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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Johannis Angeli
41. Daß Abendmahls deß Lamms.
Daß Lamm daß hat sein Mahl zur Abendszeit be-
stimt:
Warumb? weil man darauf zur Ewgen ruhe kömmt.
42. Maria.
Maria wird genennt ein Thron und Gotts Gezelt/
Ein' Arche/ Burg/ Thurn/ Hauß/ ein Brunn/ Baum/
Gartenspiegel/
Ein Meer/ ein Stern/ der Mon/ die Morgenröth'
ein Hügel:
Wie kan sie alles seyn? sie ist ein' andre Welt.
43. Der Jünger den GOtt liebt.
Ein Mensch der gantz und gar sich abwendt von der
Welt/
Und seinen Leib und Seel dem HErren heilig hält/
Stirbt noch verdirbet nicht/ ob man im gleich vergibt.
Fragstu warumb? er ist der Jünger den er liebt.
44. Roth und Weiß.
Roth von deß HErren Blut wie Sammet Röselein/
Durch Unschuld weiß wie Schnee sol deine Seele sein.
45. Von Maria Magdalene an dem
Creutze.
Wie daß die Magdalen daß Creutze so umbschrenkt?
Es ist weil JEsus dran jhr Allerliebster hängt.
46. Auf die Wunden JEsu.
Jch seh die Wunden an als offne Himmelspforten/
Und kan numehr hinein an fünff gewissen orten.
Wo komm ich aber straks bey meinem GOtt zustehn?
Jch wil durch Füss und Händ' ins Hertz der Liebe gehn.
47. Dort geht es anders zu.

Hier hängt daß Lamb am Creutz/ dort sitzts auf Got-
testhron/
Hier trägts den Dornenkrantz/ dort eine Kaiserkron:

Hier
Johannis Angeli
41. Daß Abendmahls deß Lamms.
Daß Lamm daß hat ſein Mahl zur Abendszeit be-
ſtimt:
Warumb? weil man darauf zur Ewgen ruhe koͤm̃t.
42. Maria.
Maria wird genennt ein Thron und Gotts Gezelt/
Ein’ Arche/ Burg/ Thurn/ Hauß/ ein Brunn/ Baum/
Gartenſpiegel/
Ein Meer/ ein Stern/ der Mon/ die Morgenroͤth’
ein Huͤgel:
Wie kan ſie alles ſeyn? ſie iſt ein’ andre Welt.
43. Der Juͤnger den GOtt liebt.
Ein Menſch der gantz und gar ſich abwendt von der
Welt/
Und ſeinen Leib und Seel dem HErren heilig haͤlt/
Stirbt noch verdirbet nicht/ ob man im gleich vergibt.
Fragſtu warumb? er iſt der Juͤnger den er liebt.
44. Roth und Weiß.
Roth von deß HErren Blut wie Sammet Roͤſelein/
Durch Unſchuld weiß wie Schnee ſol deine Seele ſein.
45. Von Maria Magdalene an dem
Creutze.
Wie daß die Magdalen daß Creutze ſo umbſchrenkt?
Es iſt weil JEſus dran jhr Allerliebſter haͤngt.
46. Auf die Wunden JEſu.
Jch ſeh die Wunden an als offne Himmelspforten/
Und kan numehr hinein an fuͤnff gewiſſen orten.
Wo komm ich aber ſtraks bey meinem GOtt zuſtehn?
Jch wil durch Fuͤſſ und Haͤnd’ ins Hertz der Liebe gehn.
47. Dort geht es anders zu.

Hier haͤngt daß Lamb am Creutz/ dort ſitzts auf Got-
testhron/
Hier traͤgts den Dornenkrantz/ dort eine Kaiſerkron:

Hier
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[126[124]/0130] Johannis Angeli 41. Daß Abendmahls deß Lamms. Daß Lamm daß hat ſein Mahl zur Abendszeit be- ſtimt: Warumb? weil man darauf zur Ewgen ruhe koͤm̃t. 42. Maria. Maria wird genennt ein Thron und Gotts Gezelt/ Ein’ Arche/ Burg/ Thurn/ Hauß/ ein Brunn/ Baum/ Gartenſpiegel/ Ein Meer/ ein Stern/ der Mon/ die Morgenroͤth’ ein Huͤgel: Wie kan ſie alles ſeyn? ſie iſt ein’ andre Welt. 43. Der Juͤnger den GOtt liebt. Ein Menſch der gantz und gar ſich abwendt von der Welt/ Und ſeinen Leib und Seel dem HErren heilig haͤlt/ Stirbt noch verdirbet nicht/ ob man im gleich vergibt. Fragſtu warumb? er iſt der Juͤnger den er liebt. 44. Roth und Weiß. Roth von deß HErren Blut wie Sammet Roͤſelein/ Durch Unſchuld weiß wie Schnee ſol deine Seele ſein. 45. Von Maria Magdalene an dem Creutze. Wie daß die Magdalen daß Creutze ſo umbſchrenkt? Es iſt weil JEſus dran jhr Allerliebſter haͤngt. 46. Auf die Wunden JEſu. Jch ſeh die Wunden an als offne Himmelspforten/ Und kan numehr hinein an fuͤnff gewiſſen orten. Wo komm ich aber ſtraks bey meinem GOtt zuſtehn? Jch wil durch Fuͤſſ und Haͤnd’ ins Hertz der Liebe gehn. 47. Dort geht es anders zu. Hier haͤngt daß Lamb am Creutz/ dort ſitzts auf Got- testhron/ Hier traͤgts den Dornenkrantz/ dort eine Kaiſerkron: Hier

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 126[124]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/130>, abgerufen am 26.04.2024.