Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Theil. V. Capitul.
Das V. Capitul.
Von Complimens.

§. 1.

EJn Compliment ist eine mit einer wohlan-
ständigen Mine oder Reverence verknüpf-
te Rede, dadurch ich meine Ehrerbietung
und Hochachtung gegen dem andern an
Tag lege. Sie können nach den unterschiedenen
Umständen, der Zeiten, Oerter und Personen, auf
eine vielfache Weise eingetheilet werden. Nach-
dem ich aber nicht gesonnen bin, die gantze Lehre von
den Complimens systematisch abzuhandeln, son-
dern nur einige allgemeine sichere Regeln, die hier-
bey zu beobachten, vorzutragen, und beyläuffig eini-
ge mir bekandt gewordene Fehler mit anzuführen;
um junge Leute davor zu warnen, so will ich auch
alle die übrigen Philosophischen Eintheilungen der
Complimens denenjenigen überlassen, die Com-
plimenti
r-Bücher schreiben, und nur, unserer ge-
genwärtigen Absicht nach, gedencken, daß sie (1) in
Ansehung der Zeit, binnen welcher sie vorgetragen
werden/ können eingetheilet werden, in die kurtz-
gefaßten, und in die weitläufftigen; und (2) in An-
sehung der Gelegenheiten und Fälle, die sie veran-
lassen, in die gemeinen und gewöhnlichen, und in
die solennen oder Staats-Complimens. Die
kurtzgefaßten bestehen aus ein- oder etlichen weni-

gen
I. Theil. V. Capitul.
Das V. Capitul.
Von Complimens.

§. 1.

EJn Compliment iſt eine mit einer wohlan-
ſtaͤndigen Mine oder Reverence verknuͤpf-
te Rede, dadurch ich meine Ehrerbietung
und Hochachtung gegen dem andern an
Tag lege. Sie koͤnnen nach den unterſchiedenen
Umſtaͤnden, der Zeiten, Oerter und Perſonen, auf
eine vielfache Weiſe eingetheilet werden. Nach-
dem ich aber nicht geſonnen bin, die gantze Lehre von
den Complimens ſyſtematiſch abzuhandeln, ſon-
dern nur einige allgemeine ſichere Regeln, die hier-
bey zu beobachten, vorzutragen, und beylaͤuffig eini-
ge mir bekandt gewordene Fehler mit anzufuͤhren;
um junge Leute davor zu warnen, ſo will ich auch
alle die uͤbrigen Philoſophiſchen Eintheilungen der
Complimens denenjenigen uͤberlaſſen, die Com-
plimenti
r-Buͤcher ſchreiben, und nur, unſerer ge-
genwaͤrtigen Abſicht nach, gedencken, daß ſie (1) in
Anſehung der Zeit, binnen welcher ſie vorgetragen
werden/ koͤnnen eingetheilet werden, in die kurtz-
gefaßten, und in die weitlaͤufftigen; und (2) in An-
ſehung der Gelegenheiten und Faͤlle, die ſie veran-
laſſen, in die gemeinen und gewoͤhnlichen, und in
die ſolennen oder Staats-Complimens. Die
kurtzgefaßten beſtehen aus ein- oder etlichen weni-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0160" n="140"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitul.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitul.<lb/>
Von <hi rendition="#aq">Complimens.</hi></hi> </head><lb/>
        <p> <hi rendition="#c">§. 1.</hi> </p><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>Jn <hi rendition="#aq">Compliment</hi> i&#x017F;t eine mit einer wohlan-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigen Mine oder <hi rendition="#aq">Reverence</hi> verknu&#x0364;pf-<lb/>
te Rede, dadurch ich meine Ehrerbietung<lb/>
und Hochachtung gegen dem andern an<lb/>
Tag lege. Sie ko&#x0364;nnen nach den unter&#x017F;chiedenen<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nden, der Zeiten, Oerter und Per&#x017F;onen, auf<lb/>
eine vielfache Wei&#x017F;e eingetheilet werden. Nach-<lb/>
dem ich aber nicht ge&#x017F;onnen bin, die gantze Lehre von<lb/>
den <hi rendition="#aq">Complimens &#x017F;y&#x017F;temati</hi>&#x017F;ch abzuhandeln, &#x017F;on-<lb/>
dern nur einige allgemeine &#x017F;ichere Regeln, die hier-<lb/>
bey zu beobachten, vorzutragen, und beyla&#x0364;uffig eini-<lb/>
ge mir bekandt gewordene Fehler mit anzufu&#x0364;hren;<lb/>
um junge Leute davor zu warnen, &#x017F;o will ich auch<lb/>
alle die u&#x0364;brigen <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophi</hi>&#x017F;chen Eintheilungen der<lb/><hi rendition="#aq">Complimens</hi> denenjenigen u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en, die <hi rendition="#aq">Com-<lb/>
plimenti</hi>r-Bu&#x0364;cher &#x017F;chreiben, und nur, un&#x017F;erer ge-<lb/>
genwa&#x0364;rtigen Ab&#x017F;icht nach, gedencken, daß &#x017F;ie (1) in<lb/>
An&#x017F;ehung der Zeit, binnen welcher &#x017F;ie vorgetragen<lb/>
werden/ ko&#x0364;nnen eingetheilet werden, in die kurtz-<lb/>
gefaßten, und in die weitla&#x0364;ufftigen; und (2) in An-<lb/>
&#x017F;ehung der Gelegenheiten und Fa&#x0364;lle, die &#x017F;ie veran-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, in die gemeinen und gewo&#x0364;hnlichen, und in<lb/>
die <hi rendition="#aq">&#x017F;olenn</hi>en oder Staats-<hi rendition="#aq">Complimens.</hi> Die<lb/>
kurtzgefaßten be&#x017F;tehen aus ein- oder etlichen weni-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0160] I. Theil. V. Capitul. Das V. Capitul. Von Complimens. §. 1. EJn Compliment iſt eine mit einer wohlan- ſtaͤndigen Mine oder Reverence verknuͤpf- te Rede, dadurch ich meine Ehrerbietung und Hochachtung gegen dem andern an Tag lege. Sie koͤnnen nach den unterſchiedenen Umſtaͤnden, der Zeiten, Oerter und Perſonen, auf eine vielfache Weiſe eingetheilet werden. Nach- dem ich aber nicht geſonnen bin, die gantze Lehre von den Complimens ſyſtematiſch abzuhandeln, ſon- dern nur einige allgemeine ſichere Regeln, die hier- bey zu beobachten, vorzutragen, und beylaͤuffig eini- ge mir bekandt gewordene Fehler mit anzufuͤhren; um junge Leute davor zu warnen, ſo will ich auch alle die uͤbrigen Philoſophiſchen Eintheilungen der Complimens denenjenigen uͤberlaſſen, die Com- plimentir-Buͤcher ſchreiben, und nur, unſerer ge- genwaͤrtigen Abſicht nach, gedencken, daß ſie (1) in Anſehung der Zeit, binnen welcher ſie vorgetragen werden/ koͤnnen eingetheilet werden, in die kurtz- gefaßten, und in die weitlaͤufftigen; und (2) in An- ſehung der Gelegenheiten und Faͤlle, die ſie veran- laſſen, in die gemeinen und gewoͤhnlichen, und in die ſolennen oder Staats-Complimens. Die kurtzgefaßten beſtehen aus ein- oder etlichen weni- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/160
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/160>, abgerufen am 26.04.2024.