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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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wodurch von dem Allmächtigen aus der Urfinsterniss im Anfange der Dinge das All geschaffen und geboren wurde, als er sprach und es ward. "Er sprach und es ward," oder: "sie mundus factus est, - sic mundus creatur" und nicht: "sic transit gloria mundi," wie in den logen des rectificirten schottischen Systems gerufen wird, sollte bei der Lichtertheilung an den neuen Lehrling, bei der Lichtwerdung gerufen werden. Der Ruf, welcher die verhüllende Binde fallen und die Finsterniss schwinden heisst, welcher den neu Aufgenommenen aus der langen Finsterniss in die hell leuchtende Loge und Welt vor den symbolischen Altar des Ewigen führt, ist das göttliche Schöpfungswort, das ewige Licht und die Gottheit selbst. Das war die grosse Aufgabe, welche alle Mysterien des Alterthums sich gestellt hatten und die auch aus den Mysterien des Hiram oder der Freimaurer in den deutlichsten Zügen noch hervorleuchtet, den Eingeweihten oder Mysten Gott als den allmächtigen Schöpfer und Geber alles Lebens und jeden Todes, - das Werden und Vergehen alles Irdischen und Geschaffenen mit Gott und dem göttlichen Geiste als dem einzig Unveränderlichen und Beharrlichen im ewigen Wechsel und Tode symbolisch darzustellen und vorüberzuführen, um sie dadurch an den Tod zu erinnern, von dem Irdischen abzuziehen und dem Himmlischen und Ewigen zuzuleiten. Die drei Maurergrade haben für Denjenigen, der ihn zu erfassen vermag, einen unendlich tiefen, die Geburt und das Grab der Welt, der Erde und der Menschen umfassenden Sinn, und bezeichnen nur die Geburt, das Leben und den Tod, - das Werden, Bestehen und Vergehen, - das Werden, Wachsen und Sterben, wie dieses die drei Flammen an dem indischen Feuerrade der Götter und der Dreizack des Civa, der dreifache Phallus des Osiris, der Dreizack des Poseidon, - die Dreifüsse in dem Dienste des Apollo zu Delphi, des Dionysos und des Zeus zu Dodona, - das dreibeinige Pferd der deutschen Todesgöttin Hell und die übrigen dreibeinigen Thiere der deutschen Mythologie1) bezeichnen. Der so vielfach in den Mythologien der Inder, der Griechen

1) Schwartz, Ursprung der Mythologie, S. 226 ff.

wodurch von dem Allmächtigen aus der Urfinsterniss im Anfange der Dinge das All geschaffen und geboren wurde, als er sprach und es ward. „Er sprach und es ward,“ oder: „sie mundus factus est, – sic mundus creatur“ und nicht: „sic transit gloria mundi,“ wie in den logen des rectificirten schottischen Systems gerufen wird, sollte bei der Lichtertheilung an den neuen Lehrling, bei der Lichtwerdung gerufen werden. Der Ruf, welcher die verhüllende Binde fallen und die Finsterniss schwinden heisst, welcher den neu Aufgenommenen aus der langen Finsterniss in die hell leuchtende Loge und Welt vor den symbolischen Altar des Ewigen führt, ist das göttliche Schöpfungswort, das ewige Licht und die Gottheit selbst. Das war die grosse Aufgabe, welche alle Mysterien des Alterthums sich gestellt hatten und die auch aus den Mysterien des Hiram oder der Freimaurer in den deutlichsten Zügen noch hervorleuchtet, den Eingeweihten oder Mysten Gott als den allmächtigen Schöpfer und Geber alles Lebens und jeden Todes, – das Werden und Vergehen alles Irdischen und Geschaffenen mit Gott und dem göttlichen Geiste als dem einzig Unveränderlichen und Beharrlichen im ewigen Wechsel und Tode symbolisch darzustellen und vorüberzuführen, um sie dadurch an den Tod zu erinnern, von dem Irdischen abzuziehen und dem Himmlischen und Ewigen zuzuleiten. Die drei Maurergrade haben für Denjenigen, der ihn zu erfassen vermag, einen unendlich tiefen, die Geburt und das Grab der Welt, der Erde und der Menschen umfassenden Sinn, und bezeichnen nur die Geburt, das Leben und den Tod, – das Werden, Bestehen und Vergehen, – das Werden, Wachsen und Sterben, wie dieses die drei Flammen an dem indischen Feuerrade der Götter und der Dreizack des Çiva, der dreifache Phallus des Osiris, der Dreizack des Poseidon, – die Dreifüsse in dem Dienste des Apollo zu Delphi, des Dionysos und des Zeus zu Dodona, – das dreibeinige Pferd der deutschen Todesgöttin Hell und die übrigen dreibeinigen Thiere der deutschen Mythologie1) bezeichnen. Der so vielfach in den Mythologien der Inder, der Griechen

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 führt, ist das göttliche Schöpfungswort, das ewige Licht und die Gottheit selbst. Das war die grosse
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[302/0318] wodurch von dem Allmächtigen aus der Urfinsterniss im Anfange der Dinge das All geschaffen und geboren wurde, als er sprach und es ward. „Er sprach und es ward,“ oder: „sie mundus factus est, – sic mundus creatur“ und nicht: „sic transit gloria mundi,“ wie in den logen des rectificirten schottischen Systems gerufen wird, sollte bei der Lichtertheilung an den neuen Lehrling, bei der Lichtwerdung gerufen werden. Der Ruf, welcher die verhüllende Binde fallen und die Finsterniss schwinden heisst, welcher den neu Aufgenommenen aus der langen Finsterniss in die hell leuchtende Loge und Welt vor den symbolischen Altar des Ewigen führt, ist das göttliche Schöpfungswort, das ewige Licht und die Gottheit selbst. Das war die grosse Aufgabe, welche alle Mysterien des Alterthums sich gestellt hatten und die auch aus den Mysterien des Hiram oder der Freimaurer in den deutlichsten Zügen noch hervorleuchtet, den Eingeweihten oder Mysten Gott als den allmächtigen Schöpfer und Geber alles Lebens und jeden Todes, – das Werden und Vergehen alles Irdischen und Geschaffenen mit Gott und dem göttlichen Geiste als dem einzig Unveränderlichen und Beharrlichen im ewigen Wechsel und Tode symbolisch darzustellen und vorüberzuführen, um sie dadurch an den Tod zu erinnern, von dem Irdischen abzuziehen und dem Himmlischen und Ewigen zuzuleiten. Die drei Maurergrade haben für Denjenigen, der ihn zu erfassen vermag, einen unendlich tiefen, die Geburt und das Grab der Welt, der Erde und der Menschen umfassenden Sinn, und bezeichnen nur die Geburt, das Leben und den Tod, – das Werden, Bestehen und Vergehen, – das Werden, Wachsen und Sterben, wie dieses die drei Flammen an dem indischen Feuerrade der Götter und der Dreizack des Çiva, der dreifache Phallus des Osiris, der Dreizack des Poseidon, – die Dreifüsse in dem Dienste des Apollo zu Delphi, des Dionysos und des Zeus zu Dodona, – das dreibeinige Pferd der deutschen Todesgöttin Hell und die übrigen dreibeinigen Thiere der deutschen Mythologie 1) bezeichnen. Der so vielfach in den Mythologien der Inder, der Griechen 1) Schwartz, Ursprung der Mythologie, S. 226 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/318>, abgerufen am 26.04.2024.