heizung der
Oefen kommt bei Siemensöfen, Rollöfen und selbstverständlich auch bei
Anwendung von Heizgruben (S. 979) der Brennstoffverbrauch für die
Dampfkesselheizung, welcher bei grösserem Betriebe 120--140 kg Stein-
kohlen per 1000 kg fertiger Schienen beträgt. Die Löhne beim Glühen
und Walzen pflegen 2.00--2.50 M per t zu betragen, die Löhne für das
Adjustiren und alle Nebenarbeiten annähernd ebenso viel. Der Aus-
schuss am unbrauchbaren Schienen beziffert sich gewöhnlich auf 2 bis
4 Proc.

4. Die Maschinen zur Zertheilung der Arbeitsstücke.

In Vorstehendem war verschiedentlich von einer Zertheilung der
Arbeitsstücke die Rede. Rohschienen des Puddelprocesses werden in
kurze Stücke zerschnitten, um packetirt und geschweisst zu werden;
von gewalzten Stäben und Blechen werden die Enden abgeschnitten,
welche stets unvollständig ausgebildet sind; Schienen, die in mehr-
fachen Längen gewalzt worden waren, werden zu einfachen Längen
getheilt; u. s. f.

Auch in kleinen Eisenwerken geschieht diese Arbeit durch Maschi-
nen, welche nicht selten von der Betriebsmaschine des Walzwerkes
selbst ihren Antrieb empfangen, in grösseren Anlagen dagegen zweck-
mässigerweise von einer besonderen, für mehrere derartige Maschinen
gemeinschaftlichen Dampfmaschine betrieben werden. Die Vorgänge
hierbei sind rein mechanischer Natur; bei der Unentbehrlichkeit jener
Maschinen auch für den eigentlichen Eisenhüttenbetrieb möge jedoch
eine kurze Besprechung der wichtigsten Formen derselben hier folgen.

Hebelscheeren.

Dieselben gehören zu den ältesten aller Zertheilungsmaschinen.
Ihre Wirkungsweise ist im Wesentlichen die nämliche wie diejenige
der für die mannigfachsten Zwecke täglich benutzten
Handscheeren: eine aus Stahl gefertigte Schneide, ge-
wöhnlich unter einem Winkel a = 75--85 Grad (Fig. 302)
angeschliffen, gleitet dicht an einer zweiten, ebenso an-
geschliffenen Schneide vorbei, dabei das dazwischen ge-
brachte Arbeitsstück zertheilend. Schliessen die Schneiden
nicht dicht an einander an, sondern haben einigen Ab-
stand, so wird das Arbeitsstück, statt zertrennt zu wer-
den, um so leichter durch die niedergehende Schneide
umgebogen werden, je dünner es ist, und eine Klemmung
der Schneiden ist die Folge davon.

[Abbildung] Fig. 302.

Die Maschinen zur Zertheilung der Arbeitsstücke.
zu bezeichnen. Zur Fertigstellung von 1500 Stück Schienen per Tag
sind nach Braune 6 Richtpressen, 6 Stirnfräsen, 36 Bohrspindeln,
1 Klinkfräse und ausserdem 2 Kaltsägen für Passstücke zu Weichen
und Kreuzungen erforderlich.

Ueber den Brennstoffverbrauch und Abbrand beim Glühen der Blöcke
zur Schienendarstellung ist das Erforderliche schon oben bei Besprechung
der Oefen mitgetheilt worden. Zu dem Brennstoffe für die Heizung der
Oefen kommt bei Siemensöfen, Rollöfen und selbstverständlich auch bei
Anwendung von Heizgruben (S. 979) der Brennstoffverbrauch für die
Dampfkesselheizung, welcher bei grösserem Betriebe 120—140 kg Stein-
kohlen per 1000 kg fertiger Schienen beträgt. Die Löhne beim Glühen
und Walzen pflegen 2.00—2.50 ℳ per t zu betragen, die Löhne für das
Adjustiren und alle Nebenarbeiten annähernd ebenso viel. Der Aus-
schuss am unbrauchbaren Schienen beziffert sich gewöhnlich auf 2 bis
4 Proc.

4. Die Maschinen zur Zertheilung der Arbeitsstücke.

In Vorstehendem war verschiedentlich von einer Zertheilung der
Arbeitsstücke die Rede. Rohschienen des Puddelprocesses werden in
kurze Stücke zerschnitten, um packetirt und geschweisst zu werden;
von gewalzten Stäben und Blechen werden die Enden abgeschnitten,
welche stets unvollständig ausgebildet sind; Schienen, die in mehr-
fachen Längen gewalzt worden waren, werden zu einfachen Längen
getheilt; u. s. f.

Auch in kleinen Eisenwerken geschieht diese Arbeit durch Maschi-
nen, welche nicht selten von der Betriebsmaschine des Walzwerkes
selbst ihren Antrieb empfangen, in grösseren Anlagen dagegen zweck-
mässigerweise von einer besonderen, für mehrere derartige Maschinen
gemeinschaftlichen Dampfmaschine betrieben werden. Die Vorgänge
hierbei sind rein mechanischer Natur; bei der Unentbehrlichkeit jener
Maschinen auch für den eigentlichen Eisenhüttenbetrieb möge jedoch
eine kurze Besprechung der wichtigsten Formen derselben hier folgen.

Hebelscheeren.

Dieselben gehören zu den ältesten aller Zertheilungsmaschinen.
Ihre Wirkungsweise ist im Wesentlichen die nämliche wie diejenige
der für die mannigfachsten Zwecke täglich benutzten
Handscheeren: eine aus Stahl gefertigte Schneide, ge-
wöhnlich unter einem Winkel α = 75—85 Grad (Fig. 302)
angeschliffen, gleitet dicht an einer zweiten, ebenso an-
geschliffenen Schneide vorbei, dabei das dazwischen ge-
brachte Arbeitsstück zertheilend. Schliessen die Schneiden
nicht dicht an einander an, sondern haben einigen Ab-
stand, so wird das Arbeitsstück, statt zertrennt zu wer-
den, um so leichter durch die niedergehende Schneide
umgebogen werden, je dünner es ist, und eine Klemmung
der Schneiden ist die Folge davon.

[Abbildung] Fig. 302.
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[995/1085] Die Maschinen zur Zertheilung der Arbeitsstücke. zu bezeichnen. Zur Fertigstellung von 1500 Stück Schienen per Tag sind nach Braune 6 Richtpressen, 6 Stirnfräsen, 36 Bohrspindeln, 1 Klinkfräse und ausserdem 2 Kaltsägen für Passstücke zu Weichen und Kreuzungen erforderlich. Ueber den Brennstoffverbrauch und Abbrand beim Glühen der Blöcke zur Schienendarstellung ist das Erforderliche schon oben bei Besprechung der Oefen mitgetheilt worden. Zu dem Brennstoffe für die Heizung der Oefen kommt bei Siemensöfen, Rollöfen und selbstverständlich auch bei Anwendung von Heizgruben (S. 979) der Brennstoffverbrauch für die Dampfkesselheizung, welcher bei grösserem Betriebe 120—140 kg Stein- kohlen per 1000 kg fertiger Schienen beträgt. Die Löhne beim Glühen und Walzen pflegen 2.00—2.50 ℳ per t zu betragen, die Löhne für das Adjustiren und alle Nebenarbeiten annähernd ebenso viel. Der Aus- schuss am unbrauchbaren Schienen beziffert sich gewöhnlich auf 2 bis 4 Proc. 4. Die Maschinen zur Zertheilung der Arbeitsstücke. In Vorstehendem war verschiedentlich von einer Zertheilung der Arbeitsstücke die Rede. Rohschienen des Puddelprocesses werden in kurze Stücke zerschnitten, um packetirt und geschweisst zu werden; von gewalzten Stäben und Blechen werden die Enden abgeschnitten, welche stets unvollständig ausgebildet sind; Schienen, die in mehr- fachen Längen gewalzt worden waren, werden zu einfachen Längen getheilt; u. s. f. Auch in kleinen Eisenwerken geschieht diese Arbeit durch Maschi- nen, welche nicht selten von der Betriebsmaschine des Walzwerkes selbst ihren Antrieb empfangen, in grösseren Anlagen dagegen zweck- mässigerweise von einer besonderen, für mehrere derartige Maschinen gemeinschaftlichen Dampfmaschine betrieben werden. Die Vorgänge hierbei sind rein mechanischer Natur; bei der Unentbehrlichkeit jener Maschinen auch für den eigentlichen Eisenhüttenbetrieb möge jedoch eine kurze Besprechung der wichtigsten Formen derselben hier folgen. Hebelscheeren. Dieselben gehören zu den ältesten aller Zertheilungsmaschinen. Ihre Wirkungsweise ist im Wesentlichen die nämliche wie diejenige der für die mannigfachsten Zwecke täglich benutzten Handscheeren: eine aus Stahl gefertigte Schneide, ge- wöhnlich unter einem Winkel α = 75—85 Grad (Fig. 302) angeschliffen, gleitet dicht an einer zweiten, ebenso an- geschliffenen Schneide vorbei, dabei das dazwischen ge- brachte Arbeitsstück zertheilend. Schliessen die Schneiden nicht dicht an einander an, sondern haben einigen Ab- stand, so wird das Arbeitsstück, statt zertrennt zu wer- den, um so leichter durch die niedergehende Schneide umgebogen werden, je dünner es ist, und eine Klemmung der Schneiden ist die Folge davon. [Abbildung Fig. 302.]

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 995. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1085>, abgerufen am 05.05.2024.