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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

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Furcht des HErrn lehren. Wer ist, der gut Leben begehret? und gerne
gute Tage hätte? Behüte deine Zunge für Bösem, und deine Lippen, daß
sie nicht falsch reden. Laß vom Bösen und thue Guts, suche Friede und jage
ihm nach. Die Augen des HErrn sehen auf die Gerechten und seine Oh-
ren auf ihr schreyen. Das Antlitz aber des HErrn stehet über die so Böses
thun, dafl er ihr Gedächtniß ausratte von der Erden.

§. 5.

Gleichwie aber unser GOtt, ohngeacht er der König aller Könige und
HErr aller Herren, ohn geacht er die Selbständige Weißheit selber ist,
alles herrlich ordnet und regieret, daß man gedencken könnte, es würde ihme
am allerwenigsten fehlen, er müste in seiner weißlichen und allerheiligsten
Regierung die beste und heiligste Menschen haben: Dennoch aber an de-
nen wenigsten seinen heiligsten Zweck erreichet, und sie, so gern er auch wolte,
zum Genuß seiner Güte heran bringen mag, so gar, daß er auch seine er-
schaffene Engel nicht einmal beysammen behalten konnte, in dem ihrer viele
das Fürstenthum und ihre Behausung nicht behielten, Epist. Judä v 6. son-
dern aufs Umschweiffen gerieten, und unter andern ihres gleichen den ersten
Aufstand wider ihren Schöpffer anrichteten, auch deshalb nicht geschonet,
sondern mit Ketten der Finsterniß zur Höllen verstossen worden. 2. Pet. II. 4.

§. 6.

Also vielweniger will es allewege einem weisen Könige einschlagen, sein
Land, bey aller seiner Weißheit, von Gottlosen Leuten sauber zu halten, oder
ihnen die Schlupff-Winckel also zu verlegen, daß sie nicht aus der Ferne
herein schleichen, und aus allen Enden und Ecken ihre Einfälle zu nehmen
wüsten, auf daß, wenn noch nicht Böses gnug in seinem Lande ware, solches
seinen unglücklichen Saamen aus der Fremde fournirt bekäme, damit es
ja auf dem Erdboden überall gottloß zugehe, und solche spectaculeuse Tra-
goedi
en mit Rädern und andern entsetzlichen Leibes-Straffen mehr müsten
gehalten werden.

§. 7.

Gewiß, je weiser und löblicher ein König im Lande regieret, und dassel-
be mit den heiligsten Gesetzen versiehet, je mehr glaube ich, hat er des Teuf-
fels Anläuffe und Versuchungen zu besorgen, deme eine rechte Christliche
Weißheit eines Regenten, ein Dorn im Auge ist, indem solche Weißheit
ihme zur Anrichtung seines Höllen-Reichs, den aller empfindlichsten Abbruch
thut. O wie gerne wolte dieser Geist einem Könige die Weißheit beschnei-
den, und ihme dieselbe als ein Haupt-Ruder aus den Händen schlagen, da-
mit es in die Creutze und Queere, und alles bunt über Eck gienge,
auf daß niemand im Lande wüste, wie man Sprichworts-Weise redet, wer

Koch

Furcht des HErrn lehren. Wer iſt, der gut Leben begehret? und gerne
gute Tage haͤtte? Behuͤte deine Zunge fuͤr Boͤſem, und deine Lippen, daß
ſie nicht falſch reden. Laß vom Boͤſen und thue Guts, ſuche Friede und jage
ihm nach. Die Augen des HErrn ſehen auf die Gerechten und ſeine Oh-
ren auf ihr ſchreyen. Das Antlitz aber des HErrn ſtehet uͤber die ſo Boͤſes
thun, dafl er ihr Gedaͤchtniß ausratte von der Erden.

§. 5.

Gleichwie aber unſer GOtt, ohngeacht er der Koͤnig aller Koͤnige und
HErr aller Herren, ohn geacht er die Selbſtaͤndige Weißheit ſelber iſt,
alles herrlich ordnet und regieret, daß man gedencken koͤnnte, es wuͤrde ihme
am allerwenigſten fehlen, er muͤſte in ſeiner weißlichen und allerheiligſten
Regierung die beſte und heiligſte Menſchen haben: Dennoch aber an de-
nen wenigſten ſeinen heiligſten Zweck erreichet, und ſie, ſo gern er auch wolte,
zum Genuß ſeiner Guͤte heran bringen mag, ſo gar, daß er auch ſeine er-
ſchaffene Engel nicht einmal beyſammen behalten konnte, in dem ihrer viele
das Fuͤrſtenthum und ihre Behauſung nicht behielten, Epiſt. Judaͤ v 6. ſon-
dern aufs Umſchweiffen gerieten, und unter andern ihres gleichen den erſten
Aufſtand wider ihren Schoͤpffer anrichteten, auch deshalb nicht geſchonet,
ſondern mit Ketten der Finſterniß zur Hoͤllen verſtoſſen worden. 2. Pet. II. 4.

§. 6.

Alſo vielweniger will es allewege einem weiſen Koͤnige einſchlagen, ſein
Land, bey aller ſeiner Weißheit, von Gottloſen Leuten ſauber zu halten, oder
ihnen die Schlupff-Winckel alſo zu verlegen, daß ſie nicht aus der Ferne
herein ſchleichen, und aus allen Enden und Ecken ihre Einfaͤlle zu nehmen
wuͤſten, auf daß, wenn noch nicht Boͤſes gnug in ſeinem Lande ware, ſolches
ſeinen ungluͤcklichen Saamen aus der Fremde fournirt bekaͤme, damit es
ja auf dem Erdboden uͤberall gottloß zugehe, und ſolche ſpectaculeuſe Tra-
gœdi
en mit Raͤdern und andern entſetzlichen Leibes-Straffen mehr muͤſten
gehalten werden.

§. 7.

Gewiß, je weiſer und loͤblicher ein Koͤnig im Lande regieret, und daſſel-
be mit den heiligſten Geſetzen verſiehet, je mehr glaube ich, hat er des Teuf-
fels Anlaͤuffe und Verſuchungen zu beſorgen, deme eine rechte Chriſtliche
Weißheit eines Regenten, ein Dorn im Auge iſt, indem ſolche Weißheit
ihme zur Anrichtung ſeines Hoͤllen-Reichs, den aller empfindlichſten Abbruch
thut. O wie gerne wolte dieſer Geiſt einem Koͤnige die Weißheit beſchnei-
den, und ihme dieſelbe als ein Haupt-Ruder aus den Haͤnden ſchlagen, da-
mit es in die Creutze und Queere, und alles bunt uͤber Eck gienge,
auf daß niemand im Lande wuͤſte, wie man Sprichworts-Weiſe redet, wer

Koch
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Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/4>, abgerufen am 26.04.2024.