Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite
Das sechste Cap. Von einigen
§. 41.
Von ihrer
Vertilgung.

Jhre Vertilgung betreffend, so ist dieselbe frey-
lich viel mühsamer, als bey der vorher beschriebe-
nen Gespinst-Raupe, weil man ihre Eyer nicht alle-
mal so leicht findet, ob man sich gleich noch so sehr
bemühet daß nicht hin und wieder etwas solte ver-
sehen werden.

Gemeiniglich werden sie unter den gebogenen
Zelken der Bäume, nach der Mittags-Seite zu,
und an solchen Orten gefunden, wo ihnen der Re-
gen und Schnee nichts anhaben kan.

Es müssen dieselben noch vor dem März mit
einer Stange, an welcher vorn eine Schärffe ge-
schnitten worden, oder auf eine andere bequeme
Art abgestossen und abgekratzet werden. An den
alten zersprungenen Weiden, und andern Bäumen,
sind sie mit einem alten stumpfen Besen am besten
herunter zu bringen. Wenn dieses nicht vor be-
sagter Zeit geschiehet, so ist, wie oben bey der Ge-
spinst-Raupe gedacht worden, die vorgenommene
Arbeit ebenfals vergebens.

Denn wenn dieses Abscharren zu langsam vor-
genommen wird, so können die Eyer durch den
Frost, Schnee, Regen und Feuchtigkeit auf der Er-
de nicht verderbet werden. Folglich werden sie
auf derselben eben so wohl, als auf den Bäumen
ausgebrütet, indem die Sonne ihren Wiederschein
auf der Erde fast noch stärker hat, als auf den
Bäumen selbst.

Wenn diese Raupen einmal ausgekrochen, so
ist es ohnmöglich sie zu vertilgen, indem sie sich

nie-
Das ſechſte Cap. Von einigen
§. 41.
Von ihrer
Vertilgung.

Jhre Vertilgung betreffend, ſo iſt dieſelbe frey-
lich viel muͤhſamer, als bey der vorher beſchriebe-
nen Geſpinſt-Raupe, weil man ihre Eyer nicht alle-
mal ſo leicht findet, ob man ſich gleich noch ſo ſehr
bemuͤhet daß nicht hin und wieder etwas ſolte ver-
ſehen werden.

Gemeiniglich werden ſie unter den gebogenen
Zelken der Baͤume, nach der Mittags-Seite zu,
und an ſolchen Orten gefunden, wo ihnen der Re-
gen und Schnee nichts anhaben kan.

Es muͤſſen dieſelben noch vor dem Maͤrz mit
einer Stange, an welcher vorn eine Schaͤrffe ge-
ſchnitten worden, oder auf eine andere bequeme
Art abgeſtoſſen und abgekratzet werden. An den
alten zerſprungenen Weiden, und andern Baͤumen,
ſind ſie mit einem alten ſtumpfen Beſen am beſten
herunter zu bringen. Wenn dieſes nicht vor be-
ſagter Zeit geſchiehet, ſo iſt, wie oben bey der Ge-
ſpinſt-Raupe gedacht worden, die vorgenommene
Arbeit ebenfals vergebens.

Denn wenn dieſes Abſcharren zu langſam vor-
genommen wird, ſo koͤnnen die Eyer durch den
Froſt, Schnee, Regen und Feuchtigkeit auf der Er-
de nicht verderbet werden. Folglich werden ſie
auf derſelben eben ſo wohl, als auf den Baͤumen
ausgebruͤtet, indem die Sonne ihren Wiederſchein
auf der Erde faſt noch ſtaͤrker hat, als auf den
Baͤumen ſelbſt.

Wenn dieſe Raupen einmal ausgekrochen, ſo
iſt es ohnmoͤglich ſie zu vertilgen, indem ſie ſich

nie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0246" n="232"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das &#x017F;ech&#x017F;te Cap. Von einigen</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 41.</head><lb/>
          <note place="left">Von ihrer<lb/>
Vertilgung.</note>
          <p>Jhre Vertilgung betreffend, &#x017F;o i&#x017F;t die&#x017F;elbe frey-<lb/>
lich viel mu&#x0364;h&#x017F;amer, als bey der vorher be&#x017F;chriebe-<lb/>
nen Ge&#x017F;pin&#x017F;t-Raupe, weil man ihre Eyer nicht alle-<lb/>
mal &#x017F;o leicht findet, ob man &#x017F;ich gleich noch &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
bemu&#x0364;het daß nicht hin und wieder etwas &#x017F;olte ver-<lb/>
&#x017F;ehen werden.</p><lb/>
          <p>Gemeiniglich werden &#x017F;ie unter den gebogenen<lb/>
Zelken der Ba&#x0364;ume, nach der Mittags-Seite zu,<lb/>
und an &#x017F;olchen Orten gefunden, wo ihnen der Re-<lb/>
gen und Schnee nichts anhaben kan.</p><lb/>
          <p>Es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;elben noch vor dem Ma&#x0364;rz mit<lb/>
einer Stange, an welcher vorn eine Scha&#x0364;rffe ge-<lb/>
&#x017F;chnitten worden, oder auf eine andere bequeme<lb/>
Art abge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en und abgekratzet werden. An den<lb/>
alten zer&#x017F;prungenen Weiden, und andern Ba&#x0364;umen,<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ie mit einem alten &#x017F;tumpfen Be&#x017F;en am be&#x017F;ten<lb/>
herunter zu bringen. Wenn die&#x017F;es nicht vor be-<lb/>
&#x017F;agter Zeit ge&#x017F;chiehet, &#x017F;o i&#x017F;t, wie oben bey der Ge-<lb/>
&#x017F;pin&#x017F;t-Raupe gedacht worden, die vorgenommene<lb/>
Arbeit ebenfals vergebens.</p><lb/>
          <p>Denn wenn die&#x017F;es Ab&#x017F;charren zu lang&#x017F;am vor-<lb/>
genommen wird, &#x017F;o ko&#x0364;nnen die Eyer durch den<lb/>
Fro&#x017F;t, Schnee, Regen und Feuchtigkeit auf der Er-<lb/>
de nicht verderbet werden. Folglich werden &#x017F;ie<lb/>
auf der&#x017F;elben eben &#x017F;o wohl, als auf den Ba&#x0364;umen<lb/>
ausgebru&#x0364;tet, indem die Sonne ihren Wieder&#x017F;chein<lb/>
auf der Erde fa&#x017F;t noch &#x017F;ta&#x0364;rker hat, als auf den<lb/>
Ba&#x0364;umen &#x017F;elb&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Wenn die&#x017F;e Raupen einmal ausgekrochen, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t es ohnmo&#x0364;glich &#x017F;ie zu vertilgen, indem &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nie-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0246] Das ſechſte Cap. Von einigen §. 41. Jhre Vertilgung betreffend, ſo iſt dieſelbe frey- lich viel muͤhſamer, als bey der vorher beſchriebe- nen Geſpinſt-Raupe, weil man ihre Eyer nicht alle- mal ſo leicht findet, ob man ſich gleich noch ſo ſehr bemuͤhet daß nicht hin und wieder etwas ſolte ver- ſehen werden. Gemeiniglich werden ſie unter den gebogenen Zelken der Baͤume, nach der Mittags-Seite zu, und an ſolchen Orten gefunden, wo ihnen der Re- gen und Schnee nichts anhaben kan. Es muͤſſen dieſelben noch vor dem Maͤrz mit einer Stange, an welcher vorn eine Schaͤrffe ge- ſchnitten worden, oder auf eine andere bequeme Art abgeſtoſſen und abgekratzet werden. An den alten zerſprungenen Weiden, und andern Baͤumen, ſind ſie mit einem alten ſtumpfen Beſen am beſten herunter zu bringen. Wenn dieſes nicht vor be- ſagter Zeit geſchiehet, ſo iſt, wie oben bey der Ge- ſpinſt-Raupe gedacht worden, die vorgenommene Arbeit ebenfals vergebens. Denn wenn dieſes Abſcharren zu langſam vor- genommen wird, ſo koͤnnen die Eyer durch den Froſt, Schnee, Regen und Feuchtigkeit auf der Er- de nicht verderbet werden. Folglich werden ſie auf derſelben eben ſo wohl, als auf den Baͤumen ausgebruͤtet, indem die Sonne ihren Wiederſchein auf der Erde faſt noch ſtaͤrker hat, als auf den Baͤumen ſelbſt. Wenn dieſe Raupen einmal ausgekrochen, ſo iſt es ohnmoͤglich ſie zu vertilgen, indem ſie ſich nie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die erste Ausgabe dieses Werkes erschien 1755. Zu… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/246
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/246>, abgerufen am 26.04.2024.