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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Ausbruch des Krieges mit Frankreich.
Seite des Kaisers zu treten, von dem er sich überdieß we-
gen jedes pecuniären Schadens der ihm aus seiner Tren-
nung von Frankreich entspringen könne sorgfältig sicher stel-
len ließ. Sein Bevollmächtigter, Cardinal Wolsey gieng
von Calais nach Brügge, wo dann jene engere Verbin-
dung geschlossen ward, von der früher die Rede gewesen.

Auch der Kaiser wünschte den Krieg nur mit guter
Rechtfertigung zu unternehmen. Da sich wegen der zwei-
deutig gestellten Friedensartikel zweifeln ließ, wer in der Sache
von Navarra Recht habe, so war es ihm beinahe lieb, als
man ihm von ernstlichen Demonstrationen der Franzosen zu
Gunsten Roberts von der Mark Nachricht brachte. "Gelobt
sey Gott" rief er aus "ich bin es nicht, der Krieg an-
fängt: Gott giebt mir Gelegenheit mich zu vertheidigen."
Desto entschlossener zeigte er sich, das Unternehmen zu Ende
zu führen. Ich müßte, sagte er, ein erbärmlicher Kaiser seyn,
oder er soll ein kläglicher König von Frankreich werden. 1

So begann der Krieg zwischen Carl V und Franz I.

Es lag darin eine unmittelbare Fortsetzung der alten bur-
gundisch-französischen Feindseligkeiten. Zugleich hatte er aber
für das deutsche Reich eine unermeßliche Bedeutung. Zum
ersten Mal eröffnete sich wieder die gegründete Aussicht die
Rechte und die Autorität desselben wiederherzustellen. Die

che in those parties, as the commotion of Italie and disturbance
of Naples, wherby the invasion of his partie evidently apperithe.
Wolsey to King Henry. Statepapers I,
27. Aus der Antwort von Pace
p. 35 ergiebt sich, daß diese Angabe dem König entscheidend vorkam.
1 Aluigi Aleandro de' Galeazzi Brusselles 3 Luglio 1521.
Lettere di principi I,
93. Das ist wohl ohne Zweifel der Sinn je-
ner Rede.
17*

Ausbruch des Krieges mit Frankreich.
Seite des Kaiſers zu treten, von dem er ſich überdieß we-
gen jedes pecuniären Schadens der ihm aus ſeiner Tren-
nung von Frankreich entſpringen könne ſorgfältig ſicher ſtel-
len ließ. Sein Bevollmächtigter, Cardinal Wolſey gieng
von Calais nach Brügge, wo dann jene engere Verbin-
dung geſchloſſen ward, von der früher die Rede geweſen.

Auch der Kaiſer wünſchte den Krieg nur mit guter
Rechtfertigung zu unternehmen. Da ſich wegen der zwei-
deutig geſtellten Friedensartikel zweifeln ließ, wer in der Sache
von Navarra Recht habe, ſo war es ihm beinahe lieb, als
man ihm von ernſtlichen Demonſtrationen der Franzoſen zu
Gunſten Roberts von der Mark Nachricht brachte. „Gelobt
ſey Gott“ rief er aus „ich bin es nicht, der Krieg an-
fängt: Gott giebt mir Gelegenheit mich zu vertheidigen.“
Deſto entſchloſſener zeigte er ſich, das Unternehmen zu Ende
zu führen. Ich müßte, ſagte er, ein erbärmlicher Kaiſer ſeyn,
oder er ſoll ein kläglicher König von Frankreich werden. 1

So begann der Krieg zwiſchen Carl V und Franz I.

Es lag darin eine unmittelbare Fortſetzung der alten bur-
gundiſch-franzöſiſchen Feindſeligkeiten. Zugleich hatte er aber
für das deutſche Reich eine unermeßliche Bedeutung. Zum
erſten Mal eröffnete ſich wieder die gegründete Ausſicht die
Rechte und die Autorität deſſelben wiederherzuſtellen. Die

che in those parties, as the commotion of Italie and disturbance
of Naples, wherby the invasion of his partie evidently apperithe.
Wolsey to King Henry. Statepapers I,
27. Aus der Antwort von Pace
p. 35 ergiebt ſich, daß dieſe Angabe dem Koͤnig entſcheidend vorkam.
1 Aluigi Aleandro de’ Galeazzi Brusselles 3 Luglio 1521.
Lettere di principi I,
93. Das iſt wohl ohne Zweifel der Sinn je-
ner Rede.
17*
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[259/0269] Ausbruch des Krieges mit Frankreich. Seite des Kaiſers zu treten, von dem er ſich überdieß we- gen jedes pecuniären Schadens der ihm aus ſeiner Tren- nung von Frankreich entſpringen könne ſorgfältig ſicher ſtel- len ließ. Sein Bevollmächtigter, Cardinal Wolſey gieng von Calais nach Brügge, wo dann jene engere Verbin- dung geſchloſſen ward, von der früher die Rede geweſen. Auch der Kaiſer wünſchte den Krieg nur mit guter Rechtfertigung zu unternehmen. Da ſich wegen der zwei- deutig geſtellten Friedensartikel zweifeln ließ, wer in der Sache von Navarra Recht habe, ſo war es ihm beinahe lieb, als man ihm von ernſtlichen Demonſtrationen der Franzoſen zu Gunſten Roberts von der Mark Nachricht brachte. „Gelobt ſey Gott“ rief er aus „ich bin es nicht, der Krieg an- fängt: Gott giebt mir Gelegenheit mich zu vertheidigen.“ Deſto entſchloſſener zeigte er ſich, das Unternehmen zu Ende zu führen. Ich müßte, ſagte er, ein erbärmlicher Kaiſer ſeyn, oder er ſoll ein kläglicher König von Frankreich werden. 1 So begann der Krieg zwiſchen Carl V und Franz I. Es lag darin eine unmittelbare Fortſetzung der alten bur- gundiſch-franzöſiſchen Feindſeligkeiten. Zugleich hatte er aber für das deutſche Reich eine unermeßliche Bedeutung. Zum erſten Mal eröffnete ſich wieder die gegründete Ausſicht die Rechte und die Autorität deſſelben wiederherzuſtellen. Die 2 1 Aluigi Aleandro de’ Galeazzi Brusselles 3 Luglio 1521. Lettere di principi I, 93. Das iſt wohl ohne Zweifel der Sinn je- ner Rede. 2 che in those parties, as the commotion of Italie and disturbance of Naples, wherby the invasion of his partie evidently apperithe. Wolsey to King Henry. Statepapers I, 27. Aus der Antwort von Pace p. 35 ergiebt ſich, daß dieſe Angabe dem Koͤnig entſcheidend vorkam. 17*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/269>, abgerufen am 26.04.2024.