Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünffter Theil der Erquickstunden.
Die xi. Auffgab.
Wie die Augengläser oder Brillen zuzurichten/ welche verjüngen
auß dem Frantzösischen Authore.

So man verjüngte Figurn begert zusehen/ in einer schönen proportion
vnd lieblichen Perspectiv/ insonderheit aber an Lustgärten/ schönen Gängen/
Häusern oder andern Gebäwen: So ists gewiß/ daß ein Mahler mit aller
seiner Kunst viel zu vngeschickt/ was die Augengläser repraesentirn, gantz
net nachzuverzeichnen/ vnd vor das Gesicht zu stellen. Summa es hat ein
Verständiger hieran seinen Lust zusehen/ vnd auch der künstlichste Mahler
darauß zu lernen. Es gibt sich aber ein solche verjüngung der vrsach an/ weil
die Gläser hol gearbeitet/ vnd in der mitte viel dünner seynd als am Rand:
dann also machen sie den Schwinckel kleiner. Nun sage ich auß Euclidis
Perspectw/ daß was auß kleinern Winckeln gesehen werde/ kleiner erschei-
ne/ als es an ihm selber ist. Vnd zum überfluß mercket ein schön Secret, daß
man durch diß Mittel/ eine Person auff der Gassen bey einem Fenster kan
sehen fürüber gehen/ welche den Seher nit wider sehen könne/ dann so mans
auff ein Fenster stecket/ erscheinen die Figuren in einem viel höhern Stand/
als sie eygentlich seynd.

Die xii. Auffgab.
Von Beschaffenheit der Ferngläser Galilaei,
auß dem Frantzosen.

Die occasion vnd Gelegenheit gibts allhie/ auch etwas von den Perspe-
ctivischen Augengläsern Galilaei zumelden/ welche man sonsten die Hollän-
disch: oder Ambster damische Ferngläser nennet Andere gemeine Augenglä-
ser/ machen alten Leuten die Augen zwar jung/ aber diese staffieren sie gar mit
Lux augen auß: Dann damit können sie gar durch die Himmel sehen/ wie
auch die dunckeln Cörper am Himmel ins Gesieht bringen/ welche sich vmb
die Sonne finden. Zum andern/ die newen Planeten/ welche sich vmb den
Jovem vnd Saturnum h[a]lten. Zum dritten/ das wachsen vnd viertel Ve-
neris/ eben so wol als deß Monds/ nach der Proportz vnd Maß/ der weite
von der Sonnen Zum vierdten/ eine vnzehliche über grossemenge der Ster-
nen/ welche der natürlichen schwachheit vnser Augen/ biß anhero verborgen/
vnd solche so wol in via lactea, als in andern asterismis deß Firmaments:

Die
Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden.
Die xi. Auffgab.
Wie die Augenglaͤſer oder Brillen zuzurichten/ welche verjuͤngen
auß dem Frantzoͤſiſchen Authore.

So man verjuͤngte Figurn begert zuſehen/ in einer ſchoͤnen proportion
vnd lieblichen Perſpectiv/ inſonderheit aber an Luſtgaͤrten/ ſchoͤnen Gaͤngẽ/
Haͤuſern oder andern Gebaͤwen: So iſts gewiß/ daß ein Mahler mit aller
ſeiner Kunſt viel zu vngeſchickt/ was die Augenglaͤſer repræſentirn, gantz
net nachzuverzeichnen/ vnd vor das Geſicht zu ſtellen. Summa es hat ein
Verſtaͤndiger hieran ſeinen Luſt zuſehen/ vnd auch der kuͤnſtlichſte Mahler
darauß zu lernen. Es gibt ſich aber ein ſolche verjuͤngung der vrſach an/ weil
die Glaͤſer hol gearbeitet/ vnd in der mitte viel duͤnner ſeynd als am Rand:
dann alſo machen ſie den Schwinckel kleiner. Nun ſage ich auß Euclidis
Perſpectw/ daß was auß kleinern Winckeln geſehen werde/ kleiner erſchei-
ne/ als es an ihm ſelber iſt. Vnd zum uͤberfluß mercket ein ſchoͤn Secret, daß
man durch diß Mittel/ eine Perſon auff der Gaſſen bey einem Fenſter kan
ſehen fuͤruͤber gehen/ welche den Seher nit wider ſehen koͤnne/ dann ſo mans
auff ein Fenſter ſtecket/ erſcheinen die Figuren in einem viel hoͤhern Stand/
als ſie eygentlich ſeynd.

Die xii. Auffgab.
Von Beſchaffenheit der Fernglaͤſer Galilæi,
auß dem Frantzoſen.

Die occaſion vnd Gelegenheit gibts allhie/ auch etwas von den Perſpe-
ctiviſchen Augenglaͤſern Galilæi zumelden/ welche man ſonſten die Hollaͤn-
diſch: oder Ambſter damiſche Fernglaͤſer nennet Andere gemeine Augenglaͤ-
ſer/ machen altẽ Leuten die Augen zwar jung/ aber dieſe ſtaffieren ſie gar mit
Lux augen auß: Dann damit koͤnnen ſie gar durch die Himmel ſehen/ wie
auch die dunckeln Coͤrper am Himmel ins Geſieht bringen/ welche ſich vmb
die Sonne finden. Zum andern/ die newen Planeten/ welche ſich vmb den
Jovem vnd Saturnum h[a]lten. Zum dritten/ das wachſen vnd viertel Ve-
neris/ eben ſo wol als deß Monds/ nach der Proportz vnd Maß/ der weite
von der Sonnen Zum vierdten/ eine vnzehliche uͤber groſſemenge der Ster-
nen/ welche der natuͤrlichen ſchwachheit vnſer Augen/ biß anhero verboꝛgẽ/
vnd ſolche ſo wol in via lactea, als in andern aſteriſmis deß Firmaments:

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0276" n="262"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nffter Theil der Erquick&#x017F;tunden.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">xi.</hi></hi></hi> Auffgab.<lb/>
Wie die Augengla&#x0364;&#x017F;er oder Brillen zuzurichten/ welche verju&#x0364;ngen<lb/>
auß dem Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Authore.</hi></hi> </head><lb/>
        <p>So man verju&#x0364;ngte Figurn begert zu&#x017F;ehen/ in einer &#x017F;cho&#x0364;nen <hi rendition="#aq">proportion</hi><lb/>
vnd lieblichen Per&#x017F;pectiv/ in&#x017F;onderheit aber an Lu&#x017F;tga&#x0364;rten/ &#x017F;cho&#x0364;nen Ga&#x0364;nge&#x0303;/<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;ern oder andern Geba&#x0364;wen: So i&#x017F;ts gewiß/ daß ein Mahler mit aller<lb/>
&#x017F;einer Kun&#x017F;t viel zu vnge&#x017F;chickt/ was die Augengla&#x0364;&#x017F;er <hi rendition="#aq">repræ&#x017F;entirn,</hi> gantz<lb/>
net nachzuverzeichnen/ vnd vor das Ge&#x017F;icht zu &#x017F;tellen. Summa es hat ein<lb/>
Ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger hieran &#x017F;einen Lu&#x017F;t zu&#x017F;ehen/ vnd auch der ku&#x0364;n&#x017F;tlich&#x017F;te Mahler<lb/>
darauß zu lernen. Es gibt &#x017F;ich aber ein &#x017F;olche verju&#x0364;ngung der vr&#x017F;ach an/ weil<lb/>
die Gla&#x0364;&#x017F;er hol gearbeitet/ vnd in der mitte viel du&#x0364;nner &#x017F;eynd als am Rand:<lb/>
dann al&#x017F;o machen &#x017F;ie den Schwinckel kleiner. Nun &#x017F;age ich auß <hi rendition="#aq">Euclidis</hi><lb/>
Per&#x017F;pectw/ daß was auß kleinern Winckeln ge&#x017F;ehen werde/ kleiner er&#x017F;chei-<lb/>
ne/ als es an ihm &#x017F;elber i&#x017F;t. Vnd zum u&#x0364;berfluß mercket ein &#x017F;cho&#x0364;n <hi rendition="#aq">Secret,</hi> daß<lb/>
man durch diß Mittel/ eine Per&#x017F;on auff der Ga&#x017F;&#x017F;en bey einem Fen&#x017F;ter kan<lb/>
&#x017F;ehen fu&#x0364;ru&#x0364;ber gehen/ welche den Seher nit wider &#x017F;ehen ko&#x0364;nne/ dann &#x017F;o mans<lb/>
auff ein Fen&#x017F;ter &#x017F;tecket/ er&#x017F;cheinen die Figuren in einem viel ho&#x0364;hern Stand/<lb/>
als &#x017F;ie eygentlich &#x017F;eynd.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">xii.</hi></hi></hi> Auffgab.<lb/>
Von Be&#x017F;chaffenheit der Ferngla&#x0364;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Galilæi,</hi><lb/>
auß dem Frantzo&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
        <p>Die <hi rendition="#aq">occa&#x017F;ion</hi> vnd Gelegenheit gibts allhie/ auch etwas von den Per&#x017F;pe-<lb/>
ctivi&#x017F;chen Augengla&#x0364;&#x017F;ern <hi rendition="#aq">Galilæi</hi> zumelden/ welche man &#x017F;on&#x017F;ten die Holla&#x0364;n-<lb/>
di&#x017F;ch: oder Amb&#x017F;ter dami&#x017F;che Ferngla&#x0364;&#x017F;er nennet Andere gemeine Augengla&#x0364;-<lb/>
&#x017F;er/ machen alte&#x0303; Leuten die Augen zwar jung/ aber die&#x017F;e &#x017F;taffieren &#x017F;ie gar mit<lb/>
Lux augen auß: Dann damit ko&#x0364;nnen &#x017F;ie gar durch die Himmel &#x017F;ehen/ wie<lb/>
auch die dunckeln Co&#x0364;rper am Himmel ins Ge&#x017F;ieht bringen/ welche &#x017F;ich vmb<lb/>
die Sonne finden. Zum andern/ die newen Planeten/ welche &#x017F;ich vmb den<lb/>
Jovem vnd Saturnum h<supplied>a</supplied>lten. Zum dritten/ das wach&#x017F;en vnd viertel Ve-<lb/>
neris/ eben &#x017F;o wol als deß Monds/ nach der Proportz vnd Maß/ der weite<lb/>
von der Sonnen Zum vierdten/ eine vnzehliche u&#x0364;ber gro&#x017F;&#x017F;emenge der Ster-<lb/>
nen/ welche der natu&#x0364;rlichen &#x017F;chwachheit vn&#x017F;er Augen/ biß anhero verbo&#xA75B;ge&#x0303;/<lb/>
vnd &#x017F;olche &#x017F;o wol <hi rendition="#aq">in via lactea,</hi> als in andern <hi rendition="#aq">a&#x017F;teri&#x017F;mis</hi> deß Firmaments:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0276] Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden. Die xi. Auffgab. Wie die Augenglaͤſer oder Brillen zuzurichten/ welche verjuͤngen auß dem Frantzoͤſiſchen Authore. So man verjuͤngte Figurn begert zuſehen/ in einer ſchoͤnen proportion vnd lieblichen Perſpectiv/ inſonderheit aber an Luſtgaͤrten/ ſchoͤnen Gaͤngẽ/ Haͤuſern oder andern Gebaͤwen: So iſts gewiß/ daß ein Mahler mit aller ſeiner Kunſt viel zu vngeſchickt/ was die Augenglaͤſer repræſentirn, gantz net nachzuverzeichnen/ vnd vor das Geſicht zu ſtellen. Summa es hat ein Verſtaͤndiger hieran ſeinen Luſt zuſehen/ vnd auch der kuͤnſtlichſte Mahler darauß zu lernen. Es gibt ſich aber ein ſolche verjuͤngung der vrſach an/ weil die Glaͤſer hol gearbeitet/ vnd in der mitte viel duͤnner ſeynd als am Rand: dann alſo machen ſie den Schwinckel kleiner. Nun ſage ich auß Euclidis Perſpectw/ daß was auß kleinern Winckeln geſehen werde/ kleiner erſchei- ne/ als es an ihm ſelber iſt. Vnd zum uͤberfluß mercket ein ſchoͤn Secret, daß man durch diß Mittel/ eine Perſon auff der Gaſſen bey einem Fenſter kan ſehen fuͤruͤber gehen/ welche den Seher nit wider ſehen koͤnne/ dann ſo mans auff ein Fenſter ſtecket/ erſcheinen die Figuren in einem viel hoͤhern Stand/ als ſie eygentlich ſeynd. Die xii. Auffgab. Von Beſchaffenheit der Fernglaͤſer Galilæi, auß dem Frantzoſen. Die occaſion vnd Gelegenheit gibts allhie/ auch etwas von den Perſpe- ctiviſchen Augenglaͤſern Galilæi zumelden/ welche man ſonſten die Hollaͤn- diſch: oder Ambſter damiſche Fernglaͤſer nennet Andere gemeine Augenglaͤ- ſer/ machen altẽ Leuten die Augen zwar jung/ aber dieſe ſtaffieren ſie gar mit Lux augen auß: Dann damit koͤnnen ſie gar durch die Himmel ſehen/ wie auch die dunckeln Coͤrper am Himmel ins Geſieht bringen/ welche ſich vmb die Sonne finden. Zum andern/ die newen Planeten/ welche ſich vmb den Jovem vnd Saturnum halten. Zum dritten/ das wachſen vnd viertel Ve- neris/ eben ſo wol als deß Monds/ nach der Proportz vnd Maß/ der weite von der Sonnen Zum vierdten/ eine vnzehliche uͤber groſſemenge der Ster- nen/ welche der natuͤrlichen ſchwachheit vnſer Augen/ biß anhero verboꝛgẽ/ vnd ſolche ſo wol in via lactea, als in andern aſteriſmis deß Firmaments: Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/276
Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/276>, abgerufen am 01.05.2024.