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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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Balaena.

Balaena, sive Cete, sive Cetus, frantzösisch, Baleine, teutsch, Wallfisch, ist unter allen Fischen der gröste. Er findet sich in der Nordsee, und es giebt seiner unterschiedliche Sorten; welche alle ihr Geschlecht fortpflantzen, als wie die andern Thiere auf dem Lande. Des Männleins Erzielungsglied ist lang und dick, und wird Balenas genennet. Das Weiblein bringt mehr nicht als zwey Junge, die heissen auf frantzösisch Baleinons, teutsch, junge Wallfische. Es nähret sich dieses grosse Thier mit kleinen Fischen, mit Gras und Seeschaum; und hat eine gantz unglaubliche Stärcke. Viel Fett und Speck wird von ihm geschnitten, ausgeschmeltzt und durchgeseihet, damit es reine werde: hernach bleibet es weich und flüßig, und heist alsdann Huile de Baleine, Thran, Fischthran; so zu vielerley Gebrauch gar dienlich. Man soll denjenigen erwehlen, welcher schön klar ist, und so wenig stincket, als nur seyn kan. Der in Franckreich bereitet wird, ist besser als der Holländische: dann die Frantzosen schmeltzen den Speck alsofort aus, sobald sie ihn nur von dem Fisch geschnitten haben; hingegen halten ihn die Holländer auf, und führen ihn nach Hause, bevor sie ihn ausschmeltzen, daher bekommt er eine rothe Farbe und häßlichen Geruch.

Der Fischthran zertheilet und erweichet.

Balaena kommt vom Griechischen phalaina vel balaina, dann die alten Griechen gebrauchten das b anstatt des ph. Auch wird er Balaena genannt, von ballein, jacere, weil eine Sorte unter den Wallfischen das Seewasser durch ein Loch auf der Stirn sehr hoch in die Höhe wirfft und schiesset.

Cete, kete, dia to kutos, ob sinuosam cavitatem, seu cavum ventrem, weil er einen dermassen holen Leib hat.

Balani.

Balani sive Glandes, Rondelet. sive Pollicipedes, Bellonii, frantzösisch, Poucepieds, sind kleine Seefische mit Schalen, welche als wie die Eicheln sehen; weil auch ihre Beine als wie die Daumen aussehen, dessentwegen haben sie den Titel Pollicipedes überkommen. In der Spanischen See, um Bretagne und Normandie, findet man sie an den Klippen hangen. Sie sind gut zu essen; und es giebt ihrer vielerley Gattungen.

Sie sind zum eröffnen dienlich.

Ballerus.

Ballerus, Aldrovand. frantzösisch, Bordeliere, ist ein kleiner Fisch, der sich in Flüssen und Lachen aufhält. Er hat keine Zähne und keine Zunge, allein seine Kieffelbeine sind hart, und sein Gaumen fleischicht: der Leib ist mit kleinen, zarten, schwärtzlichten Schuppen bedeckt. Er hält sich stets am Rande, und ist daher Bordeliere genennet worden, das möchte auf teutsch so viel heissen, als Randfisch. Er ist gut zu essen, wird aber zur Artzney gar nicht gebraucht.

Ballote.

Ballote, Matth. Fuchs.

Marrubium majus vel primum, Trag.

[Spaltenumbruch]

Marrubium nigrum foetidum, Ballote Dioscorid. C.B.P. Tournef.

Marrubium nigrum sive Ballote, J.B.

Prassium nigrum officinarum.

frantzösisch, Marrube noir, ou Marrube puant.

teutsch, schwartzer Andorn, stinckender Andorn.

Ist ein Gewächs, welches Stengel treibet zu anderthalben bis zwey Fuß hoch; die sind vest, viereckigt, rauch und etwas röthlicht. Die Blätter stehen längs an dem Stengel hinan, zwey und zwey einander allezeit gegen über: sie sind viel grösser und viel länger, als wie die am weissen Andorn, sehen den Melissenblättern gleich, sind iedoch weit stumpfer, runtzlicht, am Rande ausgezackt, braungrün, und stinckend, die einen groß, die andern klein. Die Blumen sitzen rings um den Stengel herum und sehen roth: eine iedwede hat die Gestalt eines Röhrleins, und ist oben in zwey Theil oder labia zerspalten. Darauf folgen vier länglichte Samenkörner, die stecken wie in einem Hörnlein, so der Blüte zum Kelch gedienet. Die Wurtzel ist fasicht. Dieses Kraut wächst an schattichten Orten, an den Mauren in Hecken, und an dem Wege. Es enthält viel ziemlich starckes Oel und flüchtiges Saltz.

Es ist ein gut Wundkraut, und dienlich alte Schäden zu reinigen und zu saubern. Dioscorides befiehlet, man solle die Blätter mit Saltz zerstossen, und auf den Biß rasender Hunde legen.

Balsamina.

Balsamina, Dod.

Balsamina foemina, C.B.P. Tournefort.

Balsaminum, Dod. Gal. Lon.

Catanance, Caesalp.

Balsamina foemina, persicifolia, vel salicis folio, J. B.

Balsamina altera, Trag. Matth.

Balsamella, Cord. Hist.

Balsamina amygdaloides, Ges. ad Cord.

frantzösisch, Balsamine.

teutsch, Balsamkraut.

Ist ein Gewächs, dessen Stengel, so zu anderthalben Schuh hoch werden, dicke sind und gerade, ästig und voll Saft, sehen dabey ein wenig röthlicht. Die Blätter sind länglicht, spitzig, als wie das Weidenlaub, am Rande zart eingekerbt, und schmecken etwas bitterlich. Die Blumen kommen zwischen den Blättern und Stengeln heraus, und sitzen auf kleinen länglichten Stielgen. Eine iedwede dererselben bestehet aus vier ungleichen Blättern, so gar schön roth sehen: das oberste Blättlein ist gleichsam ausgewölbt, und das unterste siehet einem Durchsiebebeutel nicht unähnlich. Die beyden Seitenblätter sind schier als wie ein Kragen gestaltet, und ein jedes hat noch gleichwie ein Oehrlein. Wann die [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Balæna.

Balæna, sive Cete, sive Cetus, frantzösisch, Baleine, teutsch, Wallfisch, ist unter allen Fischen der gröste. Er findet sich in der Nordsee, und es giebt seiner unterschiedliche Sorten; welche alle ihr Geschlecht fortpflantzen, als wie die andern Thiere auf dem Lande. Des Männleins Erzielungsglied ist lang und dick, und wird Balenas genennet. Das Weiblein bringt mehr nicht als zwey Junge, die heissen auf frantzösisch Baleinons, teutsch, junge Wallfische. Es nähret sich dieses grosse Thier mit kleinen Fischen, mit Gras und Seeschaum; und hat eine gantz unglaubliche Stärcke. Viel Fett und Speck wird von ihm geschnitten, ausgeschmeltzt und durchgeseihet, damit es reine werde: hernach bleibet es weich und flüßig, und heist alsdann Huile de Baleine, Thran, Fischthran; so zu vielerley Gebrauch gar dienlich. Man soll denjenigen erwehlen, welcher schön klar ist, und so wenig stincket, als nur seyn kan. Der in Franckreich bereitet wird, ist besser als der Holländische: dann die Frantzosen schmeltzen den Speck alsofort aus, sobald sie ihn nur von dem Fisch geschnitten haben; hingegen halten ihn die Holländer auf, und führen ihn nach Hause, bevor sie ihn ausschmeltzen, daher bekommt er eine rothe Farbe und häßlichen Geruch.

Der Fischthran zertheilet und erweichet.

Balæna kommt vom Griechischen φάλαινα vel βάλαινα, dann die alten Griechen gebrauchten das β anstatt des φ. Auch wird er Balæna genannt, von βὰλλειν, jacere, weil eine Sorte unter den Wallfischen das Seewasser durch ein Loch auf der Stirn sehr hoch in die Höhe wirfft und schiesset.

Cete, κήτη, διὰ τὸ κύτος, ob sinuosam cavitatem, seu cavum ventrem, weil er einen dermassen holen Leib hat.

Balani.

Balani sive Glandes, Rondelet. sive Pollicipedes, Bellonii, frantzösisch, Poucepieds, sind kleine Seefische mit Schalen, welche als wie die Eicheln sehen; weil auch ihre Beine als wie die Daumen aussehen, dessentwegen haben sie den Titel Pollicipedes überkommen. In der Spanischen See, um Bretagne und Normandie, findet man sie an den Klippen hangen. Sie sind gut zu essen; und es giebt ihrer vielerley Gattungen.

Sie sind zum eröffnen dienlich.

Ballerus.

Ballerus, Aldrovand. frantzösisch, Bordeliere, ist ein kleiner Fisch, der sich in Flüssen und Lachen aufhält. Er hat keine Zähne und keine Zunge, allein seine Kieffelbeine sind hart, und sein Gaumen fleischicht: der Leib ist mit kleinen, zarten, schwärtzlichten Schuppen bedeckt. Er hält sich stets am Rande, und ist daher Bordeliere genennet worden, das möchte auf teutsch so viel heissen, als Randfisch. Er ist gut zu essen, wird aber zur Artzney gar nicht gebraucht.

Ballote.

Ballote, Matth. Fuchs.

Marrubium majus vel primum, Trag.

[Spaltenumbruch]

Marrubium nigrum fœtidum, Ballote Dioscorid. C.B.P. Tournef.

Marrubium nigrum sive Ballote, J.B.

Prassium nigrum officinarum.

frantzösisch, Marrube noir, ou Marrube puant.

teutsch, schwartzer Andorn, stinckender Andorn.

Ist ein Gewächs, welches Stengel treibet zu anderthalben bis zwey Fuß hoch; die sind vest, viereckigt, rauch und etwas röthlicht. Die Blätter stehen längs an dem Stengel hinan, zwey und zwey einander allezeit gegen über: sie sind viel grösser und viel länger, als wie die am weissen Andorn, sehen den Melissenblättern gleich, sind iedoch weit stumpfer, runtzlicht, am Rande ausgezackt, braungrün, und stinckend, die einen groß, die andern klein. Die Blumen sitzen rings um den Stengel herum und sehen roth: eine iedwede hat die Gestalt eines Röhrleins, und ist oben in zwey Theil oder labia zerspalten. Darauf folgen vier länglichte Samenkörner, die stecken wie in einem Hörnlein, so der Blüte zum Kelch gedienet. Die Wurtzel ist fasicht. Dieses Kraut wächst an schattichten Orten, an den Mauren in Hecken, und an dem Wege. Es enthält viel ziemlich starckes Oel und flüchtiges Saltz.

Es ist ein gut Wundkraut, und dienlich alte Schäden zu reinigen und zu saubern. Dioscorides befiehlet, man solle die Blätter mit Saltz zerstossen, und auf den Biß rasender Hunde legen.

Balsamina.

Balsamina, Dod.

Balsamina fœmina, C.B.P. Tournefort.

Balsaminum, Dod. Gal. Lon.

Catanance, Cæsalp.

Balsamina fœmina, persicifolia, vel salicis folio, J. B.

Balsamina altera, Trag. Matth.

Balsamella, Cord. Hist.

Balsamina amygdaloides, Ges. ad Cord.

frantzösisch, Balsamine.

teutsch, Balsamkraut.

Ist ein Gewächs, dessen Stengel, so zu anderthalben Schuh hoch werden, dicke sind und gerade, ästig und voll Saft, sehen dabey ein wenig röthlicht. Die Blätter sind länglicht, spitzig, als wie das Weidenlaub, am Rande zart eingekerbt, und schmecken etwas bitterlich. Die Blumen kommen zwischen den Blättern und Stengeln heraus, und sitzen auf kleinen länglichten Stielgen. Eine iedwede dererselben bestehet aus vier ungleichen Blättern, so gar schön roth sehen: das oberste Blättlein ist gleichsam ausgewölbt, und das unterste siehet einem Durchsiebebeutel nicht unähnlich. Die beyden Seitenblätter sind schier als wie ein Kragen gestaltet, und ein jedes hat noch gleichwie ein Oehrlein. Wann die [Ende Spaltensatz]

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[0091] Balæna. Balæna, sive Cete, sive Cetus, frantzösisch, Baleine, teutsch, Wallfisch, ist unter allen Fischen der gröste. Er findet sich in der Nordsee, und es giebt seiner unterschiedliche Sorten; welche alle ihr Geschlecht fortpflantzen, als wie die andern Thiere auf dem Lande. Des Männleins Erzielungsglied ist lang und dick, und wird Balenas genennet. Das Weiblein bringt mehr nicht als zwey Junge, die heissen auf frantzösisch Baleinons, teutsch, junge Wallfische. Es nähret sich dieses grosse Thier mit kleinen Fischen, mit Gras und Seeschaum; und hat eine gantz unglaubliche Stärcke. Viel Fett und Speck wird von ihm geschnitten, ausgeschmeltzt und durchgeseihet, damit es reine werde: hernach bleibet es weich und flüßig, und heist alsdann Huile de Baleine, Thran, Fischthran; so zu vielerley Gebrauch gar dienlich. Man soll denjenigen erwehlen, welcher schön klar ist, und so wenig stincket, als nur seyn kan. Der in Franckreich bereitet wird, ist besser als der Holländische: dann die Frantzosen schmeltzen den Speck alsofort aus, sobald sie ihn nur von dem Fisch geschnitten haben; hingegen halten ihn die Holländer auf, und führen ihn nach Hause, bevor sie ihn ausschmeltzen, daher bekommt er eine rothe Farbe und häßlichen Geruch. Der Fischthran zertheilet und erweichet. Balæna kommt vom Griechischen φάλαινα vel βάλαινα, dann die alten Griechen gebrauchten das β anstatt des φ. Auch wird er Balæna genannt, von βὰλλειν, jacere, weil eine Sorte unter den Wallfischen das Seewasser durch ein Loch auf der Stirn sehr hoch in die Höhe wirfft und schiesset. Cete, κήτη, διὰ τὸ κύτος, ob sinuosam cavitatem, seu cavum ventrem, weil er einen dermassen holen Leib hat. Balani. Balani sive Glandes, Rondelet. sive Pollicipedes, Bellonii, frantzösisch, Poucepieds, sind kleine Seefische mit Schalen, welche als wie die Eicheln sehen; weil auch ihre Beine als wie die Daumen aussehen, dessentwegen haben sie den Titel Pollicipedes überkommen. In der Spanischen See, um Bretagne und Normandie, findet man sie an den Klippen hangen. Sie sind gut zu essen; und es giebt ihrer vielerley Gattungen. Sie sind zum eröffnen dienlich. Ballerus. Ballerus, Aldrovand. frantzösisch, Bordeliere, ist ein kleiner Fisch, der sich in Flüssen und Lachen aufhält. Er hat keine Zähne und keine Zunge, allein seine Kieffelbeine sind hart, und sein Gaumen fleischicht: der Leib ist mit kleinen, zarten, schwärtzlichten Schuppen bedeckt. Er hält sich stets am Rande, und ist daher Bordeliere genennet worden, das möchte auf teutsch so viel heissen, als Randfisch. Er ist gut zu essen, wird aber zur Artzney gar nicht gebraucht. Ballote. Ballote, Matth. Fuchs. Marrubium majus vel primum, Trag. Marrubium nigrum fœtidum, Ballote Dioscorid. C.B.P. Tournef. Marrubium nigrum sive Ballote, J.B. Prassium nigrum officinarum. frantzösisch, Marrube noir, ou Marrube puant. teutsch, schwartzer Andorn, stinckender Andorn. Ist ein Gewächs, welches Stengel treibet zu anderthalben bis zwey Fuß hoch; die sind vest, viereckigt, rauch und etwas röthlicht. Die Blätter stehen längs an dem Stengel hinan, zwey und zwey einander allezeit gegen über: sie sind viel grösser und viel länger, als wie die am weissen Andorn, sehen den Melissenblättern gleich, sind iedoch weit stumpfer, runtzlicht, am Rande ausgezackt, braungrün, und stinckend, die einen groß, die andern klein. Die Blumen sitzen rings um den Stengel herum und sehen roth: eine iedwede hat die Gestalt eines Röhrleins, und ist oben in zwey Theil oder labia zerspalten. Darauf folgen vier länglichte Samenkörner, die stecken wie in einem Hörnlein, so der Blüte zum Kelch gedienet. Die Wurtzel ist fasicht. Dieses Kraut wächst an schattichten Orten, an den Mauren in Hecken, und an dem Wege. Es enthält viel ziemlich starckes Oel und flüchtiges Saltz. Es ist ein gut Wundkraut, und dienlich alte Schäden zu reinigen und zu saubern. Dioscorides befiehlet, man solle die Blätter mit Saltz zerstossen, und auf den Biß rasender Hunde legen. Balsamina. Balsamina, Dod. Balsamina fœmina, C.B.P. Tournefort. Balsaminum, Dod. Gal. Lon. Catanance, Cæsalp. Balsamina fœmina, persicifolia, vel salicis folio, J. B. Balsamina altera, Trag. Matth. Balsamella, Cord. Hist. Balsamina amygdaloides, Ges. ad Cord. frantzösisch, Balsamine. teutsch, Balsamkraut. Ist ein Gewächs, dessen Stengel, so zu anderthalben Schuh hoch werden, dicke sind und gerade, ästig und voll Saft, sehen dabey ein wenig röthlicht. Die Blätter sind länglicht, spitzig, als wie das Weidenlaub, am Rande zart eingekerbt, und schmecken etwas bitterlich. Die Blumen kommen zwischen den Blättern und Stengeln heraus, und sitzen auf kleinen länglichten Stielgen. Eine iedwede dererselben bestehet aus vier ungleichen Blättern, so gar schön roth sehen: das oberste Blättlein ist gleichsam ausgewölbt, und das unterste siehet einem Durchsiebebeutel nicht unähnlich. Die beyden Seitenblätter sind schier als wie ein Kragen gestaltet, und ein jedes hat noch gleichwie ein Oehrlein. Wann die

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/91>, abgerufen am 26.04.2024.