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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858.

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Schlusswort an die Lehrer.

Auch an Euch, in deren Händen, nächst den Aeltern, das
Wohl der künftigen Geschlechter ruht, erlaubt sich der Ver-
fasser ein freundliches Schlusswort. Nicht als unberufener
Mentor, etwa aus anmaassenden, tadelsüchtigen Beweggrün-
den. Dies sei fern. Die Sache ist eine zu heilige. Er zählt
sich zu Denen, welche von der grössten Achtung gegen den
hohen Lehrerberuf erfüllt sind -- einen Beruf, der noch nir-
gends denjenigen Grad von allgemeiner Achtung und Anerken-
nung gefunden hat, welcher ihm der Natur der Sache nach
gebührt, welcher ihm auch -- will es Gott -- mit der Zeit
werden muss. Aber eben deshalb fühlt sich der Verfasser
gleichmässig im Interesse der Jugend wie auch der Lehrer
selbst gedrängt, in dieser Richtung nach seinen schwachen
Kräften beitragend zu wirken.

Dass das Schulwesen der Gegenwart, selbst in den, an-
deren Ländern vorleuchtenden, deutschen Staaten, noch an
recht tief in's Leben einschneidenden Mängeln leidet -- wer
wollte das läugnen?! Dies wird allerwärts, mehr oder weni-
ger deutlich, gefühlt und wurde bezüglich der wesentlichsten
Punkte auch in dieser Schrift ausgesprochen. Zu manchen
Verbesserungen des Schulwesens in neuerer Zeit sind doch auf
anderer Seite durch die gewaltigen Umgestaltungen des übri-
gen Lebens wieder manche wichtige, mit dem Gesammterzie-
hungszwecke contrastirende Uebelstände hinzugetreten, die frü-
heren Zeiten fremd waren. Wir wollen uns nicht in utopi-
schen, optimistischen Wünschen ergehen, nicht reden von den
in unabänderlichen Verhältnissen begründeten Unvollkommen-

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Schlusswort an die Lehrer.

Auch an Euch, in deren Händen, nächst den Aeltern, das
Wohl der künftigen Geschlechter ruht, erlaubt sich der Ver-
fasser ein freundliches Schlusswort. Nicht als unberufener
Mentor, etwa aus anmaassenden, tadelsüchtigen Beweggrün-
den. Dies sei fern. Die Sache ist eine zu heilige. Er zählt
sich zu Denen, welche von der grössten Achtung gegen den
hohen Lehrerberuf erfüllt sind — einen Beruf, der noch nir-
gends denjenigen Grad von allgemeiner Achtung und Anerken-
nung gefunden hat, welcher ihm der Natur der Sache nach
gebührt, welcher ihm auch — will es Gott — mit der Zeit
werden muss. Aber eben deshalb fühlt sich der Verfasser
gleichmässig im Interesse der Jugend wie auch der Lehrer
selbst gedrängt, in dieser Richtung nach seinen schwachen
Kräften beitragend zu wirken.

Dass das Schulwesen der Gegenwart, selbst in den, an-
deren Ländern vorleuchtenden, deutschen Staaten, noch an
recht tief in's Leben einschneidenden Mängeln leidet — wer
wollte das läugnen?! Dies wird allerwärts, mehr oder weni-
ger deutlich, gefühlt und wurde bezüglich der wesentlichsten
Punkte auch in dieser Schrift ausgesprochen. Zu manchen
Verbesserungen des Schulwesens in neuerer Zeit sind doch auf
anderer Seite durch die gewaltigen Umgestaltungen des übri-
gen Lebens wieder manche wichtige, mit dem Gesammterzie-
hungszwecke contrastirende Uebelstände hinzugetreten, die frü-
heren Zeiten fremd waren. Wir wollen uns nicht in utopi-
schen, optimistischen Wünschen ergehen, nicht reden von den
in unabänderlichen Verhältnissen begründeten Unvollkommen-

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[[307]/0311] Schlusswort an die Lehrer. Auch an Euch, in deren Händen, nächst den Aeltern, das Wohl der künftigen Geschlechter ruht, erlaubt sich der Ver- fasser ein freundliches Schlusswort. Nicht als unberufener Mentor, etwa aus anmaassenden, tadelsüchtigen Beweggrün- den. Dies sei fern. Die Sache ist eine zu heilige. Er zählt sich zu Denen, welche von der grössten Achtung gegen den hohen Lehrerberuf erfüllt sind — einen Beruf, der noch nir- gends denjenigen Grad von allgemeiner Achtung und Anerken- nung gefunden hat, welcher ihm der Natur der Sache nach gebührt, welcher ihm auch — will es Gott — mit der Zeit werden muss. Aber eben deshalb fühlt sich der Verfasser gleichmässig im Interesse der Jugend wie auch der Lehrer selbst gedrängt, in dieser Richtung nach seinen schwachen Kräften beitragend zu wirken. Dass das Schulwesen der Gegenwart, selbst in den, an- deren Ländern vorleuchtenden, deutschen Staaten, noch an recht tief in's Leben einschneidenden Mängeln leidet — wer wollte das läugnen?! Dies wird allerwärts, mehr oder weni- ger deutlich, gefühlt und wurde bezüglich der wesentlichsten Punkte auch in dieser Schrift ausgesprochen. Zu manchen Verbesserungen des Schulwesens in neuerer Zeit sind doch auf anderer Seite durch die gewaltigen Umgestaltungen des übri- gen Lebens wieder manche wichtige, mit dem Gesammterzie- hungszwecke contrastirende Uebelstände hinzugetreten, die frü- heren Zeiten fremd waren. Wir wollen uns nicht in utopi- schen, optimistischen Wünschen ergehen, nicht reden von den in unabänderlichen Verhältnissen begründeten Unvollkommen- 20*

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Zitationshilfe: Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. [307]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/311>, abgerufen am 26.04.2024.