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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

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Glasmacher von den Platten, welcher nach
Neudeck auf die Eulenhütte zog, und daselbst
Glas machte, erregt zu haben. Er war einst
zu Schneeberg, und sah daselbst schön gefärb-
ten Kobald liegen, er nahm etliche Stücke mit
sich nach Hause, probirte es im Glasofen, und
sah, daß es schmolz; er that Asche und die übri-
gen zum Glas gehörigen Erfordernisse dazu,
und machte daraus ein schön blaues Glas. Er
sann noch weiter nach, und machte etliche
Schachteln voll blauer Farbe für die Töpfer.
Diese Farbe kam nach Nürnberg, ward sehr
bewundert, und den Holländern gewiesen.
Diese forschten nicht allein, wo sie gemacht
würde, sondern kamen selbst nach Neudeck zu
dem Meister, lernten ihm die Kunst ab, und
beredeten ihn, mit nach Magdeburg zu ziehen,
und einige Proben von schneebergischen Kobal-
den zu machen, schickten ihn aber wieder zurück
anheim. Dieser Schürer baute dann eine klei-
ne Mühle, nur mit Schwangrädern, weil es
aber zu sauer ward, richtete ers ans Wasser,
und ein Centner Farbe kostete erst hier 7 und
einen halben Thaler, in Holland 50 bis 60
Gulden. Die Holländer bauten in ihrem Lan-
de 8 Farbemühlen, hatten aber keine Kobal-
de, sondern ließen dieselben geröstet in Schnee-
berg kaufen. Dem Churfürsten Johann Geor-
ge I. stellte man vor, wie durch das Farbema-
chen auch die giftigen, sonst unnützen Kobalde
könnten verbraucht und theuer ausgebracht wer-

den,

Glasmacher von den Platten, welcher nach
Neudeck auf die Eulenhuͤtte zog, und daſelbſt
Glas machte, erregt zu haben. Er war einſt
zu Schneeberg, und ſah daſelbſt ſchoͤn gefaͤrb-
ten Kobald liegen, er nahm etliche Stuͤcke mit
ſich nach Hauſe, probirte es im Glasofen, und
ſah, daß es ſchmolz; er that Aſche und die uͤbri-
gen zum Glas gehoͤrigen Erforderniſſe dazu,
und machte daraus ein ſchoͤn blaues Glas. Er
ſann noch weiter nach, und machte etliche
Schachteln voll blauer Farbe fuͤr die Toͤpfer.
Dieſe Farbe kam nach Nuͤrnberg, ward ſehr
bewundert, und den Hollaͤndern gewieſen.
Dieſe forſchten nicht allein, wo ſie gemacht
wuͤrde, ſondern kamen ſelbſt nach Neudeck zu
dem Meiſter, lernten ihm die Kunſt ab, und
beredeten ihn, mit nach Magdeburg zu ziehen,
und einige Proben von ſchneebergiſchen Kobal-
den zu machen, ſchickten ihn aber wieder zuruͤck
anheim. Dieſer Schuͤrer baute dann eine klei-
ne Muͤhle, nur mit Schwangraͤdern, weil es
aber zu ſauer ward, richtete ers ans Waſſer,
und ein Centner Farbe koſtete erſt hier 7 und
einen halben Thaler, in Holland 50 bis 60
Gulden. Die Hollaͤnder bauten in ihrem Lan-
de 8 Farbemuͤhlen, hatten aber keine Kobal-
de, ſondern ließen dieſelben geroͤſtet in Schnee-
berg kaufen. Dem Churfuͤrſten Johann Geor-
ge I. ſtellte man vor, wie durch das Farbema-
chen auch die giftigen, ſonſt unnuͤtzen Kobalde
koͤnnten verbraucht und theuer ausgebracht wer-

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[776/0786] Glasmacher von den Platten, welcher nach Neudeck auf die Eulenhuͤtte zog, und daſelbſt Glas machte, erregt zu haben. Er war einſt zu Schneeberg, und ſah daſelbſt ſchoͤn gefaͤrb- ten Kobald liegen, er nahm etliche Stuͤcke mit ſich nach Hauſe, probirte es im Glasofen, und ſah, daß es ſchmolz; er that Aſche und die uͤbri- gen zum Glas gehoͤrigen Erforderniſſe dazu, und machte daraus ein ſchoͤn blaues Glas. Er ſann noch weiter nach, und machte etliche Schachteln voll blauer Farbe fuͤr die Toͤpfer. Dieſe Farbe kam nach Nuͤrnberg, ward ſehr bewundert, und den Hollaͤndern gewieſen. Dieſe forſchten nicht allein, wo ſie gemacht wuͤrde, ſondern kamen ſelbſt nach Neudeck zu dem Meiſter, lernten ihm die Kunſt ab, und beredeten ihn, mit nach Magdeburg zu ziehen, und einige Proben von ſchneebergiſchen Kobal- den zu machen, ſchickten ihn aber wieder zuruͤck anheim. Dieſer Schuͤrer baute dann eine klei- ne Muͤhle, nur mit Schwangraͤdern, weil es aber zu ſauer ward, richtete ers ans Waſſer, und ein Centner Farbe koſtete erſt hier 7 und einen halben Thaler, in Holland 50 bis 60 Gulden. Die Hollaͤnder bauten in ihrem Lan- de 8 Farbemuͤhlen, hatten aber keine Kobal- de, ſondern ließen dieſelben geroͤſtet in Schnee- berg kaufen. Dem Churfuͤrſten Johann Geor- ge I. ſtellte man vor, wie durch das Farbema- chen auch die giftigen, ſonſt unnuͤtzen Kobalde koͤnnten verbraucht und theuer ausgebracht wer- den,

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 776. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/786>, abgerufen am 26.04.2024.