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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Villa Ludovisi.
Ausdruck ist übertrieben. Aber die vortreffliche
Behandlung des Marmors verdient unsere Auf-
merksamkeit.


In dem Zimmer linker Hand.

Ein Mercur. Winkelmann 6) sagt, die Rolle,
die ihm in die Hand gegeben wäre, sey neu. Er irrte
sich, sie ist alt, scheint aber keine Rolle, sondern der
Zipfel des zusammen genommenen Gewandes zu seyn.

Bacchus.

Eine schöne bekleidete weibliche Figur
über Lebensgröße,
an der aber Kopf, Arme und
Hände neu und schlecht ergänzt sind.

Ueber dieser Statue hängt eine große
Maske
von Porphyr, im Profil, welche einen
Bacchus vorzustellen scheint.


In dem Casino des Gartens.

In diesem Casino trifft man mehr MahlereienBemerkun-
gen über den
Stil des
Guercino.

von Guercino an, als an irgend einem andern
Orte in Rom.

Giovanni Francesco Barbieri ward 1590
zu Cento bei Bologna gebohren, und weil er schielte,
nannte man ihn il Guercino da Cento. Er starb
1666.

Er lernte in der Schule der Carracci: die Ma-
nier des M. Angelo Carravaggio war ihm früh be-
kannt; aber er ward mehr Schüler der Natur als
irgend eines Meisters.

Inzwi-
6) Gesch. d. K. Vorrede, S. XII.
O 2

Villa Ludoviſi.
Ausdruck iſt uͤbertrieben. Aber die vortreffliche
Behandlung des Marmors verdient unſere Auf-
merkſamkeit.


In dem Zimmer linker Hand.

Ein Mercur. Winkelmann 6) ſagt, die Rolle,
die ihm in die Hand gegeben waͤre, ſey neu. Er irrte
ſich, ſie iſt alt, ſcheint aber keine Rolle, ſondern der
Zipfel des zuſammen genommenen Gewandes zu ſeyn.

Bacchus.

Eine ſchoͤne bekleidete weibliche Figur
uͤber Lebensgroͤße,
an der aber Kopf, Arme und
Haͤnde neu und ſchlecht ergaͤnzt ſind.

Ueber dieſer Statue haͤngt eine große
Maſke
von Porphyr, im Profil, welche einen
Bacchus vorzuſtellen ſcheint.


In dem Caſino des Gartens.

In dieſem Caſino trifft man mehr MahlereienBemerkun-
gen uͤber den
Stil des
Guercino.

von Guercino an, als an irgend einem andern
Orte in Rom.

Giovanni Franceſco Barbieri ward 1590
zu Cento bei Bologna gebohren, und weil er ſchielte,
nannte man ihn il Guercino da Cento. Er ſtarb
1666.

Er lernte in der Schule der Carracci: die Ma-
nier des M. Angelo Carravaggio war ihm fruͤh be-
kannt; aber er ward mehr Schuͤler der Natur als
irgend eines Meiſters.

Inzwi-
6) Geſch. d. K. Vorrede, S. XII.
O 2
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[211/0225] Villa Ludoviſi. Ausdruck iſt uͤbertrieben. Aber die vortreffliche Behandlung des Marmors verdient unſere Auf- merkſamkeit. In dem Zimmer linker Hand. Ein Mercur. Winkelmann 6) ſagt, die Rolle, die ihm in die Hand gegeben waͤre, ſey neu. Er irrte ſich, ſie iſt alt, ſcheint aber keine Rolle, ſondern der Zipfel des zuſammen genommenen Gewandes zu ſeyn. Bacchus. Eine ſchoͤne bekleidete weibliche Figur uͤber Lebensgroͤße, an der aber Kopf, Arme und Haͤnde neu und ſchlecht ergaͤnzt ſind. Ueber dieſer Statue haͤngt eine große Maſke von Porphyr, im Profil, welche einen Bacchus vorzuſtellen ſcheint. In dem Caſino des Gartens. In dieſem Caſino trifft man mehr Mahlereien von Guercino an, als an irgend einem andern Orte in Rom. Bemerkun- gen uͤber den Stil des Guercino. Giovanni Franceſco Barbieri ward 1590 zu Cento bei Bologna gebohren, und weil er ſchielte, nannte man ihn il Guercino da Cento. Er ſtarb 1666. Er lernte in der Schule der Carracci: die Ma- nier des M. Angelo Carravaggio war ihm fruͤh be- kannt; aber er ward mehr Schuͤler der Natur als irgend eines Meiſters. Inzwi- 6) Geſch. d. K. Vorrede, S. XII. O 2

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/225>, abgerufen am 26.04.2024.