Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

des Teutschen Reichs.
Verbündniß zu halten/ in dem die Fürsten
die Freyheit des Pöbels/ und der Pöbel der
Fürsten Hochmuth nicht leyden wollen.
Ferner ist die Menschliche Natur so ver-
kehrt/ daß sie den jenigen der mit ihr gleiches
Recht hat/ kaum wol ansehen könne/ wenn
sie mercket daß er ihr an Macht nicht gleich
ist. Und wer vernimbt/ daß ihm entweder
nichts/ oder nur ein kleines Theil vom ge-
meinen Nutzen gelassen werde/ der weigert
sich die gemeine Beschwerungen mit
zu tragen.

§. 8.

Es ist aber Teutschland für so viel
schwächer zu halten/ daß in demselben die
jenige Kranckheiten versamlet gefunden
werden/ die so wol auß einem übel formir-
ten Reich/ als auß einem unordentlichen
Systemate der verbundenen Städte ent-
stehen. Ja diese ist eine von den gefähr-
ligsten Kranckheiten/ daß sich Teutschland
zu keiner von diesen Regiments arten ge-
nau schicke. Die eusserliche gestalt und ver-

gebliches
N

des Teutſchen Reichs.
Verbuͤndniß zu halten/ in dem die Fuͤrſten
die Freyheit des Poͤbels/ und der Poͤbel der
Fuͤrſten Hochmuth nicht leyden wollen.
Ferner iſt die Menſchliche Natur ſo ver-
kehꝛt/ daß ſie den jenigen der mit ihꝛ gleiches
Recht hat/ kaum wol anſehen koͤnne/ weñ
ſie mercket daß er ihr an Macht nicht gleich
iſt. Und wer vernimbt/ daß ihm entweder
nichts/ oder nur ein kleines Theil vom ge-
meinen Nutzen gelaſſen werde/ der weigert
ſich die gemeine Beſchwerungen mit
zu tragen.

§. 8.

Es iſt aber Teutſchland fuͤr ſo viel
ſchwaͤcher zu halten/ daß in demſelben die
jenige Kranckheiten verſamlet gefunden
werden/ die ſo wol auß einem uͤbel formir-
ten Reich/ als auß einem unordentlichen
Syſtemate der verbundenen Staͤdte ent-
ſtehen. Ja dieſe iſt eine von den gefaͤhr-
ligſten Kranckheiten/ daß ſich Teutſchland
zu keiner von dieſen Regiments arten ge-
nau ſchicke. Die euſſerliche geſtalt und ver-

gebliches
N
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0287" n="265"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Teut&#x017F;chen Reichs.</hi></fw><lb/>
Verbu&#x0364;ndniß zu halten/ in dem die Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
die Freyheit des Po&#x0364;bels/ und der Po&#x0364;bel der<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten Hochmuth nicht leyden wollen.<lb/>
Ferner i&#x017F;t die Men&#x017F;chliche Natur &#x017F;o ver-<lb/>
keh&#xA75B;t/ daß &#x017F;ie den jenigen der mit ih&#xA75B; gleiches<lb/>
Recht hat/ kaum wol an&#x017F;ehen ko&#x0364;nne/ wen&#x0303;<lb/>
&#x017F;ie mercket daß er ihr an Macht nicht gleich<lb/>
i&#x017F;t. Und wer vernimbt/ daß ihm entweder<lb/>
nichts/ oder nur ein kleines Theil vom ge-<lb/>
meinen Nutzen gela&#x017F;&#x017F;en werde/ der weigert<lb/>
&#x017F;ich die gemeine Be&#x017F;chwerungen mit<lb/>
zu tragen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.</head><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t aber Teut&#x017F;chland fu&#x0364;r &#x017F;o viel<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;cher zu halten/ daß in dem&#x017F;elben die<lb/>
jenige Kranckheiten ver&#x017F;amlet gefunden<lb/>
werden/ die &#x017F;o wol auß einem u&#x0364;bel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">formir-</hi></hi><lb/>
ten Reich/ als auß einem unordentlichen<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Sy&#x017F;temate</hi></hi> der verbundenen Sta&#x0364;dte ent-<lb/>
&#x017F;tehen. Ja die&#x017F;e i&#x017F;t eine von den gefa&#x0364;hr-<lb/>
lig&#x017F;ten Kranckheiten/ daß &#x017F;ich Teut&#x017F;chland<lb/>
zu keiner von die&#x017F;en Regiments arten ge-<lb/>
nau &#x017F;chicke. Die eu&#x017F;&#x017F;erliche ge&#x017F;talt und ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N</fw><fw place="bottom" type="catch">gebliches</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0287] des Teutſchen Reichs. Verbuͤndniß zu halten/ in dem die Fuͤrſten die Freyheit des Poͤbels/ und der Poͤbel der Fuͤrſten Hochmuth nicht leyden wollen. Ferner iſt die Menſchliche Natur ſo ver- kehꝛt/ daß ſie den jenigen der mit ihꝛ gleiches Recht hat/ kaum wol anſehen koͤnne/ weñ ſie mercket daß er ihr an Macht nicht gleich iſt. Und wer vernimbt/ daß ihm entweder nichts/ oder nur ein kleines Theil vom ge- meinen Nutzen gelaſſen werde/ der weigert ſich die gemeine Beſchwerungen mit zu tragen. §. 8. Es iſt aber Teutſchland fuͤr ſo viel ſchwaͤcher zu halten/ daß in demſelben die jenige Kranckheiten verſamlet gefunden werden/ die ſo wol auß einem uͤbel formir- ten Reich/ als auß einem unordentlichen Syſtemate der verbundenen Staͤdte ent- ſtehen. Ja dieſe iſt eine von den gefaͤhr- ligſten Kranckheiten/ daß ſich Teutſchland zu keiner von dieſen Regiments arten ge- nau ſchicke. Die euſſerliche geſtalt und ver- gebliches N

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/287
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/287>, abgerufen am 26.04.2024.