Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

Bild:
<< vorherige Seite
Dritter Theil der Erquickstunden.
Die LII. Auffgab.
Wie groß der Berg Atho müsse gewest seyn?

Der Leser/ sagt vnser Author, wird seinen Lust lesen/ an den vnterschied-
lichen Exempeln/ welche ich hieher setzen will. Erstlich auß dem Vitruvio,
der meldet in der Vorrede/ seins andern Buchs von Dinocrate dem Baw-
meister/ Plutarchus in vita Alexandri, nennet jhn Stasicratem, Arrianus
aber Chinocratem, Strabo Chiromocratem, Plinius Dinocharem.
Andere Democratem. Daß er sich auff die Reiß gemacht/ Alexandrum
Magnum
zu sehen/ vnd jhme ein rechtschaffen Meisterstuck zu praesentirn
vnd vorzulegen. Nemlich einen Abriß von dem grossen Berg Atho, darauß
[er] ein Mannlichs Bild wolte formirn vnd figurirn/ welchs in seiner lincken
Hand eine sehr grosse Stadt haltend für 10000 Mann/ in der Rechten
ein Schüssel oder Schaalen/ alle Flüsse desselbigen Bergs empfieng/ vnd
ins Meer außgösse. Alexander Magnus ließ jhm ein solche invention
gefallen/ wunderte sich darüber/ fragte auch den Künstler/ ob vmb densel-
ben Berg/ so viel Getraid/ gedachte Stadt zu erhalten/ möchte gebawet wer-
den? Weil aber solchs vnmüglich/ sagte er ferner gantz weißlich: So schön
die invention were/ so vngelegen were auch der Ort/ behauptet auch solchs
mit einem schönen Gleichnuß/ wie in dem Vitruvio ferner zu lesen. Wir
wollen viel mehr jetzund die Grösse deß Bildes/ der Stadt/ vnnd Schalen
betrachten. Der Author sagt/ solchs auß der proportion leichtlich zu
finden sey/ nimmet die Stadt der grösse/ daß einer Person 12 Werckschuch
eingegeben werden/ wie es der Author meynet kan ich auß der Dolmetschung
nicht verstehen/ weil sie etwas obscur vnd dunckel: Jch wills deßhalben
meiner meynung nach rechnen: So einer Person 12 gevierdte schuch gerech-
net werden/ muß die Stadt 120000 gevierdte schuch gehalten haben/ vnd
weil die Länge der Hand sich zu jhrer Braite verhält/ wie 2 zu 1 müssen 2
Zahlen gefunden werden, die sich zusamm verhalten wie 2 zu eins/ welche mit
einander multiplicirt 120000 machen. Wir wollen Brüche zu meiden ne-
men 490 vnd 245/ die bringen/ wann man sie in einander multiplicirt 1200
50/ welche Zahl nur vmb 50 schuch grösser als die rechtschuldige. So ist
nun die Länge der Hand 490 schuch/ vnd weil diß der 10 theil deß Bildes/
so muß seine Länge seyn 4900 schuch/ vnd diß ist auch die Höhe deß Berges/

die
F f iij
Dritter Theil der Erquickſtunden.
Die LII. Auffgab.
Wie groß der Berg Atho muͤſſe geweſt ſeyn?

Der Leſer/ ſagt vnſer Author, wird ſeinen Luſt leſen/ an den vnterſchied-
lichen Exempeln/ welche ich hieher ſetzen will. Erſtlich auß dem Vitruvio,
der meldet in der Vorrede/ ſeins andern Buchs von Dinocrate dem Baw-
meiſter/ Plutarchus in vita Alexandri, nennet jhn Staſicratem, Arrianus
aber Chinocratem, Strabo Chiromocratem, Plinius Dinocharem.
Andere Democratem. Daß er ſich auff die Reiß gemacht/ Alexandrum
Magnum
zu ſehen/ vnd jhme ein rechtſchaffen Meiſterſtuck zu præſentirn
vnd vorzulegen. Nemlich einen Abriß von dem groſſen Berg Atho, darauß
[er] ein Mannlichs Bild wolte formirn vnd figurirn/ welchs in ſeiner lincken
Hand eine ſehr groſſe Stadt haltend fuͤr 10000 Mann/ in der Rechten
ein Schuͤſſel oder Schaalen/ alle Fluͤſſe deſſelbigen Bergs empfieng/ vnd
ins Meer außgoͤſſe. Alexander Magnus ließ jhm ein ſolche invention
gefallen/ wunderte ſich daruͤber/ fragte auch den Kuͤnſtler/ ob vmb denſel-
ben Berg/ ſo viel Getraid/ gedachte Stadt zu erhalten/ moͤchte gebawet wer-
den? Weil aber ſolchs vnmuͤglich/ ſagte er ferner gantz weißlich: So ſchoͤn
die invention were/ ſo vngelegen were auch der Ort/ behauptet auch ſolchs
mit einem ſchoͤnen Gleichnuß/ wie in dem Vitruvio ferner zu leſen. Wir
wollen viel mehr jetzund die Groͤſſe deß Bildes/ der Stadt/ vnnd Schalen
betrachten. Der Author ſagt/ ſolchs auß der proportion leichtlich zu
finden ſey/ nimmet die Stadt der groͤſſe/ daß einer Perſon 12 Werckſchuch
eingegeben werdẽ/ wie es der Author meynet kan ich auß der Dolmetſchung
nicht verſtehen/ weil ſie etwas obſcur vnd dunckel: Jch wills deßhalben
meiner meynung nach rechnen: So einer Perſon 12 gevierdte ſchuch gerech-
net werden/ muß die Stadt 120000 gevierdte ſchuch gehalten haben/ vnd
weil die Laͤnge der Hand ſich zu jhrer Braite verhaͤlt/ wie 2 zu 1 muͤſſen 2
Zahlen gefunden werden, die ſich zuſam̃ verhalten wie 2 zu eins/ welche mit
einander multiplicirt 120000 machen. Wir wollen Bruͤche zu meiden ne-
men 490 vnd 245/ die bringẽ/ wañ man ſie in einander multiplicirt 1200
50/ welche Zahl nur vmb 50 ſchuch groͤſſer als die rechtſchuldige. So iſt
nun die Laͤnge der Hand 490 ſchuch/ vnd weil diß der 10 theil deß Bildes/
ſo muß ſeine Laͤnge ſeyn 4900 ſchuch/ vnd diß iſt auch die Hoͤhe deß Berges/

die
F f iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0235" n="221"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Dritter Theil der Erquick&#x017F;tunden.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LII.</hi></hi> Auffgab.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Wie groß der Berg</hi> <hi rendition="#aq">Atho</hi> <hi rendition="#fr">mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gewe&#x017F;t &#x017F;eyn?</hi> </head><lb/>
        <p>Der Le&#x017F;er/ &#x017F;agt vn&#x017F;er <hi rendition="#aq">Author,</hi> wird &#x017F;einen Lu&#x017F;t le&#x017F;en/ an den vnter&#x017F;chied-<lb/>
lichen Exempeln/ welche ich hieher &#x017F;etzen will. Er&#x017F;tlich auß dem <hi rendition="#aq">Vitruvio,</hi><lb/>
der meldet in der Vorrede/ &#x017F;eins andern Buchs von <hi rendition="#aq">Dinocrate</hi> dem Baw-<lb/>
mei&#x017F;ter/ <hi rendition="#aq">Plutarchus in vita Alexandri,</hi> nennet jhn <hi rendition="#aq">Sta&#x017F;icratem, Arrianus</hi><lb/>
aber <hi rendition="#aq">Chinocratem, Strabo Chiromocratem, Plinius Dinocharem.</hi><lb/>
Andere <hi rendition="#aq">Democratem.</hi> Daß er &#x017F;ich auff die Reiß gemacht/ <hi rendition="#aq">Alexandrum<lb/>
Magnum</hi> zu &#x017F;ehen/ vnd jhme ein recht&#x017F;chaffen Mei&#x017F;ter&#x017F;tuck zu pr<hi rendition="#aq">æ</hi>&#x017F;entirn<lb/>
vnd vorzulegen. Nemlich einen Abriß von dem gro&#x017F;&#x017F;en Berg <hi rendition="#aq">Atho,</hi> darauß<lb/><supplied>er</supplied> ein Mannlichs Bild wolte formirn vnd figurirn/ welchs in &#x017F;einer lincken<lb/>
Hand eine &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e Stadt haltend fu&#x0364;r 10000 Mann/ in der Rechten<lb/>
ein Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el oder Schaalen/ alle Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e de&#x017F;&#x017F;elbigen Bergs empfieng/ vnd<lb/>
ins Meer außgo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. <hi rendition="#aq">Alexander Magnus</hi> ließ jhm ein &#x017F;olche <hi rendition="#aq">invention</hi><lb/>
gefallen/ wunderte &#x017F;ich daru&#x0364;ber/ fragte auch den Ku&#x0364;n&#x017F;tler/ ob vmb den&#x017F;el-<lb/>
ben Berg/ &#x017F;o viel Getraid/ gedachte Stadt zu erhalten/ mo&#x0364;chte gebawet wer-<lb/>
den? Weil aber &#x017F;olchs vnmu&#x0364;glich/ &#x017F;agte er ferner gantz weißlich: So &#x017F;cho&#x0364;n<lb/>
die <hi rendition="#aq">invention</hi> were/ &#x017F;o vngelegen were auch der Ort/ behauptet auch &#x017F;olchs<lb/>
mit einem &#x017F;cho&#x0364;nen Gleichnuß/ wie in dem <hi rendition="#aq">Vitruvio</hi> ferner zu le&#x017F;en. Wir<lb/>
wollen viel mehr jetzund die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e deß Bildes/ der Stadt/ vnnd Schalen<lb/>
betrachten. Der <hi rendition="#aq">Author</hi> &#x017F;agt/ &#x017F;olchs auß der <hi rendition="#aq">proportion</hi> leichtlich zu<lb/>
finden &#x017F;ey/ nimmet die Stadt der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ daß einer Per&#x017F;on 12 Werck&#x017F;chuch<lb/>
eingegeben werde&#x0303;/ wie es der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>uthor</hi> meynet kan ich auß der Dolmet&#x017F;chung<lb/>
nicht ver&#x017F;tehen/ weil &#x017F;ie etwas <hi rendition="#aq">ob&#x017F;cur</hi> vnd dunckel: Jch wills deßhalben<lb/>
meiner meynung nach rechnen: So einer Per&#x017F;on 12 gevierdte &#x017F;chuch gerech-<lb/>
net werden/ muß die Stadt 120000 gevierdte &#x017F;chuch gehalten haben/ vnd<lb/>
weil die La&#x0364;nge der Hand &#x017F;ich zu jhrer Braite verha&#x0364;lt/ wie 2 zu 1 mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en 2<lb/>
Zahlen gefunden werden, die &#x017F;ich zu&#x017F;am&#x0303; verhalten wie 2 zu eins/ welche mit<lb/>
einander multiplicirt 120000 machen. Wir wollen Bru&#x0364;che zu meiden ne-<lb/>
men 490 vnd 245/ die bringe&#x0303;/ wan&#x0303; man &#x017F;ie in einander multiplicirt 1200<lb/>
50/ welche Zahl nur vmb 50 &#x017F;chuch gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als die recht&#x017F;chuldige. So i&#x017F;t<lb/>
nun die La&#x0364;nge der Hand 490 &#x017F;chuch/ vnd weil diß der 10 theil deß Bildes/<lb/>
&#x017F;o muß &#x017F;eine La&#x0364;nge &#x017F;eyn 4900 &#x017F;chuch/ vnd diß i&#x017F;t auch die Ho&#x0364;he deß Berges/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f iij</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0235] Dritter Theil der Erquickſtunden. Die LII. Auffgab. Wie groß der Berg Atho muͤſſe geweſt ſeyn? Der Leſer/ ſagt vnſer Author, wird ſeinen Luſt leſen/ an den vnterſchied- lichen Exempeln/ welche ich hieher ſetzen will. Erſtlich auß dem Vitruvio, der meldet in der Vorrede/ ſeins andern Buchs von Dinocrate dem Baw- meiſter/ Plutarchus in vita Alexandri, nennet jhn Staſicratem, Arrianus aber Chinocratem, Strabo Chiromocratem, Plinius Dinocharem. Andere Democratem. Daß er ſich auff die Reiß gemacht/ Alexandrum Magnum zu ſehen/ vnd jhme ein rechtſchaffen Meiſterſtuck zu præſentirn vnd vorzulegen. Nemlich einen Abriß von dem groſſen Berg Atho, darauß er ein Mannlichs Bild wolte formirn vnd figurirn/ welchs in ſeiner lincken Hand eine ſehr groſſe Stadt haltend fuͤr 10000 Mann/ in der Rechten ein Schuͤſſel oder Schaalen/ alle Fluͤſſe deſſelbigen Bergs empfieng/ vnd ins Meer außgoͤſſe. Alexander Magnus ließ jhm ein ſolche invention gefallen/ wunderte ſich daruͤber/ fragte auch den Kuͤnſtler/ ob vmb denſel- ben Berg/ ſo viel Getraid/ gedachte Stadt zu erhalten/ moͤchte gebawet wer- den? Weil aber ſolchs vnmuͤglich/ ſagte er ferner gantz weißlich: So ſchoͤn die invention were/ ſo vngelegen were auch der Ort/ behauptet auch ſolchs mit einem ſchoͤnen Gleichnuß/ wie in dem Vitruvio ferner zu leſen. Wir wollen viel mehr jetzund die Groͤſſe deß Bildes/ der Stadt/ vnnd Schalen betrachten. Der Author ſagt/ ſolchs auß der proportion leichtlich zu finden ſey/ nimmet die Stadt der groͤſſe/ daß einer Perſon 12 Werckſchuch eingegeben werdẽ/ wie es der Author meynet kan ich auß der Dolmetſchung nicht verſtehen/ weil ſie etwas obſcur vnd dunckel: Jch wills deßhalben meiner meynung nach rechnen: So einer Perſon 12 gevierdte ſchuch gerech- net werden/ muß die Stadt 120000 gevierdte ſchuch gehalten haben/ vnd weil die Laͤnge der Hand ſich zu jhrer Braite verhaͤlt/ wie 2 zu 1 muͤſſen 2 Zahlen gefunden werden, die ſich zuſam̃ verhalten wie 2 zu eins/ welche mit einander multiplicirt 120000 machen. Wir wollen Bruͤche zu meiden ne- men 490 vnd 245/ die bringẽ/ wañ man ſie in einander multiplicirt 1200 50/ welche Zahl nur vmb 50 ſchuch groͤſſer als die rechtſchuldige. So iſt nun die Laͤnge der Hand 490 ſchuch/ vnd weil diß der 10 theil deß Bildes/ ſo muß ſeine Laͤnge ſeyn 4900 ſchuch/ vnd diß iſt auch die Hoͤhe deß Berges/ die F f iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/235
Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/235>, abgerufen am 26.04.2024.