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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens.

Der Krigar'sche Cupolofen hat seit Mitte der sechziger Jahre,
wo er in die Praxis eingeführt wurde, eine häufige Anwendung in
und ausserhalb Deutschlands gefunden.

Die Gebläse der Cupolöfen.

Der Cupolofen bedarf, um einen befriedigenden Erfolg zu liefern,
reichlicher Windmengen von schwacher Pressung. Verschiedene Ge-
bläsesysteme sind geeignet, diese Aufgabe zu erfüllen.

Das Cylindergebläse, zur Beschaffung grosser und zugleich
stark gepresster Windmengen, wie sie u. a. der Eisenhochofen ver-
langt, allein brauchbar, ist doch kostspielig in seiner Anlage, erfordert
reichlichen Platz für seine Aufstellung, und die Ausnutzung der von
der Betriebsmaschine zu leistenden Arbeit wird ungünstiger, wenn die
erforderliche Windspannung auf jenes für Cupolöfen übliche Maass
sinkt. Der Grund hierfür liegt in dem Umstande, dass die zu überwinden-
den Reibungswiderstände, welche in jedem Falle ziemlich beträchtlich
sind, annähernd unverändert bleiben, gleichviel ob starke oder schwache
Verdichtung des Windes stattfindet; bei starker Verdichtung, welche
einen grösseren Aufwand mechanischer Arbeit erheischt, bildet dem-
nach die Ueberwindung jener Reibungswiderstände einen geringeren
Theil der gesammten zu leistenden Arbeit als bei schwacher Ver-
dichtung.

Aus diesen Gründen ist mit vollem Rechte das Cylindergebläse
zum Betriebe der Cupolöfen von Eisengiessereien nur sehr vereinzelt
in Anwendung. Hier, wo der Betrieb nur periodisch stattfindet und
das Gebläse während der Nacht in allen Fällen, häufig auch während
der grösseren Zeit des Tages zu stehen pflegt, kommt auch jener Ver-
zug des Cylindergebläses, die grosse Dauerhaftigkeit desselben im Ver-
gleiche zu anderen Gebläsesystemen, wenig in Betracht.

Häufiger findet man, eben dieses Vorzuges halber, Cylindergebläse
in solchen Fällen, wo ein andauernder Betrieb bei Tag und Nacht erfor-
derlich ist: zum Umschmelzen des Roheisens in Bessemerhütten und
in ähnlichen Fällen. Immerhin bleibt zu erwägen, dass auch in solchen
Fällen die Kosten der Anlage zweier anderer, einfacherer Gebläse,
deren eins als Reserve bei vorkommenden Beschädigungen zu dienen
bestimmt wäre, noch bei Weitem nicht die Kosten eines einzigen Cylin-
dergebläses von gleicher Leistungsfähigkeit erreichen würden.

Centrifugalgebläse, gewöhnlich Ventilatoren genannt, bilde-
ten in den sechziger Jahren und noch bis gegen die Mitte der sieben-
ziger Jahre das zum Betriebe der Cupolöfen in Eisengiessereien am
häufigsten benutzte Gebläse. Bekanntlich bestehen dieselben aus einem
mit grosser Geschwindigkeit (mitunter 100 m per Secunde) umlaufen-
dem Flügelrade innerhalb eines Gehäuses, an dessen Umfange sich ein
tangential gegen denselben gerichteter Auslass für die Luft befindet,
während durch Oeffnungen rings um die Achse des Flügelrades herum
frische Luft zutreten kann. Vermöge der Centrifugalkraft wird die Luft
innerhalb des Gehäuses an dem Umfange desselben verdichtet und aus

Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens.

Der Krigar’sche Cupolofen hat seit Mitte der sechziger Jahre,
wo er in die Praxis eingeführt wurde, eine häufige Anwendung in
und ausserhalb Deutschlands gefunden.

Die Gebläse der Cupolöfen.

Der Cupolofen bedarf, um einen befriedigenden Erfolg zu liefern,
reichlicher Windmengen von schwacher Pressung. Verschiedene Ge-
bläsesysteme sind geeignet, diese Aufgabe zu erfüllen.

Das Cylindergebläse, zur Beschaffung grosser und zugleich
stark gepresster Windmengen, wie sie u. a. der Eisenhochofen ver-
langt, allein brauchbar, ist doch kostspielig in seiner Anlage, erfordert
reichlichen Platz für seine Aufstellung, und die Ausnutzung der von
der Betriebsmaschine zu leistenden Arbeit wird ungünstiger, wenn die
erforderliche Windspannung auf jenes für Cupolöfen übliche Maass
sinkt. Der Grund hierfür liegt in dem Umstande, dass die zu überwinden-
den Reibungswiderstände, welche in jedem Falle ziemlich beträchtlich
sind, annähernd unverändert bleiben, gleichviel ob starke oder schwache
Verdichtung des Windes stattfindet; bei starker Verdichtung, welche
einen grösseren Aufwand mechanischer Arbeit erheischt, bildet dem-
nach die Ueberwindung jener Reibungswiderstände einen geringeren
Theil der gesammten zu leistenden Arbeit als bei schwacher Ver-
dichtung.

Aus diesen Gründen ist mit vollem Rechte das Cylindergebläse
zum Betriebe der Cupolöfen von Eisengiessereien nur sehr vereinzelt
in Anwendung. Hier, wo der Betrieb nur periodisch stattfindet und
das Gebläse während der Nacht in allen Fällen, häufig auch während
der grösseren Zeit des Tages zu stehen pflegt, kommt auch jener Ver-
zug des Cylindergebläses, die grosse Dauerhaftigkeit desselben im Ver-
gleiche zu anderen Gebläsesystemen, wenig in Betracht.

Häufiger findet man, eben dieses Vorzuges halber, Cylindergebläse
in solchen Fällen, wo ein andauernder Betrieb bei Tag und Nacht erfor-
derlich ist: zum Umschmelzen des Roheisens in Bessemerhütten und
in ähnlichen Fällen. Immerhin bleibt zu erwägen, dass auch in solchen
Fällen die Kosten der Anlage zweier anderer, einfacherer Gebläse,
deren eins als Reserve bei vorkommenden Beschädigungen zu dienen
bestimmt wäre, noch bei Weitem nicht die Kosten eines einzigen Cylin-
dergebläses von gleicher Leistungsfähigkeit erreichen würden.

Centrifugalgebläse, gewöhnlich Ventilatoren genannt, bilde-
ten in den sechziger Jahren und noch bis gegen die Mitte der sieben-
ziger Jahre das zum Betriebe der Cupolöfen in Eisengiessereien am
häufigsten benutzte Gebläse. Bekanntlich bestehen dieselben aus einem
mit grosser Geschwindigkeit (mitunter 100 m per Secunde) umlaufen-
dem Flügelrade innerhalb eines Gehäuses, an dessen Umfange sich ein
tangential gegen denselben gerichteter Auslass für die Luft befindet,
während durch Oeffnungen rings um die Achse des Flügelrades herum
frische Luft zutreten kann. Vermöge der Centrifugalkraft wird die Luft
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[612/0676] Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens. Der Krigar’sche Cupolofen hat seit Mitte der sechziger Jahre, wo er in die Praxis eingeführt wurde, eine häufige Anwendung in und ausserhalb Deutschlands gefunden. Die Gebläse der Cupolöfen. Der Cupolofen bedarf, um einen befriedigenden Erfolg zu liefern, reichlicher Windmengen von schwacher Pressung. Verschiedene Ge- bläsesysteme sind geeignet, diese Aufgabe zu erfüllen. Das Cylindergebläse, zur Beschaffung grosser und zugleich stark gepresster Windmengen, wie sie u. a. der Eisenhochofen ver- langt, allein brauchbar, ist doch kostspielig in seiner Anlage, erfordert reichlichen Platz für seine Aufstellung, und die Ausnutzung der von der Betriebsmaschine zu leistenden Arbeit wird ungünstiger, wenn die erforderliche Windspannung auf jenes für Cupolöfen übliche Maass sinkt. Der Grund hierfür liegt in dem Umstande, dass die zu überwinden- den Reibungswiderstände, welche in jedem Falle ziemlich beträchtlich sind, annähernd unverändert bleiben, gleichviel ob starke oder schwache Verdichtung des Windes stattfindet; bei starker Verdichtung, welche einen grösseren Aufwand mechanischer Arbeit erheischt, bildet dem- nach die Ueberwindung jener Reibungswiderstände einen geringeren Theil der gesammten zu leistenden Arbeit als bei schwacher Ver- dichtung. Aus diesen Gründen ist mit vollem Rechte das Cylindergebläse zum Betriebe der Cupolöfen von Eisengiessereien nur sehr vereinzelt in Anwendung. Hier, wo der Betrieb nur periodisch stattfindet und das Gebläse während der Nacht in allen Fällen, häufig auch während der grösseren Zeit des Tages zu stehen pflegt, kommt auch jener Ver- zug des Cylindergebläses, die grosse Dauerhaftigkeit desselben im Ver- gleiche zu anderen Gebläsesystemen, wenig in Betracht. Häufiger findet man, eben dieses Vorzuges halber, Cylindergebläse in solchen Fällen, wo ein andauernder Betrieb bei Tag und Nacht erfor- derlich ist: zum Umschmelzen des Roheisens in Bessemerhütten und in ähnlichen Fällen. Immerhin bleibt zu erwägen, dass auch in solchen Fällen die Kosten der Anlage zweier anderer, einfacherer Gebläse, deren eins als Reserve bei vorkommenden Beschädigungen zu dienen bestimmt wäre, noch bei Weitem nicht die Kosten eines einzigen Cylin- dergebläses von gleicher Leistungsfähigkeit erreichen würden. Centrifugalgebläse, gewöhnlich Ventilatoren genannt, bilde- ten in den sechziger Jahren und noch bis gegen die Mitte der sieben- ziger Jahre das zum Betriebe der Cupolöfen in Eisengiessereien am häufigsten benutzte Gebläse. Bekanntlich bestehen dieselben aus einem mit grosser Geschwindigkeit (mitunter 100 m per Secunde) umlaufen- dem Flügelrade innerhalb eines Gehäuses, an dessen Umfange sich ein tangential gegen denselben gerichteter Auslass für die Luft befindet, während durch Oeffnungen rings um die Achse des Flügelrades herum frische Luft zutreten kann. Vermöge der Centrifugalkraft wird die Luft innerhalb des Gehäuses an dem Umfange desselben verdichtet und aus

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/676>, abgerufen am 26.04.2024.