Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Lu

Haben wir nicht oben gesaget, daß es gar schön ist,
Kunstwörter anzubringen? Man giebt dadurch zu
errathen, daß man, wie der große Rath, ein
Brillenmacher
sey: ein telefcopischer Brillen-
macher!

Luftgestalt ist nach Werenfelsen eine Meteore,

wie z. E. der ganze Noah, Meßias, Nimrod etc.

"Alsdann wimmelts von Luftgestalten im
Berg und im Thale,
"Wie die Gespenster in Truppen um Merlins
Angesicht flatern.
Ey! Ey! Herr Rath! was machet Merlin
im Noah? 297 S.
Luftmeer.

Der luftige Dichter brauet auch ein
Luftmeer, worinn die Flügel, nicht das Geflü-
gel,
die Fische sind; daher entstehet auch sein Luft-
schiff.
Er wird dieses Meer auch bald bepfälen.

"Wie -- -- unzähliche Heere
"Fremder Flügel das ungepfadete Luftmeer
bestreichen. Noah, 301 S.

Wir sagen ja ungebähnt; folglich können wir
auch unbepfadet sagen.

Luftpfad.

Alle Wörter, die man sonst mit Luft
verband, zeigten ein Nichts, ein Hirngespinst
an: allein hier ist es ein Orangenwald.

"Hier gefielen sie sich (die Engelchen) im dün-
nen gereinigten Luftpfad;
"Oder Orangenwald; Sie saßen auf Blät-
tern und Blüthe;
"Und sie sogen das duftende Süß von den Lip-
pen des Frühlings. Noah, 149 S.

Hat
Lu

Haben wir nicht oben geſaget, daß es gar ſchoͤn iſt,
Kunſtwoͤrter anzubringen? Man giebt dadurch zu
errathen, daß man, wie der große Rath, ein
Brillenmacher
ſey: ein telefcopiſcher Brillen-
macher!

Luftgeſtalt iſt nach Werenfelſen eine Meteore,

wie z. E. der ganze Noah, Meßias, Nimrod ꝛc.

“Alsdann wimmelts von Luftgeſtalten im
Berg und im Thale,
“Wie die Geſpenſter in Truppen um Merlins
Angeſicht flatern.
Ey! Ey! Herr Rath! was machet Merlin
im Noah? 297 S.
Luftmeer.

Der luftige Dichter brauet auch ein
Luftmeer, worinn die Fluͤgel, nicht das Gefluͤ-
gel,
die Fiſche ſind; daher entſtehet auch ſein Luft-
ſchiff.
Er wird dieſes Meer auch bald bepfaͤlen.

“Wie — — unzaͤhliche Heere
“Fremder Fluͤgel das ungepfadete Luftmeer
beſtreichen. Noah, 301 S.

Wir ſagen ja ungebaͤhnt; folglich koͤnnen wir
auch unbepfadet ſagen.

Luftpfad.

Alle Woͤrter, die man ſonſt mit Luft
verband, zeigten ein Nichts, ein Hirngeſpinſt
an: allein hier iſt es ein Orangenwald.

“Hier gefielen ſie ſich (die Engelchen) im duͤn-
nen gereinigten Luftpfad;
“Oder Orangenwald; Sie ſaßen auf Blaͤt-
tern und Bluͤthe;
“Und ſie ſogen das duftende Suͤß von den Lip-
pen des Fruͤhlings. Noah, 149 S.

Hat
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0304" n="278"/>
            <fw place="top" type="header">Lu</fw><lb/>
            <p>Haben wir nicht oben ge&#x017F;aget, daß es gar &#x017F;cho&#x0364;n i&#x017F;t,<lb/>
Kun&#x017F;two&#x0364;rter anzubringen? Man giebt dadurch zu<lb/>
errathen, daß man, wie der <hi rendition="#fr">große Rath, ein<lb/>
Brillenmacher</hi> &#x017F;ey: ein <hi rendition="#fr">telefcopi&#x017F;cher Brillen-<lb/>
macher!</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Luftge&#x017F;talt i&#x017F;t nach Werenfel&#x017F;en eine Meteore,</head><lb/>
            <p>wie z. E. der ganze <hi rendition="#fr">Noah, Meßias, Nimrod &#xA75B;c.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Alsdann wimmelts von <hi rendition="#fr">Luftge&#x017F;talten</hi> im<lb/><hi rendition="#et">Berg und im Thale,</hi><lb/>
&#x201C;Wie die Ge&#x017F;pen&#x017F;ter in <hi rendition="#fr">Truppen</hi> um <hi rendition="#fr">Merlins</hi><lb/><hi rendition="#et">Ange&#x017F;icht <hi rendition="#fr">flatern.</hi></hi><lb/>
Ey! Ey! <hi rendition="#fr">Herr Rath!</hi> was machet <hi rendition="#fr">Merlin</hi><lb/>
im <hi rendition="#fr">Noah? 297 S.</hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Luftmeer.</head>
            <p>Der <hi rendition="#fr">luftige Dichter</hi> brauet auch ein<lb/><hi rendition="#fr">Luftmeer,</hi> worinn die <hi rendition="#fr">Flu&#x0364;gel,</hi> nicht das <hi rendition="#fr">Geflu&#x0364;-<lb/>
gel,</hi> die <hi rendition="#fr">Fi&#x017F;che</hi> &#x017F;ind; daher ent&#x017F;tehet auch &#x017F;ein <hi rendition="#fr">Luft-<lb/>
&#x017F;chiff.</hi> Er wird die&#x017F;es <hi rendition="#fr">Meer</hi> auch bald <hi rendition="#fr">bepfa&#x0364;len.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Wie &#x2014; &#x2014; unza&#x0364;hliche Heere<lb/>
&#x201C;Fremder <hi rendition="#fr">Flu&#x0364;gel</hi> das <hi rendition="#fr">ungepfadete Luftmeer</hi><lb/><hi rendition="#et">be&#x017F;treichen. <hi rendition="#fr">Noah, 301 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Wir &#x017F;agen ja <hi rendition="#fr">ungeba&#x0364;hnt;</hi> folglich ko&#x0364;nnen wir<lb/>
auch <hi rendition="#fr">unbepfadet</hi> &#x017F;agen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Luftpfad.</head>
            <p>Alle Wo&#x0364;rter, die man &#x017F;on&#x017F;t mit <hi rendition="#fr">Luft</hi><lb/>
verband, zeigten ein <hi rendition="#fr">Nichts,</hi> ein <hi rendition="#fr">Hirnge&#x017F;pin&#x017F;t</hi><lb/>
an: allein hier i&#x017F;t es ein <hi rendition="#fr">Orangenwald.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Hier <hi rendition="#fr">gefielen &#x017F;ie &#x017F;ich</hi> (die Engelchen) im du&#x0364;n-<lb/><hi rendition="#et">nen gereinigten <hi rendition="#fr">Luftpfad;</hi></hi><lb/>
&#x201C;Oder <hi rendition="#fr">Orangenwald;</hi> Sie &#x017F;aßen auf Bla&#x0364;t-<lb/><hi rendition="#et">tern und Blu&#x0364;the;</hi><lb/>
&#x201C;Und &#x017F;ie <hi rendition="#fr">&#x017F;ogen</hi> das <hi rendition="#fr">duftende Su&#x0364;ß</hi> von den <hi rendition="#fr">Lip-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">pen</hi> des Fru&#x0364;hlings. <hi rendition="#fr">Noah, 149 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Hat</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0304] Lu Haben wir nicht oben geſaget, daß es gar ſchoͤn iſt, Kunſtwoͤrter anzubringen? Man giebt dadurch zu errathen, daß man, wie der große Rath, ein Brillenmacher ſey: ein telefcopiſcher Brillen- macher! Luftgeſtalt iſt nach Werenfelſen eine Meteore, wie z. E. der ganze Noah, Meßias, Nimrod ꝛc. “Alsdann wimmelts von Luftgeſtalten im Berg und im Thale, “Wie die Geſpenſter in Truppen um Merlins Angeſicht flatern. Ey! Ey! Herr Rath! was machet Merlin im Noah? 297 S. Luftmeer. Der luftige Dichter brauet auch ein Luftmeer, worinn die Fluͤgel, nicht das Gefluͤ- gel, die Fiſche ſind; daher entſtehet auch ſein Luft- ſchiff. Er wird dieſes Meer auch bald bepfaͤlen. “Wie — — unzaͤhliche Heere “Fremder Fluͤgel das ungepfadete Luftmeer beſtreichen. Noah, 301 S. Wir ſagen ja ungebaͤhnt; folglich koͤnnen wir auch unbepfadet ſagen. Luftpfad. Alle Woͤrter, die man ſonſt mit Luft verband, zeigten ein Nichts, ein Hirngeſpinſt an: allein hier iſt es ein Orangenwald. “Hier gefielen ſie ſich (die Engelchen) im duͤn- nen gereinigten Luftpfad; “Oder Orangenwald; Sie ſaßen auf Blaͤt- tern und Bluͤthe; “Und ſie ſogen das duftende Suͤß von den Lip- pen des Fruͤhlings. Noah, 149 S. Hat

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/304
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/304>, abgerufen am 26.04.2024.