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Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

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des Teutschen Reichs.
Lehen haben erkennen wollen/ damit ihre
Seligkeit Gott dem HErrn desto fleissiger
von den Geistlichen möchte vorgetragen
werden/ und wenn derselben Familien
außgestorben/ kamen ihre Güter auff die
Bißthümer. Wem ist endlich nicht be-
kand/ welch ein grosser Reichthum durch
schenckungen und Testamenten so wol der
Vornehmen als Layen den Geistlichen zu-
gewand? Weil sie meyneten/ man müste
die Flammen des Fegfewrs redimiren/
was es auch kostensolte/ für welche sich die
Teutsche nation, welche sonsten weder
Durst noch Hitze leyden kan/ sehr fürchtete.

§. 8.

Hiemit hätten die Priester nun wol kön-
nen zu frieden seyn/ ob sie gleich den Ehr-
und Geltgeitz nicht gäntzlich verschworen;
Denn wie diese art Leute hefftig begehret/
über andere zu herrschen/ anderer Gewalt
aber über sich nicht gern zu leyden pfleget;
Also dauchte ihr diß einige an ihrer voll-
kommenen Glückseligkeit noch zu mangeln/

daß
F ij

des Teutſchen Reichs.
Lehen haben erkennen wollen/ damit ihre
Seligkeit Gott dem HErrn deſto fleiſſiger
von den Geiſtlichen moͤchte vorgetragen
werden/ und wenn derſelben Familien
außgeſtorben/ kamen ihre Guͤter auff die
Bißthuͤmer. Wem iſt endlich nicht be-
kand/ welch ein groſſer Reichthum durch
ſchenckungen und Teſtamenten ſo wol der
Vornehmen als Layen den Geiſtlichen zu-
gewand? Weil ſie meyneten/ man muͤſte
die Flammen des Fegfewrs redimiren/
was es auch koſtenſolte/ fuͤr welche ſich die
Teutſche nation, welche ſonſten weder
Durſt noch Hitze leyden kan/ ſehr fuͤrchtete.

§. 8.

Hiemit haͤtten die Prieſter nun wol koͤn-
nen zu frieden ſeyn/ ob ſie gleich den Ehr-
und Geltgeitz nicht gaͤntzlich verſchworen;
Denn wie dieſe art Leute hefftig begehret/
uͤber andere zu herrſchen/ anderer Gewalt
aber uͤber ſich nicht gern zu leyden pfleget;
Alſo dauchte ihr diß einige an ihrer voll-
kom̃enen Gluͤckſeligkeit noch zu mangeln/

daß
F ij
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[99/0121] des Teutſchen Reichs. Lehen haben erkennen wollen/ damit ihre Seligkeit Gott dem HErrn deſto fleiſſiger von den Geiſtlichen moͤchte vorgetragen werden/ und wenn derſelben Familien außgeſtorben/ kamen ihre Guͤter auff die Bißthuͤmer. Wem iſt endlich nicht be- kand/ welch ein groſſer Reichthum durch ſchenckungen und Teſtamenten ſo wol der Vornehmen als Layen den Geiſtlichen zu- gewand? Weil ſie meyneten/ man muͤſte die Flammen des Fegfewrs redimiren/ was es auch koſtenſolte/ fuͤr welche ſich die Teutſche nation, welche ſonſten weder Durſt noch Hitze leyden kan/ ſehr fuͤrchtete. §. 8. Hiemit haͤtten die Prieſter nun wol koͤn- nen zu frieden ſeyn/ ob ſie gleich den Ehr- und Geltgeitz nicht gaͤntzlich verſchworen; Denn wie dieſe art Leute hefftig begehret/ uͤber andere zu herrſchen/ anderer Gewalt aber uͤber ſich nicht gern zu leyden pfleget; Alſo dauchte ihr diß einige an ihrer voll- kom̃enen Gluͤckſeligkeit noch zu mangeln/ daß F ij

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/121>, abgerufen am 27.04.2024.