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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Kadmus, der Stifter von Theben, vermählte
sich nun mit der Harmonia, einer Tochter des
Mars und der Venus, und bildete das Volk,
das er um sich her versammelte, und dem er zuerst
die Schriftzeichen mittheilte, die er aus Phöni-
zien
mit sich hieher gebracht. Er lebte mit der
Harmonia bis in sein spätestes Alter. -- Um
diesem Paar eine Art von Unsterblichkeit zu geben,
sagt die Dichtung, daß beide zuletzt in Schlangen
verwandelt wurden.

Die Kinder des Kadmus, welche er mit der
Harmonia oder Hermione erzeugte, waren
Ino, Agave, Autonoe, Semele, und ein
Sohn Nahmens Polydorus. -- Semele, die
Mutter des Bachus, deren schon öfter gedacht ist,
kam in Flammen um, weil sie auf Anstiften der
Juno, den thörichten unwiderruflichen Wunsch
gethan hatte, ihren Liebhaber, den Donnergott,
in seiner ganzen Majestät zu sehen.

Agave vermählte sich mit dem Echion, ei-
nem der übriggebliebnen von denen, die aus der
Saat der Drachenzähne entsprossen waren, wel-
cher den Pentheus mit ihr erzeugte. -- Dieser
Pentheus, welcher sich spottend der Verehrung
des Bachus widersetzte, und dessen Priesterinnen
verfolgte, wurde, wie schon gedacht ist, von seiner
eignen Mutter und den übrigen Bachantinnen, die
ihn für ein reißendes Thier ansahen, zerfleischt.

Kadmus, der Stifter von Theben, vermaͤhlte
ſich nun mit der Harmonia, einer Tochter des
Mars und der Venus, und bildete das Volk,
das er um ſich her verſammelte, und dem er zuerſt
die Schriftzeichen mittheilte, die er aus Phoͤni-
zien
mit ſich hieher gebracht. Er lebte mit der
Harmonia bis in ſein ſpaͤteſtes Alter. — Um
dieſem Paar eine Art von Unſterblichkeit zu geben,
ſagt die Dichtung, daß beide zuletzt in Schlangen
verwandelt wurden.

Die Kinder des Kadmus, welche er mit der
Harmonia oder Hermione erzeugte, waren
Ino, Agave, Autonoe, Semele, und ein
Sohn Nahmens Polydorus.Semele, die
Mutter des Bachus, deren ſchon oͤfter gedacht iſt,
kam in Flammen um, weil ſie auf Anſtiften der
Juno, den thoͤrichten unwiderruflichen Wunſch
gethan hatte, ihren Liebhaber, den Donnergott,
in ſeiner ganzen Majeſtaͤt zu ſehen.

Agave vermaͤhlte ſich mit dem Echion, ei-
nem der uͤbriggebliebnen von denen, die aus der
Saat der Drachenzaͤhne entſproſſen waren, wel-
cher den Pentheus mit ihr erzeugte. — Dieſer
Pentheus, welcher ſich ſpottend der Verehrung
des Bachus widerſetzte, und deſſen Prieſterinnen
verfolgte, wurde, wie ſchon gedacht iſt, von ſeiner
eignen Mutter und den uͤbrigen Bachantinnen, die
ihn fuͤr ein reißendes Thier anſahen, zerfleiſcht.

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[348/0418] Kadmus, der Stifter von Theben, vermaͤhlte ſich nun mit der Harmonia, einer Tochter des Mars und der Venus, und bildete das Volk, das er um ſich her verſammelte, und dem er zuerſt die Schriftzeichen mittheilte, die er aus Phoͤni- zien mit ſich hieher gebracht. Er lebte mit der Harmonia bis in ſein ſpaͤteſtes Alter. — Um dieſem Paar eine Art von Unſterblichkeit zu geben, ſagt die Dichtung, daß beide zuletzt in Schlangen verwandelt wurden. Die Kinder des Kadmus, welche er mit der Harmonia oder Hermione erzeugte, waren Ino, Agave, Autonoe, Semele, und ein Sohn Nahmens Polydorus. — Semele, die Mutter des Bachus, deren ſchon oͤfter gedacht iſt, kam in Flammen um, weil ſie auf Anſtiften der Juno, den thoͤrichten unwiderruflichen Wunſch gethan hatte, ihren Liebhaber, den Donnergott, in ſeiner ganzen Majeſtaͤt zu ſehen. Agave vermaͤhlte ſich mit dem Echion, ei- nem der uͤbriggebliebnen von denen, die aus der Saat der Drachenzaͤhne entſproſſen waren, wel- cher den Pentheus mit ihr erzeugte. — Dieſer Pentheus, welcher ſich ſpottend der Verehrung des Bachus widerſetzte, und deſſen Prieſterinnen verfolgte, wurde, wie ſchon gedacht iſt, von ſeiner eignen Mutter und den uͤbrigen Bachantinnen, die ihn fuͤr ein reißendes Thier anſahen, zerfleiſcht.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/418>, abgerufen am 26.04.2024.