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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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ten, zu vertreiben, Ol. 77, 3. oder wenig später.
Aristomedes und Angelos wurden wirklich entsetzt, aber
von Andern ließ sich der König bestechen, und die Un-
ternehmung gelang nicht vollkommen 1.

Wir mögen nun denken, mit welchem Stolze der
Gesandte Sparta's dem Syrakusischen Tyrannen Gelon,
so glänzend und bürgerfreundlich im Ganzen seine Herr-
schaft immer war, als er die Hegemonie im Meder-
kriege forderte, antwortete: Wahrlich, Wehe schreien
würde ja der Pelopide Agamemnon, wenn er hörte,
daß den Spartiaten die Hegemonie genommen sei von
Gelon und den Syrakusiern! --

6.

An diese Hauptbestrebungen in der politischen
Geschichte jener Zeit reihen wir nun die nebengeordne-
ten Begebenheiten im Innern des Peloponnes. -- Ge-
gen Argos hatte Sparta durch Kynuria's Eroberung
den Schlüssel in die Hand bekommen. Bald darauf
gelangte Kleomenes zur Herrschaft, der älteste Sohn
des Eurystheniden Anaxandridas, ein Mann von un-
gemeiner Kühnheit und ungebändigter Kraft des Gei-
stes, muthig, unternehmend, klug, nach der Weise sei-
nes Zeitalters und Landes gewandt in kurzer nach-
drücklicher Rede, doch viel zu sehr von Stolz, theils der
Familie, theils eigenem erfüllt, und in Geistesrich-
tung seinen Zeitgenossen, den Tyrannen, ähnlicher,
als einem Könige Sparta's geziemte. Die erste Un-
ternehmung dieses Fürsten 2 war der Heereszug gegen

1 Dies folgt aus Plutarch a. O. u. Kimon 16. Herod. 6, 72.
Paus. 3, 7, 8.
2 Nach Paus. 3, 4, 1. Dann vor Ol. 65, 1.
denn damals herrschte Kleomenes schon, wie aus Vergl. von Herod.
6, 108. Thuk. 3, 68. hervorgeht. Er war in dem Jahre in der
Nähe von Platää. Nach Plut. Lacon. Apophth. p. 212. war
Kleomenes schon Ol. 63. Regent, da sich die Samier an Sp. wand-
ten; dann würde aber die, nach Her. kurze, Herrschaft desselben
gar zu lang -- von Ol. 63--72, 2. -- ausgedehnt werden.

ten, zu vertreiben, Ol. 77, 3. oder wenig ſpaͤter.
Ariſtomedes und Angelos wurden wirklich entſetzt, aber
von Andern ließ ſich der Koͤnig beſtechen, und die Un-
ternehmung gelang nicht vollkommen 1.

Wir moͤgen nun denken, mit welchem Stolze der
Geſandte Sparta’s dem Syrakuſiſchen Tyrannen Gelon,
ſo glaͤnzend und buͤrgerfreundlich im Ganzen ſeine Herr-
ſchaft immer war, als er die Hegemonie im Meder-
kriege forderte, antwortete: Wahrlich, Wehe ſchreien
wuͤrde ja der Pelopide Agamemnon, wenn er hoͤrte,
daß den Spartiaten die Hegemonie genommen ſei von
Gelon und den Syrakuſiern! —

6.

An dieſe Hauptbeſtrebungen in der politiſchen
Geſchichte jener Zeit reihen wir nun die nebengeordne-
ten Begebenheiten im Innern des Peloponnes. — Ge-
gen Argos hatte Sparta durch Kynuria’s Eroberung
den Schluͤſſel in die Hand bekommen. Bald darauf
gelangte Kleomenes zur Herrſchaft, der aͤlteſte Sohn
des Euryſtheniden Anaxandridas, ein Mann von un-
gemeiner Kuͤhnheit und ungebaͤndigter Kraft des Gei-
ſtes, muthig, unternehmend, klug, nach der Weiſe ſei-
nes Zeitalters und Landes gewandt in kurzer nach-
druͤcklicher Rede, doch viel zu ſehr von Stolz, theils der
Familie, theils eigenem erfuͤllt, und in Geiſtesrich-
tung ſeinen Zeitgenoſſen, den Tyrannen, aͤhnlicher,
als einem Koͤnige Sparta’s geziemte. Die erſte Un-
ternehmung dieſes Fuͤrſten 2 war der Heereszug gegen

1 Dies folgt aus Plutarch a. O. u. Kimon 16. Herod. 6, 72.
Pauſ. 3, 7, 8.
2 Nach Pauſ. 3, 4, 1. Dann vor Ol. 65, 1.
denn damals herrſchte Kleomenes ſchon, wie aus Vergl. von Herod.
6, 108. Thuk. 3, 68. hervorgeht. Er war in dem Jahre in der
Naͤhe von Plataͤaͤ. Nach Plut. Lacon. Apophth. p. 212. war
Kleomenes ſchon Ol. 63. Regent, da ſich die Samier an Sp. wand-
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gar zu lang — von Ol. 63—72, 2. — ausgedehnt werden.
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[172/0202] ten, zu vertreiben, Ol. 77, 3. oder wenig ſpaͤter. Ariſtomedes und Angelos wurden wirklich entſetzt, aber von Andern ließ ſich der Koͤnig beſtechen, und die Un- ternehmung gelang nicht vollkommen 1. Wir moͤgen nun denken, mit welchem Stolze der Geſandte Sparta’s dem Syrakuſiſchen Tyrannen Gelon, ſo glaͤnzend und buͤrgerfreundlich im Ganzen ſeine Herr- ſchaft immer war, als er die Hegemonie im Meder- kriege forderte, antwortete: Wahrlich, Wehe ſchreien wuͤrde ja der Pelopide Agamemnon, wenn er hoͤrte, daß den Spartiaten die Hegemonie genommen ſei von Gelon und den Syrakuſiern! — 6. An dieſe Hauptbeſtrebungen in der politiſchen Geſchichte jener Zeit reihen wir nun die nebengeordne- ten Begebenheiten im Innern des Peloponnes. — Ge- gen Argos hatte Sparta durch Kynuria’s Eroberung den Schluͤſſel in die Hand bekommen. Bald darauf gelangte Kleomenes zur Herrſchaft, der aͤlteſte Sohn des Euryſtheniden Anaxandridas, ein Mann von un- gemeiner Kuͤhnheit und ungebaͤndigter Kraft des Gei- ſtes, muthig, unternehmend, klug, nach der Weiſe ſei- nes Zeitalters und Landes gewandt in kurzer nach- druͤcklicher Rede, doch viel zu ſehr von Stolz, theils der Familie, theils eigenem erfuͤllt, und in Geiſtesrich- tung ſeinen Zeitgenoſſen, den Tyrannen, aͤhnlicher, als einem Koͤnige Sparta’s geziemte. Die erſte Un- ternehmung dieſes Fuͤrſten 2 war der Heereszug gegen 1 Dies folgt aus Plutarch a. O. u. Kimon 16. Herod. 6, 72. Pauſ. 3, 7, 8. 2 Nach Pauſ. 3, 4, 1. Dann vor Ol. 65, 1. denn damals herrſchte Kleomenes ſchon, wie aus Vergl. von Herod. 6, 108. Thuk. 3, 68. hervorgeht. Er war in dem Jahre in der Naͤhe von Plataͤaͤ. Nach Plut. Lacon. Apophth. p. 212. war Kleomenes ſchon Ol. 63. Regent, da ſich die Samier an Sp. wand- ten; dann wuͤrde aber die, nach Her. kurze, Herrſchaft deſſelben gar zu lang — von Ol. 63—72, 2. — ausgedehnt werden.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/202>, abgerufen am 26.04.2024.