Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

des Teutschen Reichs.
len/ haben die behertzte Stände bestän-
dig widersprochen. Und wenn keine
andere Zeugnisse verhanden/ gibt das Ge-
bäw des gantzen Reichs gnugsamb zu ver-
stehen/ daß solche wichtige Urtheil dem
Käyser allein nicht können überlassen wer-
den. Daß also die jenige offenbahre
Schmeichler seyn/ welche das den Teut-
schen so genante Fürsten Recht ein vergeb-
liches Figment oder Tand haben nennen
dürffen. Doch ist hernachmahls eingefüh-
ret/ daß die meisten Fürstliche Familien
welchen auch die Freystädte gefolget ihnen
Gerichte ihrem gütdüncken nach verord-
net haben. Die Teutschen nennen sie in
ihrer Sprache Austraege. Deren Ur-
sprung zu den letzten Zeiten Friderici II.
und dem grossen interregno vermuthlich
gerechnet wird. Die mehr eine grosse
Macht als eine gute Sache gehabt/ haben
offtermahl den Krieg zum Schiedsman
erwehlet. Daß auch von jüngster Zeit her
die Käyser und Fürsten nicht selber die

Sachen
J v

des Teutſchen Reichs.
len/ haben die behertzte Staͤnde beſtaͤn-
dig widerſprochen. Und wenn keine
andere Zeugniſſe verhanden/ gibt das Ge-
baͤw des gantzen Reichs gnugſamb zu ver-
ſtehen/ daß ſolche wichtige Urtheil dem
Kaͤyſer allein nicht koͤnnen uͤberlaſſen wer-
den. Daß alſo die jenige offenbahre
Schmeichler ſeyn/ welche das den Teut-
ſchen ſo genante Fuͤrſten Recht ein vergeb-
liches Figment oder Tand haben nennen
duͤrffen. Doch iſt hernachmahls eingefuͤh-
ret/ daß die meiſten Fuͤrſtliche Familien
welchen auch die Freyſtaͤdte gefolget ihnen
Gerichte ihrem guͤtduͤncken nach verord-
net haben. Die Teutſchen nennen ſie in
ihrer Sprache Auſtræge. Deren Ur-
ſprung zu den letzten Zeiten Friderici II.
und dem groſſen interregno vermuthlich
gerechnet wird. Die mehr eine groſſe
Macht als eine gute Sache gehabt/ haben
offtermahl den Krieg zum Schiedsman
erwehlet. Daß auch von juͤngſter Zeit her
die Kaͤyſer und Fuͤrſten nicht ſelber die

Sachen
J v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0199" n="177"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Teut&#x017F;chen Reichs.</hi></fw><lb/>
len/ haben die behertzte Sta&#x0364;nde be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dig wider&#x017F;prochen. <hi rendition="#aq">U</hi>nd wenn keine<lb/>
andere Zeugni&#x017F;&#x017F;e verhanden/ gibt das Ge-<lb/>
ba&#x0364;w des gantzen Reichs gnug&#x017F;amb zu ver-<lb/>
&#x017F;tehen/ daß &#x017F;olche wichtige <hi rendition="#aq">U</hi>rtheil dem<lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;er allein nicht ko&#x0364;nnen u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en wer-<lb/>
den. Daß al&#x017F;o die jenige offenbahre<lb/>
Schmeichler &#x017F;eyn/ welche das den Teut-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;o genante Fu&#x0364;r&#x017F;ten Recht ein vergeb-<lb/>
liches <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Figment</hi></hi> oder Tand haben nennen<lb/>
du&#x0364;rffen. Doch i&#x017F;t hernachmahls eingefu&#x0364;h-<lb/>
ret/ daß die mei&#x017F;ten Fu&#x0364;r&#x017F;tliche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Familien</hi></hi><lb/>
welchen auch die Frey&#x017F;ta&#x0364;dte gefolget ihnen<lb/>
Gerichte ihrem gu&#x0364;tdu&#x0364;ncken nach verord-<lb/>
net haben. Die Teut&#x017F;chen nennen &#x017F;ie in<lb/>
ihrer Sprache <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Au&#x017F;træge</hi>.</hi> Deren <hi rendition="#aq">U</hi>r-<lb/>
&#x017F;prung zu den letzten Zeiten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Friderici II.</hi></hi><lb/>
und dem gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">interregno</hi></hi> vermuthlich<lb/>
gerechnet wird. Die mehr eine gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Macht als eine gute Sache gehabt/ haben<lb/>
offtermahl den Krieg zum Schiedsman<lb/>
erwehlet. Daß auch von ju&#x0364;ng&#x017F;ter Zeit her<lb/>
die Ka&#x0364;y&#x017F;er und Fu&#x0364;r&#x017F;ten nicht &#x017F;elber die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J v</fw><fw place="bottom" type="catch">Sachen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0199] des Teutſchen Reichs. len/ haben die behertzte Staͤnde beſtaͤn- dig widerſprochen. Und wenn keine andere Zeugniſſe verhanden/ gibt das Ge- baͤw des gantzen Reichs gnugſamb zu ver- ſtehen/ daß ſolche wichtige Urtheil dem Kaͤyſer allein nicht koͤnnen uͤberlaſſen wer- den. Daß alſo die jenige offenbahre Schmeichler ſeyn/ welche das den Teut- ſchen ſo genante Fuͤrſten Recht ein vergeb- liches Figment oder Tand haben nennen duͤrffen. Doch iſt hernachmahls eingefuͤh- ret/ daß die meiſten Fuͤrſtliche Familien welchen auch die Freyſtaͤdte gefolget ihnen Gerichte ihrem guͤtduͤncken nach verord- net haben. Die Teutſchen nennen ſie in ihrer Sprache Auſtræge. Deren Ur- ſprung zu den letzten Zeiten Friderici II. und dem groſſen interregno vermuthlich gerechnet wird. Die mehr eine groſſe Macht als eine gute Sache gehabt/ haben offtermahl den Krieg zum Schiedsman erwehlet. Daß auch von juͤngſter Zeit her die Kaͤyſer und Fuͤrſten nicht ſelber die Sachen J v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/199
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/199>, abgerufen am 27.04.2024.