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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] dadurch man pflegt die Haare hier oder dorten wegzubringen; dazu werden sie gestossen, mit gleichen Theilen Kalch vermischet, gekochet, und ein weichlicher Teig daraus gemacht, welcher alsdann auf den Ort aufgeleget wird, allwo man will die Haare hinweg bringen.

Aurum.

Aurum. Sol. Rex metallorum.

frantzösisch, Or.

teutsch, Gold.

Ist das dichteste, vesteste und schwereste Metall, und auch das köstlichste und theuerste unter denen andern allen. Es wächst in unterschiedlichen Theilen der Welt, in vielen Ertzgruben, doch kommt das allermeiste aus Peru, von da es in Barren und Zainen, durch die spanischen Gallionen, nach Cadix gebracht wird.

Aus Asien, Africa und Europa wird auch Gold gebracht, bald in gantzen Stücken, welches Jungfrauengold genennet wird, bald in Körnern, bald in Steinen, bald als wie Flitterlein.

Das erste wird Jungfrauengold, frantzösisch, Or vierge, genennet, dieweil es also rein ist aus dem Schacht gekommen, daß es gar keiner weitern Reinigung von nöthen hat; ist auch so weich, daß man ein Siegel, wo man will, drein drücken kan: es werden Stücken gefunden von unterschiedlicher Grösse.

Das andere in Körnern oder Goldkörner, frantzösisch, Or en grains, ist nicht so rein, als wie das erste.

Das dritte ist mit andern Metallen, Marcasit oder mineralischen Steinen und Quartz vermischet, die machen zusammen einen Stein, welcher Goldertz, frantzösisch Mine d'or, genennet wird.

Das vierdte, Goldstaub oder Goldflittern, frantzösisch, Or en sable & en paillettes genannt, ist mit Sande vermischet.

Die letztern drey Gattungen befinden sich gemeiniglich am Grunde der Ströme, welche über die Goldadern, oder doch nahe dabey, nach starcken Platz- und Schlagregen, weggelauffen. In Africa siehet man viel Negers oder Schwartzen, die nichts nicht anders thun, als tauchen und Gold suchen: welches vielleicht zu dem goldnen Fließ der Alten hat Gelegenheit gegeben.

Das Gold wird auf allerhand Art gereiniget, durch die Capelle, durchs scheiden, durchs cementiren, und durch das Antimonium.

Die Reinigung des Goldes auf der Capelle und durchs scheiden geschiehet eben auf die Weise, als wie die Reinigung des Silbers: wovon derselbige Articul nachzusehen.

Die Reinigung des Goldes durchs cementiren wird folgender Gestalt verrichtet:

Man machet einen harten Teig von Steinsaltz und Salmiac, Ziegelsteinen, Kalch und Harn, stratificiret das Gold mit diesem Teige, das ist, man leget eine Schicht solches Teiges und eine Schicht Gold um einander, in einen Schmeltztiegel, decket denselben zu, stellt ihn in den Ofen, und wann man ein starckes Feuer drum herum gemacht, so läst man die Materie zehen bis zwölff Stunden lang zusammen calciniren, damit die Salia die Unreinigkeiten beym Golde wohl durchgehen und sie als Schlacken davon bringen. Hernach nimmt man den Tiegel aus dem [Spaltenumbruch] Feuer und sondert die Schlacken von den Golde ab.

Mit dem Spießglase wird es auf diese Weise gereinigt.

Das Gold, so man reinigen will, wird abgewogen, in einen Schmeltztiegel bey starckem Feuer geglühet, und viermahl soviel zu Pulver gestossen Antimonium dazu geschüttet. Das Gold geräth dadurch alsbald in Fluß, indem das Antimonium gantz voller schwefeligten Saltzes steckt, welcher nicht nur die Hitze um ein grosses vermehret, sondern auch das Metall durchdringet und dessen Theile von einander theilet. Alsdann wird alles unreine, so etwan bey dem Golde mag gewesen seyn, von dem Spießglas verschluckt, oder gehet in dasselbe ein, verbindet sich mit demselbigen gar leicht, und gehet in die Schlacken, und der flüchtigste Theil mit dem Rauche in die Luft. Die Materie wird hierauf mitten in einem grossen Feuer stehen gelassen, bis sie blickt und Funcken giebt, alsdann in einen eisernen wohl angeschmierten und gewärmten Giespuckel ausgegossen, und rund herum daran geschlagen, damit der König zu Boden gehe. Wann alles kalt geworden, wird der Giespuckel umgestürtzt und der König mit einem Hammer von den Schlacken abgeschlagen. Der selbe wird hernach gewogen, und in einen andern Schmeltztiegel wiederum in eine starcke Glut gestellt, damit er nochmahls schmeltze; alsdann wirfft man nach und nach dreymahl soviel Salpeter zu, damit der Rest vom Antimonium, das etwa noch dabey verblieben, auch davon komme. Um den Tiegel wird das Feuer mehr und mehr verstärcket, bis daß kein Rauch nicht weiter zu verspüren, und das Gold im schönsten Flusse steht, rein und hell, alsdann wird es wiederum, als wie zuvor, in den Giespuckel ausgegossen, und, nachdem es kalt worden, die Schlacken oben drauf herab geschlagen, der König abgewaschen und mit einem Tuch getrocknet. Dieser Goldkönig, Regule d'Or, Regulus auri, ist so rein, als er nur seyn kan, und diese Reinigung ist denen andern allen vorzuziehen, wann man das Gold von andern sich dabey befindenden Metallen recht wohl will reinigen.

Die Capelle reiniget das Gold zwar von den Marcasiten, und auch wol von denen so genannten unvollkommenen Metallen; allein das Silber bringt sie nicht davon; dann dieses Metall hält gar zu vest und zu genau an dem Golde, dahero muß es durch das scheiden davon abgesondert werden.

Durch das scheiden wird das Silber von dem Golde gebracht; alleine, wann das Gold niederfället, so reisset es gemeiniglich einen Theil Silbers mit sich zu Boden.

Die Cementation lässet nicht gar selten einige Theile von andern Metallen bey dem Golde, und das Saltz, welches darein eingehet, dissolviret und löset das Gold ein wenig auf.

Das Antimonium aber ist ein rechter Fresser, welches keines einigen andern Metalles nicht verschonet, als nur des Goldes. Jedoch zerfrisset es dannoch manchmahl auch einen kleinen Theil desselbigen, welches dann den Goldschmieden nicht gar zu wohl gefällt.

Die Grade der Reinigkeit des Goldes werden Karat genennet: ein Karat Gold ist dem Gewichte nach der 24ste Theil eines Klumpen reinen Goldes, er mag [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] dadurch man pflegt die Haare hier oder dorten wegzubringen; dazu werden sie gestossen, mit gleichen Theilen Kalch vermischet, gekochet, und ein weichlicher Teig daraus gemacht, welcher alsdann auf den Ort aufgeleget wird, allwo man will die Haare hinweg bringen.

Aurum.

Aurum. Sol. Rex metallorum.

frantzösisch, Or.

teutsch, Gold.

Ist das dichteste, vesteste und schwereste Metall, und auch das köstlichste und theuerste unter denen andern allen. Es wächst in unterschiedlichen Theilen der Welt, in vielen Ertzgruben, doch kommt das allermeiste aus Peru, von da es in Barren und Zainen, durch die spanischen Gallionen, nach Cadix gebracht wird.

Aus Asien, Africa und Europa wird auch Gold gebracht, bald in gantzen Stücken, welches Jungfrauengold genennet wird, bald in Körnern, bald in Steinen, bald als wie Flitterlein.

Das erste wird Jungfrauengold, frantzösisch, Or vierge, genennet, dieweil es also rein ist aus dem Schacht gekommen, daß es gar keiner weitern Reinigung von nöthen hat; ist auch so weich, daß man ein Siegel, wo man will, drein drücken kan: es werden Stücken gefunden von unterschiedlicher Grösse.

Das andere in Körnern oder Goldkörner, frantzösisch, Or en grains, ist nicht so rein, als wie das erste.

Das dritte ist mit andern Metallen, Marcasit oder mineralischen Steinen und Quartz vermischet, die machen zusammen einen Stein, welcher Goldertz, frantzösisch Mine d'or, genennet wird.

Das vierdte, Goldstaub oder Goldflittern, frantzösisch, Or en sable & en paillettes genannt, ist mit Sande vermischet.

Die letztern drey Gattungen befinden sich gemeiniglich am Grunde der Ströme, welche über die Goldadern, oder doch nahe dabey, nach starcken Platz- und Schlagregen, weggelauffen. In Africa siehet man viel Negers oder Schwartzen, die nichts nicht anders thun, als tauchen und Gold suchen: welches vielleicht zu dem goldnen Fließ der Alten hat Gelegenheit gegeben.

Das Gold wird auf allerhand Art gereiniget, durch die Capelle, durchs scheiden, durchs cementiren, und durch das Antimonium.

Die Reinigung des Goldes auf der Capelle und durchs scheiden geschiehet eben auf die Weise, als wie die Reinigung des Silbers: wovon derselbige Articul nachzusehen.

Die Reinigung des Goldes durchs cementiren wird folgender Gestalt verrichtet:

Man machet einen harten Teig von Steinsaltz und Salmiac, Ziegelsteinen, Kalch und Harn, stratificiret das Gold mit diesem Teige, das ist, man leget eine Schicht solches Teiges und eine Schicht Gold um einander, in einen Schmeltztiegel, decket denselben zu, stellt ihn in den Ofen, und wann man ein starckes Feuer drum herum gemacht, so läst man die Materie zehen bis zwölff Stunden lang zusammen calciniren, damit die Salia die Unreinigkeiten beym Golde wohl durchgehen und sie als Schlacken davon bringen. Hernach nimmt man den Tiegel aus dem [Spaltenumbruch] Feuer und sondert die Schlacken von den Golde ab.

Mit dem Spießglase wird es auf diese Weise gereinigt.

Das Gold, so man reinigen will, wird abgewogen, in einen Schmeltztiegel bey starckem Feuer geglühet, und viermahl soviel zu Pulver gestossen Antimonium dazu geschüttet. Das Gold geräth dadurch alsbald in Fluß, indem das Antimonium gantz voller schwefeligten Saltzes steckt, welcher nicht nur die Hitze um ein grosses vermehret, sondern auch das Metall durchdringet und dessen Theile von einander theilet. Alsdann wird alles unreine, so etwan bey dem Golde mag gewesen seyn, von dem Spießglas verschluckt, oder gehet in dasselbe ein, verbindet sich mit demselbigen gar leicht, und gehet in die Schlacken, und der flüchtigste Theil mit dem Rauche in die Luft. Die Materie wird hierauf mitten in einem grossen Feuer stehen gelassen, bis sie blickt und Funcken giebt, alsdann in einen eisernen wohl angeschmierten und gewärmten Giespuckel ausgegossen, und rund herum daran geschlagen, damit der König zu Boden gehe. Wann alles kalt geworden, wird der Giespuckel umgestürtzt und der König mit einem Hammer von den Schlacken abgeschlagen. Der selbe wird hernach gewogen, und in einen andern Schmeltztiegel wiederum in eine starcke Glut gestellt, damit er nochmahls schmeltze; alsdann wirfft man nach und nach dreymahl soviel Salpeter zu, damit der Rest vom Antimonium, das etwa noch dabey verblieben, auch davon komme. Um den Tiegel wird das Feuer mehr und mehr verstärcket, bis daß kein Rauch nicht weiter zu verspüren, und das Gold im schönsten Flusse steht, rein und hell, alsdann wird es wiederum, als wie zuvor, in den Giespuckel ausgegossen, und, nachdem es kalt worden, die Schlacken oben drauf herab geschlagen, der König abgewaschen und mit einem Tuch getrocknet. Dieser Goldkönig, Regule d'Or, Regulus auri, ist so rein, als er nur seyn kan, und diese Reinigung ist denen andern allen vorzuziehen, wann man das Gold von andern sich dabey befindenden Metallen recht wohl will reinigen.

Die Capelle reiniget das Gold zwar von den Marcasiten, und auch wol von denen so genannten unvollkommenen Metallen; allein das Silber bringt sie nicht davon; dann dieses Metall hält gar zu vest und zu genau an dem Golde, dahero muß es durch das scheiden davon abgesondert werden.

Durch das scheiden wird das Silber von dem Golde gebracht; alleine, wann das Gold niederfället, so reisset es gemeiniglich einen Theil Silbers mit sich zu Boden.

Die Cementation lässet nicht gar selten einige Theile von andern Metallen bey dem Golde, und das Saltz, welches darein eingehet, dissolviret und löset das Gold ein wenig auf.

Das Antimonium aber ist ein rechter Fresser, welches keines einigen andern Metalles nicht verschonet, als nur des Goldes. Jedoch zerfrisset es dannoch manchmahl auch einen kleinen Theil desselbigen, welches dann den Goldschmieden nicht gar zu wohl gefällt.

Die Grade der Reinigkeit des Goldes werden Karat genennet: ein Karat Gold ist dem Gewichte nach der 24ste Theil eines Klumpen reinen Goldes, er mag [Ende Spaltensatz]

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[0086] dadurch man pflegt die Haare hier oder dorten wegzubringen; dazu werden sie gestossen, mit gleichen Theilen Kalch vermischet, gekochet, und ein weichlicher Teig daraus gemacht, welcher alsdann auf den Ort aufgeleget wird, allwo man will die Haare hinweg bringen. Aurum. Aurum. Sol. Rex metallorum. frantzösisch, Or. teutsch, Gold. Ist das dichteste, vesteste und schwereste Metall, und auch das köstlichste und theuerste unter denen andern allen. Es wächst in unterschiedlichen Theilen der Welt, in vielen Ertzgruben, doch kommt das allermeiste aus Peru, von da es in Barren und Zainen, durch die spanischen Gallionen, nach Cadix gebracht wird. Aus Asien, Africa und Europa wird auch Gold gebracht, bald in gantzen Stücken, welches Jungfrauengold genennet wird, bald in Körnern, bald in Steinen, bald als wie Flitterlein. 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In Africa siehet man viel Negers oder Schwartzen, die nichts nicht anders thun, als tauchen und Gold suchen: welches vielleicht zu dem goldnen Fließ der Alten hat Gelegenheit gegeben. Das Gold wird auf allerhand Art gereiniget, durch die Capelle, durchs scheiden, durchs cementiren, und durch das Antimonium. Die Reinigung des Goldes auf der Capelle und durchs scheiden geschiehet eben auf die Weise, als wie die Reinigung des Silbers: wovon derselbige Articul nachzusehen. 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Die Capelle reiniget das Gold zwar von den Marcasiten, und auch wol von denen so genannten unvollkommenen Metallen; allein das Silber bringt sie nicht davon; dann dieses Metall hält gar zu vest und zu genau an dem Golde, dahero muß es durch das scheiden davon abgesondert werden. Durch das scheiden wird das Silber von dem Golde gebracht; alleine, wann das Gold niederfället, so reisset es gemeiniglich einen Theil Silbers mit sich zu Boden. Die Cementation lässet nicht gar selten einige Theile von andern Metallen bey dem Golde, und das Saltz, welches darein eingehet, dissolviret und löset das Gold ein wenig auf. Das Antimonium aber ist ein rechter Fresser, welches keines einigen andern Metalles nicht verschonet, als nur des Goldes. Jedoch zerfrisset es dannoch manchmahl auch einen kleinen Theil desselbigen, welches dann den Goldschmieden nicht gar zu wohl gefällt. Die Grade der Reinigkeit des Goldes werden Karat genennet: ein Karat Gold ist dem Gewichte nach der 24ste Theil eines Klumpen reinen Goldes, er mag

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/86>, abgerufen am 26.04.2024.