Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
Osnabrücksche Geschichte
Geringere darinn stecken geblieben. An Höfen, und
besonders am Französischen verheyrathen sich die vom
ersten Range nicht ohne des Königs Erlaubnis. Dies
ist noch die einzige Urkunde des alten Freybriefs.
(e) Dies ist die Politik aller unser heutigen Monarchien,
und anderer monarchisirenden Fürstenthümer. Der Edel-
mann auf dem Lande gilt nichts, und der Fähndrich im
Dienste wird erhoben. Aller Rang wird fast nach dem
Dienste ausgemessen. Wie weit ein Fürst berechtiget
sey, Rang-ordnungen zu machen, ist noch nicht deutlich
bestimmt. Jm Hofe gilt unstreitig sein Reglement;
Allein ausser Hofes kam es vordem auf die gemeine
vom Volke bestimmte Währung, und später auf die vom
Kayser ertheilte gemeine Würde, nicht aber auf die
Dienstwürde an. Jn den angelsächsischen Gesetzen
ist der Landbesitz bey der Wehrung und dem Range
mit in Betracht gezogen worden.
§. 120.
Und der Zehnten.

"Die Wahrheit der christlichen Religion verbinde
"niemanden sie anzunehmen; sie sey darum nicht
"gleich allgemein, vor alle Volker und Verfassungen.
"Eine jede derselben habe ihren eignen Zweck; und
"folglich auch ihre eigne Wahrheit. Die ihrige sey
"Freyheit; und damit stimme die christliche Religion
"nicht allerdings überein. Ein Sasse lasse sich durch
"Ehre; und ein Christ durch Liebe verbinden. Diese
"führe aber den Menschen nicht so sicher als jene.
"Doch das Hauptwerk seyn die Zehnten (a) welche
"der König zum Unterhalt der Priester fordere.
"Wenn jemals ein Volk in der Welt gewesen,
"welches seinen Hals mit diesem Joche beladen hätte:
"so müste es aus der Sklaverey entsprungen, (b) o-

"der
Oſnabruͤckſche Geſchichte
Geringere darinn ſtecken geblieben. An Hoͤfen, und
beſonders am Franzoͤſiſchen verheyrathen ſich die vom
erſten Range nicht ohne des Koͤnigs Erlaubnis. Dies
iſt noch die einzige Urkunde des alten Freybriefs.
(e) Dies iſt die Politik aller unſer heutigen Monarchien,
und anderer monarchiſirenden Fuͤrſtenthuͤmer. Der Edel-
mann auf dem Lande gilt nichts, und der Faͤhndrich im
Dienſte wird erhoben. Aller Rang wird faſt nach dem
Dienſte ausgemeſſen. Wie weit ein Fuͤrſt berechtiget
ſey, Rang-ordnungen zu machen, iſt noch nicht deutlich
beſtimmt. Jm Hofe gilt unſtreitig ſein Reglement;
Allein auſſer Hofes kam es vordem auf die gemeine
vom Volke beſtimmte Waͤhrung, und ſpaͤter auf die vom
Kayſer ertheilte gemeine Wuͤrde, nicht aber auf die
Dienſtwuͤrde an. Jn den angelſaͤchſiſchen Geſetzen
iſt der Landbeſitz bey der Wehrung und dem Range
mit in Betracht gezogen worden.
§. 120.
Und der Zehnten.

„Die Wahrheit der chriſtlichen Religion verbinde
„niemanden ſie anzunehmen; ſie ſey darum nicht
„gleich allgemein, vor alle Volker und Verfaſſungen.
„Eine jede derſelben habe ihren eignen Zweck; und
„folglich auch ihre eigne Wahrheit. Die ihrige ſey
„Freyheit; und damit ſtimme die chriſtliche Religion
„nicht allerdings uͤberein. Ein Saſſe laſſe ſich durch
„Ehre; und ein Chriſt durch Liebe verbinden. Dieſe
„fuͤhre aber den Menſchen nicht ſo ſicher als jene.
„Doch das Hauptwerk ſeyn die Zehnten (a) welche
„der Koͤnig zum Unterhalt der Prieſter fordere.
„Wenn jemals ein Volk in der Welt geweſen,
„welches ſeinen Hals mit dieſem Joche beladen haͤtte:
„ſo muͤſte es aus der Sklaverey entſprungen, (b) o-

„der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note place="end" n="(d)"><pb facs="#f0280" n="250"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">O&#x017F;nabru&#x0364;ck&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</hi></fw><lb/>
Geringere darinn &#x017F;tecken geblieben. An Ho&#x0364;fen, und<lb/>
be&#x017F;onders am Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen verheyrathen &#x017F;ich die vom<lb/>
er&#x017F;ten Range nicht ohne des Ko&#x0364;nigs Erlaubnis. Dies<lb/>
i&#x017F;t noch die einzige Urkunde des alten Freybriefs.</note><lb/>
          <note place="end" n="(e)">Dies i&#x017F;t die Politik aller un&#x017F;er heutigen Monarchien,<lb/>
und anderer monarchi&#x017F;irenden Fu&#x0364;r&#x017F;tenthu&#x0364;mer. Der Edel-<lb/>
mann auf dem Lande gilt nichts, und der Fa&#x0364;hndrich im<lb/>
Dien&#x017F;te wird erhoben. Aller Rang wird fa&#x017F;t nach dem<lb/>
Dien&#x017F;te ausgeme&#x017F;&#x017F;en. Wie weit ein Fu&#x0364;r&#x017F;t berechtiget<lb/>
&#x017F;ey, Rang-ordnungen zu machen, i&#x017F;t noch nicht deutlich<lb/>
be&#x017F;timmt. Jm <hi rendition="#fr">Hofe</hi> gilt un&#x017F;treitig &#x017F;ein Reglement;<lb/>
Allein au&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#fr">Hofes</hi> kam es vordem auf die gemeine<lb/>
vom Volke be&#x017F;timmte Wa&#x0364;hrung, und &#x017F;pa&#x0364;ter auf die vom<lb/>
Kay&#x017F;er ertheilte <hi rendition="#fr">gemeine</hi> Wu&#x0364;rde, nicht aber auf die<lb/><hi rendition="#fr">Dien&#x017F;twu&#x0364;rde</hi> an. Jn den angel&#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen Ge&#x017F;etzen<lb/>
i&#x017F;t der <hi rendition="#fr">Landbe&#x017F;itz</hi> bey der Wehrung und dem Range<lb/>
mit in Betracht gezogen worden.</note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 120.<lb/><hi rendition="#b">Und der Zehnten.</hi></head><lb/>
          <p>&#x201E;Die Wahrheit der chri&#x017F;tlichen Religion verbinde<lb/>
&#x201E;niemanden &#x017F;ie anzunehmen; &#x017F;ie &#x017F;ey darum nicht<lb/>
&#x201E;gleich allgemein, vor alle Volker und Verfa&#x017F;&#x017F;ungen.<lb/>
&#x201E;Eine jede der&#x017F;elben habe ihren eignen Zweck; und<lb/>
&#x201E;folglich auch ihre eigne Wahrheit. Die ihrige &#x017F;ey<lb/>
&#x201E;Freyheit; und damit &#x017F;timme die chri&#x017F;tliche Religion<lb/>
&#x201E;nicht allerdings u&#x0364;berein. Ein Sa&#x017F;&#x017F;e la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich durch<lb/>
&#x201E;Ehre; und ein Chri&#x017F;t durch Liebe verbinden. Die&#x017F;e<lb/>
&#x201E;fu&#x0364;hre aber den Men&#x017F;chen nicht &#x017F;o &#x017F;icher als jene.<lb/>
&#x201E;Doch das Hauptwerk &#x017F;eyn die Zehnten <note place="end" n="(a)"/> welche<lb/>
&#x201E;der Ko&#x0364;nig zum Unterhalt der Prie&#x017F;ter fordere.<lb/>
&#x201E;Wenn jemals ein Volk in der Welt gewe&#x017F;en,<lb/>
&#x201E;welches &#x017F;einen Hals mit die&#x017F;em Joche beladen ha&#x0364;tte:<lb/>
&#x201E;&#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;te es aus der Sklaverey ent&#x017F;prungen, <note place="end" n="(b)"/> o-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[250/0280] Oſnabruͤckſche Geſchichte ⁽d⁾ Geringere darinn ſtecken geblieben. An Hoͤfen, und beſonders am Franzoͤſiſchen verheyrathen ſich die vom erſten Range nicht ohne des Koͤnigs Erlaubnis. Dies iſt noch die einzige Urkunde des alten Freybriefs. ⁽e⁾ Dies iſt die Politik aller unſer heutigen Monarchien, und anderer monarchiſirenden Fuͤrſtenthuͤmer. Der Edel- mann auf dem Lande gilt nichts, und der Faͤhndrich im Dienſte wird erhoben. Aller Rang wird faſt nach dem Dienſte ausgemeſſen. Wie weit ein Fuͤrſt berechtiget ſey, Rang-ordnungen zu machen, iſt noch nicht deutlich beſtimmt. Jm Hofe gilt unſtreitig ſein Reglement; Allein auſſer Hofes kam es vordem auf die gemeine vom Volke beſtimmte Waͤhrung, und ſpaͤter auf die vom Kayſer ertheilte gemeine Wuͤrde, nicht aber auf die Dienſtwuͤrde an. Jn den angelſaͤchſiſchen Geſetzen iſt der Landbeſitz bey der Wehrung und dem Range mit in Betracht gezogen worden. §. 120. Und der Zehnten. „Die Wahrheit der chriſtlichen Religion verbinde „niemanden ſie anzunehmen; ſie ſey darum nicht „gleich allgemein, vor alle Volker und Verfaſſungen. „Eine jede derſelben habe ihren eignen Zweck; und „folglich auch ihre eigne Wahrheit. Die ihrige ſey „Freyheit; und damit ſtimme die chriſtliche Religion „nicht allerdings uͤberein. Ein Saſſe laſſe ſich durch „Ehre; und ein Chriſt durch Liebe verbinden. Dieſe „fuͤhre aber den Menſchen nicht ſo ſicher als jene. „Doch das Hauptwerk ſeyn die Zehnten ⁽a⁾ welche „der Koͤnig zum Unterhalt der Prieſter fordere. „Wenn jemals ein Volk in der Welt geweſen, „welches ſeinen Hals mit dieſem Joche beladen haͤtte: „ſo muͤſte es aus der Sklaverey entſprungen, ⁽b⁾ o- „der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/280
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/280>, abgerufen am 26.04.2024.