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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Osnabrücksche Geschichte
jus ducat & custodiat. LL. Edgari II. 6. Qui voluerit se
teneri pro libero, sit in plegio. Guil. Conq. L.
64.
(b) Si quis hospitaverit privatum, poterit eum habere noctibus
duabus tanquam liospitem --- quem si tertia nocte hospi-
tatus suerit, habeat eum ad rectum tanquam de propria fa.
milia. LL. Edovardi c.
27. beym WILK. p. 202. Und da-
hin zielet auch das deutsche Sprichwort: Ein dreytägi-
ger Gast ist jedem eine Last. Dieses Gesetz that eine
seltsame Wirkung auf die Höflichkeit der Deutschen.
Wenn ein Gast von ihnen gieng: so wurden sie mon-
stratores proximi hospitii & comites. TAC. G.
21. Denn
wenn der Fremde unter dem Wege zum nächsten Nacht-
Lager etwas verbrochen hätte: so würde der erste Wirth
für ihn haben bezahlen müssen.
(c) Und dies ist vermuthlich die Ursache warum der Gast
hostis hies. Wie der Fremde endlich in den Königs-
Schutz kam: genoß der König 2/3 des Wehrgeldes; und
da folglich der König fast sein ganzes Haupt hatte: so
beerbte er ihn auch als Knecht.
(d) Weil keiner als derjenige, der die gemeine Vollmacht
hatte, die gemeine Bürgschaft beschweren konnte. Und
in dieser Hinsicht gehöret der Juden-Schutz ad regalia;
Die Regalität des Geleits, des Schutzes etc. beruhet
darin, daß ein Fremder auf gemeine Rechnung ohne
Bürgschaft
geduldet wird. Und wer hätte ein
Wirthshaus halten wollen; wenn er dem Staat vor
alle aufgenommene Gäste haften müssen?
§. 23.
Einige Folgen hieraus.

Das eigentliche Wehrgeld (a) eines Erschlagenen
gehörte aber dessen nächsten Verwandten, (b) wenn
er keinem Herrn angehörig gewesen war. Diese wa-
ren aber auch dagegen verbunden für ihn zu haften; (c) also daß der Gemeinheit eigentlich nur die Währ-

Bürg-
Oſnabruͤckſche Geſchichte
jus ducat & cuſtodiat. LL. Edgari II. 6. Qui voluerit ſe
teneri pro libero, ſit in plegio. Guil. Conq. L.
64.
(b) Si quis hoſpitaverit privatum, poterit eum habere noctibus
duabus tanquam lioſpitem --- quem ſi tertia nocte hoſpi-
tatus ſuerit, habeat eum ad rectum tanquam de propria fa.
milia. LL. Edovardi c.
27. beym WILK. p. 202. Und da-
hin zielet auch das deutſche Sprichwort: Ein dreytaͤgi-
ger Gaſt iſt jedem eine Laſt. Dieſes Geſetz that eine
ſeltſame Wirkung auf die Hoͤflichkeit der Deutſchen.
Wenn ein Gaſt von ihnen gieng: ſo wurden ſie mon-
ſtratores proximi hoſpitii & comites. TAC. G.
21. Denn
wenn der Fremde unter dem Wege zum naͤchſten Nacht-
Lager etwas verbrochen haͤtte: ſo wuͤrde der erſte Wirth
fuͤr ihn haben bezahlen muͤſſen.
(c) Und dies iſt vermuthlich die Urſache warum der Gaſt
hoſtis hies. Wie der Fremde endlich in den Koͤnigs-
Schutz kam: genoß der Koͤnig ⅔ des Wehrgeldes; und
da folglich der Koͤnig faſt ſein ganzes Haupt hatte: ſo
beerbte er ihn auch als Knecht.
(d) Weil keiner als derjenige, der die gemeine Vollmacht
hatte, die gemeine Buͤrgſchaft beſchweren konnte. Und
in dieſer Hinſicht gehoͤret der Juden-Schutz ad regalia;
Die Regalitaͤt des Geleits, des Schutzes ꝛc. beruhet
darin, daß ein Fremder auf gemeine Rechnung ohne
Buͤrgſchaft
geduldet wird. Und wer haͤtte ein
Wirthshaus halten wollen; wenn er dem Staat vor
alle aufgenommene Gaͤſte haften muͤſſen?
§. 23.
Einige Folgen hieraus.

Das eigentliche Wehrgeld (a) eines Erſchlagenen
gehoͤrte aber deſſen naͤchſten Verwandten, (b) wenn
er keinem Herrn angehoͤrig geweſen war. Dieſe wa-
ren aber auch dagegen verbunden fuͤr ihn zu haften; (c) alſo daß der Gemeinheit eigentlich nur die Waͤhr-

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[38/0068] Oſnabruͤckſche Geſchichte ⁽a⁾ jus ducat & cuſtodiat. LL. Edgari II. 6. Qui voluerit ſe teneri pro libero, ſit in plegio. Guil. Conq. L. 64. ⁽b⁾ Si quis hoſpitaverit privatum, poterit eum habere noctibus duabus tanquam lioſpitem --- quem ſi tertia nocte hoſpi- tatus ſuerit, habeat eum ad rectum tanquam de propria fa. milia. LL. Edovardi c. 27. beym WILK. p. 202. Und da- hin zielet auch das deutſche Sprichwort: Ein dreytaͤgi- ger Gaſt iſt jedem eine Laſt. Dieſes Geſetz that eine ſeltſame Wirkung auf die Hoͤflichkeit der Deutſchen. Wenn ein Gaſt von ihnen gieng: ſo wurden ſie mon- ſtratores proximi hoſpitii & comites. TAC. G. 21. Denn wenn der Fremde unter dem Wege zum naͤchſten Nacht- Lager etwas verbrochen haͤtte: ſo wuͤrde der erſte Wirth fuͤr ihn haben bezahlen muͤſſen. ⁽c⁾ Und dies iſt vermuthlich die Urſache warum der Gaſt hoſtis hies. Wie der Fremde endlich in den Koͤnigs- Schutz kam: genoß der Koͤnig ⅔ des Wehrgeldes; und da folglich der Koͤnig faſt ſein ganzes Haupt hatte: ſo beerbte er ihn auch als Knecht. ⁽d⁾ Weil keiner als derjenige, der die gemeine Vollmacht hatte, die gemeine Buͤrgſchaft beſchweren konnte. Und in dieſer Hinſicht gehoͤret der Juden-Schutz ad regalia; Die Regalitaͤt des Geleits, des Schutzes ꝛc. beruhet darin, daß ein Fremder auf gemeine Rechnung ohne Buͤrgſchaft geduldet wird. Und wer haͤtte ein Wirthshaus halten wollen; wenn er dem Staat vor alle aufgenommene Gaͤſte haften muͤſſen? §. 23. Einige Folgen hieraus. Das eigentliche Wehrgeld ⁽a⁾ eines Erſchlagenen gehoͤrte aber deſſen naͤchſten Verwandten, ⁽b⁾ wenn er keinem Herrn angehoͤrig geweſen war. Dieſe wa- ren aber auch dagegen verbunden fuͤr ihn zu haften; ⁽c⁾ alſo daß der Gemeinheit eigentlich nur die Waͤhr- Buͤrg-

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/68>, abgerufen am 26.04.2024.