Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
vierte Abtheilunge.
perum & minus potentium justitias faciendas sibi sciat esse
vacandum. CAPIT. L. III. c.
77. Vielleicht rührt es
noch daher, daß der Reichs-hofrath in obigen Fällen,
votum ad imperatorem erstatten muß.
§. 124.
Von den Bischöfen und ihren
Sprengeln.

Der Bischof (a) war durch sein Amt nothwendi-
ger Edler oder Reichs-fürst (b) und das Kir-
chen-orbar (c) gleichsam eine Reichs-allode. Der
kayserliche Gesandte stand gegen ihn; (d) Uebrige
Reichs-beamte aber, als Herzoge, Grafen (e) und
andre, hatten ausser dem Fall, (f) wenn sie darum
begehret wurden, über keinen Geistlichen, auch über
kein Orbar und Weihgut etwas zu sagen. Die Voll-
macht des kayserlichen Gesandten gegen den Bischof
gieng aber bloß auf die Erhaltung des Reichs-frie-
dens; und in solcher Maasse konnte er dem Bischofe
wiederstehen, und sich im Nothfall seiner Person (g) versichern; aber nicht über ihn erkennen. (h) Dies
gehörte vor den Kayser und die Reichs-versam-
lung. (i) Jeder Bischof ward mit Vorbehalt seiner
Ehre, (k) des Heerzuges erlassen; jedoch wurde ihm
vergönnt seine Leute zu schicken. Wo die Natur nicht
durch Flüsse oder auf andre Art selbst Gränzen setzte,
schienen die bischöflichen Sprengel dergleichen nicht zu
empfangen, (l) sondern sich auf eine Mannzahl zu
schliessen. Der Oßnabrückische mogte Anfangs sich
diesseits der Emse bis ans Meer ausdehnen sollen.
Wenigstens war bey der ersten Anlage kein Grund
vorhanden, um ihm von dieser Seite Gränzen zu geben.

(a) Jch
R 2
vierte Abtheilunge.
perum & minus potentium juſtitias faciendas ſibi ſciat eſſe
vacandum. CAPIT. L. III. c.
77. Vielleicht ruͤhrt es
noch daher, daß der Reichs-hofrath in obigen Faͤllen,
votum ad imperatorem erſtatten muß.
§. 124.
Von den Biſchoͤfen und ihren
Sprengeln.

Der Biſchof (a) war durch ſein Amt nothwendi-
ger Edler oder Reichs-fuͤrſt (b) und das Kir-
chen-orbar (c) gleichſam eine Reichs-allode. Der
kayſerliche Geſandte ſtand gegen ihn; (d) Uebrige
Reichs-beamte aber, als Herzoge, Grafen (e) und
andre, hatten auſſer dem Fall, (f) wenn ſie darum
begehret wurden, uͤber keinen Geiſtlichen, auch uͤber
kein Orbar und Weihgut etwas zu ſagen. Die Voll-
macht des kayſerlichen Geſandten gegen den Biſchof
gieng aber bloß auf die Erhaltung des Reichs-frie-
dens; und in ſolcher Maaſſe konnte er dem Biſchofe
wiederſtehen, und ſich im Nothfall ſeiner Perſon (g) verſichern; aber nicht uͤber ihn erkennen. (h) Dies
gehoͤrte vor den Kayſer und die Reichs-verſam-
lung. (i) Jeder Biſchof ward mit Vorbehalt ſeiner
Ehre, (k) des Heerzuges erlaſſen; jedoch wurde ihm
vergoͤnnt ſeine Leute zu ſchicken. Wo die Natur nicht
durch Fluͤſſe oder auf andre Art ſelbſt Graͤnzen ſetzte,
ſchienen die biſchoͤflichen Sprengel dergleichen nicht zu
empfangen, (l) ſondern ſich auf eine Mannzahl zu
ſchlieſſen. Der Oßnabruͤckiſche mogte Anfangs ſich
dieſſeits der Emſe bis ans Meer ausdehnen ſollen.
Wenigſtens war bey der erſten Anlage kein Grund
vorhanden, um ihm von dieſer Seite Graͤnzen zu geben.

(a) Jch
R 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note place="end" n="(f)"><pb facs="#f0289" n="259"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vierte Abtheilunge.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">perum &amp; minus potentium ju&#x017F;titias faciendas &#x017F;ibi &#x017F;ciat e&#x017F;&#x017F;e<lb/>
vacandum. CAPIT. L. III. c.</hi> 77. Vielleicht ru&#x0364;hrt es<lb/>
noch daher, daß der Reichs-hofrath in obigen Fa&#x0364;llen,<lb/><hi rendition="#aq">votum ad imperatorem</hi> er&#x017F;tatten muß.</note>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 124.<lb/><hi rendition="#b">Von den Bi&#x017F;cho&#x0364;fen und ihren<lb/>
Sprengeln.</hi></head><lb/>
          <p>Der Bi&#x017F;chof <note place="end" n="(a)"/> war durch &#x017F;ein Amt nothwendi-<lb/>
ger Edler oder Reichs-fu&#x0364;r&#x017F;t <note place="end" n="(b)"/> und das Kir-<lb/>
chen-orbar <note place="end" n="(c)"/> gleich&#x017F;am eine Reichs-allode. Der<lb/>
kay&#x017F;erliche Ge&#x017F;andte &#x017F;tand <hi rendition="#fr">gegen</hi> ihn; <note place="end" n="(d)"/> Uebrige<lb/>
Reichs-beamte aber, als Herzoge, Grafen <note place="end" n="(e)"/> und<lb/>
andre, hatten au&#x017F;&#x017F;er dem Fall, <note place="end" n="(f)"/> wenn &#x017F;ie darum<lb/>
begehret wurden, u&#x0364;ber keinen Gei&#x017F;tlichen, auch u&#x0364;ber<lb/>
kein Orbar und Weihgut etwas zu &#x017F;agen. Die Voll-<lb/>
macht des kay&#x017F;erlichen Ge&#x017F;andten gegen den Bi&#x017F;chof<lb/>
gieng aber bloß auf die Erhaltung des Reichs-frie-<lb/>
dens; und in &#x017F;olcher Maa&#x017F;&#x017F;e konnte er dem Bi&#x017F;chofe<lb/>
wieder&#x017F;tehen, und &#x017F;ich im Nothfall &#x017F;einer Per&#x017F;on <note place="end" n="(g)"/><lb/>
ver&#x017F;ichern; aber nicht u&#x0364;ber ihn erkennen. <note place="end" n="(h)"/> Dies<lb/>
geho&#x0364;rte vor den Kay&#x017F;er und die Reichs-ver&#x017F;am-<lb/>
lung. <note place="end" n="(i)"/> Jeder Bi&#x017F;chof ward mit Vorbehalt &#x017F;einer<lb/>
Ehre, <note place="end" n="(k)"/> des Heerzuges erla&#x017F;&#x017F;en; jedoch wurde ihm<lb/>
vergo&#x0364;nnt &#x017F;eine Leute zu &#x017F;chicken. Wo die Natur nicht<lb/>
durch Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e oder auf andre Art &#x017F;elb&#x017F;t Gra&#x0364;nzen &#x017F;etzte,<lb/>
&#x017F;chienen die bi&#x017F;cho&#x0364;flichen Sprengel dergleichen nicht zu<lb/>
empfangen, <note place="end" n="(l)"/> &#x017F;ondern &#x017F;ich auf eine Mannzahl zu<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en. Der Oßnabru&#x0364;cki&#x017F;che mogte Anfangs &#x017F;ich<lb/>
die&#x017F;&#x017F;eits der Em&#x017F;e bis ans Meer ausdehnen &#x017F;ollen.<lb/>
Wenig&#x017F;tens war bey der er&#x017F;ten Anlage kein Grund<lb/>
vorhanden, um ihm von die&#x017F;er Seite Gra&#x0364;nzen zu geben.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">R 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">(<hi rendition="#aq">a</hi>) Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0289] vierte Abtheilunge. ⁽f⁾ perum & minus potentium juſtitias faciendas ſibi ſciat eſſe vacandum. CAPIT. L. III. c. 77. Vielleicht ruͤhrt es noch daher, daß der Reichs-hofrath in obigen Faͤllen, votum ad imperatorem erſtatten muß. §. 124. Von den Biſchoͤfen und ihren Sprengeln. Der Biſchof ⁽a⁾ war durch ſein Amt nothwendi- ger Edler oder Reichs-fuͤrſt ⁽b⁾ und das Kir- chen-orbar ⁽c⁾ gleichſam eine Reichs-allode. Der kayſerliche Geſandte ſtand gegen ihn; ⁽d⁾ Uebrige Reichs-beamte aber, als Herzoge, Grafen ⁽e⁾ und andre, hatten auſſer dem Fall, ⁽f⁾ wenn ſie darum begehret wurden, uͤber keinen Geiſtlichen, auch uͤber kein Orbar und Weihgut etwas zu ſagen. Die Voll- macht des kayſerlichen Geſandten gegen den Biſchof gieng aber bloß auf die Erhaltung des Reichs-frie- dens; und in ſolcher Maaſſe konnte er dem Biſchofe wiederſtehen, und ſich im Nothfall ſeiner Perſon ⁽g⁾ verſichern; aber nicht uͤber ihn erkennen. ⁽h⁾ Dies gehoͤrte vor den Kayſer und die Reichs-verſam- lung. ⁽i⁾ Jeder Biſchof ward mit Vorbehalt ſeiner Ehre, ⁽k⁾ des Heerzuges erlaſſen; jedoch wurde ihm vergoͤnnt ſeine Leute zu ſchicken. Wo die Natur nicht durch Fluͤſſe oder auf andre Art ſelbſt Graͤnzen ſetzte, ſchienen die biſchoͤflichen Sprengel dergleichen nicht zu empfangen, ⁽l⁾ ſondern ſich auf eine Mannzahl zu ſchlieſſen. Der Oßnabruͤckiſche mogte Anfangs ſich dieſſeits der Emſe bis ans Meer ausdehnen ſollen. Wenigſtens war bey der erſten Anlage kein Grund vorhanden, um ihm von dieſer Seite Graͤnzen zu geben. (a) Jch R 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/289
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/289>, abgerufen am 26.04.2024.