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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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Wenn dann in rauher Winterzeit
Ein Lied mein Liebchen sänge,
Und aller Himmel Seligkeit
Mir in die Stube dränge! --
Ich wagt' es mich zu regen kaum
In meinem stillen Sinnen,
Besorgt, das Häuschen möcht', ein Traum,
Vor meinem Blick zerrinnen.
Doch, sieh, da öffnet sich die Thür,
Der Zauber war geschwunden,
Es trat ein Jägersmann herfür
Mit nachgesprengten Hunden.
Er grüßte mich mit raschem Blick
Und streift' waldein gar heiter,
Ich gab ihm seinen Gruß zurück,
Und traurig ging ich weiter.

Wenn dann in rauher Winterzeit
Ein Lied mein Liebchen ſaͤnge,
Und aller Himmel Seligkeit
Mir in die Stube draͤnge! —
Ich wagt' es mich zu regen kaum
In meinem ſtillen Sinnen,
Beſorgt, das Haͤuschen moͤcht', ein Traum,
Vor meinem Blick zerrinnen.
Doch, ſieh, da oͤffnet ſich die Thuͤr,
Der Zauber war geſchwunden,
Es trat ein Jaͤgersmann herfuͤr
Mit nachgeſprengten Hunden.
Er gruͤßte mich mit raſchem Blick
Und ſtreift' waldein gar heiter,
Ich gab ihm ſeinen Gruß zuruͤck,
Und traurig ging ich weiter.

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[43/0057] Wenn dann in rauher Winterzeit Ein Lied mein Liebchen ſaͤnge, Und aller Himmel Seligkeit Mir in die Stube draͤnge! — Ich wagt' es mich zu regen kaum In meinem ſtillen Sinnen, Beſorgt, das Haͤuschen moͤcht', ein Traum, Vor meinem Blick zerrinnen. Doch, ſieh, da oͤffnet ſich die Thuͤr, Der Zauber war geſchwunden, Es trat ein Jaͤgersmann herfuͤr Mit nachgeſprengten Hunden. Er gruͤßte mich mit raſchem Blick Und ſtreift' waldein gar heiter, Ich gab ihm ſeinen Gruß zuruͤck, Und traurig ging ich weiter.

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/57>, abgerufen am 26.04.2024.