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Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636.

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Sechster Theil der Erquickstunden.
Stuben setzet/ mit Vorhängen oder Tapezerey verhänget/ daß man daran
nichts als ein viereckicht Loch sehen kan/ vnd in dem Kästlein ein Wachs-
liechtlein anzündet/ so wird man darinn Wunder/ wegen der manch fälti-
gen reflexionen sehen ja so weit/ daß man auch deren kein ende mit dem
Gesicht finden kan.

Diß Wunder noch grösser zu machen/ will ich dir ein sonberbar Secret
an die Hand geben: Laß dir 8 dreyeckichte vnd 13 vierecktichte flache Spie-
gel machen/ derer seiten alle einander gleich/ bringe sie in ein Corpus, daß
die Spiegel jnnwendig mit jhren polierten Flächen kommen. Diß Corpo-
ris rete
findest du in Albrecht Dürers 4 Buch/ in seiner Geometria, im La-
teinischen Exemplar am 154 blat/ Jst ein Corpusirregulare, abgeschnid-
ten auß dem Cubo, Laß an einem Ort ein vierung eines viereckichten Spie-
gels groß/ offen/ handle im übrigen/ mit solchem gespiegelten Corpore, wie
zuvor gesagt/ so wirst du ein grosses Wunder sehen.

Die xxiii. Auffgab.
Durch mittel eines flachen Spiegels/ ein Musqueten auff die
Achsel zu nemen/ vnd hindersich so just zu schiessen/ als
obs einer an den Backen geschlagen hätte/
auß dem Frantzösischen Authore.

Der Spiegel sey A B, die Musqueten E F, der Zweck nach welchem
soll geschossen werden C, vnd das Aug deß schiessenden I. Nun soll er just

[Abbildung]
zu ruck schiessen in das schwartz C,
wann er gleich die Scheuben zu
ruck hat vnd nit ansehen kan. Der
Zweck E wird erscheinen im D in der
linea reflexionis I L D, vnd im dun-
ckeln deß einfallens C A D. Nu muß
der Mann mit der Musqueten E F
sich also bewegen daß sein Bildnuß
G H recht über ein komme mit der li-
nea reflexionis I L H G D,
wie es dann leichtlich zu thun/ das ist: Daß
das Bild der Musqueten/ an dem ort oben bey dem ende deß Rohrs/ nicht ge-

gen

Sechſter Theil der Erquickſtunden.
Stuben ſetzet/ mit Vorhaͤngen oder Tapezerey verhaͤnget/ daß man daran
nichts als ein viereckicht Loch ſehen kan/ vnd in dem Kaͤſtlein ein Wachs-
liechtlein anzuͤndet/ ſo wird man darinn Wunder/ wegen der manch faͤlti-
gen reflexionen ſehen ja ſo weit/ daß man auch deren kein ende mit dem
Geſicht finden kan.

Diß Wunder noch groͤſſer zu machen/ will ich dir ein ſonberbar Secret
an die Hand geben: Laß dir 8 dreyeckichte vnd 13 vierecktichte flache Spie-
gel machen/ derer ſeiten alle einander gleich/ bringe ſie in ein Corpus, daß
die Spiegel jnnwendig mit jhren polierten Flaͤchen kommen. Diß Corpo-
ris rete
findeſt du in Albrecht Duͤrers 4 Buch/ in ſeiner Geometria, im La-
teiniſchen Exemplar am 154 blat/ Jſt ein Corpusirregulare, abgeſchnid-
ten auß dem Cubo, Laß an einem Ort ein vierung eines viereckichten Spie-
gels groß/ offen/ handle im uͤbrigen/ mit ſolchem geſpiegelten Corpore, wie
zuvor geſagt/ ſo wirſt du ein groſſes Wunder ſehen.

Die xxiii. Auffgab.
Durch mittel eines flachen Spiegels/ ein Muſqueten auff die
Achſel zu nemen/ vnd hinderſich ſo juſt zu ſchieſſen/ als
obs einer an den Backen geſchlagen haͤtte/
auß dem Frantzoͤſiſchen Authore.

Der Spiegel ſey A B, die Muſqueten E F, der Zweck nach welchem
ſoll geſchoſſen werden C, vnd das Aug deß ſchieſſenden I. Nun ſoll er juſt

[Abbildung]
zu ruck ſchieſſen in das ſchwartz C,
wann er gleich die Scheuben zu
ruck hat vnd nit anſehen kan. Der
Zweck E wird erſcheinẽ im D in der
linea reflexiõis I L D, vñ im dun-
ckeln deß einfallẽs C A D. Nu muß
der Mañ mit der Muſqueten E F
ſich alſo bewegẽ daß ſein Bildnuß
G H recht uͤber ein kom̃e mit der li-
nea reflexionis I L H G D,
wie es dann leichtlich zu thun/ das iſt: Daß
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[294/0308] Sechſter Theil der Erquickſtunden. Stuben ſetzet/ mit Vorhaͤngen oder Tapezerey verhaͤnget/ daß man daran nichts als ein viereckicht Loch ſehen kan/ vnd in dem Kaͤſtlein ein Wachs- liechtlein anzuͤndet/ ſo wird man darinn Wunder/ wegen der manch faͤlti- gen reflexionen ſehen ja ſo weit/ daß man auch deren kein ende mit dem Geſicht finden kan. Diß Wunder noch groͤſſer zu machen/ will ich dir ein ſonberbar Secret an die Hand geben: Laß dir 8 dreyeckichte vnd 13 vierecktichte flache Spie- gel machen/ derer ſeiten alle einander gleich/ bringe ſie in ein Corpus, daß die Spiegel jnnwendig mit jhren polierten Flaͤchen kommen. Diß Corpo- ris rete findeſt du in Albrecht Duͤrers 4 Buch/ in ſeiner Geometria, im La- teiniſchen Exemplar am 154 blat/ Jſt ein Corpusirregulare, abgeſchnid- ten auß dem Cubo, Laß an einem Ort ein vierung eines viereckichten Spie- gels groß/ offen/ handle im uͤbrigen/ mit ſolchem geſpiegelten Corpore, wie zuvor geſagt/ ſo wirſt du ein groſſes Wunder ſehen. Die xxiii. Auffgab. Durch mittel eines flachen Spiegels/ ein Muſqueten auff die Achſel zu nemen/ vnd hinderſich ſo juſt zu ſchieſſen/ als obs einer an den Backen geſchlagen haͤtte/ auß dem Frantzoͤſiſchen Authore. Der Spiegel ſey A B, die Muſqueten E F, der Zweck nach welchem ſoll geſchoſſen werden C, vnd das Aug deß ſchieſſenden I. Nun ſoll er juſt [Abbildung] zu ruck ſchieſſen in das ſchwartz C, wann er gleich die Scheuben zu ruck hat vnd nit anſehen kan. Der Zweck E wird erſcheinẽ im D in der linea reflexiõis I L D, vñ im dun- ckeln deß einfallẽs C A D. Nu muß der Mañ mit der Muſqueten E F ſich alſo bewegẽ daß ſein Bildnuß G H recht uͤber ein kom̃e mit der li- nea reflexionis I L H G D, wie es dann leichtlich zu thun/ das iſt: Daß das Bild der Muſqueten/ an dem oꝛt oben bey dem ende deß Rohrs/ nicht ge- gen

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Zitationshilfe: Schwenter, Daniel: Deliciae physico-mathematicae oder mathematische und philosophische Erquickstunden. Nürnberg, 1636, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwenter_deliciae_1636/308>, abgerufen am 27.04.2024.