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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Barmhertzigkeit gegen die Abgestorbene.


Die Füufftzigste Geistliche
LECTION

Von
Der Barmhertzigkeit gegen die Abgestorbene.
Sancta ergo & salubris est cogitatio, pro Defunctis ora-2. Mach.
12. v.
46.

re, ut a peccatis solvantur.

Derwegen ist ein heilig und heylsamb Bedencken/
daß man für die Todten bittet/ damit sie von den Sün-
den auffgelöset werden.

1. WAnn die Schmertzen/ so der gedultige Job hat außgestanden/
gegen die Peynen deß Feg-Feurs gestelt würden; so solten wir
bekennen müssen/ daß die Schmertzen deß Jobs vielmehr Lust-
barkeiten/ als Bitterkeiten zu schätzen seyen; wie vorhin gnugsamb erwie-
sen ist. Wann diesem unerachtet/ der fromme Diener GOttes dergestalt
mit Peynen ist überwältiget worden; daß er seine Bekennte sehr jämmer-
lich umb Hülff zu ersuchen/ und zu sagen gezwungen worden:
Erbarmet euch uber mich/ erbarmet euch uberJob. 19. v.
21.

mich/ zum geringsten ihr meine Freunde; dann
die Hand deß HERRN hat mich angerühret.
Wie
viel biuiger wird dann nicht eine im Feg-Feur verhafftete/ und mit den
unvergleichlichen Flammen/ Aengsten und unaußsprechlichen andern Tor-
menten umb gebene Seel erbärmlich ruffen können: Erbarmbt euch mei-
meiner/ erbarmbt euch meiner/ zum wenigsten ihr meine Freunde/ dann die
Hand GOttes hat mich getroffen? Also/ daß wann uns zugelassen würde
diesem entzündeten Kercker uns zu nähern/ und das heulen der See-
len annzuhören/ würde vor allem diese klägliche Bitt-Schrifft in unsern
Ohren ohne Auffhören erschallen: Erbarmet euch/ &c. Lasset uns der-
halben zuhören und erhören; und nach allen unsern Kräfften diesen ar-

men
L l l l 3
Von der Barmhertzigkeit gegen die Abgeſtorbene.


Die Fuͤufftzigſte Geiſtliche
LECTION

Von
Der Barmhertzigkeit gegen die Abgeſtorbene.
Sancta ergò & ſalubris eſt cogitatio, pro Defunctis ora-2. Mach.
12. v.
46.

re, ut à peccatis ſolvantur.

Derwegen iſt ein heilig und heylſamb Bedencken/
daß man für die Todten bittet/ damit ſie von den Sün-
den auffgeloͤſet werden.

1. WAnn die Schmertzen/ ſo der gedultige Job hat außgeſtanden/
gegen die Peynen deß Feg-Feurs geſtelt wuͤrden; ſo ſolten wir
bekennen muͤſſen/ daß die Schmertzen deß Jobs vielmehr Luſt-
barkeiten/ als Bitterkeiten zu ſchaͤtzen ſeyen; wie vorhin gnugſamb erwie-
ſen iſt. Wann dieſem unerachtet/ der fromme Diener GOttes dergeſtalt
mit Peynen iſt uͤberwaͤltiget worden; daß er ſeine Bekennte ſehr jaͤmmer-
lich umb Huͤlff zu erſuchen/ und zu ſagen gezwungen worden:
Erbarmet euch ůber mich/ erbarmet euch ůberJob. 19. v.
21.

mich/ zum geringſten ihr meine Freunde; dann
die Hand deß HERRN hat mich angerühret.
Wie
viel biuiger wird dann nicht eine im Feg-Feur verhafftete/ und mit den
unvergleichlichen Flammen/ Aengſten und unaußſprechlichen andern Tor-
menten umb gebene Seel erbaͤrmlich ruffen koͤnnen: Erbarmbt euch mei-
meiner/ erbarmbt euch meiner/ zum wenigſten ihr meine Freunde/ dann die
Hand GOttes hat mich getroffen? Alſo/ daß wann uns zugelaſſen wuͤrde
dieſem entzuͤndeten Kercker uns zu naͤhern/ und das heulen der See-
len añzuhoͤren/ wuͤrde vor allem dieſe klaͤgliche Bitt-Schrifft in unſern
Ohren ohne Auffhoͤren erſchallen: Erbarmet euch/ &c. Laſſet uns der-
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[637/0665] Von der Barmhertzigkeit gegen die Abgeſtorbene. Die Fuͤufftzigſte Geiſtliche LECTION Von Der Barmhertzigkeit gegen die Abgeſtorbene. Sancta ergò & ſalubris eſt cogitatio, pro Defunctis ora- re, ut à peccatis ſolvantur. Derwegen iſt ein heilig und heylſamb Bedencken/ daß man für die Todten bittet/ damit ſie von den Sün- den auffgeloͤſet werden. 1. WAnn die Schmertzen/ ſo der gedultige Job hat außgeſtanden/ gegen die Peynen deß Feg-Feurs geſtelt wuͤrden; ſo ſolten wir bekennen muͤſſen/ daß die Schmertzen deß Jobs vielmehr Luſt- barkeiten/ als Bitterkeiten zu ſchaͤtzen ſeyen; wie vorhin gnugſamb erwie- ſen iſt. Wann dieſem unerachtet/ der fromme Diener GOttes dergeſtalt mit Peynen iſt uͤberwaͤltiget worden; daß er ſeine Bekennte ſehr jaͤmmer- lich umb Huͤlff zu erſuchen/ und zu ſagen gezwungen worden: Erbarmet euch ůber mich/ erbarmet euch ůber mich/ zum geringſten ihr meine Freunde; dann die Hand deß HERRN hat mich angerühret. Wie viel biuiger wird dann nicht eine im Feg-Feur verhafftete/ und mit den unvergleichlichen Flammen/ Aengſten und unaußſprechlichen andern Tor- menten umb gebene Seel erbaͤrmlich ruffen koͤnnen: Erbarmbt euch mei- meiner/ erbarmbt euch meiner/ zum wenigſten ihr meine Freunde/ dann die Hand GOttes hat mich getroffen? Alſo/ daß wann uns zugelaſſen wuͤrde dieſem entzuͤndeten Kercker uns zu naͤhern/ und das heulen der See- len añzuhoͤren/ wuͤrde vor allem dieſe klaͤgliche Bitt-Schrifft in unſern Ohren ohne Auffhoͤren erſchallen: Erbarmet euch/ &c. Laſſet uns der- halben zuhoͤren und erhoͤren; und nach allen unſern Kraͤfften dieſen ar- men Job. 19. v. 21. L l l l 3

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/665>, abgerufen am 26.04.2024.