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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XVII. von den äusserlichen Kräfften. Tab. XXXIII.

Diese äusserlichen Kräffte sind erstlich die lebendigen Creaturen, als:

1. Die Menschen und
2. Die Thiere.

Zum andern die leblosen Geschöpffe, als:

1.) Der Wind.
2.) Das Feuer.
3.) Das Wasser.
4.) Das Gewicht, oder alle Schwehre der Cörper.
Und endlich
5.) Die Federn.
§. 254.

Das Wort äusserlich wird ihnen beygeleget, zum Unterscheid, daß man die Fünff einfa-
chen Heb-Zeuge,
oder auch wohl die daraus entstehende Machinen, ebenfalls Kräffte oder
Potentien nennet, weil sie durch ihre Kunst-mässige Abtheilung und Verhältniß die Kräffte
gewaltig vermehren, oder durch sie eine grosse Gewalt mit weniger Krafft kan ausgerichtet
werden, an sich selbst aber gleichsam todt sind, und nichts verrichten können, wenn ihnen
die so genannten äusserlichen Kräffte nicht zu hülffe kommen, und das Leben oder Bewe-
gung geben.

Ich halte aber vor besser alles dasjenige, was eine Bewegung verursachet, eine Krafft,
und alles was die Kraffe vermehret, eine Machine zu nennen.

Sonsten wird die Krafft eingetheileit 1. in die lebendige, wenn die Bewegung würck-
lich geschiehet. 2. in die todte Krafft, wenn die Last nur erhalten wird, wie oben schon ge-
saget worden.

§. 255.
Von der Krafft des Lebens, oder der Menschen
und Thiere.

Die Krafft des Lebens oder der Menschen und Thiere entstehet, wenn der
Cörper, der aus Musculn, mit seinem Blut und Puls-Adern, Nerven, Fasen und
Beinen, als eine Machine zusammen gesetzet ist, durch die Seele, als wie eine Ma-
chine
durch die äusserliche Krafft regieret wird, daß sie durch die Hände, Füsse,
Beine und andere Theile des Leibes einem andern Cörper oder Machine wieder
bewegen kan, und zwar auch nachdem die Machine deß Cörpers beschaffen, oder
mit Vortheil gebrauchet wird.

§. 256.

Es sind aber die Musculi das vornehmste Werckzeug der Bewegung, welche
durch Zusammenziehung und Ausstreckung des Cörpers geschiehet, und sollen dieser Mäus-
lein in allen Gliedern des menschlichen Leibes 437. seyn.

§. 257.

Die Ausübung der Kräffte oder Stärcke bey denen Menschen und Thieren
geschiehet entweder bloß durch die lebhaffte Krafft der Seelen und Musculn;
als
wenn einer ein Gewicht mit ausgestreckten Armen hebet, oder in freyer Lufft hält. Oder

es ge-
Cap. XVII. von den aͤuſſerlichen Kraͤfften. Tab. XXXIII.

Dieſe aͤuſſerlichen Kraͤffte ſind erſtlich die lebendigen Creaturen, als:

1. Die Menſchen und
2. Die Thiere.

Zum andern die lebloſen Geſchoͤpffe, als:

1.) Der Wind.
2.) Das Feuer.
3.) Das Waſſer.
4.) Das Gewicht, oder alle Schwehre der Coͤrper.
Und endlich
5.) Die Federn.
§. 254.

Das Wort aͤuſſerlich wird ihnen beygeleget, zum Unterſcheid, daß man die Fuͤnff einfa-
chen Heb-Zeuge,
oder auch wohl die daraus entſtehende Machinen, ebenfalls Kraͤffte oder
Potentien nennet, weil ſie durch ihre Kunſt-maͤſſige Abtheilung und Verhaͤltniß die Kraͤffte
gewaltig vermehren, oder durch ſie eine groſſe Gewalt mit weniger Krafft kan ausgerichtet
werden, an ſich ſelbſt aber gleichſam todt ſind, und nichts verrichten koͤnnen, wenn ihnen
die ſo genannten aͤuſſerlichen Kraͤffte nicht zu huͤlffe kommen, und das Leben oder Bewe-
gung geben.

Ich halte aber vor beſſer alles dasjenige, was eine Bewegung verurſachet, eine Krafft,
und alles was die Kraffe vermehret, eine Machine zu nennen.

Sonſten wird die Krafft eingetheileit 1. in die lebendige, wenn die Bewegung wuͤrck-
lich geſchiehet. 2. in die todte Krafft, wenn die Laſt nur erhalten wird, wie oben ſchon ge-
ſaget worden.

§. 255.
Von der Krafft des Lebens, oder der Menſchen
und Thiere.

Die Krafft des Lebens oder der Menſchen und Thiere entſtehet, wenn der
Coͤrper, der aus Muſculn, mit ſeinem Blut und Puls-Adern, Nerven, Faſen und
Beinen, als eine Machine zuſammen geſetzet iſt, durch die Seele, als wie eine Ma-
chine
durch die aͤuſſerliche Krafft regieret wird, daß ſie durch die Haͤnde, Fuͤſſe,
Beine und andere Theile des Leibes einem andern Coͤrper oder Machine wieder
bewegen kan, und zwar auch nachdem die Machine deß Coͤrpers beſchaffen, oder
mit Vortheil gebrauchet wird.

§. 256.

Es ſind aber die Muſculi das vornehmſte Werckzeug der Bewegung, welche
durch Zuſammenziehung und Ausſtreckung des Coͤrpers geſchiehet, und ſollen dieſer Maͤus-
lein in allen Gliedern des menſchlichen Leibes 437. ſeyn.

§. 257.

Die Ausuͤbung der Kraͤffte oder Staͤrcke bey denen Menſchen und Thieren
geſchiehet entweder bloß durch die lebhaffte Krafft der Seelen und Muſculn;
als
wenn einer ein Gewicht mit ausgeſtreckten Armen hebet, oder in freyer Lufft haͤlt. Oder

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[114/0134] Cap. XVII. von den aͤuſſerlichen Kraͤfften. Tab. XXXIII. Dieſe aͤuſſerlichen Kraͤffte ſind erſtlich die lebendigen Creaturen, als: 1. Die Menſchen und 2. Die Thiere. Zum andern die lebloſen Geſchoͤpffe, als: 1.) Der Wind. 2.) Das Feuer. 3.) Das Waſſer. 4.) Das Gewicht, oder alle Schwehre der Coͤrper. Und endlich 5.) Die Federn. §. 254. Das Wort aͤuſſerlich wird ihnen beygeleget, zum Unterſcheid, daß man die Fuͤnff einfa- chen Heb-Zeuge, oder auch wohl die daraus entſtehende Machinen, ebenfalls Kraͤffte oder Potentien nennet, weil ſie durch ihre Kunſt-maͤſſige Abtheilung und Verhaͤltniß die Kraͤffte gewaltig vermehren, oder durch ſie eine groſſe Gewalt mit weniger Krafft kan ausgerichtet werden, an ſich ſelbſt aber gleichſam todt ſind, und nichts verrichten koͤnnen, wenn ihnen die ſo genannten aͤuſſerlichen Kraͤffte nicht zu huͤlffe kommen, und das Leben oder Bewe- gung geben. Ich halte aber vor beſſer alles dasjenige, was eine Bewegung verurſachet, eine Krafft, und alles was die Kraffe vermehret, eine Machine zu nennen. Sonſten wird die Krafft eingetheileit 1. in die lebendige, wenn die Bewegung wuͤrck- lich geſchiehet. 2. in die todte Krafft, wenn die Laſt nur erhalten wird, wie oben ſchon ge- ſaget worden. §. 255. Von der Krafft des Lebens, oder der Menſchen und Thiere. Die Krafft des Lebens oder der Menſchen und Thiere entſtehet, wenn der Coͤrper, der aus Muſculn, mit ſeinem Blut und Puls-Adern, Nerven, Faſen und Beinen, als eine Machine zuſammen geſetzet iſt, durch die Seele, als wie eine Ma- chine durch die aͤuſſerliche Krafft regieret wird, daß ſie durch die Haͤnde, Fuͤſſe, Beine und andere Theile des Leibes einem andern Coͤrper oder Machine wieder bewegen kan, und zwar auch nachdem die Machine deß Coͤrpers beſchaffen, oder mit Vortheil gebrauchet wird. §. 256. Es ſind aber die Muſculi das vornehmſte Werckzeug der Bewegung, welche durch Zuſammenziehung und Ausſtreckung des Coͤrpers geſchiehet, und ſollen dieſer Maͤus- lein in allen Gliedern des menſchlichen Leibes 437. ſeyn. §. 257. Die Ausuͤbung der Kraͤffte oder Staͤrcke bey denen Menſchen und Thieren geſchiehet entweder bloß durch die lebhaffte Krafft der Seelen und Muſculn; als wenn einer ein Gewicht mit ausgeſtreckten Armen hebet, oder in freyer Lufft haͤlt. Oder es ge-

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/134>, abgerufen am 26.04.2024.