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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. II. von der Schnell-Waage. Tab. VII.
Wie zwey bekandte Machinen/ wodurch viele das Perpetuum Mo-
bile
erhaschen wollen, aus dem Abstand der Gewichte
zu berechnen.

§. 58.

Das Perpetuum Mobile, oder eine Machine, die ohne andere äusserliche Krafft un-
aufhörlich, so lange die Materialien dauren, und nichts zerbricht, sich selbst beweget, ist dem
Nahmen nach heut zu Tage so bekandt, daß auch die geringsten Handwercker, ja Schuster
und Schneider, nicht nur davon zu reden wissen, sondern auch sich einbilden, daß sie dergleichen
machen wolten, wenn sie nur Unkosten und Zeit hätten. Denn ist eine Sache in der Welt,
wornach viele mit grossen Verlangen, Zeit, Fleiß und Unkosten gestrebet, so ist es gewiß das
Perpetuum Mobile. D. Becher hat acht Stücke angeführet, wornach man jederzeit
eiferig getrachtet. Als da sind:

1. Der Lapis Philosophorum.
2. Liquor Alcahest.
3. Das Glaß weich zu machen.
4. Ein ewiges Licht.
5. Eine Linie Hyperbole in einen Brenn-Spiegel.
6. Die Longitudo zur See.
7. Die Quadraturam Circuli. Und endlich
8. Das Perpetuum Mobile.

Alleine weder Gold-machen, so doch das herrlichste Ding in der Welt ist, und alles vermag,
noch anders, ist von so vielen als das Perpetuum Mobile gesuchet worden. Ursach, weil
bey jenem mehr Kunst und Wissenschafft in der Chymie erfordert wird, hier aber es dem An-
sehen nach auf etwas weniges ankommt, nemlich, daß einer nun zuwege brächte, daß das Ge-
wichte, so nieder gehet, weit von der Achse abstehe, wenn es aber wieder in die Höhe steiget,
der Achse oder Linie der Ruhe sich nähere, und seine Krafft verliehre. Und hiermit haben sich
sehr viel Künstler betrogen, die da gemeinet, sie hätten es bey allen vier Zipffeln, und haben
darüber viel Zeit, Kosten, ja öffters Ehre und Reputation, verlohren. Ja diese Begier-
de ist noch heut zu Tage bey sehr vielen so tieff eingewurtzelt, daß sie sich ehe todt schlagen liessen,
als daß sie zugeben, sie würden selbiges nicht finden. Alleine es kömmet meist daher, daß
solche Leute kein Fundament in der Mechanic haben, vornehmlich aber den Abstand
nicht zu berechnen wissen, und dahero auf ihre bloße Einbildung und Gerathe-wohl loßbauen.
Hätten aber solche die Machine fleißig zu Pappier gebracht und berechnet, würden sie vie-
ler Unkosten seyn überhoben worden, oder hätten sich nicht so viele Jahre, ja fast ihre Lebens-
Zeit, mit einer falschen Hoffnung schmeicheln und schleppen dörffen.

Damit aber dergleichen Leute einige Anweisung haben, als sind hier zwey bekandte Ma-
chin
en im Profil gezeichnet, davon die eine Figura IX. Tab. VII. mit Kugeln, die andere
aber Fig. XI. mit fallenden Gewichten, an einer Achse.

Die gemeldte Machine mit Kugeln so Fig. IX. abgebildet, bestehet aus einem Rad,
so wie ein hohler Schleiff-Stein aussiehet, inwendig aber ist solche durch Breter in zwölff Fa-
che eingetheilet; wie besser aus der Figur, als weitläufftiger Beschreibung, zu sehen. In ie-
den Fach lieget eine runde metallene Kugel; will man solche berechnen, so giebet man der Ma-
chine
eine gewisse Stellung, als hier, da unten und oben ein Fach mit der Linie der Ruhe
schliesset, nemlich bey a und b, dergleichen auch bey der Horizontal-Linie, so durch die Achse
gehet; oder es geschiehet auf die Art, wie Figura X. darstellet. Sind die Fache alle rich-

tig
Cap. II. von der Schnell-Waage. Tab. VII.
Wie zwey bekandte Machinen/ wodurch viele das Perpetuum Mo-
bile
erhaſchen wollen, aus dem Abſtand der Gewichte
zu berechnen.

§. 58.

Das Perpetuum Mobile, oder eine Machine, die ohne andere aͤuſſerliche Krafft un-
aufhoͤrlich, ſo lange die Materialien dauren, und nichts zerbricht, ſich ſelbſt beweget, iſt dem
Nahmen nach heut zu Tage ſo bekandt, daß auch die geringſten Handwercker, ja Schuſter
und Schneider, nicht nur davon zu reden wiſſen, ſondern auch ſich einbilden, daß ſie dergleichen
machen wolten, wenn ſie nur Unkoſten und Zeit haͤtten. Denn iſt eine Sache in der Welt,
wornach viele mit groſſen Verlangen, Zeit, Fleiß und Unkoſten geſtrebet, ſo iſt es gewiß das
Perpetuum Mobile. D. Becher hat acht Stuͤcke angefuͤhret, wornach man jederzeit
eiferig getrachtet. Als da ſind:

1. Der Lapis Philoſophorum.
2. Liquor Alcaheſt.
3. Das Glaß weich zu machen.
4. Ein ewiges Licht.
5. Eine Linie Hyperbole in einen Brenn-Spiegel.
6. Die Longitudo zur See.
7. Die Quadraturam Circuli. Und endlich
8. Das Perpetuum Mobile.

Alleine weder Gold-machen, ſo doch das herrlichſte Ding in der Welt iſt, und alles vermag,
noch anders, iſt von ſo vielen als das Perpetuum Mobile geſuchet worden. Urſach, weil
bey jenem mehr Kunſt und Wiſſenſchafft in der Chymie erfordert wird, hier aber es dem An-
ſehen nach auf etwas weniges ankommt, nemlich, daß einer nun zuwege braͤchte, daß das Ge-
wichte, ſo nieder gehet, weit von der Achſe abſtehe, wenn es aber wieder in die Hoͤhe ſteiget,
der Achſe oder Linie der Ruhe ſich naͤhere, und ſeine Krafft verliehre. Und hiermit haben ſich
ſehr viel Kuͤnſtler betrogen, die da gemeinet, ſie haͤtten es bey allen vier Zipffeln, und haben
daruͤber viel Zeit, Koſten, ja oͤffters Ehre und Reputation, verlohren. Ja dieſe Begier-
de iſt noch heut zu Tage bey ſehr vielen ſo tieff eingewurtzelt, daß ſie ſich ehe todt ſchlagen lieſſen,
als daß ſie zugeben, ſie wuͤrden ſelbiges nicht finden. Alleine es koͤmmet meiſt daher, daß
ſolche Leute kein Fundament in der Mechanic haben, vornehmlich aber den Abſtand
nicht zu berechnen wiſſen, und dahero auf ihre bloße Einbildung und Gerathe-wohl loßbauen.
Haͤtten aber ſolche die Machine fleißig zu Pappier gebracht und berechnet, wuͤrden ſie vie-
ler Unkoſten ſeyn uͤberhoben worden, oder haͤtten ſich nicht ſo viele Jahre, ja faſt ihre Lebens-
Zeit, mit einer falſchen Hoffnung ſchmeicheln und ſchleppen doͤrffen.

Damit aber dergleichen Leute einige Anweiſung haben, als ſind hier zwey bekandte Ma-
chin
en im Profil gezeichnet, davon die eine Figura IX. Tab. VII. mit Kugeln, die andere
aber Fig. XI. mit fallenden Gewichten, an einer Achſe.

Die gemeldte Machine mit Kugeln ſo Fig. IX. abgebildet, beſtehet aus einem Rad,
ſo wie ein hohler Schleiff-Stein ausſiehet, inwendig aber iſt ſolche durch Breter in zwoͤlff Fa-
che eingetheilet; wie beſſer aus der Figur, als weitlaͤufftiger Beſchreibung, zu ſehen. In ie-
den Fach lieget eine runde metallene Kugel; will man ſolche berechnen, ſo giebet man der Ma-
chine
eine gewiſſe Stellung, als hier, da unten und oben ein Fach mit der Linie der Ruhe
ſchlieſſet, nemlich bey a und b, dergleichen auch bey der Horizontal-Linie, ſo durch die Achſe
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[31/0051] Cap. II. von der Schnell-Waage. Tab. VII. Wie zwey bekandte Machinen/ wodurch viele das Perpetuum Mo- bile erhaſchen wollen, aus dem Abſtand der Gewichte zu berechnen. §. 58. Das Perpetuum Mobile, oder eine Machine, die ohne andere aͤuſſerliche Krafft un- aufhoͤrlich, ſo lange die Materialien dauren, und nichts zerbricht, ſich ſelbſt beweget, iſt dem Nahmen nach heut zu Tage ſo bekandt, daß auch die geringſten Handwercker, ja Schuſter und Schneider, nicht nur davon zu reden wiſſen, ſondern auch ſich einbilden, daß ſie dergleichen machen wolten, wenn ſie nur Unkoſten und Zeit haͤtten. Denn iſt eine Sache in der Welt, wornach viele mit groſſen Verlangen, Zeit, Fleiß und Unkoſten geſtrebet, ſo iſt es gewiß das Perpetuum Mobile. D. Becher hat acht Stuͤcke angefuͤhret, wornach man jederzeit eiferig getrachtet. Als da ſind: 1. Der Lapis Philoſophorum. 2. Liquor Alcaheſt. 3. Das Glaß weich zu machen. 4. Ein ewiges Licht. 5. Eine Linie Hyperbole in einen Brenn-Spiegel. 6. Die Longitudo zur See. 7. Die Quadraturam Circuli. Und endlich 8. Das Perpetuum Mobile. Alleine weder Gold-machen, ſo doch das herrlichſte Ding in der Welt iſt, und alles vermag, noch anders, iſt von ſo vielen als das Perpetuum Mobile geſuchet worden. Urſach, weil bey jenem mehr Kunſt und Wiſſenſchafft in der Chymie erfordert wird, hier aber es dem An- ſehen nach auf etwas weniges ankommt, nemlich, daß einer nun zuwege braͤchte, daß das Ge- wichte, ſo nieder gehet, weit von der Achſe abſtehe, wenn es aber wieder in die Hoͤhe ſteiget, der Achſe oder Linie der Ruhe ſich naͤhere, und ſeine Krafft verliehre. Und hiermit haben ſich ſehr viel Kuͤnſtler betrogen, die da gemeinet, ſie haͤtten es bey allen vier Zipffeln, und haben daruͤber viel Zeit, Koſten, ja oͤffters Ehre und Reputation, verlohren. Ja dieſe Begier- de iſt noch heut zu Tage bey ſehr vielen ſo tieff eingewurtzelt, daß ſie ſich ehe todt ſchlagen lieſſen, als daß ſie zugeben, ſie wuͤrden ſelbiges nicht finden. Alleine es koͤmmet meiſt daher, daß ſolche Leute kein Fundament in der Mechanic haben, vornehmlich aber den Abſtand nicht zu berechnen wiſſen, und dahero auf ihre bloße Einbildung und Gerathe-wohl loßbauen. Haͤtten aber ſolche die Machine fleißig zu Pappier gebracht und berechnet, wuͤrden ſie vie- ler Unkoſten ſeyn uͤberhoben worden, oder haͤtten ſich nicht ſo viele Jahre, ja faſt ihre Lebens- Zeit, mit einer falſchen Hoffnung ſchmeicheln und ſchleppen doͤrffen. Damit aber dergleichen Leute einige Anweiſung haben, als ſind hier zwey bekandte Ma- chinen im Profil gezeichnet, davon die eine Figura IX. Tab. VII. mit Kugeln, die andere aber Fig. XI. mit fallenden Gewichten, an einer Achſe. Die gemeldte Machine mit Kugeln ſo Fig. IX. abgebildet, beſtehet aus einem Rad, ſo wie ein hohler Schleiff-Stein ausſiehet, inwendig aber iſt ſolche durch Breter in zwoͤlff Fa- che eingetheilet; wie beſſer aus der Figur, als weitlaͤufftiger Beſchreibung, zu ſehen. In ie- den Fach lieget eine runde metallene Kugel; will man ſolche berechnen, ſo giebet man der Ma- chine eine gewiſſe Stellung, als hier, da unten und oben ein Fach mit der Linie der Ruhe ſchlieſſet, nemlich bey a und b, dergleichen auch bey der Horizontal-Linie, ſo durch die Achſe gehet; oder es geſchiehet auf die Art, wie Figura X. darſtellet. Sind die Fache alle rich- tig

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/51>, abgerufen am 26.04.2024.